9. November in München: Unterschied zwischen den Versionen

K
keine Bearbeitungszusammenfassung
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 6: Zeile 6:
Der neunte November war wohl der „weihevollste Tag des nationalsozialistischen Feierjahres“ - der Anlass zu dem die religiös kultischen Züge der NS-Ideologie am  deutlichsten sichtbar wurden. Gefeiert wurden die Aufrührer von 1923 als „Märtyerer“ des dritten Reichs, die beim Putschversuch ums Leben gekommenen sechzehn „alten Kämpfer“. Die Geschehnisse vom 9. November 1923 wurden im Zuge der über Jahre hinweg abgehaltenen Feierlichkeiten mythisiert, verfälscht, umgedeutet. Nicht zuletzt die Unwissenheit der Bevölkerung um die Ereignisse von 1923 ermöglichten die hochgradig propagandistische Auschlachtung des Datums – daher steht der folgende Artikel in der Pflicht, zumindest heute einen kleinen Teil des Wissens um die fatalen Ereignisse während der Nazizeit zu bewahren.  
Der neunte November war wohl der „weihevollste Tag des nationalsozialistischen Feierjahres“ - der Anlass zu dem die religiös kultischen Züge der NS-Ideologie am  deutlichsten sichtbar wurden. Gefeiert wurden die Aufrührer von 1923 als „Märtyerer“ des dritten Reichs, die beim Putschversuch ums Leben gekommenen sechzehn „alten Kämpfer“. Die Geschehnisse vom 9. November 1923 wurden im Zuge der über Jahre hinweg abgehaltenen Feierlichkeiten mythisiert, verfälscht, umgedeutet. Nicht zuletzt die Unwissenheit der Bevölkerung um die Ereignisse von 1923 ermöglichten die hochgradig propagandistische Auschlachtung des Datums – daher steht der folgende Artikel in der Pflicht, zumindest heute einen kleinen Teil des Wissens um die fatalen Ereignisse während der Nazizeit zu bewahren.  


In seinem Aufsatz „Mythos Kult und Feste – München im Nationlasozialistischen Feierjahr“ spricht Hans Günter Hockerts von [[München]] als einer „Bühne eines permanenten politischen Schauspiels“. Im Hinblick auf diese (und viele ähnliche) Aussagen soll die Inszenierung des 9. November durch die Nationalsozialisten in [[München]] in seiner Funktion als „Gedenktag der Gefallenen der Bewegung“ sorgfältig untersucht werden, wobei zunächst die geschichtlichen Fakten zum 9.11.[[1918]] und [[1923]] sowie die Entwicklung der inszenatorischen Umdeutung dieser Ereignisse durch die Nationalsozialisten aufzuzeigen sind.  
In seinem Aufsatz „Mythos Kult und Feste – München im Nationlasozialistischen Feierjahr“ spricht Hans Günter Hockerts von München als einer „Bühne eines permanenten politischen Schauspiels“. Im Hinblick auf diese (und viele ähnliche) Aussagen soll die Inszenierung des 9. November durch die Nationalsozialisten in München in seiner Funktion als „Gedenktag der Gefallenen der Bewegung“ sorgfältig untersucht werden, wobei zunächst die geschichtlichen Fakten zum 9.11.[[1918]] und [[1923]] sowie die Entwicklung der inszenatorischen Umdeutung dieser Ereignisse durch die Nationalsozialisten aufzuzeigen sind.  


Bei der folgenden Beschreibung der Feierlichkeiten zum 9.11.[[1935]] wird deren Inszenierungcharakter und die durch ihre Theatralität gewährleistete propagandistische Wirksamkeit besonders deutlich werden – daher sollen die auf ästhetische Wirkung hin durchdachte und mit deutlicher Intention geplante Organisation aller Abläufe und Handlungen in Form einer ''Inszenierungsanalyse'' bearbeitet werden.
Bei der folgenden Beschreibung der Feierlichkeiten zum 9.11.[[1935]] wird deren Inszenierungcharakter und die durch ihre Theatralität gewährleistete propagandistische Wirksamkeit besonders deutlich werden – daher sollen die auf ästhetische Wirkung hin durchdachte und mit deutlicher Intention geplante Organisation aller Abläufe und Handlungen in Form einer ''Inszenierungsanalyse'' bearbeitet werden.
Zeile 13: Zeile 13:
'''Zum 9.11.1918 - Ende des Ersten Weltkriegs'''
'''Zum 9.11.1918 - Ende des Ersten Weltkriegs'''


Schon lange vor dem so genannten Hitlerputsch war der 9. November von geschichtlicher und politischer Bedeutung. Am 9.11.[[1918]] wurde die Abdankung des Kaisers Willhelm II. bekannt gegeben – der [[Erster Weltkrieg|Erste Weltkrieg]] war hiermit endgültig beendet – das Amt des deutschen Reichskanzlers wurde an den gemäßigten Sozialdemokraten Friedrich Ebert übergeben. Phillip Scheidemann rief vor dem deutschen Reichstagsgebäude die Republik aus. Fast zeitgleich verkündigte Karl Liebknecht die freie sozialistische Republik. Die politisch ungefestigte, von Aufständen erschütterte, von Nachkriegsarmut und Inflation gezeichnete Zeitspanne der [[Weimarer Republik]] war damit eingeläutet. In der frühen nationalsozialistischen Propaganda war das Datum daher Zeichen für die „schmachvollste“ Ära Deutschlands – später wurde der Wandel dieses „Tags der Schmach“ in den höchsten NS-Feiertag propagandistisch ausgeschlachtet.  
Schon lange vor dem so genannten Hitlerputsch war der 9. November von geschichtlicher und politischer Bedeutung. Am 9.11.[[1918]] wurde die Abdankung des Kaisers Willhelm II. bekannt gegeben – der [[Erster Weltkrieg|Erste Weltkrieg]] war hiermit endgültig beendet – das Amt des deutschen Reichskanzlers wurde an den gemäßigten Sozialdemokraten [[Friedrich Ebert]] übergeben. Phillip Scheidemann rief vor dem deutschen Reichstagsgebäude die Republik aus. Fast zeitgleich verkündigte Karl Liebknecht die freie sozialistische Republik. Die politisch ungefestigte, von Aufständen erschütterte, von Nachkriegsarmut und Inflation gezeichnete Zeitspanne der [[Weimarer Republik]] war damit eingeläutet. In der frühen nationalsozialistischen Propaganda war das Datum daher Zeichen für die „schmachvollste“ Ära Deutschlands – später wurde der Wandel dieses „Tags der Schmach“ in den höchsten NS-Feiertag propagandistisch ausgeschlachtet.  


'''Zum 9.11.1923 - der Putschversuch'''
'''Zum 9.11.1923 - der Putschversuch'''


Der „[[Ludendorff-Hitler-Putsch|Ludendorff-Hitler-Putsch]]“ war ein Aufstandsversuch neben anderen der Rechtsextremen, welche die Regierungen der ersten demokratischen deutschen (despektierlich so genannten Weimarer) Republik zu stürzen versuchten; er stellte weder eine Ausnahme im politischen Geschehen dieser Zeit dar, noch tat er sich durch die geringsten Erfolge hervor, die er hätte verzeichnen können. Soweit man vom „Ludendorff-Hitler-Putsch“ an sich spricht, könnte man sagen, dass dieser, kaum dass er begonnen hatte, auch schon wieder durch die Polizei beendet worden war:
Der „[[Ludendorff-Hitler-Putsch|Ludendorff-Hitler-Putsch]]“ war ein Aufstandsversuch neben anderen der Rechtsextremen, welche die Regierungen der ersten demokratischen deutschen (despektierlich so genannten Weimarer) Republik zu stürzen versuchten; er stellte weder eine Ausnahme im politischen Geschehen dieser Zeit dar, noch tat er sich durch die geringsten Erfolge hervor, die er hätte verzeichnen können. Soweit man vom „Ludendorff-Hitler-Putsch“ an sich spricht, könnte man sagen, dass dieser, kaum dass er begonnen hatte, auch schon wieder durch die Polizei beendet worden war.


1923 wurde [[Bayern]] von einem „Triumvirat“ dikatatorisch regiert, das sich aus dem Staatskommissar [[Gustav Kahr|v. Kahr]], Reichswehrkommandant General v. Lossow und Polizeioberst Seißer zusammensetzte. Diese Regierung war nicht von der Reichsregierung gebilligt, damit bestand schon in ihr ein (in diesem Fall: nationalisitsch-rechtsgerichteter) verfassungsgemäßes Gremium. Die (beteiligte) Reichswehr griff auch nicht ein, da Bayern für den Moment nicht als gefährlich erachtet wurde und an verschiedenen Stellen der jungen Republik kommunistische Aufstände bekämpft werden sollten. Im Oktober [[1923]] beginnt sich die politische Lage im gesamten Land zu entspannen. Hitler und Kumpanen beschließen, die bayerisch-separatistische Putschsituation, solange dies noch möglich ist, für ihre Zwecke zu nutzen und sich mit den Herren v. Kahr, Lossow und Seißer zu einem „Marsch auf Berlin“ - nach dem Vorbild von Moussolinis „Marsch auf Rom“ - also auf die gewählte Zentralregierung zu verbünden.  
1923 wurde [[Bayern]] von einem „Triumvirat“ dikatatorisch regiert, das sich aus dem Staatskommissar [[Gustav Kahr|v. Kahr]], Reichswehrkommandant General v. Lossow und Polizeioberst Seißer zusammensetzte. Diese Regierung war nicht von der Reichsregierung gebilligt, damit bestand schon in ihr ein (in diesem Fall: nationalisitsch-rechtsgerichtetes) verfassungsgemäßes Gremium. Die (beteiligte) Reichswehr griff auch nicht ein, da Bayern für den Moment nicht als gefährlich erachtet wurde und an verschiedenen Stellen der jungen Republik kommunistische Aufstände bekämpft werden sollten. Im Oktober [[1923]] beginnt sich die politische Lage im gesamten Land zu entspannen. Hitler und Kumpanen beschließen, die bayerisch-separatistische Putschsituation, solange dies noch möglich ist, für ihre Zwecke zu nutzen und sich mit den Herren v. Kahr, Lossow und Seißer zu einem „Marsch auf Berlin“ - nach dem Vorbild von Moussolinis „Marsch auf Rom“ - also auf die gewählte Zentralregierung zu verbünden.  


Zu diesem Zweck wurden militärische Vorbereitungen getroffen, die SA und befreundete "Kampfbünde" mobilisiert. Am Abend des 8. November umstellen Hitlers Kämpfer den [[Bürgerbräukeller]], wo eine "Vertrauenskundgebung" der Rechten stattfindet. Von Kahr spricht gerade, als Hitler den Saal durchquert und mit einem Schuss in die Decke die Aufmerksamkeit auf seine Person lenkt. Er proklamiert die „nationale Revolution“. Den drei vormaligen Putschisten (Kahr, Lossow, Seißer) wird unterdessen im Hinterzimmer unter Zwang eine Zustimmung zur Zusammenarbeit mit Hitlers Gruppe abgenötigt.  
Zu diesem Zweck wurden militärische Vorbereitungen getroffen, die SA und befreundete "Kampfbünde" mobilisiert. Am Abend des 8. November umstellen Hitlers Kämpfer den [[Bürgerbräukeller]], wo eine "Vertrauenskundgebung" der Rechten stattfindet. Von Kahr spricht gerade, als Hitler den Saal durchquert und mit einem Schuss in die Decke die Aufmerksamkeit auf seine Person lenkt. Er proklamiert die „nationale Revolution“. Den drei vormaligen Putschisten (Kahr, Lossow, Seißer) wird unterdessen im Hinterzimmer unter Zwang eine Zustimmung zur Zusammenarbeit mit Hitlers Gruppe abgenötigt.  


Noch in der gleichen Nacht widerrufen alle drei dieses Zugeständnis und informieren die Reichswehr. Schon zu diesem Zeitpunkt war der „Ludendorff-Hitler-Putsch“ gescheitert, da er keine wesentliche militärische oder polizeiliche Unterstützung erhielt. Weiteres siehe unter [[Ludendorff-Hitler-Putsch]]. Bei der Polizeiaktion gegen den Putschversuch sterben 4 Polizisten und 16 Ludendorff/NSDAP-Anhänger.
Noch in der gleichen Nacht widerrufen alle drei dieses Zugeständnis und informieren die Reichswehr. Schon zu diesem Zeitpunkt war der „Ludendorff-Hitler-Putsch“ gescheitert, da er keine wesentliche militärische oder polizeiliche Unterstützung erhielt. Weiteres siehe unter [[Ludendorff-Hitler-Putsch]]. Bei der Polizeiaktion gegen den Putschversuch sterben 4 Polizisten und 16 Ludendorff/NSDAP-Anhänger.


1925 begründet nach einer Neugründung seiner Partei Hitler den Kult um die beim Putschversuch getöteten 16 NS`ler durch eine Anordnung, nach der alle NS-Ortsgruppen jährlich am 9. November Gedenkfeiern abzuhalten haben, in die auch die Getöteten des Ersten Weltkrieges einbezogen werden mussten. Damit wurde suggeriert, dass die gescheiterten Putschisten im Grunde für dieselbe Sache gestorben wären, wie die im Weltkrieg Gefallenen: für das Vaterland.
1925 begründet nach einer Neugründung seiner Partei Hitler den Kult um die beim Putschversuch getöteten 16 NS`ler durch eine Anordnung, nach der alle NS-Ortsgruppen jährlich am 9. November Gedenkfeiern abzuhalten haben, in die auch die Getöteten des Ersten Weltkrieges einbezogen werden mussten. Damit wurde suggeriert, dass die gescheiterten Putschisten im Grunde für dieselbe Sache gestorben wären, wie die im Weltkrieg Gefallenen: für das Vaterland.
Zeile 33: Zeile 32:


== 1937, die dritte Hetzausstellung wird eröffnet ==
== 1937, die dritte Hetzausstellung wird eröffnet ==
''Der ewige Jude''' war Titel einer von den Nationalsozialisten reichsweit ab November 1937 veranstalteten Wanderausstellung. Die Ausstellung fand vom 8. November 1937 bis 31. Januar 1938 erstmals in der Bibliothek des [[Deutsches Museum|Deutschen Museums]] in München statt. Am 8. November wurde sie vom NS-Propagandeminister {{WL2|de:Joseph Goebbels|Goebbels}} bei den jährlichen Feiern eröffnet. Organisatoren waren, wie schon bei der 1936 eröffneten ''[[Große antibolschewistische Schau]]'' und der folgenden Hetz-Ausstellung ''[[Entartete Kunst]],'' der stellvertretende NSDAP-Gauleiter von München-Oberbayern [[Otto Nippold]] und der stellvertretende Gaupropagandaleiter [[Walther Wüster]], für die Gestaltung waren der Architekt [[Fritz von Valtier]] und der Maler [[Horst Schlüter]] verantwortlich.
''Der ewige Jude''' war Titel einer von den Nationalsozialisten reichsweit ab November 1937 veranstalteten Wanderausstellung. Die Ausstellung fand vom 8. November 1937 bis 31. Januar 1938 erstmals in der Bibliothek des [[Deutsches Museum|Deutschen Museums]] in München statt. Am 8. November wurde sie vom NS-Propagandeminister {{WL2|de:Joseph Goebbels|Goebbels}} bei den jährlichen Feiern eröffnet. Organisatoren waren, wie schon bei der 1936 eröffneten ''[[Große antibolschewistische Schau]]'' und der folgenden Hetz-Ausstellung ''[[Entartete Kunst]],'' der stellvertretende NSDAP-Gauleiter von München-Oberbayern Otto Nippold und der stellvertretende Gaupropagandaleiter Walther Wüster, für die Gestaltung waren der Architekt Fritz von Valtier und der Maler Horst Schlüter verantwortlich.


Der Eintritt kostete 50 Pfennige, im Vorverkauf 35 Pfennige. Die Schüler der Münchner Schulen wurden klassenweise durch die Ausstellung geführt. Die Sonderpostkarte zur Ausstellung war nach wenigen Tagen vergriffen. In München verzeichnete die Ausstellung 412.300 Besucher. Vom 2. August bis 23. Oktober 1938 "wanderte die "Schau" nach Wien (350.000 Besucher) und vom 12. November 1938 bis am 13. Januar 1939 nach [[Berlin]] gezeigt. Möglicherweise als Folge des in der Bevölkerung eher abgelehnten [[Novemberpogrom]]s 1938 (Versteckausdruck Reichskristallnacht) dort nur 250.000 Besucher. Dann folgten Bremen, Dresden und schließlich bis 11. Juni 39 Magdeburg (80.000 Besucher).  
Der Eintritt kostete 50 Pfennige, im Vorverkauf 35 Pfennige. Die Schüler der Münchner Schulen wurden klassenweise durch die Ausstellung geführt. Die Sonderpostkarte zur Ausstellung war nach wenigen Tagen vergriffen. In München verzeichnete die Ausstellung 412.300 Besucher. Vom 2. August bis 23. Oktober 1938 "wanderte die "Schau" nach Wien (350.000 Besucher) und vom 12. November 1938 bis am 13. Januar 1939 nach Berlin gezeigt. Möglicherweise als Folge des in der Bevölkerung eher abgelehnten [[Novemberpogrom]]s 1938 (Versteckausdruck Reichskristallnacht) dort nur 250.000 Besucher. Dann folgten Bremen, Dresden und schließlich bis 11. Juni 39 Magdeburg (80.000 Besucher).  


Der erste Saal über die angeblichen „biologischen Grundlagen des Judentums“, diente der rassistischen Diffamierung und Rechtfertigung der Nürnberger Gesetze. Im zweiten Saal wurde die jüdische Religion herabgesetzt und beleidigt. Weitere Stichworte waren Bolschewismus (Sowjetunion), Wucherei und Hehlerei. Man könnte diese Ausstellung zur Vorgeschichte des [[Novemberpogroms]] und der bald folgenden massenhaften Judenvernichtung in Polen, der Sowjetunion, fast in ganz Europa, rechnen. Sie sollte vor allem moralische Skrupel bei der sogenannten arischen Bevölkerungsmehrheit beseitigen und künstliche Angst-, Neid- und Hassgefühle verbreiten.
Der erste Saal über die angeblichen „biologischen Grundlagen des Judentums“, diente der rassistischen Diffamierung und Rechtfertigung der Nürnberger Gesetze. Im zweiten Saal wurde die jüdische Religion herabgesetzt und beleidigt. Weitere Stichworte waren Bolschewismus (Sowjetunion), Wucherei und Hehlerei. Man könnte diese Ausstellung zur Vorgeschichte des Novemberpogroms und der bald folgenden massenhaften Judenvernichtung in Polen, der Sowjetunion, fast in ganz Europa, rechnen. Sie sollte vor allem moralische Skrupel bei der sogenannten arischen Bevölkerungsmehrheit beseitigen und künstliche Angst-, Neid- und Hassgefühle verbreiten.


== 1938: Judenpogrom der NSDAP und SS ==
== 1938: Judenpogrom der NSDAP und SS ==
Zeile 44: Zeile 43:
:Goebbels äußerte, dass die Partei nicht als Organisator antijüdischer Aktionen in Erscheinung treten wolle, aber diese dort, wo sie "entstünden", auch nicht behindern werde. Die Aufforderung Goebbels wird per Telefon in die NS-Gaue und an die Polizei weitergeleitet.  
:Goebbels äußerte, dass die Partei nicht als Organisator antijüdischer Aktionen in Erscheinung treten wolle, aber diese dort, wo sie "entstünden", auch nicht behindern werde. Die Aufforderung Goebbels wird per Telefon in die NS-Gaue und an die Polizei weitergeleitet.  
:Die angeblich spontane Volksempörung mündet in Brandstiftungen, dem Demolieren von Geschäften und Wohnungen und in der Verhaftung (Schutzhaft !) der geschädigten und meist verprügelten oder sonst angegriffenen Opfer. In den folgenden Wochen werden von ihnen in den [[Konzentrationslager]]n Geldzahlungen und Flucht ins Ausland erpresst.
:Die angeblich spontane Volksempörung mündet in Brandstiftungen, dem Demolieren von Geschäften und Wohnungen und in der Verhaftung (Schutzhaft !) der geschädigten und meist verprügelten oder sonst angegriffenen Opfer. In den folgenden Wochen werden von ihnen in den [[Konzentrationslager]]n Geldzahlungen und Flucht ins Ausland erpresst.


===Ermordete und Tote ===
===Ermordete und Tote ===
Zeile 52: Zeile 49:
24 von diesen Häftlingen/Geiseln kamen nachweislich ums Leben.  
24 von diesen Häftlingen/Geiseln kamen nachweislich ums Leben.  


HJ-Funktionäre nötigten in der nächtlichen Gewaltaktion wohlhabende Bürger zur Herausgabe beträchtlicher Geldsummen. Für viele jüdische Münchnerinnen und Münchner war Suizid ein letzter, ein verzweifelter Ausweg.
Hitlerjungend-Funktionäre nötigten in der nächtlichen Gewaltaktion wohlhabende Bürger zur Herausgabe beträchtlicher Geldsummen. Für viele jüdische Münchnerinnen und Münchner war Suizid der letzte, verzweifelte Ausweg.


===Zerstörte oder stark beschädigte Gebäude===
===Zerstörte oder stark beschädigte Gebäude===
Zeile 87: Zeile 84:
Zufällig kam es 1989 an diesem Abend zu einem für ganz Deutschland wichtigen Ereignis. Die SED-Regierung und Staatspartei der DDR gab bekannt, dass ab sofort die Grenze nach "Westdeutschland" ohne Anträge von jedemann passiert werden kann. Daraufhin kam es zu vielen Freudenfesten in vorher nach Ost und West getrennten Familien. Bald vereinten sich beide Teile in der nunmehr neuen Bundesrepublik der Ära "'''nach 1989'''".
Zufällig kam es 1989 an diesem Abend zu einem für ganz Deutschland wichtigen Ereignis. Die SED-Regierung und Staatspartei der DDR gab bekannt, dass ab sofort die Grenze nach "Westdeutschland" ohne Anträge von jedemann passiert werden kann. Daraufhin kam es zu vielen Freudenfesten in vorher nach Ost und West getrennten Familien. Bald vereinten sich beide Teile in der nunmehr neuen Bundesrepublik der Ära "'''nach 1989'''".


==Medien, Bücher, etc==
==Siehe auch==
===Siehe auch===
* [[München in der Zeit des Nationalsozialismus]]
* [[München in der Zeit des Nationalsozialismus]]
* [[Erich Ludendorff]]
* [[Erich Ludendorff]]
* [[Liste 1938 NS-Pogrom]]
*[[NSDAP-Gebäude_in_München_und_ihre_Reste#Die_beiden_Ehrentempel|Die beiden von den Nazis so genannten ''Ehrentempel'']]
*[[NSDAP-Gebäude_in_München_und_ihre_Reste#Die_beiden_Ehrentempel|Die beiden von den Nazis so genannten ''Ehrentempel'']]
* Propagandafilm ''[[Der ewige Jude]]'', 1940
* Propagandafilm ''[[Der ewige Jude]]'', 1940


=== Literatur===
==Literatur==
* Andreas Heusler, Tobias Weger: ''Kristallnacht. Gewalt gegen die Münchner Juden im November 1938.'' Buchendorfer, 1998, ISBN 3927984868
* Andreas Heusler, Tobias Weger: ''Kristallnacht. Gewalt gegen die Münchner Juden im November 1938.'' Buchendorfer, 1998, ISBN 3927984868
* Hans Günter Hockerts: ''Mythos, Kult und Feste. München im nationalsozialistischen Feierjahr'', in: Richard Bauer u.a. (Hrsg.), ''München - Hauptstadt der Bewegung. Bayerns Metropole und der Nationalsozialismus'', München, 1993, S. 331-341
* Hans Günter Hockerts: ''Mythos, Kult und Feste. München im nationalsozialistischen Feierjahr'', in: Richard Bauer u.a. (Hrsg.), ''München - Hauptstadt der Bewegung. Bayerns Metropole und der Nationalsozialismus'', München, 1993, S. 331-341
Zeile 100: Zeile 97:
* Im besetzten Frankreich - Serge Klarsfeld: ''Vichy – Auschwitz. Die „Endlösung der Judenfrage“ in Frankreich'', Aus dem Französischen von Ahlrich Meyer, Nördlingen 1989; ISBN 978-3-534-20793-0
* Im besetzten Frankreich - Serge Klarsfeld: ''Vichy – Auschwitz. Die „Endlösung der Judenfrage“ in Frankreich'', Aus dem Französischen von Ahlrich Meyer, Nördlingen 1989; ISBN 978-3-534-20793-0


=== Weblinks ===
== Weblinks ==
* [http://www.zeitenblicke.de/2004/02/schleusener/ Am Beispiel Bernheimer] (zeitenblicke.de)
* [http://www.zeitenblicke.de/2004/02/schleusener/ Am Beispiel Bernheimer] (zeitenblicke.de)
* [http://www.bpb.de/files/8Q3HM0.pdf „9_11_1938_4.pdf“ Bildkarte von den Zerstörungen in der Innenstadt ], bei Die inszenierte Empörung. Der 9. November 1938 - Bei bpb -Bundeszentrale ... 2010, ab S. 14 ([[Liste 1938 NS-Pogrom]])
* [http://www.bpb.de/files/8Q3HM0.pdf „9_11_1938_4.pdf“ Bildkarte von den Zerstörungen in der Innenstadt ], bei Die inszenierte Empörung. Der 9. November 1938 - Bei bpb -Bundeszentrale ... 2010, ab S. 14 ([[Liste 1938 NS-Pogrom]])
* [http://www.alemannia-judaica.de/muenchen_synagogen.htm#Die%20Zerst%F6rung%20der%20Hauptsynagoge Die Zerstörung der Hauptsynagoge im Juni 1938 und die Ereignisse beim Novemberpogrom 1938] (Informationsseite von alemannia-judaica.de)
* [http://www.alemannia-judaica.de/muenchen_synagogen.htm#Die%20Zerst%F6rung%20der%20Hauptsynagoge Die Zerstörung der Hauptsynagoge im Juni 1938 und die Ereignisse beim Novemberpogrom 1938] (Informationsseite von alemannia-judaica.de)
* [http://www.schoah.org/pogrom/muenchen/1938.htm Gewalt gegen die Münchner Juden im November 1938] (insbesondere zum Buch von  Andreas Heusler und Tobias Weger; Seite bei schoah.org )
* [http://www.schoah.org/pogrom/muenchen/1938.htm Gewalt gegen die Münchner Juden im November 1938] (insbesondere zum Buch von  Andreas Heusler und Tobias Weger; Seite bei schoah.org )
Zeile 112: Zeile 109:
* [http://www.politische-bildung-brandenburg.de/extrem/bildsprachen.htm Reflexion des Ausstellungsplakates 2004] (bei politische-bildung-brandenburg.de)
* [http://www.politische-bildung-brandenburg.de/extrem/bildsprachen.htm Reflexion des Ausstellungsplakates 2004] (bei politische-bildung-brandenburg.de)
*[http://www.blz.bayern.de/blz/eup/02_09/6.asp Großmachttraum im Andachtsraum : Welche Ausstellungen Münchner Schülerinnen und Schüler 1933–1943 klassenweise besuchten], von Brigitte Zuber, in: ''Einsichten und Perspektiven : Bayerische Zeitschrift für Politik und Geschichte''
*[http://www.blz.bayern.de/blz/eup/02_09/6.asp Großmachttraum im Andachtsraum : Welche Ausstellungen Münchner Schülerinnen und Schüler 1933–1943 klassenweise besuchten], von Brigitte Zuber, in: ''Einsichten und Perspektiven : Bayerische Zeitschrift für Politik und Geschichte''
===Filme, Bilddokus ===


[[Kategorie:Geschichte]]
[[Kategorie:Geschichte]]
[[Kategorie:Nationalsozialismus]]
[[Kategorie:Nationalsozialismus]]
[[Kategorie:Datum und Jahrestag]]
[[Kategorie:Datum und Jahrestag]]
36.022

Bearbeitungen