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(Die Seite wurde neu angelegt: „'''Wilhelm Herzog''' (* 12. Januar 1884 in Berlin; † 18. April 1960 in München) war ein deutscher Literatur- und Kulturhistoriker, Dramatiker und Enzyklopä…“) |
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Pan war eine seit November 1910 erscheinende Halbmonatsschrift, die anfangs von Wilhelm Herzog und Paul Cassirer, später von Alfred Kerr herausgegeben wurde | Pan war eine seit November 1910 erscheinende Halbmonatsschrift, die anfangs von Wilhelm Herzog und Paul Cassirer, später von Alfred Kerr herausgegeben wurde | ||
Es sich um eine verheiratete Dame handelte. Zudem war {{WL2|Tilla Durieux}} ausgerechnet die Frau des Verlegers {{WL2|Paul Cassirer}}, dessen Pan von ihm wegen Verstoßes gegen die Sittlichkeit beschlagnahmt worden war. {{WL2|Alfred Kerr}}, hocherfreut über {{WL2|Traugott von Jagow}}s privaten Sündenfall, ergriff gegen die Einwände Herzogs<ref>Herzogs Darstellung der Affäre Jagow befindet sich in : Herzog, Menschen denen ich begegnete, S. 399ff. Vgl. Auch Herzog: Jagow und der Pan. Noch</ref> und Cassirers die Gelegenheit, den politischen Gegner der Doppelmoral zu überführen. Er veröffentlichte den Brief samt Auslegung im nächsten Heft des Pan. Die Affäre entwickelte sich allerdings wesentlich anders, als sich Kerr gewünscht hatte. Von Jagow dachte nicht daran zurückzutreten. Hingegen war Kerrs Vorgehen besonders die Veröffentlichung des Briefes, Anlaß für die verschiedensten Stellungnahmen. Nicht nur die Tagespresse beteiligte sich. In der Schaubühne, der Berliner Konkurrentin des Pan, wurde heftigst gegen Kerrs Indiskretion polemisiert, was wiederum die Verteidiger Kerrs mobilisierte. So rechtfertigte ihn {{WL2|Franz Pfemfert}} in der Aktion, die im weiteren Verlauf auch andere Anhänger Kerrs, allen voran Kurt Hiller, zu Wort kommen ließ. Karl Kraus mischte sich aus Wien mit der Fackel ein, Worauf er seinerseits von {{WL2|Max Brod}}, dem Mitarbeiter des Pan, Scharf attackiert wurde - im übrigen war dies der Beginn eines langen Streits zwischen Brod und Kraus. | Es sich um eine verheiratete Dame handelte. Zudem war {{WL2|Tilla Durieux}} ausgerechnet die Frau des Verlegers {{WL2|Paul Cassirer}}, dessen Pan von ihm wegen Verstoßes gegen die Sittlichkeit beschlagnahmt worden war. {{WL2|Alfred Kerr}}, hocherfreut über {{WL2|Traugott von Jagow}}s privaten Sündenfall, ergriff gegen die Einwände Herzogs<ref>Herzogs Darstellung der Affäre Jagow befindet sich in : Herzog, Menschen denen ich begegnete, S. 399ff. Vgl. Auch Herzog: Jagow und der Pan. Noch</ref> und Cassirers die Gelegenheit, den politischen Gegner der Doppelmoral zu überführen. Er veröffentlichte den Brief samt Auslegung im nächsten Heft des Pan. Die Affäre entwickelte sich allerdings wesentlich anders, als sich Kerr gewünscht hatte. Von Jagow dachte nicht daran zurückzutreten. Hingegen war Kerrs Vorgehen besonders die Veröffentlichung des Briefes, Anlaß für die verschiedensten Stellungnahmen. Nicht nur die Tagespresse beteiligte sich. In der Schaubühne, der Berliner Konkurrentin des Pan, wurde heftigst gegen Kerrs Indiskretion polemisiert, was wiederum die Verteidiger Kerrs mobilisierte. So rechtfertigte ihn {{WL2|Franz Pfemfert}} in der Aktion, die im weiteren Verlauf auch andere Anhänger Kerrs, allen voran Kurt Hiller, zu Wort kommen ließ. {{WL2|Karl Kraus}} mischte sich aus Wien mit der Fackel ein, Worauf er seinerseits von {{WL2|Max Brod}}, dem Mitarbeiter des Pan, Scharf attackiert wurde - im übrigen war dies der Beginn eines langen Streits zwischen Brod und Kraus. | ||
Der neugegründete Pan hatte dank des Berliner Polizeipräsidenten einen beträchtlichen Bekanntheitsgrad innerhalb der literarischen Szene erzielt. | |||
===Flaubert-Zensurprozeß=== | ===Flaubert-Zensurprozeß=== | ||
Im Sommer 1911 fand der Flaubert-Zensurprozeß statt. Als Sachverständiger gutachtete {{WL2|Richard Dehmel}}, der die Frage, ob Flaubert unsittliche Tendenzen verfolgt habe, absurd und indiskutabel fand. Trotzdem gab das Gericht dem Staatsanwalt und dessen Befürchtung recht, die Schrift hätte in die Hand sittlich nicht gefestigter Leser gelangen können. Herzog und Cassirer, denen man nun vorwarf, diesen Umstand nicht bedacht zu haben, | Im Sommer 1911 fand der Flaubert-Zensurprozeß statt. Als Sachverständiger gutachtete {{WL2|Richard Dehmel}}, der die Frage, ob Flaubert unsittliche Tendenzen verfolgt habe, absurd und indiskutabel fand. Trotzdem gab das Gericht dem Staatsanwalt und dessen Befürchtung recht, die Schrift hätte in die Hand sittlich nicht gefestigter Leser gelangen können. Herzog und Cassirer, denen man nun vorwarf, diesen Umstand nicht bedacht zu haben, |
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