Meyers Lexikon über München: Unterschied zwischen den Versionen

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Im übrigen sind die ältesten Kirchen die [[Peterskirche]] und die [[Heiliggeistkirche]] (13. und 14. Jahrh.); die [[Michaelskirche]], im römischen Renaissancestil 1583–91 erbaut, durch das Grabmal des Herzogs Eugen von Leuchtenberg, ein Meisterwerk Thorwaldsens, berühmt (vgl. Schulz, Die St. Michaelshofkirche, 1897); die Theatinerkirche, 1662–75 im italienischen Barockstil erbaut. Muster von vollendetem Rokokostil sind die kleine Dreifaltigkeitskirche (1711) und die kleine Johannes Nepomuk-Kirche (1733–46 erbaut); die Allerheiligen-Hofkirche, 1826–37 im byzantinisch-romanisierenden Stil von Klenze erbaut, das Innere ist mit tiefem, künstlerischem Verständnis aufs reichste ausgestattet; die Ludwigskirche (s. oben). Ferner sind zu nennen: die von Ohlmüller 1831–39 im rein gotischen Spitzbogenstil erbaute, mit herrlichen Glasgemälden gezierte Mariahilfkirche der Vorstadt Au, die Basilika der Bonifatiuspfarrei, 1835–50 von Ziebland erbaut, im Innern mit freiliegender, gold- und farben reicher Dachrüstung und reichem Freskenschatz; die St. Annakirche in strengem, klösterlich romanischem Stil (von Professor G. Seidl); die romanische Bennokirche (von Romeis); die als gotische Halle erbaute, hochgelegene Giesingerkirche (von Dollmann) mit herrlicher Fernsicht; die künstlerisch hervorragende St. Paulskirche, 1895–1902 in frühgotischem Stil von Hauberrisser (Tafel III, Fig. 1). Von den vier protestantischen Kirchen sind besonders die Erlöserkirche (s. unten) und die Lukaskirche (Tafel III, Fig. 2) hervorzuheben, letztere in romanisch-gotischem Stil (von A. Schmidt).
Im übrigen sind die ältesten Kirchen die [[Peterskirche]] und die [[Heiliggeistkirche]] (13. und 14. Jahrh.); die [[Michaelskirche]], im römischen Renaissancestil 1583–91 erbaut, durch das Grabmal des Herzogs Eugen von Leuchtenberg, ein Meisterwerk Thorwaldsens, berühmt (vgl. Schulz, Die St. Michaelshofkirche, 1897); die Theatinerkirche, 1662–75 im italienischen Barockstil erbaut. Muster von vollendetem Rokokostil sind die kleine Dreifaltigkeitskirche (1711) und die kleine Johannes Nepomuk-Kirche (1733–46 erbaut); die Allerheiligen-Hofkirche, 1826–37 im byzantinisch-romanisierenden Stil von Klenze erbaut, das Innere ist mit tiefem, künstlerischem Verständnis aufs reichste ausgestattet; die Ludwigskirche (s. oben). Ferner sind zu nennen: die von Ohlmüller 1831–39 im rein gotischen Spitzbogenstil erbaute, mit herrlichen Glasgemälden gezierte Mariahilfkirche der Vorstadt Au, die Basilika der Bonifatiuspfarrei, 1835–50 von Ziebland erbaut, im Innern mit freiliegender, gold- und farben reicher Dachrüstung und reichem Freskenschatz; die St. Annakirche in strengem, klösterlich romanischem Stil (von Professor G. Seidl); die romanische Bennokirche (von Romeis); die als gotische Halle erbaute, hochgelegene Giesingerkirche (von Dollmann) mit herrlicher Fernsicht; die künstlerisch hervorragende St. Paulskirche, 1895–1902 in frühgotischem Stil von Hauberrisser (Tafel III, Fig. 1). Von den vier protestantischen Kirchen sind besonders die Erlöserkirche (s. unten) und die Lukaskirche (Tafel III, Fig. 2) hervorzuheben, letztere in romanisch-gotischem Stil (von A. Schmidt).


Von sonstigen ältern Bauten muß vor allen die königliche Residenz genannt werden; sie besteht aus dem Alten Schloß, dann dem Königsbau am Max Josephs-Pla tz (nach dem Muster des Palastes Pitti in Florenz, Erbauer Klenze 1826–42) und dem Festsaal bau am Hofgarten (italienischer Renaissancestil mit balkonartigem Loggienbau). Die Residenz birgt mehrere Höfe, die reiche Kapelle, die Schatzkammer und ein Antiquarium sowie in einer langen Reihe der herrlichsten Säle die seltensten Schätze an Gemälden und Skulpturen (vgl. Seidel, Die königliche Residenz in M., Leipz. 1883).  
Von sonstigen ältern Bauten muß vor allen die königliche [[Residenz]] genannt werden; sie besteht aus dem Alten Schloß, dann dem Königsbau am Max Josephs-Pla tz (nach dem Muster des Palastes Pitti in Florenz, Erbauer Klenze 1826–42) und dem Festsaal bau am Hofgarten (italienischer Renaissancestil mit balkonartigem Loggienbau). Die Residenz birgt mehrere Höfe, die reiche Kapelle, die Schatzkammer und ein Antiquarium sowie in einer langen Reihe der herrlichsten Säle die seltensten Schätze an Gemälden und Skulpturen (vgl. Seidel, Die königliche Residenz in M., Leipz. 1883).  


Ferner sind zu nennen: die beiden Hoftheater, von denen das größere Hof- und Nationaltheater, nach dem Brand von 1823 unter Klenzes Leitung umgebaut, über 2600 Zuschauer faßt; das kleinere Residenztheater (früher Opernhaus) in reichem Rokoko; dann die ältern Fürstenhöfe (Alter Hof und Herzog Max-Burg), die Gebäude für Kunst- und wissenschaftliche Sammlungen, Unterrichtsanstalten etc.; die Arkaden im Hofgarten, mit zahlreichen Fresken, insbes. den berühmten italienischen Landschaften Rottmanns; das alte Rathaus, mit ehrwürdigem Saal und dem im barocken Stil restaurierten Ratsturm; das neue Rathaus, von Hauberrisser im gotischen Stil mit reichster Fassade gebaut (Tafel I, Fig. 2), mit zwei Sitzungsfälen,[247] deren einen ein großes Bild aus der Geschichte Münchens von Piloty schmückt, schönen Bürgermeisterzimmern und dem vielbesuchten Ratskeller. Das [[neue Rathaus]] wurde 1900–05 großartig erweitert. Ferner sind erwähnenswert: die Kolossalerzstatue der Bavaria (von Schwanthaler und F. v. Miller, s. Tafel »Bildhauerkunst XVI«, Fig. 10) mit der Ruhmeshalle, einem Kolonnadenbau in dorischem Stil (von Klenze); der Glaspalast an der Sophienstraße, 240 m lang, 1854 zum Zweck der deutschen Industrieausstellung erbaut; seit 1889 hat hier die Künstlergenossenschaft ihre große Jahresausstellung; die [[Alte Pinakothek]] (Gemäldesammlung, von Klenze 1826 bis 1836), die [[Neue Pinakothek]], nach Voits Plänen 1846–53 erbaut; die Technische Hochschule, von Neureuther im Renaissancestil 1865–68 erbaut (Tafel II, Fig. 3), davor das Ohmdenkmal von Rümann (1895); der Hauptbahnhof mit mächtiger vierteiliger Einsteighalle; das neue Armeemuseum am Hofgarten; der von Zenetti erbaute ausgedehnte Schlacht- und Viehhof am Südbahnhof.
Ferner sind zu nennen: die beiden Hoftheater, von denen das größere Hof- und Nationaltheater, nach dem Brand von 1823 unter Klenzes Leitung umgebaut, über 2600 Zuschauer faßt; das kleinere Residenztheater (früher Opernhaus) in reichem Rokoko; dann die ältern Fürstenhöfe (Alter Hof und Herzog Max-Burg), die Gebäude für Kunst- und wissenschaftliche Sammlungen, Unterrichtsanstalten etc.; die Arkaden im Hofgarten, mit zahlreichen Fresken, insbes. den berühmten italienischen Landschaften Rottmanns; das alte Rathaus, mit ehrwürdigem Saal und dem im barocken Stil restaurierten Ratsturm; das neue Rathaus, von Hauberrisser im gotischen Stil mit reichster Fassade gebaut (Tafel I, Fig. 2), mit zwei Sitzungsfälen,[247] deren einen ein großes Bild aus der Geschichte Münchens von Piloty schmückt, schönen Bürgermeisterzimmern und dem vielbesuchten Ratskeller. Das [[neue Rathaus]] wurde 1900–05 großartig erweitert. Ferner sind erwähnenswert: die Kolossalerzstatue der Bavaria (von Schwanthaler und F. v. Miller, s. Tafel »Bildhauerkunst XVI«, Fig. 10) mit der Ruhmeshalle, einem Kolonnadenbau in dorischem Stil (von Klenze); der Glaspalast an der Sophienstraße, 240 m lang, 1854 zum Zweck der deutschen Industrieausstellung erbaut; seit 1889 hat hier die Künstlergenossenschaft ihre große Jahresausstellung; die [[Alte Pinakothek]] (Gemäldesammlung, von Klenze 1826 bis 1836), die [[Neue Pinakothek]], nach Voits Plänen 1846–53 erbaut; die Technische Hochschule, von Neureuther im Renaissancestil 1865–68 erbaut (Tafel II, Fig. 3), davor das Ohmdenkmal von Rümann (1895); der Hauptbahnhof mit mächtiger vierteiliger Einsteighalle; das neue Armeemuseum am Hofgarten; der von Zenetti erbaute ausgedehnte Schlacht- und Viehhof am Südbahnhof.
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[Bildungsanstalten.] Unter den wissenschaftlichen und Bildungsanstalten behaupten die beiden Akademien der Künste und der Wissenschaften, die Universität ([[LMU|Ludwig Maximilians-Hochschule]]) und die [[Technische Hochschule]] den ersten Rang. Die Universität zerfällt in fünf Fakultäten (juristische, medizinische, theologische, philosophische. staatswirtschaftliche); sie zählte im Sommer 1904: 214 Professoren und Dozenten und 4946 Studierende. Sie besitzt zahlreiche Hilfsinstitute, insbes. der naturwissenschaftlichen und medizinischen Zweige. Mit ihr stehen in Verbindung die beiden großen städtischen Krankenhäuser, die Frauenklinik und das Kinderspital, das von [[Pettenkofer]] gegründete hygienische Institut, ein katholisches geistliches Seminar ([[Georgianum]]), das Maximilianeum, eine Erziehungsanstalt für besonders begabte Studierende, eine Reihe von Seminaren, eine forstliche Versuchsanstalt und eine Hebammenschule.  
[[Schulen|Bildungsanstalten.]] Unter den wissenschaftlichen und Bildungsanstalten behaupten die beiden Akademien der Künste und der Wissenschaften, die Universität ([[LMU|Ludwig Maximilians-Hochschule]]) und die [[Technische Hochschule]] den ersten Rang. Die Universität zerfällt in fünf Fakultäten (juristische, medizinische, theologische, philosophische. staatswirtschaftliche); sie zählte im Sommer 1904: 214 Professoren und Dozenten und 4946 Studierende. Sie besitzt zahlreiche Hilfsinstitute, insbes. der naturwissenschaftlichen und medizinischen Zweige. Mit ihr stehen in Verbindung die beiden großen städtischen Krankenhäuser, die Frauenklinik und das Kinderspital, das von [[Pettenkofer]] gegründete hygienische Institut, ein katholisches geistliches Seminar ([[Georgianum]]), das [[Maximilianeum]], eine Erziehungsanstalt für besonders begabte Studierende, eine Reihe von Seminaren, eine forstliche Versuchsanstalt und eine [[Hebammenschule]].  


Die Technische Hochschule umfaßt eine allgemeine, eine Ingenieur-, Hochbau-, mechanisch-technische, chemisch-technische und landwirtschaftliche Abteilung und zählte im Sommer 1904: 65 Professoren und Dozenten, 2331 Studierende und 459 Hospitanten.  
Die [[Technische Hochschule]] umfaßt eine allgemeine, eine Ingenieur-, Hochbau-, mechanisch-technische, chemisch-technische und landwirtschaftliche Abteilung und zählte im Sommer 1904: 65 Professoren und Dozenten, 2331 Studierende und 459 Hospitanten.  


M. besitzt ferner eine tierärztliche Hochschule, eine Akademie der Tonkunst, 5 humanistische Gymnasien, ein Realgymnasium, eine Kriegsakademie, Ingenieur- und Artillerieschule, Kriegsschule, Kadettenkorps, eine Gendarmerieschule, eine Kunstschule für die männliche wie für die weibliche Jugend, eine Industrie-, eine Baugewerk-, eine Kunstgewerbe- und 4 Kreisrealschulen, eine Handelsschule für Knaben und eine solche für Mädchen, eine wirtschaftliche Frauenschule mit Seminar für Wirtschaftslehrerinnen, errichtet vom Verein für wirtschaftliche Frauenschulen, eine Frauenarbeitsschule, gewerbliche Fortbildungsschulen für Knaben und Mädchen, ein Kreislehrerinnen- und ein Arbeitslehrerinnenseminar, eine Turnlehrerbildungsanstalt, Taubstummen- u. Blindeninstitut, Erziehungsanstalt für Krüppelhafte etc. Die Zahl der Volksschulen betrug 1904: 44 mit 56,551 Kindern. Von den in M. erscheinenden ca. 20 politischen Zeitungen sind die bekanntesten die »Münchner Neuesten Nachrichten« (s. d.), die »Allgemeine Zeitung« (s. d., früher in Augsburg), die »Münchener Zeitung«, »Das bayrische Vaterland« (Gründer Sigl), der ultramontane »Bayerische Kurier«. Außerdem erscheinen in M. zahlreiche wissenschaftliche und andre, insbes. Kunstzeitschriften und die weltbekannten humoristischen »Fliegenden Blätter«, außerdem die bekannten Wochenschriften »Jugend« und »[[Simplizissimus]]«.
M. besitzt ferner eine [[tierärztliche Hochschule]], eine Akademie der Tonkunst, 5 humanistische Gymnasien, ein Realgymnasium, eine Kriegsakademie, Ingenieur- und Artillerieschule, Kriegsschule, Kadettenkorps, eine Gendarmerieschule, eine Kunstschule für die männliche wie für die weibliche Jugend, eine Industrie-, eine Baugewerk-, eine Kunstgewerbe- und 4 Kreisrealschulen, eine Handelsschule für Knaben und eine solche für Mädchen, eine wirtschaftliche Frauenschule mit Seminar für Wirtschaftslehrerinnen, errichtet vom Verein für wirtschaftliche Frauenschulen, eine Frauenarbeitsschule, gewerbliche Fortbildungsschulen für Knaben und Mädchen, ein Kreislehrerinnen- und ein Arbeitslehrerinnenseminar, eine Turnlehrerbildungsanstalt, [[Königliches Zentral-Taubstummen-Institut|Taubstummen-]] u. Blindeninstitut, Erziehungsanstalt für Krüppelhafte etc. Die Zahl der Volksschulen betrug 1904: 44 mit 56,551 Kindern. Von den in M. erscheinenden ca. 20 politischen Zeitungen sind die bekanntesten die »[[Münchner Neuesten Nachrichten]]« (s. d.), die »[[Allgemeine Zeitung]]« (s. d., früher in Augsburg), die »[[Münchener Zeitung]]«, »[[Das bayrische Vaterland]]« (Gründer Sigl), der ultramontane »Bayerische Kurier«. Außerdem erscheinen in M. zahlreiche wissenschaftliche und andre, insbes. Kunstzeitschriften und die weltbekannten humoristischen »Fliegenden Blätter«, außerdem die bekannten Wochenschriften »Jugend« und »[[Simplizissimus]]«.


[Kunstsammlungen etc.] Den Hauptvorzug vor andern deutschen Städten besitzt M. in seinen Kunstschätzen. Die Glyptothek (s. Tafel »Museumsgebäude I«, Fig. 1; Tafel II, Fig. 2), 1816–30 von Klenze erbaut, in ihrer baulich-künstlerischen Ausschmückung durch Bildhauer wie Schwanthaler und Maler wie Cornelius für sich schon ein Juwel, birgt in ihren 13 Sälen die hervorragendsten Werke der Bildhauerkunst von den Ägyptern und Assyrern, den Phönikern, Griechen und Römern bis zu Thorwaldsen, Rauch und ihren Schülern (vgl. Furtwängler, Beschreibung der Glyptothek König Ludwigs I., Münch.[249] 1900). Die beiden Pinakotheken zeigen in ihren gewaltigen Räumen die Werke der Malerei aller Zeiten und Schulen, die Alte Pinakothek (Grundriß s. Tafel »Museumsgebäude II«, Fig. 1) ist hauptsächlich wegen ihrer altdeutschen und niederländischen Bilder, der Werke von Rubens und des Cinquecento berühmt. Sie enthält ferner ein Kupferstichkabinett und eine Handzeichnungensammlung. darunter solche von Raffael, Benvenuto Cellini, Rembrandt, Dürer und Holbein, sowie eine Vasensammlung von unschätzbarem Wert (vgl. den »Cicerone in der königlichen ältern Pinakothek« von Hirth u. Muther, 1888). Die Neue Pinakothek enthält Gemälde zeitgenössischer Künstler, darunter Rottmanns enkaustisch gemalte griechische Landschaften. Die naturwissenschaftlichen Sammlungen der Akademie der Wissenschaften, die Bücher- und Handschriftenschätze der Bibliothek, das Ethnographische Museum u.a.m. bieten Stoff zur Belehrung und Betrachtung in Überfülle. Ganz besonders reichhaltig und musterhaft angeordnet ist das von G. v. Seidl erbaute neue [[Bayrische Nationalmuseum]] (s. Tafel »Museumsgebäude I«, Fig. 3 u. 5; Tafel II, Fig. 8) ausgestattet; vgl. »Das bayrische Nationalmuseum in M.« (50 Tafeln, Münch. 1903). Der stilistische Charakter der Räume harmoniert mit den Zeitepochen, denen die in ihnen untergebrachten Gegenstände angehören. Die Sammlung gibt ein anschauliches Kulturbild der Entwickelung Bayerns. Mit ihr ist eine reiche und sehr sehenswerte Krippensammlung (von Schmederer) verbunden (Näheres s. Krippe). Außerdem stehen viele Privatsammlungen dem Besuch offen, so die vorzügliche, vom Freiherrn v. Schack angelegte Gemäldesammlung, die 1894 in das Eigentum des deutschen Kaisers überging, die Freiherr v. Lotzbecksche Galerie, die Galerie Heinemann, die Lenbach-Ausstellung in der Villa Lenbach, das Kaulbach-, das Schwanthaler- und das Erzgießereimuseum, das Historische Museum der Stadt mit der Maillingersammlung etc. Im Kunstverein findet sich eine permanente Ausstellung neuer Werke, im alten Nationalmuseum die ständige Ausstellung der Münchener Künstlergenossenschaft, im Kunstausstellungsgebäude am Königsplatz die Kunstausstellung des Vereins bildender Künstler Münchens (Sezession), im Kunstgewerbeverein sowie in zahlreichen Privatläden das Beste, was die mit der Kunst eng verbündete Industrie Münchens schafft. – Die Tonkunst wird hauptsächlich in der durch F. Lachners vieljährige Wirksamkeit zu verdientem Ruhm gelangten Musikalischen Akademie gepflegt, die in jedem Winter zwei Reihen von großen Konzerten mit meist klassischem Programm veranstaltet, sowie in dem Konzertinstitut von Kaim, für das 1895 an der Türkenstraße ein eigner großer Saalbau entstand. D. iran schließen sich zahlreiche sonstige Konzerte. Das königliche Hoftheater ist der Oper und dem großen Schau- und Trauerspiel gewidmet, das Residenztheater vorzugsweise für die den Konversationston bedingenden Aufführungen bestimmt. Nur für Wagnersche Musikdramen und klassische Werke wurde 1900 das Prinz-Regententheater nach dem Muster der Bayreuther Bühne erbaut. Die Münchener Aufführungen Wagnerscher Werke (die vor 1902 im Hoftheater stattfanden) haben Weltruf errungen. Es bestehen ferner: das Münchener Schauspielhaus (v. Riemerschmid), dem modernen Schauspiel gewidmet, das ältere (1865) Gärtnerplatztheater (für Operetten, Possen), das neue Volkstheater und das Deutsche Theater (größtes Variététheater).
[Kunstsammlungen etc.] Den Hauptvorzug vor andern deutschen Städten besitzt M. in seinen Kunstschätzen. Die [[Glyptothek]] (s. Tafel »Museumsgebäude I«, Fig. 1; Tafel II, Fig. 2), 1816–30 von Klenze erbaut, in ihrer baulich-künstlerischen Ausschmückung durch Bildhauer wie Schwanthaler und Maler wie Cornelius für sich schon ein Juwel, birgt in ihren 13 Sälen die hervorragendsten Werke der Bildhauerkunst von den Ägyptern und Assyrern, den Phönikern, Griechen und Römern bis zu Thorwaldsen, Rauch und ihren Schülern (vgl. Furtwängler, Beschreibung der Glyptothek König Ludwigs I., Münch.[249] 1900). Die beiden [[Pinakothek]]en zeigen in ihren gewaltigen Räumen die Werke der Malerei aller Zeiten und Schulen, die Alte Pinakothek (Grundriß s. Tafel »Museumsgebäude II«, Fig. 1) ist hauptsächlich wegen ihrer altdeutschen und niederländischen Bilder, der Werke von Rubens und des Cinquecento berühmt. Sie enthält ferner ein Kupferstichkabinett und eine Handzeichnungensammlung. darunter solche von Raffael, Benvenuto Cellini, Rembrandt, Dürer und Holbein, sowie eine Vasensammlung von unschätzbarem Wert (vgl. den »Cicerone in der königlichen ältern Pinakothek« von Hirth u. Muther, 1888). Die Neue Pinakothek enthält Gemälde zeitgenössischer Künstler, darunter Rottmanns enkaustisch gemalte griechische Landschaften. Die naturwissenschaftlichen Sammlungen der Akademie der Wissenschaften, die Bücher- und Handschriftenschätze der Bibliothek, das Ethnographische Museum u.a.m. bieten Stoff zur Belehrung und Betrachtung in Überfülle. Ganz besonders reichhaltig und musterhaft angeordnet ist das von G. v. Seidl erbaute neue [[Bayrische Nationalmuseum]] (s. Tafel »Museumsgebäude I«, Fig. 3 u. 5; Tafel II, Fig. 8) ausgestattet; vgl. »Das bayrische Nationalmuseum in M.« (50 Tafeln, Münch. 1903). Der stilistische Charakter der Räume harmoniert mit den Zeitepochen, denen die in ihnen untergebrachten Gegenstände angehören. Die Sammlung gibt ein anschauliches Kulturbild der Entwickelung Bayerns. Mit ihr ist eine reiche und sehr sehenswerte Krippensammlung (von Schmederer) verbunden (Näheres s. Krippe). Außerdem stehen viele Privatsammlungen dem Besuch offen, so die vorzügliche, vom Freiherrn v. Schack angelegte Gemäldesammlung, die 1894 in das Eigentum des deutschen Kaisers überging, die Freiherr v. Lotzbecksche Galerie, die Galerie Heinemann, die Lenbach-Ausstellung in der Villa Lenbach, das Kaulbach-, das Schwanthaler- und das Erzgießereimuseum, das Historische Museum der Stadt mit der Maillingersammlung etc. Im Kunstverein findet sich eine permanente Ausstellung neuer Werke, im alten Nationalmuseum die ständige Ausstellung der Münchener Künstlergenossenschaft, im Kunstausstellungsgebäude am Königsplatz die Kunstausstellung des Vereins bildender Künstler Münchens (Sezession), im Kunstgewerbeverein sowie in zahlreichen Privatläden das Beste, was die mit der Kunst eng verbündete Industrie Münchens schafft. – Die Tonkunst wird hauptsächlich in der durch F. Lachners vieljährige Wirksamkeit zu verdientem Ruhm gelangten Musikalischen Akademie gepflegt, die in jedem Winter zwei Reihen von großen Konzerten mit meist klassischem Programm veranstaltet, sowie in dem Konzertinstitut von Kaim, für das 1895 an der Türkenstraße ein eigner großer Saalbau entstand. D. iran schließen sich zahlreiche sonstige Konzerte. Das königliche Hoftheater ist der Oper und dem großen Schau- und Trauerspiel gewidmet, das Residenztheater vorzugsweise für die den Konversationston bedingenden Aufführungen bestimmt. Nur für Wagnersche Musikdramen und klassische Werke wurde 1900 das Prinz-Regententheater nach dem Muster der Bayreuther Bühne erbaut. Die Münchener Aufführungen Wagnerscher Werke (die vor 1902 im Hoftheater stattfanden) haben Weltruf errungen. Es bestehen ferner: das Münchener Schauspielhaus (v. Riemerschmid), dem modernen Schauspiel gewidmet, das ältere (1865) [[Gärtnerplatztheater]] (für Operetten, Possen), das neue Volkstheater und das Deutsche Theater (größtes Variététheater).


[Behörden.] M. ist Sitz der höchsten Hof- und Staatsstellen: der sämtlichen Ministerien, des Staatsrats, des obersten Landesgerichts (vgl. Gerichtsverfassung, Bd. 7, S. 643, 2. Spalte), des Verwaltungsgerichtshofs, des obersten Rechnungshofs, des obersten Schulrats, der Generaldirektionen der Eisenbahnen sowie der Posten und Telegraphen mit Oberbahn- und Oberpostamt, des Reichsarchivs, der General-Bergwerks- und Salinenadministration und der Generaldirektion der Zölle und der indirekten Steuern, der Staatsschuldentilgungskommission, der Brandversicherungskammer, des Landwirtschaftsrates, ferner der königlichen Regierung von Oberbayern, eines Oberlandesgericht s und zweier Landgerichte (München I mit einer Kammer für Handelssachen und 2 Amtsgerichten, München II mit 14 Amtsgerichten, s. unten). M. ist ferner der Sitz aller dem bayrischen Fürstenhaus angehörigen Prinzen und ihrer Hofhaltungen, vieler Gesandtschaften und Konsulate, des aus Reichsrat und Abgeordnetenkammer bestehenden [[Landtag]]s, des oberbayrischen Landrats, des Erzbischofs von M.-Freising und seines Domkapitels und des protestantischen Oberkonsistoriums.  
[Behörden.] M. ist Sitz der höchsten Hof- und Staatsstellen: der sämtlichen Ministerien, des Staatsrats, des obersten Landesgerichts (vgl. Gerichtsverfassung, Bd. 7, S. 643, 2. Spalte), des Verwaltungsgerichtshofs, des obersten Rechnungshofs, des obersten Schulrats, der Generaldirektionen der Eisenbahnen sowie der Posten und Telegraphen mit Oberbahn- und Oberpostamt, des Reichsarchivs, der General-Bergwerks- und Salinenadministration und der Generaldirektion der Zölle und der indirekten Steuern, der Staatsschuldentilgungskommission, der Brandversicherungskammer, des Landwirtschaftsrates, ferner der königlichen Regierung von Oberbayern, eines Oberlandesgericht s und zweier Landgerichte (München I mit einer Kammer für Handelssachen und 2 Amtsgerichten, München II mit 14 Amtsgerichten, s. unten). M. ist ferner der Sitz aller dem bayrischen Fürstenhaus angehörigen Prinzen und ihrer Hofhaltungen, vieler Gesandtschaften und Konsulate, des aus Reichsrat und Abgeordnetenkammer bestehenden [[Landtag]]s, des oberbayrischen Landrats, des Erzbischofs von M.-Freising und seines Domkapitels und des protestantischen Oberkonsistoriums.  
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Der Haushaltplan der Stadtgemeinde für 1905 einschließlich des Stiftungs- und Armenpslegehaushalts schloß ab in Einnahme und Ausgabe mit 71,25 Mill. Mk. Verwendet wurden für Erziehung und Bildung 6,1 Mill. Mk., für Wohltätigkeit und soziale Wohlfahrtspflege 2,7 Mill. Mk., für Gesundheitswesen 4,7 Mill. Mk., denen an Einnahmen 4 Mill. Mk. gegenüberstehen. Die direkten Steuern (Gemeindeumlagen 130 Proz. der Staatsst euer) sind mit 11,9 Mill Mk. veranschlagt, die indirekten abzüglich Rückvergütungen mit 3,4 Mill. Mk., darunter Malz- und Bieraufschlag 1,6 Mill. Mk. Die städtischen Schulden beliefen sich 1901 auf 160,5 Mill. Mk., darunter 153,4 Mill. Anleihe- und 6,9 Mill. Mk. Hypothekenschulden. Zum Bezirk des Oberlandesgerichts M. gehören die 7 Landgerichte: Deggendorf, Landshut, München I und München II, Passau, Straubing und Traunstein. Der Landgerichtsbezirk München I umfaßt die beiden Amtsgerichte München I und München II; der Landgerichtsbezirk München II die 14 Amtsgerichte: Bruck, Dachau, Dorfen, Ebersberg, Erding, Freising, Garmisch, Haag, Miesbach, Starnberg, Tegernsee, Tölz, Weilheim und Wolfratshausen.
Der Haushaltplan der Stadtgemeinde für 1905 einschließlich des Stiftungs- und Armenpslegehaushalts schloß ab in Einnahme und Ausgabe mit 71,25 Mill. Mk. Verwendet wurden für Erziehung und Bildung 6,1 Mill. Mk., für Wohltätigkeit und soziale Wohlfahrtspflege 2,7 Mill. Mk., für Gesundheitswesen 4,7 Mill. Mk., denen an Einnahmen 4 Mill. Mk. gegenüberstehen. Die direkten Steuern (Gemeindeumlagen 130 Proz. der Staatsst euer) sind mit 11,9 Mill Mk. veranschlagt, die indirekten abzüglich Rückvergütungen mit 3,4 Mill. Mk., darunter Malz- und Bieraufschlag 1,6 Mill. Mk. Die städtischen Schulden beliefen sich 1901 auf 160,5 Mill. Mk., darunter 153,4 Mill. Anleihe- und 6,9 Mill. Mk. Hypothekenschulden. Zum Bezirk des [[Oberlandesgericht]]s M. gehören die 7 Landgerichte: Deggendorf, Landshut, München I und München II, Passau, Straubing und Traunstein. Der Landgerichtsbezirk München I umfaßt die beiden Amtsgerichte München I und München II; der Landgerichtsbezirk München II die 14 Amtsgerichte: Bruck, Dachau, Dorfen, Ebersberg, Erding, Freising, Garmisch, Haag, Miesbach, Starnberg, Tegernsee, Tölz, Weilheim und Wolfratshausen.




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