36.022
Bearbeitungen
Sdfgh (Diskussion | Beiträge) |
Girus (Diskussion | Beiträge) KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
Das '''Konzentrationslager in Terezin''' in der besetzen Tschechoslowakei war Zielort der meisten [[Judendeportationen aus München|Züge mit Münchnern jüdischen Glaubens in "den Osten“]], den Judendeportationen zwischen [[1941]] und [[1945]]. Das '''Konzentrationslager Theresienstadt''', ein SS-Sammellager jüdischer | Das '''Konzentrationslager in Terezin''' in der besetzen Tschechoslowakei war Zielort der meisten [[Judendeportationen aus München|Züge mit Münchnern jüdischen Glaubens in "den Osten“]], den Judendeportationen zwischen [[1941]] und [[1945]]. Das '''Konzentrationslager Theresienstadt''', ein SS-Sammellager jüdischer Häftlinge aus ganz Westeuropa , war nämlich wichtiger Teil des Vernichtungsfeldzuges der Nazis gegen die jüdische Bevölkerung. Daran änderte auch nichts der beschönigende Namen "Ghetto Theresienstadt", den das KZ durch die Propaganda der Nationalsozialisten erhielt. | ||
Ein Viertel der Gefangenen des Ghettos Theresienstadt (etwa 33.000) starben dort - vor allem wegen der von den NSlern gewollten entsetzlichen Lebensumstände. Etwa 88.000 Häftlinge wurden weiter ins | Ein Viertel der Gefangenen des Ghettos Theresienstadt (etwa 33.000) starben dort - vor allem wegen der von den NSlern gewollten entsetzlichen Lebensumstände. Etwa 88.000 Häftlinge wurden weiter ins Konzentrationslager Auschwitz und in andere Vernichtungslager wie Treblinka, Majdanek oder Sobibor deportiert. | ||
Für die betroffenen Häftlinge hatte das Konzentrationslager Theresienstadt dadurch die gleiche Funktion wie die anderen "Sammellager" der Vernichtungslager der SS in Polen. Durch die US-Truppen wurden dort 1945 auch viele Münchnerinnen und Müncher befreit und somit vor dem Tod gerettet. | Für die betroffenen Häftlinge hatte das Konzentrationslager Theresienstadt dadurch die gleiche Funktion wie die anderen "Sammellager" der Vernichtungslager der SS in Polen. Durch die US-Truppen wurden dort 1945 auch viele Münchnerinnen und Müncher befreit und somit vor dem Tod gerettet. | ||
==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
Das heutige Terezín (deutsch Theresienstadt) ist eine im 18. Jahrhundert von Österreich als KuK-Festung errichtete Stadt mit 3.018 Einwohnern (Stand 1. Jan. 2008) im Bezirk Litoměřice (dt. Leitmeritz) in der Ústecký kraj in Tschechien. Die ehemalige österreichische Garnisonsstadt wurde durch das dort eingerichtete deutsche ''Konzentrationslager Theresienstadt'' von 1940 | Das heutige Terezín (deutsch Theresienstadt) ist eine im 18. Jahrhundert von Österreich als KuK-Festung errichtete Stadt mit 3.018 Einwohnern (Stand 1. Jan. 2008) im Bezirk Litoměřice (dt. Leitmeritz) in der Ústecký kraj in Tschechien. Die ehemalige österreichische Garnisonsstadt wurde durch das dort eingerichtete deutsche ''Konzentrationslager Theresienstadt'' von 1940 bis 1944 weltweit bekannt. | ||
bis 1944 weltweit bekannt. | |||
Im Juni 1940 begannen die deutschen Besatzer der Tschechoslowakei damit, aus Terezin ein Konzentrationslager zu machen. Sie richteten in der "Kleinen Festung" am 10. Juni 1940 ein Gefängnis der Gestapo ein, in dem bis 1945 etwa 32.000 tschechische Oppositionelle, Mitglieder des Widerstandes oder dessen Verdächtigte und Kriegsgefangene unter unmenschlichen Bedingungen eingesperrt wurden. Etwa ein Jahr später entstand in der Garnisonsstadt (der großen Festung) ein Sammel- und Durchgangslager für die gesamte jüdische Bevölkerung "Böhmens und Mährens“, das "eingedeutscht" werden sollte. Gegen Kriegsende diente Theresienstadt kurzzeitig der NS-Propaganda als „Vorzeigeghetto“, um das Rote Kreuz und damit die internationale Öffentlichkeit über die mit der „Endlösung der Judenfrage“ verbundenen Ziele zu täuschen. | Im Juni 1940 begannen die deutschen Besatzer der Tschechoslowakei damit, aus Terezin ein Konzentrationslager zu machen. Sie richteten in der "Kleinen Festung" am 10. Juni 1940 ein Gefängnis der [[Gestapo]] ein, in dem bis 1945 etwa 32.000 tschechische Oppositionelle, [[Widerstand, Verweigerung und Protest gegen das NS-Regime in München|Mitglieder des Widerstandes]] oder dessen Verdächtigte und Kriegsgefangene unter unmenschlichen Bedingungen eingesperrt wurden. Etwa ein Jahr später entstand in der Garnisonsstadt (der großen Festung) ein Sammel- und Durchgangslager für die gesamte jüdische Bevölkerung "Böhmens und Mährens“, das "eingedeutscht" werden sollte. Gegen Kriegsende diente Theresienstadt kurzzeitig der NS-Propaganda als „Vorzeigeghetto“, um das [[Rotes Kreuz|Rote Kreuz]] und damit die internationale Öffentlichkeit über die mit der „Endlösung der Judenfrage“ verbundenen Ziele zu täuschen. | ||
Am 5. Mai 1945 flohen die SS-Wachmannschaften aus Terezin. Drei Tage später befreite die Rote Armee die überlebenden Gefangenen. Mehr als 140.000 Häftlinge hatten bis zum Mai 1945 zeitweilig im KZ gelebt. 38.000 von ihnen starben dort, fast 90.000 wurden in Vernichtungslager, vor allem Auschwitz, weitertransportiert. | Am 5. Mai 1945 flohen die SS-Wachmannschaften aus Terezin. Drei Tage später befreite die Rote Armee die überlebenden Gefangenen. Mehr als 140.000 Häftlinge hatten bis zum Mai 1945 zeitweilig im KZ gelebt. 38.000 von ihnen starben dort, fast 90.000 wurden in Vernichtungslager, vor allem Auschwitz, weitertransportiert. | ||
Zeile 34: | Zeile 33: | ||
Das an den Öfen diensthabende Personal bemühte sich, die sterblichen Reste jedes Eingeäscherten gesondert aus dem Ofen zu schüren, damit sie in einem individuellen Behältnis geborgen werden konnten. Dabei mussten sie die Asche nach Goldbruchstücken (Zahnkronen und Prothesen) durchsuchen, diese aussammeln und der SS-Kommandantur übergeben. | Das an den Öfen diensthabende Personal bemühte sich, die sterblichen Reste jedes Eingeäscherten gesondert aus dem Ofen zu schüren, damit sie in einem individuellen Behältnis geborgen werden konnten. Dabei mussten sie die Asche nach Goldbruchstücken (Zahnkronen und Prothesen) durchsuchen, diese aussammeln und der SS-Kommandantur übergeben. | ||
Über den Ablauf der Verbrennung in den einzelnen Öfen wurden Tagesprotokolle geführt. Auch jede Urne mit der Asche eines Häftlings wurde mit den wichtigsten Angaben über den Eingeäscherten versehen. Sie wurden von den Zetteln abgeschrieben, die man an den Beinen der Toten befestigt hatte, und enthielten den Namen mit der Transportbezeichnung und die entsprechende Verbrennungsnummer. Dann durften die Urnen, sie bestanden zumeist aus Pappe, im {{WL2|Kolumbarium}} eingelagert werden. Das Kolumbarium befand sich im Festungswall. Hier standen bis Ende [[1944]] in Holzregalen Tausende Urnen gedrängt nebeneinander und die Häftlinge nahmen an, dass man sie nach dem Krieg würdig begraben werde. Doch als die Nationalsozialisten damit begannen, die Spuren ihrer Verbrechen in Theresienstadt zu beseitigen, ordnete im November 1944 die Lagerleitung an, die Asche von 22.000 Häftlingen in die {{WL2|Eger}} | Über den Ablauf der Verbrennung in den einzelnen Öfen wurden Tagesprotokolle geführt. Auch jede Urne mit der Asche eines Häftlings wurde mit den wichtigsten Angaben über den Eingeäscherten versehen. Sie wurden von den Zetteln abgeschrieben, die man an den Beinen der Toten befestigt hatte, und enthielten den Namen mit der Transportbezeichnung und die entsprechende Verbrennungsnummer. Dann durften die Urnen, sie bestanden zumeist aus Pappe, im {{WL2|Kolumbarium}} eingelagert werden. Das Kolumbarium befand sich im Festungswall. Hier standen bis Ende [[1944]] in Holzregalen Tausende Urnen gedrängt nebeneinander und die Häftlinge nahmen an, dass man sie nach dem Krieg würdig begraben werde. Doch als die Nationalsozialisten damit begannen, die Spuren ihrer Verbrechen in Theresienstadt zu beseitigen, ordnete im November 1944 die Lagerleitung an, die Asche von 22.000 Häftlingen in die {{WL2|Eger}} zu werfen. | ||
In den Jahren 1944 und [[1945]] wurden in dem Krematorium des KZ Theresienstadt auch die Toten aus dem Lager in Litomerice eingeäschert. Dort erreichte die Sterblichkeit infolge von unerträglichen Arbeitsbedingungen und Epidemien enorme Ausmaße. Bevor es diesem Lager gelang, ein eigenes Krematorium in Betrieb zu nehmen (Anfang April 1945), brachten die Fuhrwerke die toten Häftlinge nach Theresienstadt. | In den Jahren 1944 und [[1945]] wurden in dem Krematorium des KZ Theresienstadt auch die Toten aus dem Lager in Litomerice eingeäschert. Dort erreichte die Sterblichkeit infolge von unerträglichen Arbeitsbedingungen und Epidemien enorme Ausmaße. Bevor es diesem Lager gelang, ein eigenes Krematorium in Betrieb zu nehmen (Anfang April 1945), brachten die Fuhrwerke die toten Häftlinge nach Theresienstadt. | ||
Zeile 41: | Zeile 40: | ||
=== Das Kolumbarium === | === Das Kolumbarium === | ||
In der Nähe der Totenkammern wurden 1942 Räume zur Aufbewahrung der Asche der Verstorbenen eingerichtet. Hier wurden Tausende von Büchsen gelagert. Nach der Einäscherung wurde die Asche eingesammelt und statt in den üblichen Aschenkrügen in einfachen Büchsen aus Pappe verwahrt, die mit den Namen und den Registrationsnummern der Verstorbenen versehen waren. Tagtäglich brachte man diese Büchsen aus der Totenkammer in das Kolumbarium. ''„Zwei Ghettohäftlinge besorgten hier die Aufbewahrung der Büchsen in ihrer genauen Reihenfolge, so dass man eine jede ausfindig machen konnte. Diese zwei Häftlinge arbeiteten hier ungefähr zwei Jahre. Bis 1944 sind im Kolumbarium mehr als 20.000 solcher Aschenbehälter eingelagert worden (vgl. Drori/Huppert). | |||
Im Oktober 1944 erschienen Traktoren vor dem Kolumbarium. Gruppen von Häftlingen bildeten Ketten, um die Büchsen aufzuladen, die dann an das Ufer der Eger gebracht wurden. Die Häftlinge mussten unter scharfer Bewachung die Asche in den Fluss schütten. Beim nordöstlichen Ausgang aus der Stadt, am Flussufer, wo die Asche der Verstorbenen im Wasser versenkt wurde, steht heute ein ''Asche-Denkmal''. | |||
Im Oktober 1944 erschienen Traktoren vor dem Kolumbarium. Gruppen von Häftlingen bildeten Ketten, um die Büchsen aufzuladen, die dann an das Ufer der Eger gebracht wurden. Die Häftlinge mussten unter scharfer Bewachung die Asche in den Fluss schütten. Beim nordöstlichen Ausgang aus der Stadt, am Flussufer, wo die Asche der Verstorbenen im Wasser versenkt wurde, steht heute ein | |||
{{Wikipedia|KZ Theresienstadt#Das Bestattungswesen|aus KZ Theresienstadt}} | {{Wikipedia|KZ Theresienstadt#Das Bestattungswesen|aus KZ Theresienstadt}} | ||
==Die NS-Terminologie, die Beraubung, Kinder== | ==Die NS-Terminologie, die Beraubung, Kinder== | ||
Die erste nachweisbare Erwähnung der Idee, dass in Terezin neben dem Sammel- und Durchgangslager für die Juden der Tschechoslowakei auch ein Lager für ausgesuchte "reichsdeutsche" Juden werden sollte, kann man dem Tagebucheintrag von Joseph Goebbels vom 18. November [[1941]] entnehmen: „Heydrich berichtete mir über seine Absichten bezüglich der Abschiebung der Juden aus dem Reichsgebiet. Die Frage läßt sich schwieriger an als wir zuerst vermutet hatten. 15.000 Juden müssen sowieso in Berlin bleiben, da sie bei kriegswichtigen und gefährlichen Arbeiten beschäftigt sind. Auch eine Reihe von alten Juden können nicht mehr nach dem Osten abgeschoben werden. Für sie soll ein Judenghetto in einer kleinen Stadt im Protektorat eingerichtet werden.“ Dem entsprechend gab es bei der {{WL2|Wannsee-Konferenz}} der NS-Führung in Berlin vom 20. Januar 1942 eine Regelung. | Die erste nachweisbare Erwähnung der Idee, dass in Terezin neben dem Sammel- und Durchgangslager für die Juden der Tschechoslowakei auch ein Lager für ausgesuchte "reichsdeutsche" Juden werden sollte, kann man dem Tagebucheintrag von Joseph Goebbels vom 18. November [[1941]] entnehmen: „Heydrich berichtete mir über seine Absichten bezüglich der Abschiebung der Juden aus dem Reichsgebiet. Die Frage läßt sich schwieriger an als wir zuerst vermutet hatten. 15.000 Juden müssen sowieso in Berlin bleiben, da sie bei kriegswichtigen und gefährlichen Arbeiten beschäftigt sind. Auch eine Reihe von alten Juden können nicht mehr nach dem Osten abgeschoben werden. Für sie soll ein Judenghetto in einer kleinen Stadt im Protektorat eingerichtet werden.“ Dem entsprechend gab es bei der {{WL2|Wannsee-Konferenz}} der NS-Führung in Berlin vom 20. Januar 1942 eine Regelung. | ||
Zeile 68: | Zeile 64: | ||
==Siehe bei MuenchenWiki zum Thema auch== | ==Siehe bei MuenchenWiki zum Thema auch== | ||
* [[Wittelsbacher Palais]] (ehemaliger Sitz der Gestapo-Zentrale) | * [[Wittelsbacher Palais]] (ehemaliger Sitz der Gestapo-Zentrale) | ||
* [[Denkmal für die Opfer der NS-Gewaltherrschaft]]. | * [[Denkmal für die Opfer der NS-Gewaltherrschaft]]. |
Bearbeitungen