Müncher Theaterzensur-Beirat: Unterschied zwischen den Versionen

→‎Wedekind-Gedichte zum Münchner Theaterzensurbeirat: +Abschnittsumbruch, um die Einzelnachweise darunter zu platzieren
Keine Bearbeitungszusammenfassung
(→‎Wedekind-Gedichte zum Münchner Theaterzensurbeirat: +Abschnittsumbruch, um die Einzelnachweise darunter zu platzieren)
 
(4 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 48: Zeile 48:
|Halbe
|Halbe
|{{WL2|Max Halbe}}
|{{WL2|Max Halbe}}
|Austritt: Das Verbot von Schloss Wetterstein am 30. Oktober 1911 und Oaha am 16. Nomvember 1911 sowie die Ablehnung des Kammersängers durch die Intendanz des Hoftheaters haben Wedekind, der sich durch in seinem dramatischen Schaffen zunehmend durch die Zensur eingeschränkt sah zu drei Fragen an die Öffentlichkeit veranlaßt, in denen er um Aufklärung bat: ''Wer'', ''Was'' und ''Warum''  gegen ihn hatte. Am 1. Dezember 1911 sandte Max Halbe an den Polizeipräsidenten von der Heydte: Der kgl. Polizeidir. beehre ich mir, mitzuteilen, dass ich mich von heute nicht mehr als Mitglied des Zensurbeirates zu betrachten bitte, da mir eine weitere Mitwirkung an dieser Institution in Anbetracht der verschärften prinzipiellen Gegensätze nicht mehr ersprießlich erscheint. Ganz ergebenst Dr. Max Halbe.
|Austritt: Das Verbot von Schloss Wetterstein am 30. Oktober 1911 und Oaha am 16. Nomvember 1911 sowie die Ablehnung des Kammersängers durch die Intendanz des Hoftheaters haben Wedekind, der sich durch in seinem dramatischen Schaffen zunehmend durch die Zensur eingeschränkt sah zu drei Fragen an die Öffentlichkeit veranlaßt, in denen er um Aufklärung bat: ''Wer'', ''Was'' und ''Warum''  gegen ihn hatte. Am 1. Dezember 1911 sandte Max Halbe an den Polizeipräsidenten von der Heydte: ''Der kgl. Polizeidir. beehre ich mir, mitzuteilen, dass ich mich von heute nicht mehr als Mitglied des Zensurbeirates zu betrachten bitte, da mir eine weitere Mitwirkung an dieser Institution in Anbetracht der verschärften prinzipiellen Gegensätze nicht mehr ersprießlich erscheint. Ganz ergebenst Dr. Max Halbe''.


Der Brief wurde in fast allen größeren Zeitungen Münchens und des Deutschen Reichs veröffentlicht. In den Kommentaren zu dieser Austrittserklärung kam meist die Hoffnung zum Ausdruck, dass andere Mitglieder dem Beispiel M. Halbes folgen mögen.
Der Brief wurde in fast allen größeren Zeitungen Münchens und des Deutschen Reichs veröffentlicht. In den Kommentaren zu dieser Austrittserklärung kam meist die Hoffnung zum Ausdruck, dass andere Mitglieder dem Beispiel Max Halbes folgen mögen.


|-
|-
Zeile 197: Zeile 197:


== Entscheidungen des Münchner Theaterzensur-Beirates ==
== Entscheidungen des Münchner Theaterzensur-Beirates ==
Die '''Entscheidungen des Müncher Theaterzensur-Beirats''' dokumentieren einen Aspekt des  Münchner Theaterlebens von 1908 bis 1918.
Die '''Entscheidungen des Müncher Theaterzensur-Beirats''' dokumentieren einen Aspekt des  Münchner Theaterlebens von 1908 bis 1918<ref>Michael Meyer, Theaterzensur in München, 1900–1918, Komm.-Verl. Uni-Dr., 1982 - 370 S., [https://books.google.de/books?id=SHg3AAAAIAAJ&q=Kasp.+Kammerspiele&dq=Kasp.+Kammerspiele&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwii4tiH25_jAhVGyaQKHfTyAGIQ6AEILTAB S. 322] f.f.</ref>.


{| class="wikitable sortable"
{| class="wikitable sortable"
Zeile 648: Zeile 648:
|Vor dem Frauengefängniss
|Vor dem Frauengefängniss
|Lustspiel
|Lustspiel
|nach Moupassant, Friedmann und Lunzer
|nach Maupassant, Friedmann und Lunzer
|Lustspielhaus
|Lustspielhaus
|13. Februar 1911
|13. Februar 1911
Zeile 1.520: Zeile 1.520:
|
|
|}
|}
<ref>Michael Meyer, Theaterzensur in München, 1900–1918, Komm.-Verl. Uni-Dr., 1982 - 370 S., [https://books.google.de/books?id=SHg3AAAAIAAJ&q=Kasp.+Kammerspiele&dq=Kasp.+Kammerspiele&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwii4tiH25_jAhVGyaQKHfTyAGIQ6AEILTAB S. 322] f.f.</ref>


== Siehe auch ==
== Wedekind-Gedichte zum Münchner Theaterzensurbeirat ==
* [[Wedekind-Gedicht Münchner Theaterzensurbeirat]]
 
[[Frank Wedekind]] (1864—1918) war ein Münchner Schriftsteller, Dramatiker und Schauspieler. Er gehörte zu den meistgespielten Dramatikern seiner Epoche und war wie viele Zeitgenossen ein Opfer der Zensurbehörde in München. Seine Erlebnisse verarbeitete er unter anderem in zwei Gedichten zum Beirat selbst und zu dessen Gründer Julius Freiherr von der Heydte:
 
<div style="float:left">
{| class="wikitable"
|+ Zensurbeirat
|-
|<poem>
Die Zensur wählt einen Beirat,
Under Beirat rät genau,
Wie in einer Musterheirat
Die normale Ehefrau.
 
Dreimal "Ja" auf alle Fragen,
Wie der Zensor sie bespricht.
"Nein" dar nur der Zensor sagen,
Sollte je ein Rat sich lohnen,
 
Weil ihr Leid die Menschheit klagt,
Dann, um sein Gehirn zu schonen,
wird der Beirat nicht gefragt.
Und zu solchen Narrenpossen,
 
Aller Menschenwürde bar,
Bieten heut sich unverdrossen
Lauter Ehrenmänner dar.
</poem>
|}
</div>
<div style="float:left; padding-left:2em">
{| class="wikitable"
|+ Herr von der Heydte - Zur Gitarre gesungen
|-
|<poem>
Vor dem Münchner Zensor
Herrn von der Heydte,
Macht nun auch Lessing
Moralisch Pleite.
 
Jüngst ward durch einen
Grausam roten
Zensurstrich Minna
Von Barnhelm verboten.
 
Denn alles, um das sich
Dies Schandstück dreht,
Ist heillose, freche
Perversität.
 
Die Minna, längst ahnt es
Der Zensor schon
Ist eine verkappte
Mannsperson.
 
Und in Tellheim witterte
Er schon immer
Ein schamlos verkleidetes
Frauenzimmer.
 
Damit sich der Zensor
Nun kann überzeugen,
Daß ihnen das richtige
Geschlecht zu eigen,
 
Ward von beiden um
Die Erlaubnis gebeten,
In ihren Rollen
Nackt aufzutreten.
 
Ja, sie wollten des kurzsichtigen
Zensors wegen
Sogar ein kleines
Tänzchen einlegen.
 
Herr von der Heydte
Rast und tobt,
Und beim heiligen Ignatius
Hat er gelobt:
 
Eher tilg' er die
Literatur von der Erde,
Als daß Minna von Barnhelm
Nackt getanzt werde.
 
Dies Schandstück, in dem
Die Verliebten verkehren
Mit gänzlich vertauschten
Geschlechtscharakteren.
 
Wofür läßt sich
Von der Heydte bezahlen?
Für den Weltrekord
In Kulturskandalen!
 
Verendet an ihm
Auch München, die Kunststadt,
Berlin lacht heiter:
Schadet det uns wat?
</poem>
|}
</div>
<br clear="all" />


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
2.296

Bearbeitungen