Schandgeige

Aus München Wiki
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Die Schandgeige wurde auch als Halsgeige oder Schandkragen bezeichnet.

Anwendung

Sie besteht aus zwei hölzernen (sehr selten eisernen) Flügeln, die mit einem Scharnier oder Lederbügel versehen sind und den sowohl Hals als auch die Handgelenke umschließt. Die Hände befinden sich dabei in einer Line vor dem Körper. Zum Fesseln klappte man sie auf und brachte die Hände in die passende Lage. Schließlich wurde sie geschlossen. An ihr befestigte man in der Regel ein Seil oder eine Kette, mit der die „schändliche Person“ über den Markt oder belebte Plätze und Straßen geführt wurde. Die Schandgeige ist eine Abart des Prangers und wurde verwendet, um minder schwere Vergehen (Ehrenstrafen) zu ahnden. Ähnlich wie beim Prangerstehen, war die gebundene Person bedingt vogelfrei. Das heißt, sie durfte verhöhnt, bespuckt und beworfen werden, ohne dass ihr dabei ernstlicher Körperschaden zugefügt werden dürfte. Sie musste eben in der Folge mit der Schande leben. Heute vielleicht lächerlich doch zu Zeiten der kleinen, engen Gemeinschaften des Mittelalters eine doch recht drastische Strafe (Anmerkung: die größte deutsche Stadt Köln war zu damaliger Zeit gerade einmal 20.000 – 30.000 Einwohner stark. Und München bestand aus gerade einmal 8.000 Seelen. Sprich: Jeder kannte jeden.)!

Verschärfte Anwendung

Ab und zu wurden die Handgelenke an die Fußgelenke gefesselt. Dabei konnten die Gefangenen in dieser Haltung auch an den Fesseln aufgehängt werden und mussten in dieser Haltung oft tagelang verharren.

Straftaten

Sie bezogen sich meist auf Delikte wie kleinere Diebstähle, Schelmerei (kleinere Betrügereien) oder auch „Erregung öffentlichen Ärgernisses“ (das „große Geschäft“ im Dom verrichten [urinieren war gestattet!]) und Zänkerei. Gerade Frauen und Mädchen, die sich besonders streitsüchtig gebärdeten konnten gerne einmal in die „Geige gespannt“ werden. Oft gab es hierbei sogar Sonderformen, die so genannte Doppelgeige, bei der sich die Kontrahentinnen in die Augen sehen mussten, was zu besonderem Amüsement bei den Umstehenden führte.

Namensgleiche Lokale

Mittelaltertaverne "Zur Schandgeige"