Georg Pöltl: Unterschied zwischen den Versionen

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Schorschi sympatisierte mit den Juden und zeigte seiner Cousine Gertraud (Bobby) Hein geb. Conrad (*1931 München), dass er unter seinem Hemd einen gelben Judenstern trug, den er sich auf sein Unterhemd genäht hatte. Auf diese Weise versuchte er wohl seine Verbundenheit mit den Juden zu zeigen.  
Schorschi sympatisierte mit den Juden und zeigte seiner Cousine Gertraud (Bobby) Hein geb. Conrad (*1931 München), dass er unter seinem Hemd einen gelben Judenstern trug, den er sich auf sein Unterhemd genäht hatte. Auf diese Weise versuchte er wohl seine Verbundenheit mit den Juden zu zeigen.  


Als Georg Pöltl am 13.2.1945 einem jüdischen Mädchen Essbares reichte, wurde er beobachtet und ins KZ Dachau eingeliefert. Seine Häftlingsnummer war 140997. Ein Auszug aus einer Nachkriegsabschrift der Originalhäftlingskartei aus dem Konzentrationslager Dachau zeigt, dass Georg Pöltl in ''Schutzhaft und unter NAL'' eingestuft wurde. NAL bedeutet, nicht aus dem Lager. Häftlinge, die für eine Vernehmung zweiten oder dritten Grades durch die Politische Abteilung oder zur Exekution bestimmt waren. Sein letzter Wohnsitz war München-[[Bogenhausen]], [[Scheinerstraße]] 33.
Am 13.2.1945 wurde Georg Pöltl ins KZ Dachau eingeliefert, seine Häftlingsnummer war 140997. Ein Auszug aus einer Nachkriegsabschrift der Originalhäftlingskartei aus dem Konzentrationslager Dachau zeigt, dass Georg Pöltl in ''Schutzhaft und unter NAL'' eingestuft wurde. NAL bedeutet, nicht aus dem Lager. Häftlinge, die für eine Vernehmung zweiten oder dritten Grades durch die Politische Abteilung oder zur Exekution bestimmt waren. Sein letzter Wohnsitz war München-[[Bogenhausen]], [[Scheinerstraße]] 33.


Wohl durch katastrophale hygienischen Bedingungen im [[KZ Dachau]], die dort 1945 herrschten, bekam er die Ruhr. Nach Auskunft von dem Mithäftling Rudolf Bierle und Kugler († 1946 München) wurde Georg Pöltl wohl noch lebend ins Krematorium gebracht. Neuere Erkenntnisse sprechen davon, dass noch im Februar 1945 das Krematorium geschlossen wurde, Georg Pöltl an der Ruhr und Unterernährung im KZ Dachau im Alter von 16 Jahren am 4.4.1945 starb und seine Leiche in einem Massengrab verscharrt wurde.
Wohl durch katastrophale hygienischen Bedingungen im [[KZ Dachau]], die dort 1945 herrschten, bekam er eine ansteckende Krankheit. Nach Auskunft von dem Mithäftling Rudolf Bierle und Kugler († 1946 München) wurde Georg Pöltl noch lebend abtransportiert, wohin unbekannt. Neuere Erkenntnisse sprechen davon, dass 1945 das Krematorium geschlossen war, Georg Pöltl an seiner Krankheit und Unterernährung im KZ Dachau im Alter von 16 Jahren am 4.4.1945 starb und seine Leiche in einem Massengrab liegt.


Anfang April 1945 fuhren seine Mutter Maria Pöltl und deren Schwester [[Karoline Wittmann]], geb. Erlacher (* 1913 München, † 1978) nach Dachau zum KZ und wollten dort für Georg Pöltl ein Esspaket abgeben. Darauf hin wurde den Beiden von der Lagerverwaltung mitgeteilt, sie können das Paket wieder mitnehmen und eine Handvoll Asche dazu. An diesem  Schicksal ihres einzigen Kindes ist seine Mutter Maria Pöltl letztendlich zerbrochen - bis zu ihrem Tod 1984 wollte sie den Tod ihres einzigen Kindes nicht wahrhaben und bekam Weinkrämpfe, wenn man auf ihren Sohn zu sprechen kam.
Anfang April 1945 fuhren seine Mutter Maria Pöltl und deren Schwester [[Karoline Wittmann]], geb. Erlacher (* 1913 München, † 1978) nach Dachau zum KZ und wollten dort für Georg Pöltl ein Esspaket abgeben. Darauf hin wurde den Beiden von der Lagerverwaltung mitgeteilt, sie können das Paket wieder mitnehmen und eine Handvoll Asche dazu. An diesem  Schicksal ihres einzigen Kindes ist seine Mutter Maria Pöltl letztendlich zerbrochen - bis zu ihrem Tod 1984 wollte sie den Tod ihres einzigen Kindes nicht wahrhaben und bekam Weinkrämpfe, wenn man auf ihren Sohn zu sprechen kam.


Karoline Wittmann hat um 1940 ihre Schwester mit ihrem Schorschi im Arm auf der [[Akademie der Bildenden Künste]] in München in Öl gemalt. Vorlage war eine Zeichnung aus 1930. Dieses Bild befindet sich heute im Besitz der Bürgerstiftung für verfemte Kunst in Solingen und war im Januar 2013 in der Ausstellung im Deutschen Bundestag "Kunst in der Katastrophe" ausgestellt (Katalog Seite 30 und Abb. Seite 31) sowie im Ephrahimpalais Berlin in der Ausstellung "verfemt, verfolgt - vergessen? Kunst im Nationalsozialismus vom 15.3.-28.7.2013. Georg Pöltl hat kein Grab, nur dieses Ölbild zeigt ihn als Baby in den Armen der Mutter.Die Unterlagen zu Georg Pöltl hat die Nachlassverwaltung von Karoline Wittmann pm.wittmann@web.de   
Karoline Wittmann hat um 1940 ihre Schwester mit ihrem Schorschi im Arm auf der [[Akademie der Bildenden Künste]] in München in Öl gemalt. Vorlage war eine Zeichnung aus 1930. Dieses Bild befindet sich heute im Besitz der Bürgerstiftung für verfemte Kunst in Solingen und war im Januar 2013 in der Ausstellung im Deutschen Bundestag "Kunst in der Katastrophe" ausgestellt (Katalog Seite 30 und Abb. Seite 31) sowie im Ephrahimpalais Berlin in der Ausstellung "verfemt, verfolgt - vergessen? Kunst im Nationalsozialismus vom 15.3.-28.7.2013. Georg Pöltl hat kein Grab, nur dieses Ölbild zeigt ihn als Baby in den Armen der Mutter. Die Unterlagen zu Georg Pöltl hat die Nachlassverwaltung von Karoline Wittmann pm.wittmann@web.de   


===Siehe auch===  
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