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=== Eros-Center Leier-Kasten in der Zweigstraße und der "Dirnenkrieg" ===
=== Eros-Center Leier-Kasten in der Zweigstraße und der "Dirnenkrieg" ===
Gegründet wurde das '''Eros-Center Leier-Kasten''' im September [[1971]] in der Zweigstraße beim [[München Hauptbahnhof|Hauptbahnhof]] vom Frankfurter Bauunternehmer und Bordellkönig Willi Schütz (1920–2001), der das Gebäude für sieben Millionen D-Mark erworben hatte. Auch [[Walter Staudinger]], der auch als der „Pate von München“ geläufig war, war an der Finanzierung des Lokals beteiligt.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/muenchen/einflussreichste-milieugroesse-der-stadt-der-pate-von-muenchen-1.920528 Einflussreichste Milieugröße der Stadt: Der Pate von München], Süddeutsche Zeitung, 19. Mai 2010.</ref><ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13681270.html Haken aufs Herz], Der Spiegel 9/1992, 24. Februar 1992.</ref> Für die Miete eines Appartements bezahlten die 65 Prostituierten damals jeweils DM 2170,- Monatsmiete.<ref>[http://www.zeit.de/1972/15/druck-auf-dirnen Druck auf Dirnen], Die Zeit, 14. April 1972.</ref><ref name="Spiegel 19/1972">[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-42944819.html Der einzige Nackte], Der Spiegel 19/1972, 1. Mai 1972.</ref><ref>[http://www.abendzeitung-muenchen.de/gallery.baustelle-im-bordell-der-leierkasten-ist-dicht-param~5~4~0~14~false.05d9a63c-c913-4fa9-9915-33bd64b3d5fb.html Polizei sperrte Dirnenquartiere in München], AZ-Archiv, 1972.</ref> Wegen der [[Olympische Sommerspiele 1972|Olympischen Sommerspiele 1972]] wollte damals aber weder der [[Freistaat Bayern]] noch die Stadt München das horizontale Gewerbe in der Innenstadt haben und das Gebäude wurde am Abend des 10.&nbsp;April 1972 von der Polizei besetzt, nachdem zwei Tage zuvor die Innenstadt zum erweiterten Sperrbezirk erklärt worden war.<ref>[http://media1.abendzeitung-muenchen.de/media.media.7f4af9e3-025d-4304-8c75-35204da5e18b.normalized.jpeg „Wir werden die Damen aushungern“], AZ-Archiv.</ref> Die Freier wurden von der Polizei abgedrängt, die Huren durften nachts keine Geschäfte mehr tätigen. In Folge begehrten die Prostituierten auf, es kam zum sogenannten „Dirnen-Krieg“, bei dem die Prostituierten auch durch spontan entstandene Bürgerinitiativen, Studenten und zahlreiche Schaulustige Unterstützung fanden. Kurze Zeit darauf stürmten die Freier das Bordell, die Polizei zog ab. Bereits am Freitag der gleichen Woche einigte man sich außergerichtlich darauf, dass die Huren von 20 bis 0.30&nbsp;Uhr keine Freier empfingen. Die Polizeiaktion wirkte sich letztendlich gar als Werbeaktion für den Leier-Kasten aus, selbst im Ausland wurde darüber berichtet.<ref>[http://www.ag-fitel.org/admin/pdf2/AGFITEL_Expres_Espanol_1972_197207%20-%2000030.pdf La „guerra de las prosti­tutas" de Munich] (spanisch), Expres Español, AG Fitel, Juli 1972.</ref><ref name="Pause für die Puppen" /><ref>[http://www.abendzeitung-muenchen.de/gallery.baustelle-im-bordell-der-leierkasten-ist-dicht-param~7~6~0~14~false.05d9a63c-c913-4fa9-9915-33bd64b3d5fb.html Prostituierte auf dem Dach des Leier-Kastens im sogenannten „Dirnenkrieg“], Foto aus dem AZ-Archiv, München 1972.</ref> Einige Prostituierte boten aus Protest zwischenzeitlich bereits probeweise in [[Pullach]] und [[Solln]] ihre Dienste auf der [[Straßenstrich|Straße]] an.<ref>[http://media1.abendzeitung-muenchen.de/media.media.cc6e3712-f388-405c-9b55-8a57888b62d6.normalized.jpeg Dirnen flüchten in Münchner Villenviertel], AZ, 12. April 1972.</ref> Schütz scheiterte mit seinem Versuch, mit dem Bordell nach Solln umzuziehen.<ref name="Spiegel 19/1972" />
Gegründet wurde das '''Eros-Center Leier-Kasten''' im September [[1971]] in der [[Zweigstraße]] beim [[München Hauptbahnhof|Hauptbahnhof]] vom Frankfurter Bauunternehmer und Bordellkönig Willi Schütz (1920–2001), der das Gebäude für sieben Millionen D-Mark erworben hatte. Auch [[Walter Staudinger]], der auch als der „Pate von München“ geläufig war, war an der Finanzierung des Lokals beteiligt.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/muenchen/einflussreichste-milieugroesse-der-stadt-der-pate-von-muenchen-1.920528 Einflussreichste Milieugröße der Stadt: Der Pate von München], Süddeutsche Zeitung, 19. Mai 2010.</ref><ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13681270.html Haken aufs Herz], Der Spiegel 9/1992, 24. Februar 1992.</ref> Für die Miete eines Appartements bezahlten die 65 Prostituierten damals jeweils DM 2170,- Monatsmiete.<ref>[http://www.zeit.de/1972/15/druck-auf-dirnen Druck auf Dirnen], Die Zeit, 14. April 1972.</ref><ref name="Spiegel 19/1972">[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-42944819.html Der einzige Nackte], Der Spiegel 19/1972, 1. Mai 1972.</ref><ref>[http://www.abendzeitung-muenchen.de/gallery.baustelle-im-bordell-der-leierkasten-ist-dicht-param~5~4~0~14~false.05d9a63c-c913-4fa9-9915-33bd64b3d5fb.html Polizei sperrte Dirnenquartiere in München], AZ-Archiv, 1972.</ref> Wegen der [[Olympische Sommerspiele 1972|Olympischen Sommerspiele 1972]] wollte damals aber weder der [[Freistaat Bayern]] noch die Stadt München das horizontale Gewerbe in der Innenstadt haben und das Gebäude wurde am Abend des 10.&nbsp;April 1972 von der Polizei besetzt, nachdem zwei Tage zuvor die Innenstadt zum erweiterten Sperrbezirk erklärt worden war.<ref>[http://media1.abendzeitung-muenchen.de/media.media.7f4af9e3-025d-4304-8c75-35204da5e18b.normalized.jpeg „Wir werden die Damen aushungern“], AZ-Archiv.</ref> Die Freier wurden von der Polizei abgedrängt, die Huren durften nachts keine Geschäfte mehr tätigen. In Folge begehrten die Prostituierten auf, es kam zum sogenannten „Dirnen-Krieg“, bei dem die Prostituierten auch durch spontan entstandene Bürgerinitiativen, Studenten und zahlreiche Schaulustige Unterstützung fanden. Kurze Zeit darauf stürmten die Freier das Bordell, die Polizei zog ab. Bereits am Freitag der gleichen Woche einigte man sich außergerichtlich darauf, dass die Huren von 20 bis 0.30&nbsp;Uhr keine Freier empfingen. Die Polizeiaktion wirkte sich letztendlich gar als Werbeaktion für den Leier-Kasten aus, selbst im Ausland wurde darüber berichtet.<ref>[http://www.ag-fitel.org/admin/pdf2/AGFITEL_Expres_Espanol_1972_197207%20-%2000030.pdf La „guerra de las prosti­tutas" de Munich] (spanisch), Expres Español, AG Fitel, Juli 1972.</ref><ref name="Pause für die Puppen" /><ref>[http://www.abendzeitung-muenchen.de/gallery.baustelle-im-bordell-der-leierkasten-ist-dicht-param~7~6~0~14~false.05d9a63c-c913-4fa9-9915-33bd64b3d5fb.html Prostituierte auf dem Dach des Leier-Kastens im sogenannten „Dirnenkrieg“], Foto aus dem AZ-Archiv, München 1972.</ref> Einige Prostituierte boten aus Protest zwischenzeitlich bereits probeweise in [[Pullach]] und [[Solln]] ihre Dienste auf der [[Straßenstrich|Straße]] an.<ref>[http://media1.abendzeitung-muenchen.de/media.media.cc6e3712-f388-405c-9b55-8a57888b62d6.normalized.jpeg Dirnen flüchten in Münchner Villenviertel], AZ, 12. April 1972.</ref> Schütz scheiterte mit seinem Versuch, mit dem Bordell nach Solln umzuziehen.<ref name="Spiegel 19/1972" />


Maßgeblich verantwortlich für die Polizeiaktion, die den Münchner Dirnenkrieg verursachte, war der junge [[Christlich-Soziale Union in Bayern|CSU]]-Stadtrat [[Peter Gauweiler]] sowie der damalige Polizeipräsident Manfred Schreiber.<ref>[http://www.tripsbytips.de/reisefuehrer-artikel/kein-skandal-im-sperrbezirk-auf-den-spuren-muenchens-dunkler-seite/10440822.html Kein Skandal im Sperrbezirk - auf den Spuren Münchens dunkler Seite], TripsbyTips, 22. Mai 2013.</ref><ref>[http://archive.is/HKqSR Französisch 50, Verkehr 60], Der Spiegel 44/1989, 30. Oktober 1989.</ref> Im Nachhinein dementierte das [[Bayerisches Staatsministerium der Justiz und für Verbraucher|Bayerische Justizministerium]], dass die Polizeiaktion im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen stand. Das [[Bayerisches Verwaltungsgericht München|Verwaltungsgericht München]] entschied im Anschluss, dass die Anbietung und Ausübung der Gewerbsunzucht in der Innenstadt auch in geschlossenen Häusern verboten sei.<ref>[http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.40-jahre-danach-olympia-1972-puffalo-bill-raeumt-auf-page3.a0095c4a-c46d-4cb7-abe6-46d8ae23ed14.html 40 Jahre danach Olympia 1972: Puffalo Bill räumt auf], Abendzeitung München, 11. April 2012.</ref>
Maßgeblich verantwortlich für die Polizeiaktion, die den Münchner Dirnenkrieg verursachte, war der junge [[Christlich-Soziale Union in Bayern|CSU]]-Stadtrat [[Peter Gauweiler]] sowie der damalige Polizeipräsident Manfred Schreiber.<ref>[http://www.tripsbytips.de/reisefuehrer-artikel/kein-skandal-im-sperrbezirk-auf-den-spuren-muenchens-dunkler-seite/10440822.html Kein Skandal im Sperrbezirk - auf den Spuren Münchens dunkler Seite], TripsbyTips, 22. Mai 2013.</ref><ref>[http://archive.is/HKqSR Französisch 50, Verkehr 60], Der Spiegel 44/1989, 30. Oktober 1989.</ref> Im Nachhinein dementierte das [[Bayerisches Staatsministerium der Justiz und für Verbraucher|Bayerische Justizministerium]], dass die Polizeiaktion im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen stand. Das [[Bayerisches Verwaltungsgericht München|Verwaltungsgericht München]] entschied im Anschluss, dass die Anbietung und Ausübung der Gewerbsunzucht in der Innenstadt auch in geschlossenen Häusern verboten sei.<ref>[http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.40-jahre-danach-olympia-1972-puffalo-bill-raeumt-auf-page3.a0095c4a-c46d-4cb7-abe6-46d8ae23ed14.html 40 Jahre danach Olympia 1972: Puffalo Bill räumt auf], Abendzeitung München, 11. April 2012.</ref>
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