Mare nostrum

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Peter Weismann saß von Juni bis November 2019 mehrmals wöchentlich im öffentlich zugänglichen Hof des Bellevue di Monaco und gravierte in Kieselsteine aus der Isar die Namen der Menschen, die auf ihrer Flucht nach Europa umgekommen sind. Im Mare Nostrum, dem Mittelmeer. Von den meisten gefundenen Toten ist weder der Name, oft nicht einmal das Herkunftsland bekannt; ihre Steine wurden mit einem NN (No Name) graviert.

Oft wurde Peter Weismann gefragt, wie lange das Gravieren der mehr als 35.000 Steine dauert, denn so viele Tote sind schon im 2018 herausgegebenen Buch “Todesursache Flucht” verzeichnet, das auf den Listen der niederländischen Organisation “United for Intercultural Action” basiert. Die Dunkelziffer ist sicher höher. Und täglich werden es mehr.

Es ist also die Arbeit eines modernen Sisyphos und sie findet eine künstlerische Form, die radikal einfach aus dem unmittelbaren Vorgang des Gravierens der einzelnen Steine erwächst. Das Ziel ist nicht zu erreichen.

Die kopfgroßen Steine wollen die unfassbare Zahl begreifbar machen. Sie haben Gewicht, aber keine Stimme.

Wobei die Abkürzung N N ursprünglich aus den Universitäten von deren Vorlesungslisten stammt. N N bezeichnet dort die Profs, die zwar berufen sind und bekannt sind, dass sie im nächsten Semester unterrichten, die aber noch nicht von der Bürokratie den endgültigen Segen (Arbeitsvertrag) haben und deshalb vorläufig noch nicht namentlich genannt werden dürfen (non nominatur).

Weblinks

Literatur

  • Peter Weismann: Apostolos Malamoussis, MünchenPortrait 3, MünchenVerlag, München, 2010. ISBN 978-3-937090-48-1