Räterepublik: Unterschied zwischen den Versionen

240 Bytes hinzugefügt ,  22. November 2010
Übergang von der Monarchie zur Republik
(Verzicht auf Gliederung, Links und eindeutiger Benennung der Reichstruppen bringt keine Verbesserung. Vgl. WP-Artikel zum Thema. Sonst stehen hier 4 Regierungen zur Debatte.)
(Übergang von der Monarchie zur Republik)
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Die '''Münchner Räterepublik''' - manchmal auch Bayrische Räterepublik - bezeichnet ein Phase von politischen Umwälzungen, die vom Ende des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] bis Mai [[1919]] stattfanden.
Der Begriff '''Münchner Räterepublik'''auch ''Bayrische Räterepublik,'' bezeichnet ein Phase von politischen Umwälzungen, die vom Ende des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] bis Mai [[1919]] stattfanden. Man könnte es auch den Übergang von der Monarchie zur Republik nennen. Danach wurde Bayern in die so genannte ''Weimarer Republik'', eine erste republikanische Demoikratie mit Zentrum in Berlin eingegliedert.


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In Folge der schlechten Kriegsaussichten und der mangelnden Versorgung, besonders in den Städten, kam es vermehrt zu Unruhen und es bildeten sich, angeregt durch die Sowjetunion, Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte. In Bayern versuchte man die Monarchie durch eine Reform zu retten. Regierung und Parlament verabschiedeten am 2. November [[1918]] ein Abkommen zur Einführung des Verhältniswahlrechts, eine Reform der ersten Kammer des Landtags und der Überprüfung von Standesvorrechten; dieses wurde am 6. November gebilligt. Am 7. November wurde die Regierung umgebildet und erstmals wurden Zentrum, Demokraten und Sozialdemokraten daran beteiligt.
In Folge der schlechten Kriegsaussichten und der mangelnden Versorgung mit Lebensmitteln, besonders in den Städten, kam es vermehrt zu Unruhen und es bildeten sich, angeregt durch die Sowjetunion, Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte. In Bayern versuchte man die Monarchie durch eine Reform zu retten. Regierung und Parlament verabschiedeten am 2. November [[1918]] ein Abkommen zur Einführung des Verhältniswahlrechts, eine Reform der ersten Kammer des Landtags und der Überprüfung von Standesvorrechten; dieses wurde am 6. November gebilligt. Am 7. November wurde die Regierung umgebildet und erstmals wurden Zentrum, Demokraten und Sozialdemokraten daran beteiligt.


Ebenfalls am 7. November rief jedoch [[Kurt Eisner]] auf der ersten Sitzung der Arbeiter- und Soldatenräte im [[Mathäser]] die Republik in Bayern aus. Am Tag danach bildeten die [[wikipedia:Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands|USPD{{WL}}]] (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands) und [[SPD|MSPD]] (Mehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands, wie sich die SPD zur Unterscheidung von der USDP ab 1917 bis 1919 nannte) eine Regierung mit Kurt Eisner (USDP) als Ministerpräsidenten und [[Erhard Auer]] (MSPD) als Innenminister. Am 5. Dezember wurden Landtagswahlen für den 12. Januar 1919 festgelegt.
Ebenfalls am 7. November rief jedoch [[Kurt Eisner]] auf der ersten Sitzung der Arbeiter- und Soldatenräte im [[Mathäser]] die Republik in Bayern aus. Am Tag danach bildeten die [[wikipedia:Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands|USPD{{WL}}]] (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands) und [[SPD|MSPD]] (Mehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands, wie sich die SPD zur Unterscheidung von der USDP ab 1917 bis 1919 nannte) eine Regierung mit Kurt Eisner (USDP) als Ministerpräsidenten und [[Erhard Auer]] (MSPD) als Innenminister. Am 5. Dezember wurden Landtagswahlen für den 12. Januar 1919 festgelegt.
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Bei der Landtagswahl am 12. Januar erhielt die MSPD 33 Prozent, die USDP 2,5 Prozent.
Bei der Landtagswahl am 12. Januar erhielt die MSPD 33 Prozent, die USDP 2,5 Prozent.


Der Arbeiterrat beschloss auf Initiative von [[Gustav Landauer]] eine Massendemonstration mit 15.000 Menschen für den 16. Februar, an der sich auch Kurt Eisner beteiligte. Am 21. Februar wurde Kurt Eisner auf dem Weg zum Landtag von [[Graf Anton von Arco-Valley]] erschossen. Von einem Mitglied des Revolutionären Arbeiterrates wurde Erhard Auer schwer verletzt, und zwei Personen sterben. Die Beerdigung von Kurt Eisner wurde zu einer Demonstration der Anhänger der Räterepublik, dem Trauerzug folgten 100.000 Menschen, die Trauerrede sprach Gustav Landauer. Ein Zentralrat der bayrischen Räte unter Führung von [[Ernst Niekisch]] (damals noch MSPD, später USPD) konstituierte sich, dieser tagte am 25. Februar erneut und lehnte am 28. Februar den Antrag von [[Erich Mühsam]] der Ausrufung der Räterepublik ab.
Der Arbeiterrat beschloss auf Initiative von [[Gustav Landauer]] eine Massendemonstration mit 15.000 Menschen für den 16. Februar, an der sich auch Kurt Eisner beteiligte. Am 21. Februar wurde Kurt Eisner auf dem Weg zum Landtag von Anton von Arco-Valley erschossen. Von einem Mitglied des Revolutionären Arbeiterrates wurde kurz darauf Erhard Auer schwer verletzt, und zwei Personen sterben. Die Beerdigung von Kurt Eisner wurde zu einer Demonstration, dem Trauerzug folgten 100.000 Menschen, die Traueransprache hielt Gustav Landauer. Ein Zentralrat der bayrischen Räte unter Führung von [[Ernst Niekisch]] (damals noch MSPD, später USPD) konstituierte sich. Dieser tagte am 25. Februar erneut und lehnte am 28. Februar den Antrag von [[Erich Mühsam]] der Ausrufung der Räterepublik ab.


=== März ===
=== März ===
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Am 9. April wurden die Professoren der Akademie der bildenden Künste entlassen, die Künstler sollen die Kontrolle übernehmen. Die bürgerlichen Zeitungen wurden unter Zensur gestellt, um Artikel gegen die Räterepublik zu unterbinden. Nachdem die Redaktion der Neusten Münchner Nachrichten aus Protest zurücktrat, wurde die Zeitung zum Organ des Zentralrates ernannt. Artikel über neue Kunst, Proklamationen und Bekanntmachungen wurden neben Berichten über Russland, die Räterepublik in Ungarn und weiter existierenden Anzeigen der Geschäftsleute abgedruckt.
Am 9. April wurden die Professoren der Akademie der bildenden Künste entlassen, die Künstler sollen die Kontrolle übernehmen. Die bürgerlichen Zeitungen wurden unter Zensur gestellt, um Artikel gegen die Räterepublik zu unterbinden. Nachdem die Redaktion der Neusten Münchner Nachrichten aus Protest zurücktrat, wurde die Zeitung zum Organ des Zentralrates ernannt. Artikel über neue Kunst, Proklamationen und Bekanntmachungen wurden neben Berichten über Russland, die Räterepublik in Ungarn und weiter existierenden Anzeigen der Geschäftsleute abgedruckt.


Am 13. April kam es zu einem Putsch durch republikanische Soldaten mit Billigung der Regierung in Bamberg, bei dem Mühsam und weitere 12 Mitglieder des Zentralrates verhaftet wurden. Der Putsch wurde durch kommunistische Arbeiter- und Soldatenräte niedergeschlagen. In der Folge wurde der Zentralrat für abgesetzt erklärt und durch den kommunistisch dominierten Vollzugsrat mit Max Levien (*1885; †1938) und [[wikipedia:Eugen Leviné|Eugen Leviné{{WL}}]] an der Spitze ersetzt. Die neue Räteregierung rief einen Generalstreik aus, Gustav Landauer und Toller erklärten ihre Bereitschaft zur Mitarbeit.
Am 13. April kam es zu einem Putsch durch republikanische Soldaten mit Billigung der Regierung in Bamberg, bei dem Mühsam und weitere 12 Mitglieder des Zentralrates verhaftet wurden. Der Putsch wurde durch kommunistische Arbeiter- und Soldatenräte niedergeschlagen. In der Folge wurde der Zentralrat für abgesetzt erklärt und durch den kommunistisch dominierten Vollzugsrat mit Max Levien (*1885; †1938) und [[wikipedia:Eugen Leviné|Eugen Leviné{{WL}}]] an der Spitze ersetzt. Die neue Räteregierung rief einen Generalstreik aus. Landauer und Toller erklärten ihre Bereitschaft zur Mitarbeit.


Die Regierung unter Hoffmann kündigte den Einsatz von Freikorpstruppen gegen die Räterepublik an, und ab 15. April wurde München eingekesselt. Unter der Führung von Toller konnten die Roten Armeen nach anfänglicher erfolgreicher Verteidigung sogar [[Dachau]] erobern. Der Reichswehrminister [[wikipedia:Gustav Noske|Gustav Noske{{WL}}]] beschloss am 17. April, Reichstruppen gegen die Räteregierung einzusetzen.
Die (abgesetzte) Regierung unter Hoffmann kündigte den Einsatz von Freikorpstruppen gegen die Räterepublik an, und ab 15. April wurde München eingekesselt. Unter der Führung von Toller konnten die Roten Armeen nach anfänglicher erfolgreicher Verteidigung sogar [[Dachau]] erobern. Der Reichswehrminister [[wikipedia:Gustav Noske|Gustav Noske{{WL}}]] beschloss am 17. April, Reichstruppen gegen die Räteregierung einzusetzen.


Am 22. April ging der Generalstreik mit Massendemonstrationen zu Ende. Nach einer Zuspitzung zwischen dem Kommunisten Leviné und den Revolutionären um Toller kam es zu einer Ablösung des Aktionsausschusses zu Gunsten eines gewählten provisorischen unter Toller. Toller nahm Verhandlungen mit der Regierung unter Hoffmann auf, um eine Straffreiheit zu erreichen. Am 28. April wurde ein Aktionsausschuss ohne Beteiligung von Kommunisten und Toller gewählt.  
Am 22. April ging der Generalstreik mit Massendemonstrationen zu Ende. Nach einer Zuspitzung zwischen dem Kommunisten Leviné und den Revolutionären um Toller kam es zu einer Ablösung des Aktionsausschusses zu Gunsten eines gewählten provisorischen unter Toller. Toller nahm Verhandlungen mit der Regierung unter Hoffmann auf, um eine Straffreiheit zu erreichen. Am 28. April wurde ein Aktionsausschuss ohne Beteiligung von Kommunisten und Toller gewählt.  
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Am 30 April [[1919]] kam es zu heftigen Gefechten in und um München, am 2. Mai war die Stadt schließlich von Reichswehr- und reaktionären Freikorpstruppen besetzt.
Am 30 April [[1919]] kam es zu heftigen Gefechten in und um München, am 2. Mai war die Stadt schließlich von Reichswehr- und reaktionären Freikorpstruppen besetzt.


Etwa 1.000 Menschen kamen bei den Kämpfen ums Leben, etwa 5.000 wurden in der Folge wegen Beteiligung vor Gericht gestellt.
Etwa 1.000 Menschen kamen bei den Kämpfen ums Leben, etwa 5.000 wurden in der Folge wegen Beteiligung vor Standgerichte der Besatzungstruppen gestellt.


[[Gustav Landauer]] wurde am 1. Mai verhaftet und am folgenden Tage ohne Gerichtsverhandlung ermordet. [[Eugen Leviné]] wurde am 3. Juni zum Tode verurteilt und zwei Tage später erschossen. [[Ernst Toller]] wurde zu fünf und [[Erich Mühsam]] zu 15 Jahren Festungshaft verurteilt.
[[Gustav Landauer]] wurde am 1. Mai verhaftet und am folgenden Tage ohne Gerichtsverhandlung ermordet. [[Eugen Leviné]] wurde am 3. Juni zum Tode verurteilt und zwei Tage später erschossen. [[Ernst Toller]] wurde zu fünf und [[Erich Mühsam]] zu 15 Jahren Festungshaft verurteilt.
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