Anne Louise Germaine de Staël: Unterschied zwischen den Versionen

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Zitat aus dem Fünften Capitel. "Das südliche Deutschland." S. 52-55
Zitat aus dem Fünften Capitel. "Das südliche Deutschland." S. 52-55


Zitat: "Franken, Schwaben, und, vor der Errichtung der berühmten Akademie zu München, auch Baiern, galten für schwerfällige einförmige Länder, wo es keine Künste gab, die Musik ausgenommen; wenig Literatur; eine rauhe Betonung, der die Aussprache der lateinischen Töchtersprachen ungemein schwer wurde; keine Gesellschaft; große Zusammenkünfte, die mehr einer Feierlichkeit als einem geselligen Vergnügen glichen; eine kriechende Höflichkeit gegen eine ungeglättete Aristokratie; Herzensgüte, Biedersinn in allen Classen, aber eine lächelnde Steifheit, die mit aller Zwanglosigkeit alle Würde verscheucht. Es dürfen uns also nicht die Urtheile, nicht die Spöttereien Wunder nehmen, die man sich über die deutsche Langeweile erlaubt hat. In einem Lande, wo die Gesellschaft so gar nichts, und die Natur so wenig ist, können nur die Sitze der Literatur, die gelehrten Städte, anziehend seyn. Vielleicht würde man im südlichen Deutschland die Wissenschaften und schönen Künste mit eben so gutem Erfolge, als in Norddeutschland, getrieben haben, wenn die regierenden Fürsten sich [54] für ihren Wachsthum warm interessirt hätten. Gleichwohl bleibt es ausgemacht, daß das gemässigte Clima der Geselligkeit günstiger ist als der Poesie."
Zitat: "Franken, Schwaben, und, vor der Errichtung der berühmten Akademie zu München, auch Baiern, galten für schwerfällige einförmige Länder, wo es keine Künste gab, die Musik ausgenommen; wenig Literatur; eine rauhe Betonung, der die Aussprache der lateinischen Töchtersprachen ungemein schwer wurde; keine Gesellschaft; große Zusammenkünfte, die mehr einer Feierlichkeit als einem geselligen Vergnügen glichen; eine kriechende Höflichkeit gegen eine ungeglättete Aristokratie; Herzensgüte, Biedersinn in allen Classen, aber eine lächelnde Steifheit, die mit aller Zwanglosigkeit alle Würde verscheucht. Es dürfen uns also nicht die Urtheile, nicht die Spöttereien Wunder nehmen, die man sich über die deutsche Langeweile erlaubt hat. In einem Lande, wo die Gesellschaft so gar nichts, und die Natur so wenig ist, können nur die Sitze der Literatur, die gelehrten Städte, anziehend seyn. Vielleicht würde man im südlichen Deutschland die Wissenschaften und schönen Künste mit eben so gutem Erfolge, als in Norddeutschland, getrieben haben, wenn die regierenden Fürsten sich für ihren Wachsthum warm interessirt hätten. Gleichwohl bleibt es ausgemacht, daß das gemässigte Clima der Geselligkeit günstiger ist als der Poesie."




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