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Der Begriff '''Münchner Räterepublik''', auch ''Bayrische Räterepublik'', bezeichnet ein Phase von politischen Umwälzungen, die vom Ende des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] bis Mai [[1919]] stattfanden. Man könnte es auch den Übergang von der [[Monarchie]] zur Republik nennen. Danach wurde Bayern in die so genannte ''Weimarer Republik'', eine erste republikanische deutsche Demokratie mit Zentrum in Berlin eingegliedert. | Der Begriff '''Münchner Räterepublik''', auch ''Bayrische Räterepublik'', bezeichnet ein Phase von politischen Umwälzungen, die vom Ende des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] bis Mai [[1919]] stattfanden. Man könnte es auch den Übergang von der [[Monarchie]] zur Republik nennen. Danach wurde Bayern in die so genannte ''[[Weimarer Republik]]'', eine erste republikanische deutsche Demokratie mit Zentrum in Berlin eingegliedert. | ||
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| Finanzen: || Silivio Gesell | | Finanzen: || Silivio Gesell | ||
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| Volksaufklärung: || Gustav Landauer | | Volksaufklärung: || [[Gustav Landauer]] | ||
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| ? || Erich Mühsam | | ? || Erich Mühsam | ||
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| ? || Ernst Toller | | ? || [[Ernst Toller]] | ||
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| ? || Max Levien | | ? || Max Levien | ||
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In Folge der schlechten Kriegsaussichten und der mangelnden Versorgung mit Lebensmitteln, besonders in den Städten, kam es vermehrt zu Unruhen und es bildeten sich, angeregt durch das Vorbild Sowjetunion, Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte. In Bayern versuchte man die Monarchie durch eine Reform zu retten. Regierung und Parlament verabschiedeten am 2. November [[1918]] ein Abkommen zur Einführung des Verhältniswahlrechts, eine Reform der ersten Kammer des | In Folge der schlechten Kriegsaussichten und der mangelnden Versorgung mit Lebensmitteln, besonders in den Städten, kam es vermehrt zu Unruhen und es bildeten sich, angeregt durch das Vorbild Sowjetunion, Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte. In Bayern versuchte man die Monarchie durch eine Reform zu retten. Regierung und Parlament verabschiedeten am 2. November [[1918]] ein Abkommen zur Einführung des Verhältniswahlrechts, eine Reform der ersten Kammer des [[Landtag]]s und der Überprüfung von Standesvorrechten; dieses wurde am 6. November gebilligt. Am 7. November wurde die Regierung umgebildet und erstmals wurden Zentrum, Demokraten und Sozialdemokraten daran beteiligt. | ||
Ebenfalls am 7. November rief jedoch [[Kurt Eisner]] auf der ersten Sitzung der Arbeiter- und Soldatenräte im [[Mathäser]] die Republik in Bayern aus. Am Tag danach bildeten die | Ebenfalls am 7. November rief jedoch [[Kurt Eisner]] auf der ersten Sitzung der Arbeiter- und Soldatenräte im [[Mathäser]] die Republik in Bayern aus. Am Tag danach bildeten die {{WL2|de:Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands|USPDWL}} (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands) und [[SPD|MSPD]] (Mehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands, wie sich die SPD zur Unterscheidung von der USDP ab 1917 bis 1919 nannte) eine Regierung mit Kurt Eisner (USDP) als [[Ministerpräsident]]en und [[Erhard Auer]] (MSPD) als Innenminister. Am 5. Dezember wurden Landtags[[wahl]]en für den 12. Januar 1919 festgelegt. | ||
=== Januar 1919 === | === Januar 1919 === | ||
[[Bild:Eisner.jpg|thumb|left|[[Bodendenkmal für Kurt Eisner| | [[Bild:Eisner.jpg|thumb|left|[[Bodendenkmal für Kurt Eisner|Denkmal an Kurt Eisner]]]] | ||
Bei der Landtagswahl am 12. Januar erhielt die MSPD 33 Prozent, die USDP 2,5 Prozent. | Bei der Landtagswahl am 12. Januar erhielt die MSPD 33 Prozent, die USDP 2,5 Prozent. | ||
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==Der rechte Putsch == | ==Der rechte Putsch == | ||
Am 13. April kam es zu einem Putsch durch republikanische Soldaten mit Billigung der Regierung in Bamberg, bei dem Mühsam und weitere 12 Mitglieder des Zentralrates verhaftet wurden. Der Putsch wurde durch kommunistische Arbeiter- und Soldatenräte niedergeschlagen. In der Folge wurde der Zentralrat für abgesetzt erklärt und durch den kommunistisch dominierten Vollzugsrat mit Max Levien (*1885; †1938) und | Am 13. April kam es zu einem Putsch durch republikanische Soldaten mit Billigung der Regierung in Bamberg, bei dem Mühsam und weitere 12 Mitglieder des Zentralrates verhaftet wurden. Der Putsch wurde durch kommunistische Arbeiter- und Soldatenräte niedergeschlagen. In der Folge wurde der Zentralrat für abgesetzt erklärt und durch den kommunistisch dominierten Vollzugsrat mit Max Levien (*1885; †1938) und {{WL2|de:Eugen Leviné|Eugen Leviné}} an der Spitze ersetzt. Die neue Räteregierung rief einen Generalstreik aus. Landauer und [[Ernst Toller|Toller]] erklärten ihre Bereitschaft zur Mitarbeit. | ||
===Die Reichsintervention=== | ===Die Reichsintervention=== | ||
Die (abgesetzte) Regierung unter Hoffmann kündigte den Einsatz von Freikorpstruppen gegen die Räterepublik an, und ab 15. April wurde München eingekesselt. Unter der Führung von Toller konnten die Roten Armeen nach anfänglicher erfolgreicher Verteidigung sogar [[Dachau]] erobern. | Die (abgesetzte) Regierung unter Hoffmann kündigte den Einsatz von Freikorpstruppen gegen die Räterepublik an, und ab 15. April wurde München eingekesselt. Unter der Führung von Toller konnten die Roten Armeen nach anfänglicher erfolgreicher Verteidigung sogar [[Dachau]] erobern. | ||
Der Reichswehrminister | Der Reichswehrminister {{WL2|de:Gustav Noske|Gustav Noske}} beschloss am 17. April, Reichstruppen gegen die Räteregierung einzusetzen. | ||
Am 22. April ging der Generalstreik mit Massendemonstrationen zu Ende. Nach einer Zuspitzung zwischen dem Kommunisten Leviné und den Revolutionären um Toller kam es zu einer Ablösung des Aktionsausschusses zu Gunsten eines gewählten provisorischen unter Toller. Toller nahm Verhandlungen mit der Regierung unter Hoffmann auf, um eine allgemeine Amnestie zu erreichen. Am 28. April wurde ein Aktionsausschuss ohne Beteiligung von Kommunisten und Toller gewählt. | Am 22. April ging der Generalstreik mit Massendemonstrationen zu Ende. Nach einer Zuspitzung zwischen dem Kommunisten Leviné und den Revolutionären um Toller kam es zu einer Ablösung des Aktionsausschusses zu Gunsten eines gewählten provisorischen unter Toller. Toller nahm Verhandlungen mit der Regierung unter Hoffmann auf, um eine allgemeine Amnestie zu erreichen. Am 28. April wurde ein Aktionsausschuss ohne Beteiligung von Kommunisten und Toller gewählt. | ||
Am 30 April [[1919]] kam es zu heftigen Gefechten in und um München, am 2. Mai war die Stadt schließlich von Reichswehr- und reaktionären Freikorpstruppen besetzt. | Am 30. April [[1919]] kam es zu heftigen Gefechten in und um München, am 2. Mai war die Stadt schließlich von Reichswehr- und reaktionären Freikorpstruppen besetzt. | ||
Etwa 1.000 Menschen kamen bei den Kämpfen ums Leben, etwa 5.000 wurden in der Folge wegen Beteiligung vor Standgerichte der Besatzungstruppen gestellt. | Etwa 1.000 Menschen kamen bei den Kämpfen ums Leben, etwa 5.000 wurden in der Folge wegen Beteiligung vor Standgerichte der Besatzungstruppen gestellt. |
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