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[[Datei:1599px-Blick auf den St.-Jakobs-Platz und die Hauptsynagoge in München.jpg|thumb|St. Jakobs Platz: Links die Ohel Jakob Synagoge, in der Mitte das jüdische Museum, rechts das jüdische Gemeindezentrum ]] | |||
Am 9. November [[2006]] wurde das neue '''Jüdische Zentrum''' in [[München]] am [[St.-Jakobs-Platz]] mit der neuen Hauptsynagoge ''[[Ohel Jakob]]'', dem Gemeindehaus und dem [[Jüdisches Museum|Jüdischen Museum]] feierlich eröffnet. Zuvor war das jüdische Zentrum behelfsweise in der [[Reichenbachstraße]] 27 untergebracht. | Am 9. November [[2006]] wurde das neue '''Jüdische Zentrum''' in [[München]] am [[St.-Jakobs-Platz]] mit der neuen Hauptsynagoge ''[[Ohel Jakob]]'', dem Gemeindehaus und dem [[Jüdisches Museum|Jüdischen Museum]] feierlich eröffnet. Zuvor war das jüdische Zentrum behelfsweise in der [[Reichenbachstraße]] 27 untergebracht. | ||
Das neue Baugelände, welches zuvor jahrelang ein brachliegendes Überbleibsel der Zerstörungen des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] war, wurde [[1999]] von der Stadt München als Bauplatz für | Das neue Baugelände, welches zuvor jahrelang ein brachliegendes Überbleibsel der Zerstörungen des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] war, wurde [[1999]] der Gemeinde von der Stadt München als Bauplatz für ein jüdisches Zentrum angeboten und von ihr akzeptiert. Am 24. Juni [[2004]] wurde der erste Spatenstich vollzogen und zum 9. November erfolgte dort die Grundsteinlegung. Die Fertigstellung ist im Frühjahr [[2007]] erfolgt. Der Entwurf stammt von dem Saarbrücker Architekturbüro ''Wandel, Hoefer, Lorch''. | ||
== Lage== | == Lage== | ||
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* {{Lage|nord=48.13451|ost=11.57256}} | * {{Lage|nord=48.13451|ost=11.57256}} | ||
==Die Geschichte der Gemeinde in Stadt und Umland== | == Die Geschichte der Gemeinde in Stadt und Umland == | ||
:(entsprechend der Homepage der IKG) | :(entsprechend der Homepage der IKG) | ||
Historiker gehen davon aus, dass sich in München bereits kurz nach der Stadtgründung [[1158]] auch Juden ansiedelten. | Historiker gehen davon aus, dass sich in München bereits kurz nach der Stadtgründung [[1158]] auch Juden ansiedelten. | ||
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Nach 1900: Aufgrund dortiger zahlreicher Pogrome setzte etwa zeitgleich eine starke Zuwanderungsbewegung aus dem östlichen Europa ein. Die Zahl der jüdischen Bevölkerung Münchens stieg nach der Jahrhundertwende deutlich an. Im Jahr 1910 gehörten von etwa 590.000 Einwohnern der Stadt 11.083 dem jüdischen Glauben an – also knapp zwei Prozent der Gesamtbevölkerung. | Nach 1900: Aufgrund dortiger zahlreicher Pogrome setzte etwa zeitgleich eine starke Zuwanderungsbewegung aus dem östlichen Europa ein. Die Zahl der jüdischen Bevölkerung Münchens stieg nach der Jahrhundertwende deutlich an. Im Jahr 1910 gehörten von etwa 590.000 Einwohnern der Stadt 11.083 dem jüdischen Glauben an – also knapp zwei Prozent der Gesamtbevölkerung. | ||
[[Sigmund Fraenkel]] (1860-1925) war Vorsitzender des Münchner orthodoxen Synagogenvereins. | |||
=== 1930 – 1945, Repression, Vertreibung, Morde === | === 1930 – 1945, Repression, Vertreibung, Morde === | ||
Doch bereits in den 1920er Jahren begann das Leben für Juden schwieriger zu werden. Die Spannungen nahmen zu, es kam zu rücksichtslosen Ausweisungen polnischstämmiger Juden. Die Trupps der so genannten Sturmabteilung (SA) der | Doch bereits in den [[1920er]]-Jahren begann das Leben für Juden schwieriger zu werden. Die Spannungen nahmen zu, es kam zu rücksichtslosen Ausweisungen polnischstämmiger Juden. Die Trupps der so genannten Sturmabteilung (SA) der {{WL2|NSDAP}} organisierten Übergriffe gegen jüdische Geschäfte und Personen. | ||
31. Januar 1933: Mit [[Adolf Hitler|Hitlers]] Kanzlerschaft begannen massive, staatlich angeordnete Repressionen und Beraubungen der beruflichen Existenz, die später in den Nürnberger Rassegesetzen mündeten und der Vernichtung der Juden Europas in den Köpfen vieler Bürger den Weg bereiteten. | 31. Januar 1933: Mit [[Adolf Hitler|Hitlers]] Kanzlerschaft begannen massive, staatlich angeordnete Repressionen und Beraubungen der beruflichen Existenz, die später in den Nürnberger Rassegesetzen mündeten und der Vernichtung der Juden Europas in den Köpfen vieler Bürger den Weg bereiteten. | ||
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== Landesverband der Kultusgemeinden == | == Landesverband der Kultusgemeinden == | ||
{{Adresse | |||
| Name = Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern | |||
| Straße = [[Effnerstraße]] 68 | |||
| PLZ = 81925 | |||
| Stadt = München | |||
| Postfachnummer = | |||
| Postfach-PLZ = | |||
| Telefon = 089 989442 | |||
| Mobil = | |||
| eMail = info@IKGL.de | |||
| MVV = | |||
| WWW = | |||
}} | |||
==Vielfalt des jüdischen Lebens in München== | ==Vielfalt des jüdischen Lebens in München== | ||
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::: 1945 bis heute | ::: 1945 bis heute | ||
Bücher: | Bücher: | ||
* [[Richard Bauer]] und Michael Brenner (Hrsg.): ''Jüdisches München. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart.'' C.H. Beck Verlag, München, 2006, 288 Seiten. ISBN 978-3-406-54979-3 (Das von Bauer und Brenner herausgegebene Buch ist die erste umfassende Darstellung zu diesem Thema.) | * [[Richard Bauer]] und Michael Brenner (Hrsg.): ''Jüdisches München. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart.'' C.H. Beck Verlag, München, 2006, 288 Seiten. ISBN 978-3-406-54979-3 (Das von Bauer und Brenner herausgegebene Buch ist die erste umfassende Darstellung zu diesem Thema.) | ||
* ''Jüdisches Leben in München. Lesebuch zur Geschichte des Münchner Alltags. Geschichtswettbewerb 1993/94''. Hrsg. von der Landeshauptstadt München, Buchendorfer Verlag, München, 1995, 274 Seiten. ISBN: 978-3-927984-38-7 | * ''Jüdisches Leben in München. Lesebuch zur Geschichte des Münchner Alltags. Geschichtswettbewerb 1993/94''. Hrsg. von der Landeshauptstadt München, Buchendorfer Verlag, München, 1995, 274 Seiten. ISBN: 978-3-927984-38-7 | ||
==Jüdisches Museum== | == Jüdisches Museum == | ||
Teil des Jüdischen Zentrum ist das [[Jüdisches Museum|Jüdische Museum]], es wurde 2007 eröffnet. Es ist der erste offizielle Erinnerungsort für jüdisches Leben in dieser vom Katholizismus geprägten Stadt. Mit seinen ungewöhnlichen Ausstellungskonzepten lockt es viele Besucher an. 70 Jahre nach der Zerstörung der alten Synagogen durch die Nationalsozialisten hat das religiöse Judentum wieder einen repräsentativen Ort im Kern der Stadt zurückerhalten. Wer das Museum betritt gelangt zunächst in das großzügige Foyer mit einem Andenken- und Buchladen und einer Café-Bar, bei der Sonne und schönes Wetter auch auf Plätzen im Freien genossen werden kann. | Teil des Jüdischen Zentrum ist das [[Jüdisches Museum|Jüdische Museum]], es wurde 2007 eröffnet. Es ist der erste offizielle Erinnerungsort für jüdisches Leben in dieser vom Katholizismus geprägten Stadt. Mit seinen ungewöhnlichen Ausstellungskonzepten lockt es viele Besucher an. 70 Jahre nach der Zerstörung der alten Synagogen durch die Nationalsozialisten hat das religiöse Judentum wieder einen repräsentativen Ort im Kern der Stadt zurückerhalten. Wer das Museum betritt gelangt zunächst in das großzügige Foyer mit einem Andenken- und Buchladen und einer Café-Bar, bei der Sonne und schönes Wetter auch auf Plätzen im Freien genossen werden kann. | ||
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Die Kabinettausstellung ebenfalls bis 23.05.10 heißt: ''Unbelichtet'' und zeigt drei "Münchner Fotografen im Exil“. Sie blieben in Deutschland zwangsläufig weitgehend unbekannt: Alfons Himmelreich, Efrem Ilani und Jakob Rosner verbindet, dass sie alle in den 1930er Jahren von München aus ins damalige Palästina auswanderten und mit ihren Arbeiten den Aufbau des Landes Israel dokumentierten. | Die Kabinettausstellung ebenfalls bis 23.05.10 heißt: ''Unbelichtet'' und zeigt drei "Münchner Fotografen im Exil“. Sie blieben in Deutschland zwangsläufig weitgehend unbekannt: Alfons Himmelreich, Efrem Ilani und Jakob Rosner verbindet, dass sie alle in den 1930er Jahren von München aus ins damalige Palästina auswanderten und mit ihren Arbeiten den Aufbau des Landes Israel dokumentierten. | ||
==Film == | == Film == | ||
* Birgit Rätsch: ''Angekommen im Herzen der Stadt. Die jüdische Gemeinde in München.'' | * Birgit Rätsch: ''Angekommen im Herzen der Stadt. Die jüdische Gemeinde in München.'' | ||
== | == Siehe auch == | ||
* | * [[Philipp Auerbach]] | ||
* [[Leo Baerwald]] (1883-1970), Rabbiner | |||
* [[Charlotte Knobloch]], Präsidentin der Münchner Gemeinde | |||
* [[Jüdisches Leben in München]] | |||
* [[Kriminalstatistik-antisemitische_Gewaltdelikte|Antisemitismus]] (soweit er in der Münchner Kriminalstatistik aufscheint) | |||
* [[Israelitische Krankenhaus]] | |||
== Literatur == | |||
*Beate Meyer: ''Tödliche Gratwanderung. Die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland zwischen Hoffnung, Zwang, Selbstbehauptung und Verstrickung (1939-1945).'' In der Reihe: Hamburger Beiträge zur Geschichte der deutschen Juden (für die Stiftung Institut für die Geschichte der deutschen Juden Hrsg. Stefanie Schüler-Springorum und Andreas Brämer); Bd. 38, 2011. 464 S., ISBN 978-3-8353-0933-3 | *Beate Meyer: ''Tödliche Gratwanderung. Die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland zwischen Hoffnung, Zwang, Selbstbehauptung und Verstrickung (1939-1945).'' In der Reihe: Hamburger Beiträge zur Geschichte der deutschen Juden (für die Stiftung Institut für die Geschichte der deutschen Juden Hrsg. Stefanie Schüler-Springorum und Andreas Brämer); Bd. 38, 2011. 464 S., ISBN 978-3-8353-0933-3 | ||
* Avraham Barkai: ''Wehr Dich! Der Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V.) 1893-1938,'' München, 2002. | |||
* Otto Dov Kulka: ''The Reichsvereinigung and the Fate of the German Jews, 1938/1939-1943. Continuity or Discontinuity in German-Jewish History in the Third Reich'', in: Arnold Paucker (Hg.): ''Die Juden im nationalsozialistischen Deutschland.'' Tübingen, 1986, S. 353-363; ders.: ''Deutsches Judentum unter dem Nationalsozialismus,'' Bd. 1: Dokumente zur Geschichte der Reichsvertretung der deutschen Juden 1933-1939, Tübingen, 1997. | |||
* Esriel Hildesheimer: ''Jüdische Selbstverwaltung unter dem NS-Regime.'' Tübingen, 1994. | |||
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* Andrea Sinn: ''"Und ich lebe wieder an der Isar". Exil und Rückkehr des Münchner Juden Hans Lamm (Studien zur Jüdischen Geschichte und Kultur in Bayern 1), München, 2008. | * Andrea Sinn: ''"Und ich lebe wieder an der Isar". Exil und Rückkehr des Münchner Juden Hans Lamm (Studien zur Jüdischen Geschichte und Kultur in Bayern 1), München, 2008. | ||
* Douglas Bokovoy, Stefan Meining (Hrsg.): ''Versagte Heimat. Jüdisches Leben in Münchens Isarvorstadt 1914-1945.'' München, 1994. | |||
*Douglas Bokovoy, Stefan Meining (Hrsg.): ''Versagte Heimat. Jüdisches Leben in Münchens Isarvorstadt 1914-1945.'' München, 1994. | |||
* [[Andreas Heusler]]: ''Doppelte Diskriminierung. Rassismus und antisemitistische Gewalt gegen "Ostjuden" in München zwischen 1880 und 1930'', in: Angela Koch (Hrsg.), ''Xenopolis. Von der Faszination und Ausgrenzung des Fremden in München''. Begleitband zur Ausstellung "Xenopolis ... " in der Rathausgalerie München vom 27. April bis 12. Juni 2005 | * [[Andreas Heusler]]: ''Doppelte Diskriminierung. Rassismus und antisemitistische Gewalt gegen "Ostjuden" in München zwischen 1880 und 1930'', in: Angela Koch (Hrsg.), ''Xenopolis. Von der Faszination und Ausgrenzung des Fremden in München''. Begleitband zur Ausstellung "Xenopolis ... " in der Rathausgalerie München vom 27. April bis 12. Juni 2005 | ||
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* Karl Wieninger: ''In München erlebte Geschichte''. Verlag E. Strumberger, München, 1985. ISBN 3-921193-21-4 | * Karl Wieninger: ''In München erlebte Geschichte''. Verlag E. Strumberger, München, 1985. ISBN 3-921193-21-4 | ||
==Weblinks== | == Weblinks == | ||
* [http://www.juedischeszentrumjakobsplatz.de/ | * Jüdisches Zentrum Jakobsplatz: [http://www.juedischeszentrumjakobsplatz.de/ Internetauftritt] | ||
* [http://www.ikg-muenchen.de/ | * Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern: [http://www.ikg-muenchen.de/ Internetauftritt] | ||
* [http://www.muenchen.de/Rathaus/bau/projekte/projekte04/jued_mus/134167/index.html Informationen zum jüdischen Zentrum | * Landeshauptstadt München: [http://www.muenchen.de/Rathaus/bau/projekte/projekte04/jued_mus/134167/index.html Informationen zum jüdischen Zentrum] | ||
*[http://www.sueddeutsche.de/,tt1m1/muenchen/schwerpunkt/859/20839/index.html/muenchen/artikel/114/91023/article.html Schwerpunkt-Dossier zur Eröffnung der neuen Synagoge] (von der [[Süddeutsche Zeitung|Süddeutschen Zeitung]] von 2007) | *[http://www.sueddeutsche.de/,tt1m1/muenchen/schwerpunkt/859/20839/index.html/muenchen/artikel/114/91023/article.html Schwerpunkt-Dossier zur Eröffnung der neuen Synagoge] (von der [[Süddeutsche Zeitung|Süddeutschen Zeitung]] von 2007) | ||
* [http://www.after-the-shoah.org/index.php?id=2 Nürnberger Institut e. V.: ''Internetlexikon''] mit Informationen über alle jüdischen [[DP-Camp]]s und Communities in der US Zone nach 1945 | * [http://www.after-the-shoah.org/index.php?id=2 Nürnberger Institut e. V.: ''Internetlexikon''] mit Informationen über alle jüdischen [[DP-Camp]]s und Communities in der US Zone nach 1945 | ||
Geschichte, Baugeschichte: | Geschichte, Baugeschichte: |
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