Klaus Mann: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Klaus Mann''' (* [[18. November]] [[1906]] in [[München]]; † [[21. Mai]] [[1949]] in Cannes, Frankreich) war ein deutscher Schriftsteller (Romane, Erzählungen, Dramen, Essays) und der älteste Sohn von [[Thomas Mann]] (1875-1955) und [[Katia Pringsheim|Katia Mann]]. Nach ihm ist in der [[Maxvorstadt]] der [[Klaus-Mann-Platz]] benannt.
'''Klaus Mann''' (* 18. November [[1906]] in [[München]]; † 21. Mai [[1949]] in Cannes, Frankreich) war der älteste Sohn von [[Thomas Mann]] (1875-1955) und [[Katia Pringsheim|Katia Mann]] und ein deutscher Schriftsteller (Romane, Erzählungen, Dramen, Essays).  
 
Nach ihm ist in der [[Maxvorstadt]] der [[Klaus-Mann-Platz]] benannt.
[[Bild:KlausMannAls12Jaehriger.jpg|thumb|Klaus Mann als Bub]]
[[Bild:KlausMannAls12Jaehriger.jpg|thumb|Klaus Mann als Bub]]


==Leben==
==Leben==


Klaus Heinrich Thomas Mann wurde am 18. November [[1906]] in [[München]] als zweites Kind und ältester Sohn von Thomas und Katia Mann geboren (vgl. [[Familie Mann]]). Er besuchte zuerst das [[Wilhelmsgymnasium]] in München ([[1916]]-[[1922]]), danach zusammen mit seiner Schwester [[Erika Mann|Erika]] die Odenwaldschule von Paul Geheeb (bis 1924). Im Internat von Salem sollte er die Schulzeit vollenden, doch wurde er dort nicht zugelassen.  
Klaus Heinrich Thomas Mann wurde am 18. November 1906 in München als zweites Kind und ältester Sohn von Thomas und Katia Mann geboren (vgl. [[Familie Mann]]). Er besuchte zuerst das [[Wilhelmsgymnasium]] in München ([[1916]]-[[1922]]), danach zusammen mit seiner Schwester [[Erika Mann|Erika]] die Odenwaldschule von Paul Geheeb (bis 1924). Im Internat von Salem sollte er die Schulzeit vollenden, doch wurde er dort nicht zugelassen.  


Im Jahr 1924 verlobte er sich mit [[Pamela Wedekind]]. (der Tochter [[Frank Wedekind]]s). [[Erika Mann]] heiratete am 24. Juli 1926 den Schauspieler Gustaf Gründgens. [[1927]] brachten beide Paare am Leipziger Schauspielhaus das Stück 'Revue zu Vieren' zur Uraufführung, mit dem sie anschließend auf Deutschland-Tournee gingen, sie produzierten später, unter anderem auch an den [[Kammerspiele]]n unter [[Otto Falckenberg]] noch weitere - recht jugendlich anmutende - Stücke, die von der Kritik zerfleischt wurden ("Dichterkinder spielen Theater").
Im Jahr 1924 verlobte er sich mit [[Pamela Wedekind]]. (der Tochter [[Frank Wedekind]]s). [[Erika Mann]] heiratete am 24. Juli 1926 den Schauspieler Gustaf Gründgens. [[1927]] brachten beide Paare am Leipziger Schauspielhaus das Stück 'Revue zu Vieren' zur Uraufführung, mit dem sie anschließend auf Deutschland-Tournee gingen. Sie produzierten später, unter anderem auch an den [[Kammerspiele]]n unter [[Otto Falckenberg]], noch weitere - recht jugendlich anmutende - Stücke, die von der Kritik zerfleischt wurden ("Dichterkinder spielen Theater").


Die Künstlerehe von Erika Mann und Gustaf Gründgens hatte keinen Bestand. 1929 erfolgte die Scheidung. Klaus Mann nahm Gründgens' Persönlichkeit später zur Vorlage: In seinem Roman Mephisto erzählt er in entlarvender Weise die Karriere eines opportunistischen Schauspielers und späteren Intendanten im Dritten Reich. Trotz der offensichtlichen Parallelen betonte Mann immer, dass es sich nicht um ein direktes Porträt handele. Der Roman führte in der restaurativen jungen Bundesrepublik zu einer jahrzehntelangen literarisch-juristischen Kontroverse: [[1966]] wurde der Roman auf Antrag der Erben Gustaf Gründgens', die dessen Persönlichkeitsrechte verletzt sahen, vom Oberlandesgericht Hamburg verboten; dieses Urteil wurde [[1971]] vom Bundesverfassungsgericht bestätigt; [[1981]] letztendlich konnte der Roman in einer Neuausgabe erscheinen.
Die Künstlerehe von Erika Mann und Gustaf Gründgens hatte keinen Bestand. 1929 erfolgte die Scheidung. Klaus Mann nahm Gründgens' Persönlichkeit später zur Vorlage: In seinem Roman Mephisto erzählt er in entlarvender Weise die Karriere eines opportunistischen Schauspielers und späteren Intendanten im Dritten Reich. Trotz der offensichtlichen Parallelen betonte Mann immer, dass es sich nicht um ein direktes Porträt handele. Der Roman führte in der restaurativen jungen Bundesrepublik zu einer jahrzehntelangen literarisch-juristischen Kontroverse: [[1966]] wurde der Roman auf Antrag der Erben Gustaf Gründgens', die dessen Persönlichkeitsrechte verletzt sahen, vom Oberlandesgericht Hamburg verboten; dieses Urteil wurde [[1971]] vom Bundesverfassungsgericht bestätigt; [[1981]] letztendlich konnte der Roman in einer Neuausgabe erscheinen.
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In den folgenden Jahren führte Mann ein Emigrantenleben mit wechselnden Aufenthalten in Amsterdam und Paris, der Schweiz, der Tschechoslowakei und den USA. [[1934]] entzogen ihm die Nazis die deutsche Staatsbürgerschaft, damit musste er sich mit den Problemen der Staatenlosen herumquälen. Neben seiner schriftstellerischen Arbeit kämpfte er durch Herausgabe links-liberaler Zeitschriften (zum Beispiel in den USA die Zeitschrift Decision) und auf Vortragsreisen (teilweise zusammen mit Schwester Erika) für das andere, nicht-faschistische Deutschland (vgl. 'The Other Germany', 1942).
In den folgenden Jahren führte Mann ein Emigrantenleben mit wechselnden Aufenthalten in Amsterdam und Paris, der Schweiz, der Tschechoslowakei und den USA. [[1934]] entzogen ihm die Nazis die deutsche Staatsbürgerschaft, damit musste er sich mit den Problemen der Staatenlosen herumquälen. Neben seiner schriftstellerischen Arbeit kämpfte er durch Herausgabe links-liberaler Zeitschriften (zum Beispiel in den USA die Zeitschrift Decision) und auf Vortragsreisen (teilweise zusammen mit Schwester Erika) für das andere, nicht-faschistische Deutschland (vgl. 'The Other Germany', 1942).


Ab Dezember 1942 diente er in der US-Army, mit der er 1944 nach Italien kam, um entsprechend seinen Idealen gegen die Barbarei des Faschismus zu kämpfen. Als Soldat und Kriegsberichterstatter der amerikanischen Armee besuchte er im Sommer [[1945]] München, wo er entsetzt das von der SS - Zucht - Organisation "Lebensborn" zweckentfremdete und verwüstete Elternhaus vorfand.
Ab Dezember 1942 diente er in der US-Army, mit der er 1944 nach Italien kam, um entsprechend seinen Idealen gegen die Barbarei des Faschismus zu kämpfen. Als Soldat und Kriegsberichterstatter der amerikanischen Armee besuchte er im Sommer [[1945]] München, wo er entsetzt das von der SS-Zucht-Organisation "Lebensborn" zweckentfremdete und verwüstete Elternhaus vorfand.


Klaus Mann starb am 21. Mai 1949 in Cannes an einer Überdosis Schlaftabletten. Sein Tagebuch 1949 hatte er mit den Worten begonnen: "Ich werde diese Notizen nicht weiterführen. Ich wünsche nicht, dieses Jahr zu überleben."
Klaus Mann starb am 21. Mai 1949 in Cannes an einer Überdosis Schlaftabletten. Sein Tagebuch 1949 hatte er mit den Worten begonnen: "Ich werde diese Notizen nicht weiterführen. Ich wünsche nicht, dieses Jahr zu überleben."


Klaus Mann litt zeit seines Lebens unter einer latenten Depression, die von der Literatur gerne auf sein Leiden an der übermächtigen Figur seines Vaters oder aber auf sexuelle Spannungen innerhalb der Familie Mann zurückgeführt wird. Sein kompromissloses Bohème-Leben stand zudem in scharfem Kontrast zur betont bürgerlichen Existenz seines Vaters Thomas Mann. Im Gegensatz zu Thomas Mann, der seine homophilen Neigungen - abgesehen von ihrer literarischen Thematisierung - nie offen auslebte, bekannte sich Klaus Mann zur Homosexualität, und er kokettierte mit dem inzestuös anmutenden innigen Verhältnis zu seiner Schwester Erika. Seine Drogenabhängigkeit, die schon während junger Jahre in der Weimarer Republik mit Morphium-Experimenten begonnen hatte, konnte auch durch zwei Entziehungskuren (1937 in Budapest und 1938 in Zürich) nicht geheilt werden. Weiterhin führten seine von der nationalsozialistischen Machtergreifung verursachte Entwurzelung, seine - für einen Schriftsteller und Journalisten besonders einschneidende - Abtrennung von der deutschen Sprache, sein offener Umgang mit seiner Homosexualität, sein Vorwurf, die neue restaurative Bundesrepublik vertusche viele Skandale der Nazizeit zu schweren Geld- und Anerkennungsproblemen, zum Gefühl absoluter Ort- und Sinnlosigkeit (oft thematisiert in seinen Tagebüchern) - aus der er schließlich wohl keinen Ausweg mehr sah.
Klaus Mann litt zeit seines Lebens unter einer latenten Depression, die von der Literatur gerne auf sein Leiden an der übermächtigen Figur seines Vaters oder aber auf sexuelle Spannungen innerhalb der Familie Mann zurückgeführt wird. Sein kompromissloses Bohème-Leben stand zudem in scharfem Kontrast zur betont bürgerlichen Existenz seines Vaters Thomas Mann. Im Gegensatz zu Thomas Mann, der seine homophilen Neigungen - abgesehen von ihrer literarischen Thematisierung - nie offen auslebte, bekannte sich Klaus Mann zur Homosexualität, und er kokettierte mit dem inzestuös anmutenden, innigen Verhältnis zu seiner Schwester Erika. Seine Drogenabhängigkeit, die schon während junger Jahre in der Weimarer Republik mit Morphium-Experimenten begonnen hatte, konnte auch durch zwei Entziehungskuren (1937 in Budapest und 1938 in Zürich) nicht geheilt werden. Weiterhin führten seine von der nationalsozialistischen Machtergreifung verursachte Entwurzelung, seine - für einen Schriftsteller und Journalisten besonders einschneidende - Abtrennung von der deutschen Sprache, sein offener Umgang mit seiner Homosexualität, sein Vorwurf, die neue restaurative Bundesrepublik vertusche viele Skandale der Nazizeit zu schweren Geld- und Anerkennungsproblemen, zum Gefühl absoluter Ort- und Sinnlosigkeit (oft thematisiert in seinen Tagebüchern) - aus der er schließlich wohl keinen Ausweg mehr sah.
 


==Werke==
==Werke==
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*André Gide: Die Geschichte eines Europäers, 1948
*André Gide: Die Geschichte eines Europäers, 1948


postum veröffentlicht:
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* Tagebücher 1931-1949
* Tagebücher 1931-1949


==Literatur==
==Literatur==
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*Neumann, Harald: Klaus Mann. Eine Psychobiographie
*Neumann, Harald: Klaus Mann. Eine Psychobiographie
*Weiss, Andrea: Flucht ins Leben. Die Erika und Klaus Mann-Story
*Weiss, Andrea: Flucht ins Leben. Die Erika und Klaus Mann-Story


{{Wikipedia}}
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[[Kategorie:Mann|Mann, Klaus]]
[[Kategorie:Mann|Mann, Klaus]]
[[Kategorie:Schriftsteller|Mann, Klaus]]
[[Kategorie:Schriftsteller|Mann, Klaus]]
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