6.430
Bearbeitungen
Baha (Diskussion | Beiträge) |
Baha (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
Ein '''Fememord''' ist ein {{WL2|Tötungsdelikt}} durch Paramilitärs, das von den Strafverfolgungsbehörden evtl. aus Gründen der {{WL2|Staatsräson}} nur deklamatorisch verfolgt wird. | Ein '''Fememord''', geheimer Mörder, ist ein {{WL2|Tötungsdelikt}} durch Paramilitärs, das von den Strafverfolgungsbehörden evtl. aus Gründen der {{WL2|Staatsräson}} nur deklamatorisch / nicht wirklich verfolgt wird. Der Mörder handelt aus niedrigen Beweggründen, meist nicht öffentlich und auch mit grausamen Mordmethoden. Für den Täter gibt es auch immer wieder finanzielle Anreize zu seiner Tat. Die Berufung auf ein Femeurteil eines Femegerichts (beteiligter Verbrecher) soll/will die niedrigen Beweggründe verschleiern. | ||
==Der Fall Maria Sandmayer== | ==Der Fall Maria Sandmayer== | ||
*Der erste bayerische Fememord | *Der erste bayerische Fememord | ||
*Am Morgen des 6. Oktobers [[1920]] machten zwei Männer im [[Forstenrieder Park]] bei München einen mysteriösen Leichenfund: Eine junge Frau war erdrosselt an einem Baum angebunden worden. Oberhalb ihres Kopfes befand sich ein Zettel mit der Aufschrift „Du Schandweib hast verraten dein Vaterland, Du wurdest gerichtet von der schwarzen Hand“. | *Am Morgen des 6. Oktobers [[1920]] machten zwei Männer im [[Forstenrieder Park]] bei München einen mysteriösen Leichenfund: Eine junge Frau war erdrosselt an einem Baum angebunden worden. Oberhalb ihres Kopfes befand sich ein Zettel mit der Aufschrift „Du Schandweib hast verraten dein Vaterland, Du wurdest gerichtet von der schwarzen Hand“. | ||
Die Tote wurde noch am gleichen Tag als das 19jährige Dienstmädchen Maria Sandmayer aus Odelzhausen identifiziert. Maria war zum Verhängnis geworden, dass sie in das Blickfeld einer rechtsextremen Gruppe geraten war. Als politisch völlig unbedarftes junges Mädchen hatte sie einige Monate vorher auf Schloss Holzen in der Nähe von Augsburg gearbeitet. Dabei war ihr nicht entgangen, dass hier Waffen versteckt wurden. Als sie im September 1920 ihre Arbeitsstelle im Streit mit ihrer Herrschaft verließ, erfuhr sie durch ein Plakat von dem Entwaffnungsgesetz vom 7. August 1920. Dies verpflichtete die Bevölkerung in Deutschland zur Ablieferung von Waffen und zur Anzeige von Waffenverstecken. Vermutlich aus Rache wollte sie die Waffen auf Holzen anzeigen und ging am 24. September 1920 aber eigenartigerweise nicht zur Polizei oder dem {{WL2|Interalliierte Militär-Kontrollkommission|Entwaffnungskommissar}}, sondern zu der Druckerei in München, die die Plakate hergestellt hatte. Ein Angestellter brachte sie zu einem Bezirksleiter der bayerischen Einwohnerwehr, der sich Namen und Heimatort des Mädchens notierte. Dieser informierte über den beabsichtigten Waffenverrat die Führung der Einwohnerwehr, die Landesleitung, insbesondere Otto Braun von der Wirtschaftsstelle, der für illegale Waffenbeschaffung zuständig war. Am 5. Oktober 1920 erschien Hans Schweighart, einer von Brauns Waffenschiebern, in Odelzhausen. In dem Ort erfuhr er die Adresse von Marias neuem Arbeitgeber in München. Dort tauchte er noch am gleichen Abend als angeblicher Angestellter der staatlichen Entwaffnungskommission auf und gab vor, dass an der von ihr genannten Stelle keine Waffen zu finden sein. | Die Tote wurde noch am gleichen Tag als das 19jährige Dienstmädchen Maria Sandmayer aus [[Odelzhausen]] identifiziert. Maria war zum Verhängnis geworden, dass sie in das Blickfeld einer rechtsextremen Gruppe geraten war. Als politisch völlig unbedarftes junges Mädchen hatte sie einige Monate vorher auf Schloss Holzen in der Nähe von Augsburg gearbeitet. Dabei war ihr nicht entgangen, dass hier Waffen versteckt wurden. | ||
Als sie im September 1920 ihre Arbeitsstelle im Streit mit ihrer Herrschaft verließ, erfuhr sie durch ein Plakat von dem Entwaffnungsgesetz vom 7. August 1920. Dies verpflichtete die Bevölkerung in Deutschland zur Ablieferung von Waffen und zur Anzeige von Waffenverstecken. | |||
Vermutlich aus Rache wollte sie die Waffen auf Holzen anzeigen und ging am 24. September 1920 aber eigenartigerweise nicht zur Polizei oder dem {{WL2|Interalliierte Militär-Kontrollkommission|Entwaffnungskommissar}}, sondern zu der Druckerei in München, die die Plakate hergestellt hatte. Ein Angestellter brachte sie zu einem Bezirksleiter der bayerischen Einwohnerwehr, der sich Namen und Heimatort des Mädchens notierte. | |||
Dieser informierte über den beabsichtigten Waffenverrat die Führung der Einwohnerwehr, die Landesleitung, insbesondere Otto Braun von der Wirtschaftsstelle, der für illegale Waffenbeschaffung zuständig war. Am 5. Oktober 1920 erschien Hans Schweighart, einer von Brauns Waffenschiebern, in Odelzhausen. In dem Ort erfuhr er die Adresse von Marias neuem Arbeitgeber in [[München]]. Dort tauchte er noch am gleichen Abend als angeblicher Angestellter der staatlichen Entwaffnungskommission auf und gab vor, dass an der von ihr genannten Stelle keine Waffen zu finden sein. | |||
Gegen zehn Uhr abends verließ das Mädchen ihre Arbeitsstelle. Am nächsten Morgen fand man sie tot im | Gegen zehn Uhr abends verließ das Mädchen ihre Arbeitsstelle. Am nächsten Morgen fand man sie tot im [[Forstenrieder Park]]. | ||
=== Weitere Morde und Mordanschläge === | === Weitere Morde und Mordanschläge === | ||
*Der ehemalige Reichswehrsoldat Hans Dobner (geb. 1899) überlebte am 20. Oktober 1920 einen während einer Autofahrt nach Landshut verübten Mordanschlag. Er hatte beabsichtigt, sein Wissen um ein Waffenlager an deutsche Behörden zu verkaufen. | *Der ehemalige Reichswehrsoldat Hans Dobner (geb. 1899) überlebte am 20. Oktober 1920 einen während einer Autofahrt nach Landshut verübten Mordanschlag. Er hatte beabsichtigt, sein Wissen um ein Waffenlager an deutsche Behörden zu verkaufen. | ||
Zeile 12: | Zeile 20: | ||
*Den Kellner Hans Hartung (geb. 1897) fand man am 4. März 1921 erschossen und mit Steinen beschwert in der Zusam bei Zusmarshausen. Er wollte sich sein Schweigen über Aktivitäten der Einwohnerwehr bezahlen lassen. | *Den Kellner Hans Hartung (geb. 1897) fand man am 4. März 1921 erschossen und mit Steinen beschwert in der Zusam bei Zusmarshausen. Er wollte sich sein Schweigen über Aktivitäten der Einwohnerwehr bezahlen lassen. | ||
*Der bayerische Landtagsabgeordnete der USPD, [[Karl Gareis]] (geb. 1889), starb am 9. Juni 1921, nachdem er vor seiner Haustüre in Schwabing niedergeschossen worden war. Ein Schwerpunkt seiner politischen Arbeit lag darin, über Wesen und Aktivitäten der [[Einwohnerwehr]] aufzuklären sowie für deren Auflösung | *Der bayerische [[MdL|Landtagsabgeordnete]] der USPD, [[Karl Gareis]] (geb. 1889), starb am 9. Juni 1921, nachdem er vor seiner Haustüre in Schwabing niedergeschossen worden war. Ein Schwerpunkt seiner politischen und pazifistischen Arbeit lag darin, über Wesen und Aktivitäten der [[Einwohnerwehr]] aufzuklären sowie für deren Auflösung einzutreten. | ||
*Wilhelm Hörnlein wurde am 31. Oktober 1921 in der Steiermark durch einen Kopfschuss getötet, weil er zu viele Geheimnisse der bayerischen rechtsextremen Szene kannte. | *Wilhelm Hörnlein wurde am 31. Oktober 1921 in der Steiermark durch einen Kopfschuss getötet, weil er zu viele Geheimnisse der bayerischen rechtsextremen Szene kannte. |
Bearbeitungen