Merkurbrunnen: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:60_tal13_merkur-.jpg|thumb|300px|right|Ansicht des Brunnens im Tal]]Der '''Merkurbrunnen''', bereits im Jahre 1902 durch den Architekten Friedrich von Thiersch erdacht. Zusammen mit dem Bildhauer [[Hugo Kaufmann]] wurde der Brunnen im Jahre 1911 realisiert, und am 2. August an den Eschenanlagen, hinter dem [[Haus für Handel und Gewerbe]], ebenfalls von Thiersch entworfen, feierlich enthüllt. Aus einer kreisrunden Brunnenschale, mit einem Durchmesser von 160 cm erhebt sich ein runder Zylinder, an dessen oberen Rand je vier Krümmer dem Becken das Wasser spenden. Auf dem Scheitel des Zylinders der bereits aus Bronze gegossene Kopf eines an seinen aufgeblasenen Wangen zu erkennenden Windgottes. Die von ihm ausgeblasene Luft verschafft dem Merkur als "Gott des glücklichen Gelingens, der Träume und des Schlafes" den Senkrechtstart zum Weiterflug als vielfliegender Götterbote mithilfe seiner Flügel an den Schuhen und an seinem Hut.<br>
[[Bild:60_tal13_merkur-.jpg|thumb|300px|right|Ansicht des Brunnens im Tal]]Der '''Merkurbrunnen''', bereits im Jahre 1902 durch den Architekten Friedrich von Thiersch modelliert, als eine um 2o cm kleinere Figur des Merkur aus dem Jahre 1580 von Giovanni da Bologna (1529 -1608), eines Hauptwerkes der europäischen Skulptur zur Zeit des Manierismus (zu besichtigen in der Loggia vom 1. Obergeschoss des 'Museo Nazionale del Bargello' in Florenz).  
Ein neues Leben nach der Zerstörung. [[Friedrich von Thiersch|Friedrich von Thiersch's]] feinstes Brunnenwerk steht (als Kopie) nun im [[Tal]], an der Ecke zur [[Hochbrückenstraße]], unweit der [[Mohrenapotheke]].<br> Das im Krieg, durch Menschenhand stark beschädigte kleine Monument wurde im Jahre 1966 an den [[Eschenanlage]]n stehend, unterhalb des [[Haus für Handel und Gewerbe|Hauses für Handel und Gewerbe]] am Maximiliansplatz, abgebaut, und im städtischen [[Bauhof]] eingelagert. An eine erneute Aufstellung war vorerst nicht zu denken. Dem grazil wirkenden Merkur war ein grosses Loch in den Bauch geschossen und das Verbindungsglied zwischen Fussgelenk und Sockel war abgesprengt worden. Auch das kreisrunde, schön geschwungene Brunnenbecken konnte ebensowenig wieder verwendet werden.  


Doch der kleine ‘Schutzpatron der Kaufleute und Diebe‘ sollte eine zweite Möglichkeit erhalten, in neuer Pracht, an einem neuen Standort die Bürger der Stadt mit seinem Wasserspiel zu beglücken. Von Februar des Jahres 1975 an, bis Ende Oktober 1975 wurde der Brunnen einer kompletten Restaurierung unterzogen. Durch Geldmittel, von über 270000 DM aus den Spenden des Kulturbaufonds gelang es den Handwerkern, Bildhauern und Steinmetzen alle Schäden aus jenen Tagen zu beseitigen. Und an einem Donnerstag, dem 6. November [[1975]], war unter der Leitung des damaligen Stadtbaurates [[Uli Zech]] der Brunnen feierlich wieder enthüllt worden. Doch am 10. August 1993 wurde Merkur von Auftragsräubern geraubt, aber immerhin schon 1994 durch eine Kopie ersetzt und erhielt so eine dritte Chance.
Mit seinem Merkur, der auf den Zehenpitzen seines rechten Fußes über dem mit vollen Backen blasenden Windgott Zephyr steht, erreicht Giambologna, wie Manfred Wundram im Kunstführer Florenz S. 292 ausführt:  "......die optische Auflösung der Statik von der Basis her..", wobei der "unablässig sich drehende und schraubende Bewegungsduktus..bis in die Fingerspitzen fortgeführt" wird.*
 
Gemeinsam mit dem Bildhauer [[Hugo Kaufmann]] realisierte von Thiersch den Münchner Merkur-Brunnen, der am 2. August 1911 an den Eschenanlagen, hinter dem [[Haus für Handel und Gewerbe]], ebenfalls von Thiersch entworfen, feierlich enthüllt wurde. Aus einer kreisrunden Brunnenschale, mit einem Durchmesser von 160 cm erhebt sich ein runder Zylinder, an dessen oberen Rand je vier Krümmer (ursprünglich aus den Mäulern von vier Löwenköpfen) dem Becken das Wasser spenden. Auf dem Scheitel des Zylinders liegt der schon zur Figur gehörende Kopf des mit vollen Backen blasenden Windgottes "Zephyr". Die von ihm ausgeblasene Luft verschafft dem Merkur als "Gott des glücklichen Gelingens, der Träume und des Schlafes" den Senkrechtstart zur Weiterreise als vielfliegender Götterbote mithilfe von je einem kleinen Flügel an den Schuhen und von zwei Flügeln an seinem Hut.<br>
 
Schwerstbeschädigung im Krieg und Neuaufstellung: [[Friedrich von Thiersch|Friedrich von Thiersch's]] feinstes Brunnenwerk steht jetzt im [[Tal]] (seit 1994 als Neuguss), an der Ecke zur [[Hochbrückenstraße]], vor dem Eingang zur [[Mohrenapotheke]]. Der im Krieg, durch Luftangriffe und Vandalismus, ganz übel zugerichtete Merkur-Brunnen wurde im Jahre 1966, noch an den [[Eschenanlage]]n stehend, unterhalb des [[Haus für Handel und Gewerbe|Hauses für Handel und Gewerbe]] am Maximiliansplatz abgebaut und im städtischen [[Bauhof]] eingelagert. An eine erneute Aufstellung war vorerst nicht zu denken. Dem grazilen Merkur war ein grosses Loch in den Bauch geschossen und das Verbindungsglied zwischen Fussgelenk und Sockel abgesprengt worden. Das kreisrunde, schön geschwungene Brunnenbecken konnte nicht mehr verwendet und musste neu gemacht werden.
 
Der kleine ‘Schutzpatron der Kaufleute und Diebe‘ aber sollte eine zweite Möglichkeit erhalten und in neuer Pracht, an einem neuen Standort, die Bürger der Stadt nicht nur mit seinem Wasserspiel beglücken. Von Februar des Jahres 1975 an, bis Ende Oktober 1975 wurde der Brunnen einer kompletten Restaurierung unterzogen. Mithilfe des Kulturbaufonds und durch Spenden von über 270.000.- DM gelang es den Handwerkern, Bildhauern und Steinmetzen alle Schäden aus schlimmer Zeit zu beseitigen. Und an einem Donnerstag, dem -. November [[1975]], wurde unter Leitung des damaligen Stadtbaurates [[Uli Zech]] der Merkur Brunnen im Tal feierlich wieder enthüllt.  
 
Doch keine 18 Jahre danach, am 1o. August 1993, vormittags zwischen 8 und 11 Uhr, wurde der “Gott der Kaufleute & Diebe“ vermutlich von Auftragsräubern geraubt, denn der Erlös von 60 kg Bronze 'lohnt' eigentlich schon den Aufwand einer Sachbeschädigung nicht. Eine solche war möglicherweise bei der Vorbereitung des Raubes erfolgt. Denn von einem Giesserei-Fachmann, der bei der Restauration der Thiersch-Replik im Jahr 1975 beteiligt war, hatte einige Tage vor dem Raub am Fuß des Merkur einen Schaden unbekannter Ursache entdeckt und kostenfreie Reparatur angeboten, welches Angebot damals im 'Einlauf-Auslauf-System' der Stadt München hängenblieb. Nach dem Raub aber erhielt die Kunstgiesserei Otto Strehle in Winhöring, die 1975 - nach Vollendung der Restauration - den Merkur vollständig abgeformt hatte, jetzt sogleich und mittels einer Spende vom Landesverband des Bayerischen Einzelhandel, in Höhe von von 22. 000. - DM, den dringenden Auftrag zu einem neuen Bronzeguss, der dann schon am 18. Mai 1994 auf und in der Brunnensäule im Tal sicherer verankert werden konnte. - Damit bekam der Friedrich-von-Thiersch-Merkur und damit Giambolognas  „optische Auflösung der Statik von der Basis her“ die dritte Chance für ihren Verbleib in München.  


== Geschichten ==
== Geschichten ==
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* Der Brunnen wird über die Winterpause abgedeckt.
* Der Brunnen wird über die Winterpause abgedeckt.
* Bereits der 2. Standort.
* Bereits der 2. Standort.
* Am 10. August 1993 wurde die komplette Merkur Figur vom Postament gestohlen. Und im Jahre 1994 durch eine Kopie ersetzt.
* Am 10. August 1993 wurde die komplette Merkur-Figur vom Postament gestohlen (Münchner Rathaus Umschau vom 18.8.1993) und im Jahre 1994 durch Neuguss der vom Thiersch-Original abgenommen Form ersetzt (Münchner Rathaus Umschau vom 18.5.1994).


== Quellen/Weblinks ==
== Quellen/Weblinks ==
* Manfred Wundram, Kunstführer Florenz, Phil. Reclam jun. Stuttgart, 1993, S. 292
* Liste der Münchner Städtischen Frischwasserbrunnen, Stand Sept. 2011,  Nr. 102
* Liste der Münchner Städtischen Frischwasserbrunnen, Stand Sept. 2011,  Nr. 102
* Liste der Münchner Städtischen Brunnen, Stand Mai 2011, Nr. 135
* Liste der Münchner Städtischen Brunnen, Stand Mai 2011, Nr. 135

Version vom 16. Januar 2012, 19:59 Uhr

Ansicht des Brunnens im Tal

Der Merkurbrunnen, bereits im Jahre 1902 durch den Architekten Friedrich von Thiersch modelliert, als eine um 2o cm kleinere Figur des Merkur aus dem Jahre 1580 von Giovanni da Bologna (1529 -1608), eines Hauptwerkes der europäischen Skulptur zur Zeit des Manierismus (zu besichtigen in der Loggia vom 1. Obergeschoss des 'Museo Nazionale del Bargello' in Florenz).

Mit seinem Merkur, der auf den Zehenpitzen seines rechten Fußes über dem mit vollen Backen blasenden Windgott Zephyr steht, erreicht Giambologna, wie Manfred Wundram im Kunstführer Florenz S. 292 ausführt: "......die optische Auflösung der Statik von der Basis her..", wobei der "unablässig sich drehende und schraubende Bewegungsduktus..bis in die Fingerspitzen fortgeführt" wird.*

Gemeinsam mit dem Bildhauer Hugo Kaufmann realisierte von Thiersch den Münchner Merkur-Brunnen, der am 2. August 1911 an den Eschenanlagen, hinter dem Haus für Handel und Gewerbe, ebenfalls von Thiersch entworfen, feierlich enthüllt wurde. Aus einer kreisrunden Brunnenschale, mit einem Durchmesser von 160 cm erhebt sich ein runder Zylinder, an dessen oberen Rand je vier Krümmer (ursprünglich aus den Mäulern von vier Löwenköpfen) dem Becken das Wasser spenden. Auf dem Scheitel des Zylinders liegt der schon zur Figur gehörende Kopf des mit vollen Backen blasenden Windgottes "Zephyr". Die von ihm ausgeblasene Luft verschafft dem Merkur als "Gott des glücklichen Gelingens, der Träume und des Schlafes" den Senkrechtstart zur Weiterreise als vielfliegender Götterbote mithilfe von je einem kleinen Flügel an den Schuhen und von zwei Flügeln an seinem Hut.

Schwerstbeschädigung im Krieg und Neuaufstellung: Friedrich von Thiersch's feinstes Brunnenwerk steht jetzt im Tal (seit 1994 als Neuguss), an der Ecke zur Hochbrückenstraße, vor dem Eingang zur Mohrenapotheke. Der im Krieg, durch Luftangriffe und Vandalismus, ganz übel zugerichtete Merkur-Brunnen wurde im Jahre 1966, noch an den Eschenanlagen stehend, unterhalb des Hauses für Handel und Gewerbe am Maximiliansplatz abgebaut und im städtischen Bauhof eingelagert. An eine erneute Aufstellung war vorerst nicht zu denken. Dem grazilen Merkur war ein grosses Loch in den Bauch geschossen und das Verbindungsglied zwischen Fussgelenk und Sockel abgesprengt worden. Das kreisrunde, schön geschwungene Brunnenbecken konnte nicht mehr verwendet und musste neu gemacht werden.

Der kleine ‘Schutzpatron der Kaufleute und Diebe‘ aber sollte eine zweite Möglichkeit erhalten und in neuer Pracht, an einem neuen Standort, die Bürger der Stadt nicht nur mit seinem Wasserspiel beglücken. Von Februar des Jahres 1975 an, bis Ende Oktober 1975 wurde der Brunnen einer kompletten Restaurierung unterzogen. Mithilfe des Kulturbaufonds und durch Spenden von über 270.000.- DM gelang es den Handwerkern, Bildhauern und Steinmetzen alle Schäden aus schlimmer Zeit zu beseitigen. Und an einem Donnerstag, dem -. November 1975, wurde unter Leitung des damaligen Stadtbaurates Uli Zech der Merkur Brunnen im Tal feierlich wieder enthüllt.

Doch keine 18 Jahre danach, am 1o. August 1993, vormittags zwischen 8 und 11 Uhr, wurde der “Gott der Kaufleute & Diebe“ vermutlich von Auftragsräubern geraubt, denn der Erlös von 60 kg Bronze 'lohnt' eigentlich schon den Aufwand einer Sachbeschädigung nicht. Eine solche war möglicherweise bei der Vorbereitung des Raubes erfolgt. Denn von einem Giesserei-Fachmann, der bei der Restauration der Thiersch-Replik im Jahr 1975 beteiligt war, hatte einige Tage vor dem Raub am Fuß des Merkur einen Schaden unbekannter Ursache entdeckt und kostenfreie Reparatur angeboten, welches Angebot damals im 'Einlauf-Auslauf-System' der Stadt München hängenblieb. Nach dem Raub aber erhielt die Kunstgiesserei Otto Strehle in Winhöring, die 1975 - nach Vollendung der Restauration - den Merkur vollständig abgeformt hatte, jetzt sogleich und mittels einer Spende vom Landesverband des Bayerischen Einzelhandel, in Höhe von von 22. 000. - DM, den dringenden Auftrag zu einem neuen Bronzeguss, der dann schon am 18. Mai 1994 auf und in der Brunnensäule im Tal sicherer verankert werden konnte. - Damit bekam der Friedrich-von-Thiersch-Merkur und damit Giambolognas „optische Auflösung der Statik von der Basis her“ die dritte Chance für ihren Verbleib in München.

Geschichten

Einst stand der Brunnen in den Eschenanlagen, direkt hinter dem Haus für Handel und Gewerbe, unweit der Stelle an dem heute der Nornen-Brunnen zu besichtigen ist.

Besonderheiten

  • Der Brunnen wird über die Winterpause abgedeckt.
  • Bereits der 2. Standort.
  • Am 10. August 1993 wurde die komplette Merkur-Figur vom Postament gestohlen (Münchner Rathaus Umschau vom 18.8.1993) und im Jahre 1994 durch Neuguss der vom Thiersch-Original abgenommen Form ersetzt (Münchner Rathaus Umschau vom 18.5.1994).

Quellen/Weblinks

  • Manfred Wundram, Kunstführer Florenz, Phil. Reclam jun. Stuttgart, 1993, S. 292
  • Liste der Münchner Städtischen Frischwasserbrunnen, Stand Sept. 2011, Nr. 102
  • Liste der Münchner Städtischen Brunnen, Stand Mai 2011, Nr. 135

Literatur

  • Johann Vorzellner, Fotograf (Foto, alter Standort, Eschenanlagen)
  • H. K. Marschall: Friedrich von Thiersch. Prestel, München, 1982. (S. 384)
  • Henle: Die Wasserversorgung der Königl. Haupt-u. Residenzstadt München. Henle, München, 1913. (Brunnen #91, Datum)
  • Denkmäler in Bayern - Landeshauptstadt München - Mitte 3. Lipp 2009. (S. 1098)
  • Süddeutsche Zeitung vom 21.02.1975 S.15 und vom 07.11.1975 S.18.
  • Brunnenwanderungen in München.