Jakob Sandtner: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Jakob Sandtner''' (* in [[Straubing]]) war ein [[Drechsler]]meister und lebte im 16. Jahrhundert. Er fertigte für seine Zeit erstaunlich präzise Stadtmodelle einiger [[Bayern|bayerischer]] [[Stadt|Städte]] an. Die Modelle sind bedeutende kulturhistorische Dokumente und zählen zu den ältesten verlässlichen Stadtmodellen.
'''Jakob Sandtner''' (* in [[Straubing]]) war ein [[Drechsler]]meister und lebte im 16. Jahrhundert. Er fertigte für seine Zeit erstaunlich präzise Stadtmodelle einiger [[Bayern|bayerischer]] [[Stadt|Städte]] an. Die Modelle sind bedeutende kulturhistorische Dokumente und zählen zu den ältesten verlässlichen [[Stadtmodell]]en.


== Leben ==
== Leben ==


Sandtner kam in Straubing zur Welt; das Geburtsjahr ist nicht überliefert. Die erste urkundliche Erwähnung  Sandtners stammt aus dem Jahr 1561. Es ist davon auszugehen, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits ein etablierter Drechsler war; möglicherweise war er schon verheiratet. Offenbar ohne Auftrag fertigte er aus [[Linden (Botanik)|Linde]]nholz ein maßstabsgetreues und bis in kleinste Detail richtig vermessenes Modell von Straubing an. Wie auch bei seinen späteren Modellen nahm er sich dabei aber die Freiheit, Straßen der Übersichtlichkeit halber etwas zu verbreitern und wichtige Gebäude zur Hervorhebung in einem etwas größeren Maßstab darzustellen.
Sandtner kam in Straubing zur Welt; das Geburtsjahr ist nicht überliefert. Die erste urkundliche Erwähnung  Sandtners stammt aus dem Jahr [[1561]]. Es ist davon auszugehen, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits ein etablierter Drechsler war; möglicherweise war er schon verheiratet. Offenbar ohne Auftrag fertigte er aus [[Linden (Botanik)|Linde]]nholz ein maßstabsgetreues und bis in kleinste Detail richtig vermessenes Modell von Straubing an. Wie auch bei seinen späteren Modellen nahm er sich dabei aber die Freiheit, Straßen der Übersichtlichkeit halber etwas zu verbreitern und wichtige Gebäude zur Hervorhebung in einem etwas größeren Maßstab darzustellen.


Als das Stadtmodell 1568 fertiggestellt war und der [[Geschichte Bayerns|bayerische]] Herrscher Herzog [[Albrecht V. (Bayern)|Albrecht V.]] von dem Modell seiner Residenzstadt erfuhr, kaufte er es. Er war sehr interessiert an der Erfassung seines Reiches, die durch neue Erkenntnisse in der [[Topografie]] in bis dato ungekannter Präzision möglich war. Einige Jahre zuvor hatte Albrecht schon den Mathematiker [[Philipp Apian]] dazu verpflichtet, eine Karte von Bayern zu erstellen. Sandtner erhielt von Albrecht nacheinander den Auftrag, weitere Stadtmodelle für die übrigen Residenzstädte [[München]], [[Landshut]], [[Ingolstadt]] und [[Burghausen]] anzufertigen und dabei einen detaillierteren Maßstab als beim Straubinger Modell zu verwenden. Sie waren als Schmuckstücke für die von Albrecht eingerichtete Kunstkammer in München gedacht und wurden nach ihrer Fertigstellung dort als Teil der ''Bavaria illustrata'', der unter anderem auch die ''Bairischen Landtafeln'' Apians angehörten, aufgestellt. Außerdem wollte Albrecht mit den Modellen auch seinen Machtanspruch über die Residenzstädte der seit dem Ende des [[Landshuter Erbfolgekrieg]]s 1506 wiedervereinigten bayerischen Herzogtümer zum Ausdruck bringen.
Als das Stadtmodell [[1568]] fertiggestellt war und der [[Geschichte Bayerns|bayerische]] Herrscher Herzog [[Albrecht V. (Bayern)|Albrecht V.]] von dem Modell seiner Residenzstadt erfuhr, kaufte er es. Er war sehr interessiert an der Erfassung seines Reiches, die durch neue Erkenntnisse in der [[Topografie]] in bis dato ungekannter Präzision möglich war. Einige Jahre zuvor hatte Albrecht schon den Mathematiker [[Philipp Apian]] dazu verpflichtet, eine Karte von Bayern zu erstellen. Sandtner erhielt von Albrecht nacheinander den Auftrag, weitere Stadtmodelle für die übrigen Residenzstädte [[München]], [[Landshut]], [[Ingolstadt]] und [[Burghausen]] anzufertigen und dabei einen detaillierteren Maßstab als beim Straubinger Modell zu verwenden. Sie waren als Schmuckstücke für die von Albrecht eingerichtete Kunstkammer in München gedacht und wurden nach ihrer Fertigstellung dort als Teil der ''Bavaria illustrata'', der unter anderem auch die ''Bairischen Landtafeln'' Apians angehörten, aufgestellt. Außerdem wollte Albrecht mit den Modellen auch seinen Machtanspruch über die Residenzstädte der seit dem Ende des [[Landshuter Erbfolgekrieg]]s 1506 wiedervereinigten bayerischen Herzogtümer zum Ausdruck bringen.


Sandtner verlegte in diesen Jahren seinen Wohnsitz nach München, wo Albrecht für seinen Unterhalt aufkam. Über die Arbeitsweise Sandtners ist nicht viel bekannt, aber aufgrund der hohen Detailtreue der Modelle muss die Fertigung  von umfangreichen Vermessungen begleitet worden sein. Außerdem wurde Sandtner wohl von Gehilfen unterstützt, denn bereits 1574 war das letzte Modell vollendet. Ab 1576 war Sandtner unter den Werkleuten am herzöglichen Hof beschäftigt. Als Albrecht 1579 starb, kam sein Sohn [[Wilhelm V. (Bayern)|Wilhelm V.]] an die Macht. Er teilte die Kunstbegeisterung seines Vaters nicht und kündigte Sandtner im  darauffolgenden Jahr. Der Auslöser für diese Entscheidung war möglicherweise auch die schlechte finanzielle Lage des Hofes. Sandtner zog daraufhin mit seiner Frau und seinen Kindern nach Ingolstadt und verdingte sich als Seifensieder. Die Quellen berichten, dass Sandtner sich auf eine Reise nach Venedig begab - danach verlieren sich seine Lebensspuren. Sandtner hinterließ vier Kinder.
Sandtner verlegte in diesen Jahren seinen Wohnsitz nach München, wo Albrecht für seinen Unterhalt aufkam. Über die Arbeitsweise Sandtners ist nicht viel bekannt, aber aufgrund der hohen Detailtreue der Modelle muss die Fertigung  von umfangreichen Vermessungen begleitet worden sein. Außerdem wurde Sandtner wohl von Gehilfen unterstützt, denn bereits 1574 war das letzte Modell vollendet. Ab 1576 war Sandtner unter den Werkleuten am herzöglichen Hof beschäftigt. Als Albrecht 1579 starb, kam sein Sohn [[Wilhelm V. (Bayern)|Wilhelm V.]] an die Macht. Er teilte die Kunstbegeisterung seines Vaters nicht und kündigte Sandtner im  darauffolgenden Jahr. Der Auslöser für diese Entscheidung war möglicherweise auch die schlechte finanzielle Lage des Hofes. Sandtner zog daraufhin mit seiner Frau und seinen Kindern nach Ingolstadt und verdingte sich als Seifensieder. Die Quellen berichten, dass Sandtner sich auf eine Reise nach Venedig begab - danach verlieren sich seine Lebensspuren. Sandtner hinterließ vier Kinder.
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Die Modelle der bayerischen Residenzstädte stehen heute im [[Bayerisches Nationalmuseum|Bayerischen Nationalmuseum]] in München. Diese sind im einzelnen:
Die Modelle der bayerischen Residenzstädte stehen heute im [[Bayerisches Nationalmuseum|Bayerischen Nationalmuseum]] in München. Diese sind im einzelnen:
* [[Straubing]], 1568, Maßstab 1:1666 <br /> Eine Kopie des Straubinger Stadtmodells ist in der Eingangshalle des [[Gäubodenmuseum]]s in Straubing aufgestellt.
* [[Straubing]], 1568, Maßstab 1:1666 <br /> Eine Kopie des Straubinger Stadtmodells ist in der Eingangshalle des [[Gäubodenmuseum]]s in Straubing aufgestellt.
* [[München]], 1570, Maßstab 1:616 <br /> Kurfürst [[Maximilian I. (Bayern)|Maximilian I.]] ließ in das Münchner Modell nachträglich zwei Gebäudekomplexe einfügen: Das Jesuitenkolleg mit der Michaeliskirche sowie die erweiterten Residenzgebäude.
* [[München]], [[1570]], Maßstab 1:616 <br /> Kurfürst [[Maximilian I. (Bayern)|Maximilian I.]] ließ in das Münchner Modell nachträglich zwei Gebäudekomplexe einfügen: Das Jesuitenkolleg mit der Michaeliskirche sowie die erweiterten Residenzgebäude.
* [[Landshut]], 1570, Maßstab 1:750
* [[Landshut]], 1570, Maßstab 1:750
* [[Ingolstadt]], 1572, Maßstab 1:685
* [[Ingolstadt]], 1572, Maßstab 1:685
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