Kunsthandlung Julius Böhler: Unterschied zwischen den Versionen
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Im Jahr 1919 übersiedelte Julius Wilhelm Böhler, der bis 1954 Gesellschafter des Münchner Hauses blieb, nach [[Luzern]], wo er mit Fritz Steinmeyer die „Kunsthandel AG Luzern“ ins Leben rief. Anfang 1928 bauten sie zudem – unter Beteiligung des Zirkusunternehmer und Millionärs [[John Ringling]] – ihren Handelsradius in New York mit der Firma „Böhler & Steinmeyer Inc.“ aus, an der die „Kunsthandel AG Luzern“ und das „Kunsthaus Julius Böhler“ in München beteiligt waren. Sie hatte allerdings nur bis 1933 Bestand. Auch in [[Berlin]] versuchten sie Fuß zu fassen, die Dependance konnte sich jedoch nicht lange halten. Das Münchner Stammhaus führte ab 1928 der Sohn von Julius Wilhelm, Julius Harry Böhler (1907–1979), zusammen mit seinem Onkel Otto Alfons und dem Kunsthistoriker [[Hans Sauermann]] (1885–1960), der 1916 in das Unternehmen eingetretenen und von 1922 bis 1956 Teilhaber war. Fritz Steinmeyer war 1926 als stiller Gesellschafter der Firma beigetreten. Der Firmengründer Julius Böhler schied 1930 als Gesellschafter aus. Als „arisch“ geführtes Geschäft konnten sie auch während der NS-Zeit weiter Handel betreiben, ohne sich dem System anzudienen, aber auch sich bietende Gelegenheiten für attraktive Objekte ausnutzend. | Im Jahr 1919 übersiedelte Julius Wilhelm Böhler, der bis 1954 Gesellschafter des Münchner Hauses blieb, nach [[Luzern]], wo er mit Fritz Steinmeyer die „Kunsthandel AG Luzern“ ins Leben rief. Anfang 1928 bauten sie zudem – unter Beteiligung des Zirkusunternehmer und Millionärs [[John Ringling]] – ihren Handelsradius in New York mit der Firma „Böhler & Steinmeyer Inc.“ aus, an der die „Kunsthandel AG Luzern“ und das „Kunsthaus Julius Böhler“ in München beteiligt waren. Sie hatte allerdings nur bis 1933 Bestand. Auch in [[Berlin]] versuchten sie Fuß zu fassen, die Dependance konnte sich jedoch nicht lange halten. Das Münchner Stammhaus führte ab 1928 der Sohn von Julius Wilhelm, Julius Harry Böhler (1907–1979), zusammen mit seinem Onkel Otto Alfons und dem Kunsthistoriker [[Hans Sauermann]] (1885–1960), der 1916 in das Unternehmen eingetretenen und von 1922 bis 1956 Teilhaber war. Fritz Steinmeyer war 1926 als stiller Gesellschafter der Firma beigetreten. Der Firmengründer Julius Böhler schied 1930 als Gesellschafter aus. Als „arisch“ geführtes Geschäft konnten sie auch während der NS-Zeit weiter Handel betreiben, ohne sich dem System anzudienen, aber auch sich bietende Gelegenheiten für attraktive Objekte ausnutzend. | ||
Nach 1945 nahmen die drei Geschäftsführer, Julius Harry Böhler, Otto Alfons Böhler und Hans Sauermann, relativ schnell wieder ihre Geschäfte auf. 1956 trat Julius Gustav Böhler (1929–2010), der Enkel des Firmengründers, als Gesellschafter in die Firma ein und wurde nach dem Tod seines Vaters Julius Harry 1979 Alleininhaber. Weiterhin behauptete das Unternehmen seine Position als eine der bedeutendsten Kunsthandlungen Münchens. 2004 wurde – nach 124 Jahren – der Stammsitz in München aufgegeben. Noch immer in Familienbesitz, setzt das „Kunsthaus Julius Böhler“ unter der Leitung von Florian Eitle-Böhler seine Tradition am Standort in [[Starnberg]] fort.<ref>[https://editionhansposse.gnm.de/wisski/navigate/284/view Julius Böhler (München)] | Nach 1945 nahmen die drei Geschäftsführer, Julius Harry Böhler, Otto Alfons Böhler und Hans Sauermann, relativ schnell wieder ihre Geschäfte auf. 1956 trat Julius Gustav Böhler (1929–2010), der Enkel des Firmengründers, als Gesellschafter in die Firma ein und wurde nach dem Tod seines Vaters Julius Harry 1979 Alleininhaber. Weiterhin behauptete das Unternehmen seine Position als eine der bedeutendsten Kunsthandlungen Münchens. 2004 wurde – nach 124 Jahren – der Stammsitz in München aufgegeben. Noch immer in Familienbesitz, setzt das „Kunsthaus Julius Böhler“ unter der Leitung von Florian Eitle-Böhler seine Tradition am Standort in [[Starnberg]] fort.<ref>[https://editionhansposse.gnm.de/wisski/navigate/284/view Julius Böhler (München)] Germanisches Nationalmuseum, abgerufen am 10. September 2021</ref> | ||
== Archive == | == Archive == | ||
Geschäftsunterlagen der Kunsthandlung Böhler werden seit 1996 im [[Bayerisches Wirtschaftsarchiv|Bayerischen Wirtschaftsarchiv]] in München aufbewahrt.u den Unterlagern zählen u. a. die Lagerbücher aus den Jahren 1880 bis 1976, die Korrespondenz von 1931 bis 1976, sowie Lagerbücher und Korrespondenz der Zweigstelle in Luzern.<ref>[https://www.boehler-art.com/firmengeschichte/ Julius | Geschäftsunterlagen der Kunsthandlung Böhler werden seit 1996 im [[Bayerisches Wirtschaftsarchiv|Bayerischen Wirtschaftsarchiv]] in München aufbewahrt.u den Unterlagern zählen u. a. die Lagerbücher aus den Jahren 1880 bis 1976, die Korrespondenz von 1931 bis 1976, sowie Lagerbücher und Korrespondenz der Zweigstelle in Luzern.<ref>[https://www.boehler-art.com/firmengeschichte/ Julius Böhler, Firmengeschichte] abgerufen am 10. September 2021</ref> | ||
Ab 2015 sind außerdem 34 600 Karteikarten zu allen gehandelten Objekten, ein Archiv von 7831 Fotomappen (ab 1918) sowie eine Münchner Kundenkartei zu privaten und institutionellen Kunden beim Münchner Zentralinstitut für Kunstgeschichte gesammelt. Die Erschließung und Dokumentation dieser Datensammlung wird von der [[Ernst von Siemens Kunststiftung]] und vom [[Deutsches Zentrum Kulturgutverluste|Deutschen Zentrum Kulturgutverluste]] gefördert. Das Material wird am [[Zentralinstitut für Kunstgeschichte]] für eine Forschungsdatenbank aufgearbeitet.<ref>[https://www.bayerische-staatszeitung.de/staatszeitung/kultur/detailansicht-kultur/artikel/schicksale-rekonstruieren.html#topPosition Schicksale rekonstruieren] Bayerische Staatszeitung, 30. April 2020, abgerufen am 10. September 2021</ref> | Ab 2015 sind außerdem 34 600 Karteikarten zu allen gehandelten Objekten, ein Archiv von 7831 Fotomappen (ab 1918) sowie eine Münchner Kundenkartei zu privaten und institutionellen Kunden beim Münchner Zentralinstitut für Kunstgeschichte gesammelt. Die Erschließung und Dokumentation dieser Datensammlung wird von der [[Ernst von Siemens Kunststiftung]] und vom [[Deutsches Zentrum Kulturgutverluste|Deutschen Zentrum Kulturgutverluste]] gefördert. Das Material wird am [[Zentralinstitut für Kunstgeschichte]] für eine Forschungsdatenbank aufgearbeitet.<ref>[https://www.bayerische-staatszeitung.de/staatszeitung/kultur/detailansicht-kultur/artikel/schicksale-rekonstruieren.html#topPosition Schicksale rekonstruieren] Bayerische Staatszeitung, 30. April 2020, abgerufen am 10. September 2021</ref> | ||