Live aus dem Alabama

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Live aus dem Alabama war ein mit dem Grimme-Preis ausgezeichnetes wöchentliches Jugendmagazin des Bayerischen Rundfunks (BR). Am 2.1.1984 war die deutsche Erstaustrahlung. Die Sendung ist benannt nach dem Ausstrahlungsort, der ehemaligen Alabamahalle an der Schleißheimer Straße im Stadtteil Am Hart in München. Dabei wurden für die Zeit brisante Themen nicht ausgespart und sorgten damit regelmäßig auch für Proteste und Beschwerden bei bayerischen Landespolitikern, Presse und Rundfunkrat. Da sich der Aufzeichnungsort im Laufe der Zeit änderte, wurde auch der Name immer wieder angepasst. Die Sendung ist deswegen auch bekannt unter dem Titel Live aus dem Nachtwerk und Live aus dem Schlachthof.

Inhalt

Ernst Geyer erfand zusammen mit Jürgen Barto die Sendung und beschrieb das Konzept folgendermaßen: "Das Besondere am Sendungskonzept war die Augenhöhe mit den Jugendlichen. Jedes Thema, das unter Erwachsenen diskutiert wird, wird auch unter Jugendlichen diskutiert – und zwar mit der Kompetenz und der Stilistik, die Jugendliche haben.". Er achtete darauf, dass nur Experten eingeladen wurden, die den Jugendlichen nicht sagen wollten, was sie zu tun haben.[1]

Die Sendung wurde immer montags um 19 Uhr live ausgestrahlt. Sie startete mit einem kurzen Musikbeitrag um danach etwa eine Stunde gesellschaftliche und politische Themen zu diskutieren, z.B. über die ausbeuterischen Methoden von Drückerkolonnen, die Gefahr von Verstrahlung durch Atomkraft oder über den Umgang mit AIDS-Patienten. Bis 1987 enthielt sie auch die ARD-Hitparade „Formel Eins“. Eine Folge über Gewalt erregte besonderes Aufsehen, da ein Talkgast mit Pudelmütze vermummt teilnahm. Ein führender CSU-Politiker forderte darauf die Einstellung der Sendung mit dem Satz: "Lasst und den Saustall zumachen!". [2]

Herausragend war auch eine Sendung vom 26.3.1984 über Rechtsradikalismus im Allgäu, wo Vertreter der neonazistischen und heute verbotenen Wiking-Jugend eingeladen waren, damals moderiert von Amelie Fried. Die dort geäußerten deutschnationalen Ideen provozierten nicht nur das Publikum, sondern führten auch dazu, dass sich der Kamermann in das Gespräch einmischte und die Kamera beiseite lag. Geyer berichtete später, dass dieser für sein Fehlverhalten einen internen Verweis erhielt, gleichzeitig trug das aber zur Beliebtheit der Sendung unter Jugendlichen bei, da sie dadurch authentisch wirkte.[1]

In einer Folge von Live aus dem Schlachthof von 1991 mit Werner Schmidbauer als Moderator wehrte sich dieser gegen eine Gruppe von Demonstranten der Hamburger Hausbesetzerszene, die ihm das Mikrofon entreißen wollten. Diese Szene verdeutlichte nach Geyer wie kompromisslos und authentisch die Macher der Sendung waren.[1]

Geschichte

Die Sendung wurde am 2.1.1984 zum ersten Mal vom Bayerischen Rundfunk (BR) ausgestrahlt. Aufzeichnungsort war bis 1988 die alte Alabamahalle an der Schleißheimer Straße. Die Live-Show zog anschließend in den Schlachthof um und wechselte dann ab 1991 ins Münchner Nachtwerk. 1994 kehrte sie zurück in die neue, heute nicht mehr existierende Alabamahalle an der Domagkstraße im heutigen Domagkpark. Dort wurde 1997 die letzte Sendung produziert.[3]

1986 erhielt eine Folge über AIDS den Grimme-Preis.[4]

Eine 1987 eigentlich geplante Sendung über Neofaschismus unter dem Titel "Der Tote von Spandau mobilisiert die Szene" anlässlich des Todes von Rudolf Heß musste entfallen, weil der Alabama-Hallen-Besitzer Wilfried Albrecht die Halle aus Empörung darüber zugesperrt hatte. Im selben Jahr erregte die Band "Die Ärzte" Aufsehen als sie Uwe Barschel verunglimpften, den gerade verstorbenen Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein. Dies löste Zuschauerproteste aus und der BR entschuldigte sich dafür. Der vom Fernsehsender zudem verhängte "Ärzte"-Boykott wurde später wieder aufgehoben.[4]

Die deutschlandweit bekannte Fernsehserie wurde von Werner Schmidbauer, Amelie Fried, Eisi Gulp, Georg Holzach, Giovanni di Lorenzo, Günther Jauch, Sandra Maischberger, Sabine Noethen, Sandra Limoncini, Christoph Bauer, Anna Bosch, Michaela Haas (jetzt: Michaela Maxwell) und Jacqueline Stuhler moderiert.

Es traten Stars wie Billy Idol, Smashing Pumpkins oder Eros Ramazzotti live auf.[1]

Ende 1997 wurde die Reihe eingestellt. Nachfolger der Sendung ist das ebenfalls kontrovers bewertete Fernsehmagazin quer (seit Februar 1998).

Kritik

Der Moderator Giovanni di Lorenzo äußerte sich rückblickend über die Sendung so: "Wenn ich an die Sendung zurückdenke, dann denke ich an eine einmalige Chance, die wir als blutige Laien bekommen haben. Und auch daran, wie gut es vermutlich dem öffentlichen Diskurs tun würde, wenn es heute wieder ein solches Format gäbe, in dem normale Menschen frei von der Leber weg reden können."[1]

Kritiker monierten, dass die Sendung immer braver wurde. So beklagte zum Beispiel die 1996 ausgeschiedene Moderatorin Michaela Haas, dass die Redaktion zu feige geworden sei und man "doch nicht jedes Mal den Chefredakteur anrufen (kann), wenn jemand in die Sendung eingeladen werden soll, der links von der CDU/CSU ist".[4]

Weblinks

Einzelnachweise

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