Erich Haas
Erich Haas
Erich Haas (* 14. Juli 1919 in Hermannstadt, Siebenbürgen, Rumänien; † Februar 2019 in München) war ein deutsch-rumänischer Hotelier mit internationaler Karriere, freiberuflicher Unternehmensberater, Autor und LGBTQ‑Zeitzeuge.
Kindheit und Jugend
Erich Haas wurde als Sohn eines siebenbürgisch-sächsischen Rechtsanwalts in Hermannstadt geboren und wuchs in einem wohlhabenden, deutschsprachigen Haushalt auf."Weltbürger und Vorkämpfer der gleichgeschlechtlichen Liebe" Siebenbürger Zeitung, 2020.
Zweiter Weltkrieg und Flucht
Infolge der politischen Umbrüche nach dem Zweiten Weltkrieg floh Haas Ende der 1940er Jahre aus Rumänien nach Bayern, wo er in München eine neue Heimat fand.
Ausbildung und internationale Karriere
Nach seiner Ankunft absolvierte Haas eine Ausbildung an der Hotelfachschule Heidelberg, die er als Jahrgangsbester abschloss."Ehemaliger Hoteldirektor Erich Haas: Hinter den Kulissen großer Hotels" Siebenbürger Zeitung, 2012.
Rhodos
Anfang der 1960er Jahre übernahm Haas die Leitung eines Hotels auf der griechischen Insel Rhodos, das sich im Besitz eines Schwagers des Reeders Aristoteles Onassis befand. Im Rahmen seines Arbeitsvertrags konnte er seinen langjährigen Lebensgefährten Klaus ebenfalls im Hotelbetrieb beschäftigen. Während seiner Tätigkeit musste Haas immer wieder unerwartete Situationen bewältigen, etwa den kurzfristig angekündigten Besuch von Aristoteles Onassis und Sir Winston Churchill, die mit Onassis’ Luxusjacht „Christina“ zum Abendessen eintrafen.
Lagos (Nigeria)
Anschließend leitete Haas ein internationales Hotelprojekt The Mainland Hotel mit anfangs 295 Mitarbeitern in Lagos, Nigeria, wiederum mit Klaus an seiner Seite. Neben dem regulären Hotelbetrieb war Haas auch für die Organisation und Durchführung von Veranstaltungen verantwortlich. Zu den frühen gesellschaftlichen Anlässen zählte beispielsweise eine Gartenparty anlässlich des Geburtstags von König Hassan II. von Marokko in der marokkanischen Botschaft, bei der rund 500 Gäste anwesend waren, darunter der Gouverneur von Nigeria.
Duisburg
Nach seiner Rückkehr aus dem Ausland war Haas zeitweise in Duisburg im Hotelmanagement tätig. Er empfing dort den damaligen FDP-Vorsitzenden Erich Mende sowie 1965 den Bundeskanzler Ludwig Erhard.
Karriere in München
Zurück in München wurde Haas Empfangschef im Hotel Bayerischer Hof, wo er prominente Gäste wie Ingrid Bergman, Prinzessin Soraya oder Theo Lingen betreute.
Später wechselte er zur Schörghuber-Unternehmensgruppe. Dort koordinierte er Hotellerieprojekte, war verantwortlich für Personalfragen sowie für die Betreuung von VIP-Gästen.
Privates Leben und Engagement
Er lebte über 40 Jahre mit seinem Lebenspartner Klaus zusammen. In den 1950er Jahren führten sie gemeinsam das "Petit Café" in München – einen frühen Treffpunkt der LGBTQ-Community."Sie waren 40 Jahre lang ein Paar" Abendzeitung München, 2019.
1960 wurde er nach § 175 StGB angeklagt. Später engagierte er sich als Zeitzeuge im Forum Queeres Archiv München und wurde dort Ehrenmitglied."In Erinnerung an Erich Haas" Forum Queeres Archiv München, 2019.
Autobiografie
2009 erschien seine Autobiografie: … eines Freundes Freund zu sein …, herausgegeben vom Forum Queeres Archiv München (ISBN 978-3-935227-14-8). Sie beschreibt sein Leben von Hermannstadt über Rhodos und Lagos bis zur Rückkehr nach Bayern. Das Buch ist seinem Partner Klaus gewidmet."... eines Freundes Freund zu sein ..." Reisebuchladen Karlsruhe.
Tod und Nachwirkung
Erich Haas starb im Februar 2019 kurz vor seinem 100. Geburtstag. Er gilt als bedeutender Zeitzeuge der schwulen Geschichte Münchens. Eine Abschiedszeremonie fand am 25. März 2019 auf dem Münchner Nordfriedhof statt, an der etwa 50 Freunde und Wegbegleiter teilnahmen. Ein Filmporträt seines Lebens von Philipp Gufler und Liane Klingler, in Zusammenarbeit mit dem Forum Queeres Archiv München, wurde ebenfalls erstellt.
Literatur
Erich Haas: … eines Freundes Freund zu sein … Forum Homosexualität München, 2009, ISBN 978-3-935227-14-8.
Weblinks
Lebensgeschichte im Forum Queeres Archiv München
Interview in der Siebenbürger Zeitung
Porträt in der Abendzeitung München