Kolibri – Interkulturelle Stiftung

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Kolibri – Interkulturelle Stiftung ist eine gemeinnützige Stiftung in München, die sich dem Schutz der Menschenrechte verpflichtet sieht und zu dem Zweck gegründet wurde, die Begegnung, Verständigung und Integration von Menschen verschiedener Nationalitäten, Kulturen und Religionen zu fördern.

Ziele und Selbstverständnis

Kolibri – Interkulturelle Stiftung ist eine Initiative von Münchner Bürgerinnen und Bürgern. Zurzeit gibt es über 50 Ehrenamtliche[1], die in der Stiftung aktiv tätig sind.

Zweck der gemeinnützigen Stiftung[2] ist es, die Begegnung, Verständigung und Integration von Menschen verschiedener Nationalitäten, Kulturen und Religionen zu fördern.[3]

Kolibri ist es ein Anliegen, Vorurteile, Diskriminierung und Rassismus zu überwinden.

In ihren Leitgedanken[4] formuliert die Stiftung die Vision einer Gesellschaft ohne Diskriminierung, in der alle Menschen unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht und sexueller Orientierung die gleichen Rechte und Chancen auf Teilhabe erhalten.

Die Interkulturelle Stiftung Kolibri möchte dieser Vision näherkommen, indem sie zum Gelingen von Integration beiträgt mit dem Ziel, Menschen eine gesicherte Zukunftsperspektive zu eröffnen. Sie versteht Integration in einer sich ständig verändernden Gesellschaft als einen Prozess für alle Bürgerinnen und Bürger.

Die Interkulturelle Stiftung Kolibri unterstützt vier Vereine und deren Hilfsprojekte für oft in existenzieller Not befindliche zugewanderte Menschen. Zum Beispiel dann, wenn traumatisierte Geflüchtete monatelang auf der Warteliste für eine dringend notwendige Therapie stehen oder Kinder in der Schule zu scheitern drohen, weil keine Mittel für den erforderlichen Zusatzunterricht da sind.

Beispiele für von Kolibri in den letzten Jahren geförderte Projekte:[5]

  • Ärztliche und psychotherapeutische Beratung und Behandlung von Folteropfern
  • Therapiestunden für unbegleitete minderjährige Geflüchtete
  • Interkultureller Schülerhort
  • Sprachkursgebühren für Personen in Notlage
  • Gruppentherapie für traumatisierte Geflüchtete
  • Kunstwerkstatt für geflüchtete Kinder und Jugendliche
  • Paar- und Familientherapie für bi-nationale Familien und ihre Kinder
  • Projekt Internationaler Kinderzirkus „Trau dich“ für Kinder aus 11 Nationen und Zirkus „Jojo“

Finanzierung

Kolibri beschäftigt keine bezahlten Mitarbeiter*innen, alle bei Kolibri Aktiven arbeiten ausschließlich auf ehrenamtlicher Basis. Kolibri unterhält kein Büro und bekommt die Räume für Benefizevents in der Regel mietfrei zur Verfügung gestellt. Die somit geringen Verwaltungskosten werden zudem größtenteils durch die Eigenmittel der Stiftung (Erträge des Stiftungskapitals) und durch besondere Spenden für diesen Zweck abgedeckt. So können alle sonstigen Spenden und Benefizerträge nahezu ohne Abzug in die von Kolibri geförderten Hilfsprojekte fließen.

Kolibri prüft alle eingehenden Förderanträge sehr sorgfältig und vergibt die eingeworbenen Gelder im Einvernehmen mit den Gründungsorganisationen an die dringendsten Projekte. Über den Einsatz der Gelder wird regelmäßig Bericht erstattet.

Kolibri – Interkulturelle Stiftung verfügt über ein sehr geringes Stiftungskapital und somit auch kaum über Zuflüsse daraus. Die an die geförderten Projekte vergebenen Einnahmen stammen daher fast ausschließlich aus Spenden, Fundraising und zu einem großen Teil aus den Einnahmen aus Benefizveranstaltungen, die ein Veranstaltungsteam der Stiftung initiiert, plant und durchführt.[6]

Struktur

  • Kolibri – Interkulturelle Stiftung hat zwei Organe: den Stiftungsbeirat (in dem die vier Gründungsorganisationen und der Förderverein vertreten sind) und den zweiköpfigen Stiftungsvorstand. Der Stiftungsbeirat trifft die wesentlichen Entscheidungen, er beruft und entlastet den Vorstand und genehmigt die Finanzen. Er berät über die Vermögensverwaltung, Projektförderungen und weitere grundsätzliche Fragen. Gemeinsam mit dem Vorstand beschließt er die Förderrichtlinien und entscheidet, welche der eingereichten/beantragten Projekte aus Mitteln der Stiftung gefördert werden. Die Rechtsaufsicht über die Stiftung hat die Regierung von Oberbayern. Grundlage der Stiftungstätigkeit ist die Satzung vom 30. März 1999. Die Stiftung ist als gemeinnützig anerkannt.
  • Der Förderverein Kolibri e.V. Interkulturelle Stiftungsinitiative hat als gemeinnütziger Verein zwei Funktionen:
    1. Er unterstützt als Förderverein die Stiftung finanziell, indem er seine Einnahmen an die Stiftung weiterleitet. Einnahmen erzielt er über Beiträge, Spenden und als Veranstalter von Benefizevents und besonderen Fundraisingaktionen.
    2. Während eine Mitgliedschaft in der Stiftung nicht möglich ist, wirbt der Förderverein um Mitglieder, die dann mit ihren Beiträgen Kolibri dauerhaft unterstützen aber auch als Aktive mitarbeiten können.
  • Im Aktiven-Treffen informieren sich alle in Stiftung und Verein Tätigen zusammen mit den Vertretern der vier Organisationen, die von Kolibri unterstützt werden, über Neuigkeiten, beraten und entscheiden über Fragen, die die gesamte Stiftung betreffen. Die Einladung zum Aktiventreffen erfolgt durch den Vorstand.
  • Im Veranstaltungs-Team werden Ideen für künftige Benefizevents und Fundraising-Aktionen vorgestellt und nach Beratung und Zustimmung grob geplant und Aufgaben verteilt. Zu jedem Event bzw. Themenbereich bildet sich dann in der Regel ein Unterteam, das die Feinplanung und seine Umsetzung vorantreibt. An den Aktionen und der Werbung für die Events sind jedoch alle Teammitglieder (und weitere Kolibriaktive und Sympathisanten) beteiligt. Auch während der jeweiligen Veranstaltung vor Ort ist ein Großteil des Teams im Einsatz.[7]

Gründung

Die Hauptinitiative ging von Chong-Sook Kang, der damaligen Ausländer-Beauftragten der Stadt München, aus. Zusammen mit Vertretern der späteren vier Gründungsorganisationen entwickelte sie erste Konzepte und Grundlagen.[6]

Nachdem ein dafür ausreichendes Mindestkapital von privater Seite zugestiftet worden war (die Zustifterin war nach dem 2. Weltkrieg selbst als Flüchtling nach München gekommen und freundlich aufgenommen worden) konnte die Stiftung 1999 von der Regierung von Oberbayern anerkannt werden.[8]

Die vier Gründungsorganisationen, an die die Mittel der Stiftung zurzeit ausschließlich fließen, sind:[1][8]

Refugio München hilft mittels Beratung, Diagnostik und Therapie Geflüchteten, die gefoltert wurden, traumatisiert sind oder sich in einer psychischen Krise befinden.
  • InitiativGruppe Interkulturelle Begegnung und Bildung e.V.[9]
Die Schwerpunkte der Initiativgruppe liegen in der Durchführung von Deutsch- und Integrationskursen, Schülerhilfen, beruflicher Orientierung und Qualifizierung, interkultureller Kinder- und Jugendarbeit.
Der Verband bietet Kindern, Jugendlichen, Müttern und Vätern Unterstützung in Krisen sowie Fortbildungskurse und Seminare an und vertritt die Interessen binationaler Familien in Gesellschaft und Politik.
  • Verein Freundschaft zwischen Ausländern und Deutschen e.V.[11]
Der Verein bietet Begegnungs- und Informationsveranstaltungen, sowie zwei Kinderzirkus-Programme an, um Vorurteile, Ängste und Missverständnisse zwischen Menschen allen Alters, unterschiedlicher Religion, Kultur und Nationalität abzubauen und zu überwinden.

Projekte und Initiativen

Benefizveranstaltungen im Großraum München

Einen wichtigen Teil der Einnahmen und Spenden erhält Kolibri über Benefizveranstaltungen.[1] Das Spektrum erstreckt sich von Konzerten und Lesungen über Ausstellungen und Diskussionsveranstaltungen. Kolibri kooperiert dabei teilweise mit Partnern wie beispielsweise der Castringius-Stiftung[12] und der Petra-Kelly-Stiftung.

Kolibri Kunstkabinett

Das „Kolibri-Kunst-Kabinett“ informiert über Kunstwerke und ihre Schöpfer, die zum Verkauf stehen. Sie können daraufhin direkt von den Künstlern bzw. den Besitzern gekauft werden. Der Erlös oder ein erheblicher Teil davon wird von ihnen an Kolibri gespendet.[13][3]

Die Preise legen die Eigentümer fest. Die Kunstobjekte bleiben bis zum Verkauf bei ihnen und können auf Wunsch dort im Original betrachtet werden. Den Kontakt stellt Kolibri her.

Kolibri auf Radio Lora

Kolibri – Interkulturelle Stiftung hat bei Radio Lora (UKW 92,4 MHz oder DAB+ Kanal 11C) alle zwei Monate, jeweils am 3. Dienstag des Monats ab 19 Uhr eine eigene einstündige Sendung.[14]

Unter dem Titel Fremde Heimat diskutieren ehrenamtliche Mitarbeiter der Stiftung mit kompetenten Gesprächspartnern über Themen, die die Lebenssituation von geflüchteten Menschen, Migranten und sozial Benachteiligten in München betreffen. Darüber hinaus greifen Sendungen unterschiedliche thematische Aspekte auf, die für das Zusammenleben und die Kultur einer humanen, offenen, multikulturellen Gesellschaft wichtig sind. Die Sendungen sind auch als Podcast im Kolibri-Channel auf Youtube zu hören.

Kunstaktionen

Kolibri – Interkulturelle Stiftung hat wiederholt Aktionen des Münchner Künstlers Walter Kuhn ideell und tatkräftig unterstützt. Walter Kuhn ist bei Kolibri aktiv und fördert die Stiftung mit seinen Aktionen.

  • Urbane Transhumanz Im Rahmen dieser Kunstaktion waren im Frühjahr 2015 ca. 60 Holzschafe „weidend“ an den Hängen des Münchner Olympiabergs und anschließend an verschiedenen anderen Orten zu sehen.[15]
Unter Transhumanz versteht man eine spezielle Form der Wanderweidewirtschaft, bei der Herden je nach Futterangebot mehrmals jährlich zu unterschiedlichen Weideplätzen - teilweise über weite Distanzen - getrieben oder transportiert werden. Walter Kuhn sieht sein Projekt als Metapher für die vielfach durch Krieg, Terror und Naturkatastrophen erzwungene Mobilität des Menschen. Menschen, die zur Flucht gezwungen sind, wissen zumeist nicht, ob, wo und wann sie eine neue Heimat finden können.[16]
  • Never Again: Mohnblumen auf dem Königsplatz.[17] Vom 11. November bis 2. Dezember 2018 „bepflanzte“ Walter Kuhn den Königsplatz in München mit einem Feld aus ca. 3500 Mohnblumen aus Seide. Das Projekt erinnerte an den 100. Jahrestag des Waffenstillstandsvertrages von Compiègne, mit dem der Erste Weltkrieg zu Ende ging.[18]
Die Kunstaktion sollte nicht nur an dieses Datum erinnern, sondern verstand sich zugleich als globaler Friedensaufruf. Die Aktion fand nicht nur bei der Münchener Bevölkerung, sondern weltweit, große Beachtung.[19][20]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Zwanzig Jahre Kolibri-Festschrift zum zwanzigjährigen Bestehen der Stiftung
  2. Satzung der Stiftung vom März 1999
  3. 3,0 3,1 Kulturforum München West: Kulturstammtisch mit Gast Kolibri
  4. Leitgedanken der Kolibri-Interkulturelle Stiftung vom März 2020
  5. Förderbeispiele Kolibri Interkulturelle Stiftung
  6. 6,0 6,1 Interview mit Gründungsmitglied Alexander Gregory, in: Zwanzig Jahre Kolibri-Festschrift zum zwanzigjährigen Bestehen der Stiftung
  7. Kolibri - Interkulturelle Stiftung: Organisationshandbuch 2020
  8. 8,0 8,1 "Kolibri" soll den Verfolgten helfen, Süddeutsche Zeitung vom 17.01.2000
  9. Initiativgruppe e.V.
  10. https://www.verband-binationaler.de/
  11. FAD e.V. Freundschaft zwischen Ausländern und Deutschen e.V.
  12. CASTRINGIUS KINDER & JUGEND STIFTUNG MÜNCHEN: Neuland Klassik
  13. https://www.kolibri-kunst-kabinett.de/neue-werke-im-kabinett/ Website des Kunstkabinetts
  14. https://kolibri-stiftung.de/kolibri-bei-radio-lora/ Zitat aus der Website von Kolibri
  15. Kuhn, Walter (2015), Urbane Transhumanz
  16. Münchner Merkur: Was machen diese Schafe auf dem Olympiaberg
  17. Nie wieder, Süddeutsche Zeitung vom 2.11.2018
  18. https://www.niemalswieder.com/
  19. Kuhn, Walter (2018), Never Forget, Never Again, Dokumentation der Kunst- und Friedensinstallation auf dem Münchner Königsplatz, Allitera Verlag
  20. Das rote Meer, Süddeutsche Zeitung vom 31.3., 1., 2.4.2018