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== Entscheidungen des Münchner Theaterzensur-Beirates == | == Entscheidungen des Münchner Theaterzensur-Beirates == | ||
Die '''Entscheidungen des Müncher Theaterzensur-Beirats''' dokumentieren einen Aspekt des Münchner Theaterlebens von 1908 bis 1918. | Die '''Entscheidungen des Müncher Theaterzensur-Beirats''' dokumentieren einen Aspekt des Münchner Theaterlebens von 1908 bis 1918<ref>Michael Meyer, Theaterzensur in München, 1900–1918, Komm.-Verl. Uni-Dr., 1982 - 370 S., [https://books.google.de/books?id=SHg3AAAAIAAJ&q=Kasp.+Kammerspiele&dq=Kasp.+Kammerspiele&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwii4tiH25_jAhVGyaQKHfTyAGIQ6AEILTAB S. 322] f.f.</ref>. | ||
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== | == Wedekind-Gedichte zum Münchner Theaterzensurbeirat == | ||
[[Frank Wedekind]] (1864—1918) war ein Münchner Schriftsteller, Dramatiker und Schauspieler. Er gehörte zu den meistgespielten Dramatikern seiner Epoche und war wie viele Zeitgenossen ein Opfer der Zensurbehörde in München. Seine Erlebnisse verarbeitete er unter anderem in zwei Gedichten zum Beirat selbst und zu dessen Gründer Julius Freiherr von der Heydte: | |||
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{| class="wikitable" | |||
|+ Zensurbeirat | |||
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|<poem> | |||
Die Zensur wählt einen Beirat, | |||
Under Beirat rät genau, | |||
Wie in einer Musterheirat | |||
Die normale Ehefrau. | |||
Dreimal "Ja" auf alle Fragen, | |||
Wie der Zensor sie bespricht. | |||
"Nein" dar nur der Zensor sagen, | |||
Sollte je ein Rat sich lohnen, | |||
Weil ihr Leid die Menschheit klagt, | |||
Dann, um sein Gehirn zu schonen, | |||
wird der Beirat nicht gefragt. | |||
Und zu solchen Narrenpossen, | |||
Aller Menschenwürde bar, | |||
Bieten heut sich unverdrossen | |||
Lauter Ehrenmänner dar. | |||
</poem> | |||
|} | |||
</div> | |||
<div style="float:left; padding-left:2em"> | |||
{| class="wikitable" | |||
|+ Herr von der Heydte - Zur Gitarre gesungen | |||
|- | |||
|<poem> | |||
Vor dem Münchner Zensor | |||
Herrn von der Heydte, | |||
Macht nun auch Lessing | |||
Moralisch Pleite. | |||
Jüngst ward durch einen | |||
Grausam roten | |||
Zensurstrich Minna | |||
Von Barnhelm verboten. | |||
Denn alles, um das sich | |||
Dies Schandstück dreht, | |||
Ist heillose, freche | |||
Perversität. | |||
Die Minna, längst ahnt es | |||
Der Zensor schon | |||
Ist eine verkappte | |||
Mannsperson. | |||
Und in Tellheim witterte | |||
Er schon immer | |||
Ein schamlos verkleidetes | |||
Frauenzimmer. | |||
Damit sich der Zensor | |||
Nun kann überzeugen, | |||
Daß ihnen das richtige | |||
Geschlecht zu eigen, | |||
Ward von beiden um | |||
Die Erlaubnis gebeten, | |||
In ihren Rollen | |||
Nackt aufzutreten. | |||
Ja, sie wollten des kurzsichtigen | |||
Zensors wegen | |||
Sogar ein kleines | |||
Tänzchen einlegen. | |||
Herr von der Heydte | |||
Rast und tobt, | |||
Und beim heiligen Ignatius | |||
Hat er gelobt: | |||
Eher tilg' er die | |||
Literatur von der Erde, | |||
Als daß Minna von Barnhelm | |||
Nackt getanzt werde. | |||
Dies Schandstück, in dem | |||
Die Verliebten verkehren | |||
Mit gänzlich vertauschten | |||
Geschlechtscharakteren. | |||
Wofür läßt sich | |||
Von der Heydte bezahlen? | |||
Für den Weltrekord | |||
In Kulturskandalen! | |||
Verendet an ihm | |||
Auch München, die Kunststadt, | |||
Berlin lacht heiter: | |||
Schadet det uns wat? | |||
</poem> | |||
|} | |||
</div> | |||
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== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == |