Der Weinstadel, ehemals das Gemainer Stadt Schreibery Haus, in der Burgstraße Nr. 5 bildet von Beginn an eine Einheit mit Dienerstraße 20, wo einst der Städtische Weinstadel untergebracht war.

Burgstraße 5
Zugang in den Himmel

Beginnen wir im Jahre 1550. Durch die starke Zunahme des Weinhandels zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde es nötig, einen Städtischen "Weinstadel" zu eröffnen. Dazu erwarb am 14. April 1550 die Stadt die Gebäude auf Dienerstraße 20 und der Burgstraße 5. In der Burgstraße wurde die Stadtschreiberei eingerichtet, die sich bis 1595 dort befand, bevor sie in einen Neubau im Tal hinter dem Alten Rathaus übersiedelte, das bis 1906 dort Bestand hatte, um dann dem von Grässel entworfenen Sparkassenbau weichen zu müssen. 1622 verkaufte die Stadt das Anwesen auf Burgstraße 5 und Dienerstraße 20, allerdings ohne den Weinkeller und alle nötigen Lager und Verkaufsräume für die Weinlagerung.

Wie zuvor nur alle Montage und Dienstage Wein gehandelt werden durfte, so konnte dies nun auf jeden Tag im Sommer und Winter zu festgelegten Zeiten ausgedehnt werden. Dazu gab es eine öffentliche Weinmarktsordnung, die jeweils 1624, 1735 und 1786 aufgebessert wurde. Am 11. Dezember 1807, nach der Einführung der Zoll- und Mautordnung, vollzog sich eine Umwandlung des Weinstadels und der damit verbundenen Verordnungen und Maßnahmen. Damit ging im Jahre 1809 auch der Rest des Gebäudes an stadtnahe Adelige über.

Mit Hofschlossermeister Büttchen erwirbt 1820 erstmals wieder nach 1550 ein Bürger der Stadt das Gebäude Burgstraße 5 und verlegt dorthin seine Werkstätten, die mit einigen Besitzerwechseln, u.a. durch Erbschaft oder Heirat, an den Schlossermeister Friedrich Hoeck übergehen, der bereits seit 1873 Dienerstraße 20 sein eigen nennt. Dieser erwirbt 1913 auch die Burgstraße 5 und vereinigt somit wieder beide Gebäude.

Das Gebäude

 
Zustand 2012
 
Genießerbrunnen im Innenhof

Das im späten Mittelalter um 1500 erbaute und 1550 bis 1552 erweiterte Haus gehört zu den fast unverändert, im spätgotischen Stil erhaltenen Bürgerhäusern, wie sie in München einst in großer Zahl zu sehen waren.

Besonderheiten
Himmelsleiter

Bewohner des Hauses

Am 12. Oktober 1758 hielten Kommerzienrath Franz Xaver Stubenrauch, Professor Stigler, Hofkaplan Johann Wagenegger, Johann Georg von Lori, und Johann Georg Dominikus von Linprun in dessen Wohnung in der Burgstraße ihre erste Sitzung der neu geschaffenen Akademie der Wissenschaften ab. Linprun verstarb am 14. Juni 1787 in diesem Haus.

Der Genießerbrunnen

Im Innenhof der Weingaststätte Zum Hofer steht seit 1952 der Genießerbrunnen, ein sechseckiges Brunnenbecken, in dessen Mitte auf einer Säule eine unbekümmert dreinblickende Figur steht.

Quellen und Nachweise

  • Chronik Weinstadl Pfälzer Weinkeller, 1951-1954.
  • K. Erdmannsdorffer, Bürgerhaus, 1972. (T24,T25)
  • E. Hoferichter, München Stadt der Lebensfreude, 1958. (Abb. S.14)
  • R. Bauer, Der Stadtfotograf, 1989, (Abb. S.79)
  • A. Alckens, Gedenktafeln, 1935. (S.50/51)
  • W. Bertram, Instandsetzung Burgstraße 5, Bay. La. Denkmalpflege, 1963. (S.5-23)
  • Stadt München, Häuserbuch - B1 - Graggenau, 1958. (S.20-21)
  • Bauer, Graf, Münz, Zu Gast im alten München, 1982. (S.46/47)
  • E. Roth, München so wie es war, 1965, (Abb. S.17)
  • Bauer, Graf, Stadtvergleich, 1984. (Abb. S.162/163)
  • Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, München, Fenster zur Vergangenheit, München 2006. (Abb. S.73)
  • E. Zuber, Das Graggenauer Viertel, Bavaricum, München, 1989. (S. 33,34,35)
  • Trautmann, Aufleger, Alt München. 1895 (S.5)
  • Bezold, Riehl, -Die Baudenkmäler des Regierungsbezirkes Oberbayern- München, 1896 (S.1181-1184)
  • Bayerischer Architekten und Ingenieur Verband München und seine Bauten, Bruckmann, München 1912. (S.80)
  • Rambaldi, Münchener Straßennamen, München, 1894, (S.159)
  • H. Stahleder, Haus- Und Straßennamen, München, 2009, (S.514)
  • Habel, Hallinger, Weski. Denkmäler in Bayern - Landeshauptstadt München, 2009, (S.148,149)