Ohel Jakob: Unterschied zwischen den Versionen

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==Die neue Hauptsynagoge==
==Die neue Hauptsynagoge==
Zunächst sieht der Besucher einen monolithischen Baukörper über einander gestapelter Werksteine. Sie bestehen aus deutlich gemaserten Travertin-Platten. Der zugrunde liegende architektonische Gedanke ist die Kombination der Elemente „Tempel“ und „Zelt“. Denn ''Ohel'' ist natürlich nur heutzutage mit Haus zu übersetzen. Früher wurde in Kleinasien das Zelt damit bezeichnet.  
Zunächst sieht der Besucher einen monolithischen Baukörper über einander gestapelter Werksteine. Die Steine wurden aus Israel geliefert und sollen an die Klagemauer erinnern. Sie bestehen aus deutlich gemaserten Travertin-Platten. Der zugrunde liegende architektonische Gedanke ist die Kombination der Elemente „Tempel“ und „Zelt“. Denn ''Ohel'' ist natürlich nur heutzutage mit Haus zu übersetzen. Früher wurde in Kleinasien das Zelt damit bezeichnet.  


Im Inneren gibt es dem entsprechend ein zeltartiges Gebilde, das aus drei Schichten gebildet wird. Die Tragstruktur des Zeltes besteht aus Stahlblech, das wie Davidsterne geformt wurde. Darüber liegt eine Schicht Verglasung. Die oberste Lage ist ein Metallgewebe, das lichtdurchlässig ist.
Im Inneren gibt es dem entsprechend ein zeltartiges Gebilde, das aus drei Schichten gebildet wird. Die Tragstruktur des Zeltes besteht aus Stahlblech, das wie Davidsterne geformt wurde. Darüber liegt eine Schichtverglasung. Die oberste Lage ist ein Metallgewebe, das lichtdurchlässig ist.


An ihrem Westrand betritt man die Synagoge durch die Vorhalle. Das Zentrum jeder Synagoge enthält ein Vorlesepult und den Thora-Schrein. Die Frauenplätze dieser Synagoge liegen hinter einer Mechiza, einem Sichtschutz.  
An ihrem Westrand betritt man die Synagoge durch die Vorhalle. Das Zentrum jeder Synagoge enthält ein Vorlesepult und den Thora-Schrein. Die Frauenplätze dieser Synagoge liegen hinter einer Mechiza, einem Sichtschutz.  
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Die durch den Architekten [[Albert Schmidt]] entworfene und unter seiner Bauleitung enstandene Hauptsynagoge wurde an der [[Herzog-Max-Straße]] No. 7, an der Ecke mit der [[Maxburgstraße]], und der [[Kapellenstraße]] im [[Kreuzviertel]] errichtet. 188ß-1882 erwarb die Israelitsche Kultusgemeinde einen Teil des Bauplatzes von dem Bauuunternehmer Rasch, und einen Teil vom Bayerischen Staat. Die Planungen für eine Synagoge gehen auf das Jahr 1878 zurück. In den Jahren 1884 bis 1887 wurde das Bauwerk errichtet. Zur rechten Seite (vom Gebäude aus links), wie auf dem Foto zu sehen, waren die Gebäude für die Rabbinerwohnung und Gemeinderäume im gleichen Stil wie die Synagoge errichtet worden.
Die durch den Architekten [[Albert Schmidt]] entworfene und unter seiner Bauleitung enstandene Hauptsynagoge wurde an der [[Herzog-Max-Straße]] No. 7, an der Ecke mit der [[Maxburgstraße]], und der [[Kapellenstraße]] im [[Kreuzviertel]] errichtet. 188ß-1882 erwarb die Israelitsche Kultusgemeinde einen Teil des Bauplatzes von dem Bauuunternehmer Rasch, und einen Teil vom Bayerischen Staat. Die Planungen für eine Synagoge gehen auf das Jahr 1878 zurück. In den Jahren 1884 bis 1887 wurde das Bauwerk errichtet. Zur rechten Seite (vom Gebäude aus links), wie auf dem Foto zu sehen, waren die Gebäude für die Rabbinerwohnung und Gemeinderäume im gleichen Stil wie die Synagoge errichtet worden.


Am 8. Juni bis in den Juli [[1938]] wurden im Auftrag Hitlers die Abbrucharbeiten zwangsweise durchgeführt. Hitler soll den Anblick des Bauwerks angeblich nicht ertragen haben. Die Thorarollen konnten gerettet werden. Die jüdische Gemeinde wurde gezwungen die Abrisskosten zu übernehmen. An ihrem ehemaligen Standort erinnert ein Gedenkstein an die Zerstörung.
Am 8. Juni bis in den Juli [[1938]] wurden im Auftrag Hitlers die Abbrucharbeiten zwangsweise durchgeführt. Hitler soll den Anblick des Bauwerks angeblich nicht ertragen haben. Die Thorarollen konnten gerettet werden. Die jüdische Gemeinde wurde gezwungen, die Abrisskosten zu übernehmen. An ihrem ehemaligen Standort erinnert ein Gedenkstein an die Zerstörung.


Das nach dem [[Zweiter Weltkrieg|zweiten Weltkrieg]] "freie" Areal wurde zwischen 1953-1960 durch Erweiterungen des vorhandenen Komplexes, des Kaufhauses [[Karstadt]], [[Neuhauser Straße]] 20, überbaut. Im Jahre 2002/2003 wurden diese Gebäudeteile entfernt, um dann in den Jahren 2003-2004 einen ''modernen'' gigantischen, Einheitsgebäudekomplex aufstellen zu können. Auf unserer Ansicht aus dem Jahre 1893 ist der bereits eingezäunte Bauplatz des noch zu errichtenden Künstlerhauses zu sehen.
Das nach dem [[Zweiter Weltkrieg|zweiten Weltkrieg]] "freie" Areal wurde zwischen 1953-1960 durch Erweiterungen des vorhandenen Komplexes, des Kaufhauses [[Karstadt]], [[Neuhauser Straße]] 20, überbaut. Im Jahre 2002/2003 wurden diese Gebäudeteile entfernt, um dann in den Jahren 2003-2004 einen ''modernen'' gigantischen, Einheitsgebäudekomplex aufstellen zu können. Auf unserer Ansicht aus dem Jahre 1893 ist der bereits eingezäunte Bauplatz des noch zu errichtenden Künstlerhauses zu sehen.
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*[http://www.sueddeutsche.de/muenchen/juedische-geschichte-wie-muenchen-vor-jahren-seine-synagoge-verlor-1.4004815  Jüdische Geschichte Wie München vor 80 Jahren seine Synagoge verlor.] SZ    8. Juni 2018,
*[http://www.sueddeutsche.de/muenchen/juedische-geschichte-wie-muenchen-vor-jahren-seine-synagoge-verlor-1.4004815  Jüdische Geschichte Wie München vor 80 Jahren seine Synagoge verlor.] SZ    8. Juni 2018,


Der abendliche Festakt zur Einweihung der neuen Synagoge am 16. September 1887 war ein gesellschaftliches Ereignis, an dem neben den Repräsentanten der jüdischen Gemeinde auch Minister, Bürgermeister und andere Honoratioren teilnahmen. Einige Wochen zuvor hatte bereits Prinzregent Luitpold den Neubau besichtigt und seine "Anerkennung über die Großartigkeit des Bauwerkes" ausgesprochen. Das war nicht übertrieben: Nicht nur die Fassade machte Eindruck, auch die Inneneinrichtung war von erlesener Qualität.
Der abendliche Festakt zur Einweihung der neuen Synagoge am 16. September 1887 war ein gesellschaftliches Ereignis, an dem neben den Repräsentanten der jüdischen Gemeinde auch Minister, Bürgermeister und andere Honoratioren teilnahmen. Einige Wochen zuvor hatte bereits Prinzregent Luitpold den Neubau besichtigt und seine "Anerkennung über die Großartigkeit des Bauwerkes" ausgesprochen. Das war nicht übertrieben: Nicht nur die Fassade machte Eindruck, auch die Inneneinrichtung war von erlesener Qualität.


Der Rabbiner Leo Baerwald schwärmte: "Die aus verschiedenen Marmor gebildeten Säulen, Stufen und Umkleidungen, die reichen Metallbeschläge der Türen, die bronzenen Leuchter betonen eindrucksvoll die Ostwand mit heiliger Lade, Estrade und Kanzel. Sie sind von wohltuender Harmonie in Farbe und Proportionen und wirken, ohne überladen zu sein, prächtig, da die Synagoge sonst große Schlichtheit aufweist." Mehr als 1,3 Millionen Mark - eine gewaltige Summe für die damalige Zeit - hatte die Kultusgemeinde für den Grunderwerb, die Baukosten und die Innenrichtung zusammengekratzt. Mit 1000 Sitzen für die Männer und 800 für die Frauen war die Münchner Synagoge die drittgrößte in Deutschland, übertroffen nur von den Synagogen in Berlin und Breslau.
Der Rabbiner Leo Baerwald schwärmte: „Die aus verschiedenen Marmor gebildeten Säulen, Stufen und Umkleidungen, die reichen Metallbeschläge der Türen, die bronzenen Leuchter betonen eindrucksvoll die Ostwand mit heiliger Lade, Estrade und Kanzel. Sie sind von wohltuender Harmonie in Farbe und Proportionen und wirken, ohne überladen zu sein, prächtig, da die Synagoge sonst große Schlichtheit aufweist.Mehr als 1,3 Millionen Mark - eine gewaltige Summe für die damalige Zeit - hatte die Kultusgemeinde für den Grunderwerb, die Baukosten und die Innenrichtung zusammengekratzt. Mit 1000 Sitzen für die Männer und 800 für die Frauen war die Münchner Synagoge die drittgrößte in Deutschland, übertroffen nur von den Synagogen in Berlin und Breslau.


In seinem Buch "Synagogen und jüdische Friedhöfe in München" schreibt Wolfram Selig über die Zeit nach der Vollendung des neuen Gotteshauses: "Normalität schien nun einzukehren. Der größte Teil der Münchner Juden fühlte sich akzeptiert, glaubte, das lang erstrebte Ziel erreicht zu haben: als Deutsche - und zwar gute Deutsche - jüdischen Glaubens anerkannt zu sein." Doch der Schein trog. Gleichsam im Schatten der heiteren Kunststadt München gedieh der Antisemitismus, der in den völkischen und nationalistischen Bewegungen der Zwanzigerjahre mehr und mehr an Boden gewann. Im Nationalsozialismus schließlich waren sämtliche Dämme gebrochen, die die Barbarei noch zurückgehalten hatten.
In seinem Buch „Synagogen und jüdische Friedhöfe in München” schreibt Wolfram Selig über die Zeit nach der Vollendung des neuen Gotteshauses: „Normalität schien nun einzukehren. Der größte Teil der Münchner Juden fühlte sich akzeptiert, glaubte, das lang erstrebte Ziel erreicht zu haben: als Deutsche - und zwar gute Deutsche - jüdischen Glaubens anerkannt zu sein.Doch der Schein trog. Gleichsam im Schatten der heiteren Kunststadt München gedieh der Antisemitismus, der in den völkischen und nationalistischen Bewegungen der Zwanzigerjahre mehr und mehr an Boden gewann. Im Nationalsozialismus schließlich waren sämtliche Dämme gebrochen, die die Barbarei noch zurückgehalten hatten.


Als die Israelitische Kultusgemeinde im Jahr 1937 den 50. Jahrestag der Errichtung der Hauptsynagoge beging
Die Israelitische Kultusgemeinde beging im Jahr 1937 den 50. Jahrestag der Errichtung der Hauptsynagoge.


Am 7. Juni 1938 besucht Adolf Hitler eine Veranstaltung im Künstlerhaus, das nahe der Synagoge steht. Unmittelbar danach ordnet er den Abriss des jüdischen Gotteshaus an. Alfred Neumeyer schreibt rückblickend: "Am 8. Juni 1938 wurde ich zum Ministerium des Inneren vorgeladen (…) Es wurde mir von den Ministerialreferenten eröffnet, dass die Synagoge als Verkehrshindernis am nächsten Tage abgetragen werden müsse." Die Kultusgemeinde wird gezwungen, das Grundstück für lächerliche 100.000 Mark an die Stadt München zu verkaufen, die sich sofort daran macht, den Führerbefehl umzusetzen.


Am 7. Juni 1938 besucht Adolf Hitler eine Veranstaltung im Künstlerhaus, das nahe der Synagoge steht. Unmittelbar danach ordnet er den Abriss des jüdischen Gotteshaus an. Alfred Neumeyer schreibt rückblickend: "Am 8. Juni 1938 wurde ich zum Ministerium des Inneren vorgeladen (...) Es wurde mir von den Ministerialreferenten eröffnet, dass die Synagoge als Verkehrshindernis am nächsten Tage abgetragen werden müsse." Die Kultusgemeinde wird gezwungen, das Grundstück für lächerliche 100 000 Mark an die Stadt München zu verkaufen, die sich sofort daran macht, den Führerbefehl umzusetzen.


 
Der Komponist und Sänger Emanuel Kirschner, geboren 1857, war Oberkantor der Hauptsynagoge an der Herzog-Max-Straße, ehe er 1926 in den Ruhestand trat. Am 8. Juni 1938 aber bittet ihn Alfred Neumeyer, der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde München, noch einmal in der Synagoge zu singen. Es würde das letzte Mal sein, denn am Morgen war Neumeyer mitgeteilt worden, dass der Prachtbau nahe der [[Maxburg]] am folgenden Tag abgerissen werde.
Der Komponist und Sänger Emanuel Kirschner, geboren 1857, war Oberkantor der Hauptsynagoge an der Herzog-Max-Straße, ehe er 1926 in den Ruhestand trat. Am 8. Juni 1938 aber bittet ihn Alfred Neumeyer, der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde München, noch einmal in der Synagoge zu singen. Es würde das letzte Mal sein, denn am Morgen war Neumeyer mitgeteilt worden, dass der Prachtbau nahe der Maxburg am folgenden Tag abgerissen werde.


Der 81-jährige Kirschner soll beim Abschiedsgottesdienst den Schlussgesang vortragen. Er ist aus der Übung, er ist erschüttert, und dennoch kommt er dem Wunsch nach. Kirschner singt den 102. Psalm. Davon berichtet er in einem Brief: "Als ich 'mit gebrochenem Herzen' die Treppe zum Almemor hinanstieg, als ich zwar demütig, aber dennoch mit klarer Stimme die meinem Herzen entströmenden Worte zu sagen begann 'T'philloh l'oni ki jaatof' (Ein Gebet des Elenden, wenn er betrübt ist und seine Klage vor dem Ewigen ausschüttet) und tiefe Ergriffenheit in der die Synagoge füllenden Gemeinde auslöste, dankte ich meinem Schöpfer, der mir diese Widerstandskraft verlieh."
Der 81-jährige Kirschner soll beim Abschiedsgottesdienst den Schlussgesang vortragen. Er ist aus der Übung, er ist erschüttert, und dennoch kommt er dem Wunsch nach. Kirschner singt den 102. Psalm. Davon berichtet er in einem Brief: "Als ich 'mit gebrochenem Herzen' die Treppe zum Almemor hinanstieg, als ich zwar demütig, aber dennoch mit klarer Stimme die meinem Herzen entströmenden Worte zu sagen begann 'T'philloh l'oni ki jaatof' (Ein Gebet des Elenden, wenn er betrübt ist und seine Klage vor dem Ewigen ausschüttet) und tiefe Ergriffenheit in der die Synagoge füllenden Gemeinde auslöste, dankte ich meinem Schöpfer, der mir diese Widerstandskraft verlieh."


Erschütternde Szenen spielen sich ab. Die jüdische Gemeinde, deren Mitglieder seit der "Machtergreifung" Hitlers von den Nazis drangsaliert, gedemütigt, ausgegrenzt und beraubt werden, steht vor der unfassbaren Tatsache, dass ihre wichtigste Synagoge der NS-Terrorpolitik zum Opfer fällt. Viele Rabbiner aus dem ganzen Land nehmen an der Abschiedsfeier teil - eher zufällig. Eigentlich sind sie in der Stadt, weil gerade eine Versammlung des deutschen Rabbinerverbands in München tagt. Wie die jüdischen Bürger der Stadt nehmen sie Abschied von dem so bedeutenden Gotteshaus, gewiss in Angst, was da noch kommen würde. Kirschner schreibt: "Greise und Jünglinge drängten sich an die Träger der Thora heran, um mit herzzerreißenden Schluchzen die vertriebene Thora küssend zu empfangen. Das war wohl der ergreifendste Moment der improvisierten gottesdienstlichen Veranstaltung."
Erschütternde Szenen spielen sich ab. Die jüdische Gemeinde, deren Mitglieder seit der "Machtergreifung" Hitlers von den Nazis drangsaliert, gedemütigt, ausgegrenzt und beraubt werden, steht vor der unfassbaren Tatsache, dass ihre wichtigste Synagoge der NS-Terrorpolitik zum Opfer fällt. Viele Rabbiner aus dem ganzen Land nehmen an der Abschiedsfeier teil - eher zufällig. Eigentlich sind sie in der Stadt, weil gerade eine Versammlung des deutschen Rabbinerverbands in München tagt. Wie die jüdischen Bürger der Stadt nehmen sie Abschied von dem so bedeutenden Gotteshaus, gewiss in Angst, was da noch kommen würde. Kirschner schreibt: "Greise und Jünglinge drängten sich an die Träger der Thora heran, um mit herzzerreißenden Schluchzen die vertriebene Thora küssend zu empfangen. Das war wohl der ergreifendste Moment der improvisierten gottesdienstlichen Veranstaltung."


Schon am folgenden Tag rücken die Abbrucharbeiter der Firma Leonard Moll an, die sich sputen müssen, denn bis zum 8. Juli, dem "Tag der Deutschen Kunst", soll das Zerstörungswerk vollendet sein. So fordert es der Führer. In seinem Angebot hatte Leonard Moll geschrieben, er könne nicht versprechen, den Termin einzuhalten, weil "ich ein sehr hartes und gutes Mauerwerk vermute". Aber, fügte der Bauunternehmer hinzu: "Ich werde selbstverständlich meine ganze Kraft einsetzen, durch zweischichtige Arbeit wenn irgend möglich das Ziel zu erreichen. Heil Hitler."
Schon am folgenden Tag rücken die Abbrucharbeiter der Firma Leonard Moll an, die sich sputen müssen, denn bis zum 8. Juli, dem "Tag der Deutschen Kunst", soll das Zerstörungswerk vollendet sein. So fordert es der Führer. In seinem Angebot hatte Leonard Moll geschrieben, er könne nicht versprechen, den Termin einzuhalten, weil "ich ein sehr hartes und gutes Mauerwerk vermute". Aber, fügte der Bauunternehmer hinzu: "Ich werde selbstverständlich meine ganze Kraft einsetzen, durch zweischichtige Arbeit wenn irgend möglich das Ziel zu erreichen. Heil Hitler."


Moll hat nicht zu viel versprochen. Noch vor dem 8. Juli ist die Synagoge abgetragen, wofür die Baufirma 200 000 Mark der Stadt in Rechnung stellt. Das NS-Blatt Der Stürmer jubelt in fetten Lettern: "Ein Schandfleck verschwindet." Es ist die erste Synagoge in Deutschland, die der Nazi-Barbarei zum Opfer fällt. So liegt die Vermutung nahe, dass die nationalsozialistische Führung auch testen wollte, wie die Bevölkerung auf einen derartigen Akt reagiert. Man wird zufrieden gewesen sein: Zu nennenswerten Protesten außerhalb der jüdischen Gemeinde, gar zu einem Aufschrei kam es in München nicht.
Moll hat nicht zu viel versprochen. Noch vor dem 8. Juli ist die Synagoge abgetragen, wofür die Baufirma 200.000 Mark der Stadt in Rechnung stellt. Das NS-Blatt Der Stürmer jubelt in fetten Lettern: "Ein Schandfleck verschwindet." Es ist die erste Synagoge in Deutschland, die der Nazi-Barbarei zum Opfer fällt. So liegt die Vermutung nahe, dass die nationalsozialistische Führung auch testen wollte, wie die Bevölkerung auf einen derartigen Akt reagiert. Man wird zufrieden gewesen sein: Zu nennenswerten Protesten außerhalb der jüdischen Gemeinde, gar zu einem Aufschrei kam es in München nicht.


Alfred Neumeyer musste ohnmächtig zusehen, wie das Gotteshaus, der Stolz seiner jüdischen Gemeinde, vernichtet wurde: "Ich stand mit unserem Oberkantor, Prof. Kirschner, auf der Treppe des Verwaltungsgebäudes und schaute auf das Werk der Zerstörung. An unser Ohr tönte der Ruf: 'Achtung, es wird gesprengt.'  
Alfred Neumeyer musste ohnmächtig zusehen, wie das Gotteshaus, der Stolz seiner jüdischen Gemeinde, vernichtet wurde: "Ich stand mit unserem Oberkantor, Prof. Kirschner, auf der Treppe des Verwaltungsgebäudes und schaute auf das Werk der Zerstörung. An unser Ohr tönte der Ruf: 'Achtung, es wird gesprengt.'  


Zum Zeichen der Solidarität mit den Jüdinnen und Juden in München ruft OB Dieter Reiter zur Kundgebung "Zusammenstehen gegen Antisemitismus" am Freitag, 8. Juni, 14.30 Uhr, auf dem St.-Jakobs-Platz auf. Den Aufruf unterstützen viele Institutionen und Organisationen, darunter der DGB, die christlichen Kirchen, das Münchner Forum für Islam oder der Verein "Lichterkette". Die Kundgebung dient auch dem Gedenken an die Zerstörung der Hauptsynagoge durch die Nazis.
Zum Zeichen der Solidarität mit den Jüdinnen und Juden in München ruft OB Dieter Reiter zur Kundgebung "Zusammenstehen gegen Antisemitismus" am Freitag, 8. Juni, 14.30 Uhr, auf dem St.-Jakobs-Platz auf. Den Aufruf unterstützen viele Institutionen und Organisationen, darunter der DGB, die christlichen Kirchen, das Münchner Forum für Islam oder der Verein "Lichterkette". Die Kundgebung dient auch dem Gedenken an die Zerstörung der Hauptsynagoge durch die Nazis.


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