DP-Camp Föhrenwald: Unterschied zwischen den Versionen

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Die vorübergehende Heimat für [[Displaced Person]]s von 1945 bis 1957 - '''DP Camp Föhrenwald''' bei Wolfratshausen - nahm nur jüdische DP´s auf. In den 1930er Jahren entstand bei Geretsried zunächst die Siedlung Föhrenwald für die Beschäftigten, im Kriegsverlauf immer mehr [[Zwangsarbeit]]er, einer nahegelegenen Munitionsfabrik, das ''Lager Föhrenwald.'' In den rund hundert Ein- und Mehrfamilienhäusern wurden nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland verschleppte Menschen, sogenannten Displaced Persons (DPs), von der amerikanischen [[Militärregierung]] untergebracht. Die US-Behörden ließen die Juden u.a. eine weitgehende Freiheit bei Organisation und Verwaltung der Infrastruktur wie Polizei, Lagergericht, Synagogen, Mikwaot, koschere Küchen, Schulen, Kindergärten, Theatern, Sportvereinen, jiddischsprachigen Zeitungen und vielem mehr. Mitten in Bayern war als Folge der NS-Diktatur quasi über Nacht ein "ostjüdisches Schtetl" entstanden. Aber für die meisten Bewohner des Camps Föhrenwald kam eine Repatriierung in ihre Herkunftsländer oder ein Verbleiben in Deutschland nicht wirklich in Frage. Die Bewohnerzahlen schwankten zwischen 5000 und 1000 (gegen Ende des Camps).
 
 
 
Vorübergehende Heimat für Displaced Persons - '''DP Camp Föhrenwald''' bei Wolfratshausen. In den 1930er Jahren entstand bei Geretsried die Siedlung Föhrenwald für die Beschäftigten, im Kriegsverlauf immer mehr [[Zwangsarbeit]]er, einer nahegelegenen Munitionsfabrik. In den rund hundert Ein- und Mehrfamilienhäusern wurden nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland verschleppte Menschen, sogenannten Displaced Persons (DPs), von der amerikanischen [[Militärregierung]] untergebracht. Die US-Behörden ließen die Juden u.a. eine weitgehende Freiheit bei Organisation und Verwaltung der Infrastruktur wie Polizei, Lagergericht, Synagogen, Mikwaot, koschere Küchen, Schulen, Kindergärten, Theatern, Sportvereinen, jiddischsprachigen Zeitungen und vielem mehr. Mitten in Bayern war als Folge der NS-Diktatur quasi über Nacht ein ostjüdisches Schtetl entstanden. Aber für die meisten Bewohner des Lagers Föhrenwald kam eine Repatriierung in ihre Herkunftsländer oder ein Verbleiben in Deutschland nicht wirklich in Frage. Die Bewohnerzahlen schwankten zwischen 5000 und 1000 (gegen Ende des Camps).


Mit der Gründung des Staates Israel im Mai 1948 begann die große Abwanderungswelle. Zum Ende der Dekade liberalisierten neben Kanada auch die USA und andere Länder ihre Einreisebestimmungen. Die Bewohnerzahl in Föhrenwald blieb gleichwohl ziemlich konstant, da das Lager DPs aus anderen, nun geschlossenen Einrichtungen, aufnahm. Im Dezember 1951 wurde das Camp Föhrenwald der deutschen Verwaltung unterstellt und als „'''Regierungslager für heimatlose Ausländer'''“ weitergeführt. Föhrenwald war das am längsten bestehende DP-Lager in Europa.  
Mit der Gründung des Staates Israel im Mai 1948 begann die große Abwanderungswelle. Zum Ende der Dekade liberalisierten neben Kanada auch die USA und andere Länder ihre Einreisebestimmungen. Die Bewohnerzahl in Föhrenwald blieb gleichwohl ziemlich konstant, da das Lager DPs aus anderen, nun geschlossenen Einrichtungen, aufnahm. Im Dezember 1951 wurde das Camp Föhrenwald der deutschen Verwaltung unterstellt und als „'''Regierungslager für heimatlose Ausländer'''“ weitergeführt. Föhrenwald war das am längsten bestehende DP-Lager in Europa.  


Von hier kamen 1957 schließlich 500 neue Einwohner nach [[München]]. Denn bis zum 28. Februar 1957 wurden die letzten BewohnerInnen auf die BRD verteilt. Durchgehend handelte es sich bei diesem Personenkreis „um Härtefälle, die aus gesundheitlichen oder anderen Gründen fast unüberwindlichen Einwanderungsschwierigkeiten gegenüberstanden“, beschrieb ein Journalist der Allgemeinen Jüdische Wochenzeitung die Situation. Zusammen mit den überlebenden oder aus der Emigration zurückgekehrten deutschen Juden bildeten die ''Föhrenwalder'' den gemeinsamen Grundstock der nun neuen israelitischen Kultusgemeinden in Deutschland.
Von hier kamen 1957 schließlich 500 neue Einwohner nach [[München]]. Denn bis zum 28. Februar 1957 wurden die letzten BewohnerInnen auf die BRD verteilt. Durchgehend handelte es sich bei diesem Personenkreis „um Härtefälle, die aus gesundheitlichen oder anderen Gründen fast unüberwindlichen Einwanderungsschwierigkeiten gegenüberstanden“, beschrieb ein Journalist der Allgemeinen Jüdische Wochenzeitung die Situation. Zusammen mit den Shoa-Überlebenden oder aus der Emigration zurückgekehrten deutschen Juden bildeten die ''Föhrenwalder'' den gemeinsamen Grundstock der nun neuen israelitischen Kultusgemeinden in Deutschland, hier also in München.


Das Gelände und die Wirtschaftsgebäude waren bereits im Oktober 1955 durch das von Kardinal Joseph Wendel gegründete Diözesansiedlungswerk und die [[Erzdiözese München und Freising]] erworben worden, die hier später auch das Spätberufenenseminar St. Matthias mit Gymnasium und Kolleg einrichtete.  
Das Gelände und die Wirtschaftsgebäude waren bereits im Oktober 1955 durch das von Kardinal Joseph Wendel gegründete Diözesansiedlungswerk und die [[Erzdiözese München und Freising]] erworben worden, die hier später auch das Spätberufenenseminar St. Matthias mit Gymnasium und Kolleg einrichtete.  


Ab April 1956 wurden auf dem Gelände heimatvertriebene Familien angesiedelt, so dass zeitweise Displaced Persons und deutsche Heimatvertriebene gemeinsam auf dem Gelände lebten. Die Gebäude wurden renoviert und zu günstigen Konditionen an Heimatvertriebene und Wolfratshauser Familien verkauft. Im Laufe der Nachkriegszeit entstand aus dem ehemaligen Lager Föhrenwald der Wolfratshauser Ortsteil Waldram. Die Flächen der ehemaligen Fabriken sind heute Teil des Stadtgebietes von [[Geretsried]].  
Ab April 1956 wurden auf dem Gelände "heimatvertriebene Familien" angesiedelt, so dass zeitweise Displaced Persons und deutsche Heimatvertriebene gemeinsam auf dem Gelände lebten. Die Gebäude wurden renoviert und zu günstigen Konditionen an Heimatvertriebene und Wolfratshauser Familien verkauft. Im Laufe der Nachkriegszeit entstand aus dem ehemaligen Lager Föhrenwald eine [[Siedlung]], der Wolfratshauser Ortsteil Waldram. Die Flächen der ehemaligen Fabriken sind heute Teil des Stadtgebietes von [[Geretsried]].  


== Vorgeschichte: die Rüstungsbetriebe==
== Vorgeschichte: die Rüstungsbetriebe==
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* Verein ''Bürger für das Badehaus Waldram-Föhrenwald'' [http://www.badehauswaldram.de/ (Link)]
* Verein ''Bürger für das Badehaus Waldram-Föhrenwald'' [http://www.badehauswaldram.de/ (Link)]
* Denkmal Lager Föhrenwald von Ernst Grünwald (1998)
* Denkmal Lager Föhrenwald von Ernst Grünwald (1998)
 
* 2009 hat der Arbeitskreis Föhrenwald ein Treffen für ehemalige Bewohner des DP-Lagers auf die Beine gestellt. Aus der ganzen Welt kamen sie kamen sie dazu angereist.
== Literatur ==
== Literatur ==
* Heike Ander, Michaela Melián (Hrsg.): ''Föhrenwald.'' Revolver, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-86588-185-8.
* Heike Ander, Michaela Melián (Hrsg.): ''Föhrenwald.'' Revolver, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-86588-185-8.
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* Joachim Schroeder: ''Das DP-Lager Föhrenwald 1945-1951''. In: Julius H. Schoeps (Hrsg.): ''Leben im Land der Täter : Juden im Nachkriegsdeutschland (1945 - 1952)''. Berlin, Jüdische Verl.-Anstalt, 2001, S. 47–62
* Joachim Schroeder: ''Das DP-Lager Föhrenwald 1945-1951''. In: Julius H. Schoeps (Hrsg.): ''Leben im Land der Täter : Juden im Nachkriegsdeutschland (1945 - 1952)''. Berlin, Jüdische Verl.-Anstalt, 2001, S. 47–62


== www==
== Weblinks ==
* Jim G. Tobias: ''[http://www.hagalil.com/2017/02/foehrenwald/ Föhrenwald – der letzte Wartesaal zur Emigration.]'' Bei hagalil.com vom 27. Februar 2017 – 1 Adar 5777. (Untertitel: Vor 60 Jahren wurde das letzte jüdische DP-Lager endgültig geschlossen.)
* Jim G. Tobias: ''[http://www.hagalil.com/2017/02/foehrenwald/ Föhrenwald – der letzte Wartesaal zur Emigration.]'' Bei hagalil.com vom 27. Februar 2017 – 1 Adar 5777. (Untertitel: Vor 60 Jahren wurde das letzte jüdische DP-Lager endgültig geschlossen.)


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Föhrenwald – der letzte Wartesaal zur Emigration
Föhrenwald – der letzte Wartesaal zur Emigration
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Lange wusste Greif, wie viele Waldramer, nichts von der bewegten Vergangenheit ihrer Siedlung. Erst als sie eines Tages das Wohnzimmer weißelte und über dem Klavier ein Davidstern zum Vorschein kam, begann sie nachzuforschen. Mittlerweile hat die Lehrerin alle Bücher zu dem Thema gelesen und einiges über Föhrenwald herausgefunden. Dort, wo nun in ihrer Küche die Eckbank steht, lernten vor sechzig Jahren jüdische Kinder Lesen und Schreiben. In ihrem Haus war eine Schule untergebracht.
Lange wusste Greif, wie viele Waldramer, nichts von der bewegten Vergangenheit ihrer Siedlung. Erst als sie eines Tages das Wohnzimmer weißelte und über dem Klavier ein Davidstern zum Vorschein kam, begann sie nachzuforschen. Mittlerweile hat die Lehrerin alle Bücher zu dem Thema gelesen und einiges über Föhrenwald herausgefunden. Dort, wo nun in ihrer Küche die Eckbank steht, lernten vor sechzig Jahren jüdische Kinder Lesen und Schreiben. In ihrem Haus war eine Schule untergebracht.


Föhrenwald Sichtbare Erinnerungen
Bilder: Föhrenwald Sichtbare Erinnerungen
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Vom Abriss bedroht
Vom Abriss bedroht
Greif gründete 2007 mit vier Bekannten den Arbeitskreis Föhrenwald. Am Eingang zur Siedlung haben sie eine Informationstafel aufgestellt, immer wieder organisieren sie Veranstaltungen über die Geschichte des Ortes, die meist sehr gut besucht sind. Nun soll bald ein historischer Pfad durch Waldram führen, den eine von Greifs Schülerinnen in ihrer Facharbeit entwickelt hat.
Greif gründete 2007 mit vier Bekannten den Arbeitskreis Föhrenwald. Am Eingang zur Siedlung haben sie eine Informationstafel aufgestellt, immer wieder organisieren sie Veranstaltungen über die Geschichte des Ortes, die meist sehr gut besucht sind. Nun soll bald ein historischer Pfad durch Waldram führen, den eine von Greifs Schülerinnen in ihrer Facharbeit entwickelt hat.


Föhrenwald Sichtbare Erinnerungen
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2009 hat der Arbeitskreis Föhrenwald ein Treffen für ehemalige Bewohner des DP-Lagers auf die Beine gestellt. Aus der ganzen Welt sind sie angereist, um noch einmal ihre Wohnungen zu betreten und den heutigen Bewohnern von ihrer Geschichte zu erzählen. Auch Beno Salamander kam. "Die Leute von damals wiederzusehen - das ist ein Gefühl zwischen Klassen- und Veteranentreffen", sagt er und lacht. In der Ausstellung im Jüdischen Museum sind Video-Ausschnitte von dem Besuch in Waldram zu sehen. Die ehemaligen DPs scherzen, unterhalten sich mit den Waldramern, manchmal wirken beide Seiten auch ein wenig verunsichert.
2009 hat der Arbeitskreis Föhrenwald ein Treffen für ehemalige Bewohner des DP-Lagers auf die Beine gestellt. Aus der ganzen Welt sind sie angereist, um noch einmal ihre Wohnungen zu betreten und den heutigen Bewohnern von ihrer Geschichte zu erzählen. Auch Beno Salamander kam. "Die Leute von damals wiederzusehen - das ist ein Gefühl zwischen Klassen- und Veteranentreffen", sagt er und lacht. In der Ausstellung im Jüdischen Museum sind Video-Ausschnitte von dem Besuch in Waldram zu sehen. Die ehemaligen DPs scherzen, unterhalten sich mit den Waldramern, manchmal wirken beide Seiten auch ein wenig verunsichert.



Version vom 11. Oktober 2017, 16:21 Uhr

Die vorübergehende Heimat für Displaced Persons von 1945 bis 1957 - DP Camp Föhrenwald bei Wolfratshausen - nahm nur jüdische DP´s auf. In den 1930er Jahren entstand bei Geretsried zunächst die Siedlung Föhrenwald für die Beschäftigten, im Kriegsverlauf immer mehr Zwangsarbeiter, einer nahegelegenen Munitionsfabrik, das Lager Föhrenwald. In den rund hundert Ein- und Mehrfamilienhäusern wurden nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland verschleppte Menschen, sogenannten Displaced Persons (DPs), von der amerikanischen Militärregierung untergebracht. Die US-Behörden ließen die Juden u.a. eine weitgehende Freiheit bei Organisation und Verwaltung der Infrastruktur wie Polizei, Lagergericht, Synagogen, Mikwaot, koschere Küchen, Schulen, Kindergärten, Theatern, Sportvereinen, jiddischsprachigen Zeitungen und vielem mehr. Mitten in Bayern war als Folge der NS-Diktatur quasi über Nacht ein "ostjüdisches Schtetl" entstanden. Aber für die meisten Bewohner des Camps Föhrenwald kam eine Repatriierung in ihre Herkunftsländer oder ein Verbleiben in Deutschland nicht wirklich in Frage. Die Bewohnerzahlen schwankten zwischen 5000 und 1000 (gegen Ende des Camps).

Mit der Gründung des Staates Israel im Mai 1948 begann die große Abwanderungswelle. Zum Ende der Dekade liberalisierten neben Kanada auch die USA und andere Länder ihre Einreisebestimmungen. Die Bewohnerzahl in Föhrenwald blieb gleichwohl ziemlich konstant, da das Lager DPs aus anderen, nun geschlossenen Einrichtungen, aufnahm. Im Dezember 1951 wurde das Camp Föhrenwald der deutschen Verwaltung unterstellt und als „Regierungslager für heimatlose Ausländer“ weitergeführt. Föhrenwald war das am längsten bestehende DP-Lager in Europa.

Von hier kamen 1957 schließlich 500 neue Einwohner nach München. Denn bis zum 28. Februar 1957 wurden die letzten BewohnerInnen auf die BRD verteilt. Durchgehend handelte es sich bei diesem Personenkreis „um Härtefälle, die aus gesundheitlichen oder anderen Gründen fast unüberwindlichen Einwanderungsschwierigkeiten gegenüberstanden“, beschrieb ein Journalist der Allgemeinen Jüdische Wochenzeitung die Situation. Zusammen mit den Shoa-Überlebenden oder aus der Emigration zurückgekehrten deutschen Juden bildeten die Föhrenwalder den gemeinsamen Grundstock der nun neuen israelitischen Kultusgemeinden in Deutschland, hier also in München.

Das Gelände und die Wirtschaftsgebäude waren bereits im Oktober 1955 durch das von Kardinal Joseph Wendel gegründete Diözesansiedlungswerk und die Erzdiözese München und Freising erworben worden, die hier später auch das Spätberufenenseminar St. Matthias mit Gymnasium und Kolleg einrichtete.

Ab April 1956 wurden auf dem Gelände "heimatvertriebene Familien" angesiedelt, so dass zeitweise Displaced Persons und deutsche Heimatvertriebene gemeinsam auf dem Gelände lebten. Die Gebäude wurden renoviert und zu günstigen Konditionen an Heimatvertriebene und Wolfratshauser Familien verkauft. Im Laufe der Nachkriegszeit entstand aus dem ehemaligen Lager Föhrenwald eine Siedlung, der Wolfratshauser Ortsteil Waldram. Die Flächen der ehemaligen Fabriken sind heute Teil des Stadtgebietes von Geretsried.

Vorgeschichte: die Rüstungsbetriebe

Im Auftrag des Reichsrüstungsministeriums und des Oberkommandos des Heeres (OKH) begannen im Januar 1938 im Wolfratshauser Forst der Bau des Werkes

  • “Fabrik zur Verwertung Chemischer Stoffe” durch den Konzern “Dynamit A.G. (DAG)” im heutigen Geretsrieder Stadtteil Gartenberg und des Werkes
  • “Deutsche Sprengchemie (DSC)” durch den Konzern “Westfälisch-Anhaltische Sprengstoff A.G. (WASAG)” im heutigen Geretsrieder Stadtteil Stein.

Die Gesamtfläche betrug 720 Hektar sowie zusätzliches Gelände für die Errichtung eines Barackenlagers. Zur selben Zeit entstanden auch die Wohnsiedlungen für Angestellte sowie Massenwohnlager für Arbeiter der beiden Werke in den Lagern Stein, Buchberg und Föhrenwald.

Etwa 6000 Bau- und Montagearbeiter errichteten wechselweise in fünf Jahren die beiden Werke auf einer Gesamtgrundfläche von rund 8,3 Quadratkilometern.

Das Lager Föhrenwald entstand mit 76 Wohnhäusern auf 69 Hektar, darunter 13 Sozial- und Verwaltungsbauten. Außerdem gab es im Werksbereich Friseure, Schuster und einige weitere Dienstleistungsberufe. Ein Krankenrevier als Sozialstation mit Sanitätern und dem Werksarzt sollte für die gesundheitliche Betreuung der Arbeiter sorgen. Das Lager war umzäunt und verfügte über ein Stichgleis. 59 reine Wohnhäuser von unterschiedlicher Größe gab es und dazu mehrere Gebäude für unterschiedliche Funktionen und Dienstleistungen: für Post, Verwaltung, außerdem ein Frauen- und ein Männerbad, ein Kesselhaus und einer Feuerwache.

Erinnerung

  • Ausstellung Die Kinder vom Lager Föhrenwald. Die von Kirsten Jörgensen und Sybille Krafft konzipierte Ausstellung widmet sich dem lange Zeit wenig beachteten Aspekt des Aufwachsens von jüdischen Kindern nach Kriegsende in Oberbayern, insbesondere im Lager Föhrenwald.
  • Verein Bürger für das Badehaus Waldram-Föhrenwald (Link)
  • Denkmal Lager Föhrenwald von Ernst Grünwald (1998)
  • 2009 hat der Arbeitskreis Föhrenwald ein Treffen für ehemalige Bewohner des DP-Lagers auf die Beine gestellt. Aus der ganzen Welt kamen sie kamen sie dazu angereist.

Literatur

  • Heike Ander, Michaela Melián (Hrsg.): Föhrenwald. Revolver, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-86588-185-8.
  • Angelika Königseder, Juliane Wetzel: Lebensmut im Wartesaal - Die jüdischen DPs (Displaced Persons) im Nachkriegsdeutschland. Fischer, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-596-16835-X.
  • Sybille Krafft, Wolfgang Schäl-von Gamm: Unterm Joch. Zwangsarbeit im Wolfratshauser Forst. Hrsg. Historischen Verein Wolfratshausen. Eigenverlag, Wolfratshausen 2008, OCLC|645292068
  • Joachim Schroeder: Das DP-Lager Föhrenwald 1945-1951. In: Julius H. Schoeps (Hrsg.): Leben im Land der Täter : Juden im Nachkriegsdeutschland (1945 - 1952). Berlin, Jüdische Verl.-Anstalt, 2001, S. 47–62

Weblinks