9. November in München: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''9. November''', in Deutschland durch die Reichs-Progrom-Nacht zu trauriger Berühmtheit gekommen, war ein wichtiger - wenn nicht sogar der wichtigste - Feiertag im Jahreszirkel des nationalsozialistischen Feierjahrs; zu diesem Datum fanden, in ritueller Wiederholung des "Hitler-Putsches" von [[1923]] die mit unerhörtem Aufwand verbundenen Feierlichkeiten für die sogenannten "Gefallenen der Bewegung" statt. Vorliegende Seite befasst sich mit der Inszenierung des Datums durch die Nationalsozialisten in München, und behandelt auch den Wandel dieses Datums und seiner Bedeutung für [[München]] in den Jahren [[1918]] - [[1945]].
Der '''9. November''', in Deutschland durch die Reichs-Progrom-Nacht zu trauriger Berühmtheit gekommen, war ein wichtiger - wenn nicht sogar der wichtigste - Feiertag im Jahreszirkel des nationalsozialistischen Feierjahrs. Zu diesem Datum fanden, in ritueller Wiederholung des "Hitler-Putsches" von [[1923]], die mit unerhörtem Aufwand verbundenen Feierlichkeiten für die sogenannten "Gefallenen der Bewegung" statt. Vorliegende Seite befasst sich mit der Inszenierung des Datums durch die Nationalsozialisten in München und behandelt auch den Wandel dieses Datums und seiner Bedeutung für [[München]] in den Jahren [[1918]] - [[1945]].


==Einführung==
==Einführung==
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Der „Hitler-Putsch“ war ein Aufstand unter vielen, welche die Weimarer Republik zu stürzen versuchten; er stellte weder eine Ausnahme im politischen Geschehen dieser Zeit dar, noch tat er sich durch die geringsten Erfolge hervor, die er hätte verzeichnen können. Soweit man vom „Hitler-Putsch“ an sich spricht, könnte man sagen, dass dieser, kaum dass er begonnen hatte, auch schon wieder beendet war:
Der „Hitler-Putsch“ war ein Aufstand unter vielen, welche die Weimarer Republik zu stürzen versuchten; er stellte weder eine Ausnahme im politischen Geschehen dieser Zeit dar, noch tat er sich durch die geringsten Erfolge hervor, die er hätte verzeichnen können. Soweit man vom „Hitler-Putsch“ an sich spricht, könnte man sagen, dass dieser, kaum dass er begonnen hatte, auch schon wieder beendet war:


1923 wurde [[Bayern]] von einem „Triumvirat“ dikatatorisch regiert, das sich aus dem Staatskommissar v. Kahr, Reichswehrkommandant General v. Lossow und Polizeioberst Seißer zusammensetzte. Diese Regierung war nicht von der Reichsregierung gebilligt, damit bestand schon in ihr ein (in diesem Fall: nationalisitsch-rechtsgerichteter) Putsch; die Reichswehr griff nicht ein, da Bayern für den Moment nicht als gefährlich erachtet wurde, und an verschiedenen Stellen der jungen Republik kommunistische Aufstände befriedet sein wollten. Es ließe sich übrigens noch an vielen weiteren Beispielen die Grundhaltung der Ebert-Regierung erörtern,  die – immer um Einigung bemüht und aufgespreizt im Widerstreit vielfältiger Interessen – immer dazu geneigt war, die „Gefahr von Rechts“ gegenüber derjenigen von „Links“ schwer zu unterschätzen. Die Angst vor einer kommunistischen Revolotion nach Vorbild Russlands war allgegenwärtig, der damals sich neu herausbildende Faschismus und militante Konservativismus schien den Machthabern dagegen wohl harmlos-bierselig vorgekommen zu sein. Ein fataler Irrtum.
1923 wurde [[Bayern]] von einem „Triumvirat“ dikatatorisch regiert, das sich aus dem Staatskommissar v. Kahr, Reichswehrkommandant General v. Lossow und Polizeioberst Seißer zusammensetzte. Diese Regierung war nicht von der Reichsregierung gebilligt, damit bestand schon in ihr ein (in diesem Fall: nationalisitsch-rechtsgerichteter) Putsch. Die Reichswehr griff nicht ein, da Bayern für den Moment nicht als gefährlich erachtet wurde und an verschiedenen Stellen der jungen Republik kommunistische Aufstände befriedet sein wollten. Es ließe sich übrigens noch an vielen weiteren Beispielen die Grundhaltung der Ebert-Regierung erörtern,  die – immer um Einigung bemüht und aufgespreizt im Widerstreit vielfältiger Interessen – immer dazu geneigt war, die „Gefahr von Rechts“ gegenüber derjenigen von „Links“ schwer zu unterschätzen. Die Angst vor einer kommunistischen Revolution nach dem Vorbild Russlands war allgegenwärtig, der damals sich neu herausbildende Faschismus und militante Konservativismus schien den Machthabern dagegen wohl harmlos-bierselig vorgekommen zu sein. Ein fataler Irrtum.
Im Oktober [[1923]] beginnt sich die politische Lage im gesamten Land zu entspannen. Hitler und Kumpanen beschließen, die bayerisch-separatistische Putschsituation, solange dies noch möglich ist, für ihre Zwecke zu nutzen und sich mit den Herren v. Kahr, Lossow und Seißer zu einem „Marsch auf Berlin“ - nach dem Vorbild von Moussolinis „Marsch auf Rom“ - zu verbünden.  
Im Oktober [[1923]] beginnt sich die politische Lage im gesamten Land zu entspannen. Hitler und Kumpanen beschließen, die bayerisch-separatistische Putschsituation, solange dies noch möglich ist, für ihre Zwecke zu nutzen und sich mit den Herren v. Kahr, Lossow und Seißer zu einem „Marsch auf Berlin“ - nach dem Vorbild von Moussolinis „Marsch auf Rom“ - zu verbünden.  
Zu diesem Zweck wurden militärische Vorbereitungen getroffen, die SA und befreundete 'Kampfbünde' mobilisiert. Am Abend des 8. November umstellen Hitlers Kämpfer den [[Bürgerbräukeller]], wo eine 'Vertrauenskundgebung' stattfindet. Von Kahr spricht gerade, als Hitler den Saal durchquert und mit seinem berühmten Schuss in die Decke Aufmerksamkeit für seine Person erringt. Er proklamiert die „nationale Revolution“. Den drei vormaligen Putschisten (Kahr, Lossow, Seißer) wird unterdessen im Hinterzimmer unter Zwang eine Zustimmung zur Zusammenarbeit mit Hitlers Gruppe abgenötigt. Noch in der gleichen Nacht widerrufen alle drei dieses Zugeständnis und informieren die Reichswehr. Schon zu diesem Zeitpunkt war der „Hitler-Putsch“ gescheitert.
Zu diesem Zweck wurden militärische Vorbereitungen getroffen, die SA und befreundete 'Kampfbünde' mobilisiert. Am Abend des 8. November umstellen Hitlers Kämpfer den [[Bürgerbräukeller]], wo eine 'Vertrauenskundgebung' stattfindet. Von Kahr spricht gerade, als Hitler den Saal durchquert und mit seinem berühmten Schuss in die Decke Aufmerksamkeit für seine Person erringt. Er proklamiert die „nationale Revolution“. Den drei vormaligen Putschisten (Kahr, Lossow, Seißer) wird unterdessen im Hinterzimmer unter Zwang eine Zustimmung zur Zusammenarbeit mit Hitlers Gruppe abgenötigt. Noch in der gleichen Nacht widerrufen alle drei dieses Zugeständnis und informieren die Reichswehr. Schon zu diesem Zeitpunkt war der „Hitler-Putsch“ gescheitert.
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