Wilhelm Herzog: Unterschied zwischen den Versionen

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Vorsichtshalber hatte die Zensurstelle dem Drucker der Zeitschrift die Auflage gemacht, das Heft vor der Auslieferung noch einmal im Kriegsministerium vorzulegen. Angesichts der Tatsache, dass Herzog auch noch versucht hatte die wohlmeinende Absicht des Zensors schlau zu vereiteln“ verbot das Referat den gesamten Artikel und kam zu der Feststellung:
Vorsichtshalber hatte die Zensurstelle dem Drucker der Zeitschrift die Auflage gemacht, das Heft vor der Auslieferung noch einmal im Kriegsministerium vorzulegen. Angesichts der Tatsache, dass Herzog auch noch versucht hatte die wohlmeinende Absicht des Zensors schlau zu vereiteln“ verbot das Referat den gesamten Artikel und kam zu der Feststellung:
  Trotz sorgfältiger Prüfung zeigte sich, dass Herzog die Tendenz und raffinierte Art der Zusammenstellung der Artikel, endlich auch durch die auffallende Hervorhebung der Streichungen, Ausgaben seiner Zeitschrift zustande bringt, die in ihrer Wirkung an den Tatbestand des Landesverrates nahe kommen. Es hat sich erwiesen, dass die Präventivzensur nicht ausreicht, um diese raffiniert literarische Mache einer kleinen Gruppe vaterlandsloser Ästheten und politischer Utopisten zu unterdrücken, die umso gefährlicher wirken, als sie sich den Anschein zu geben wissen, hinter ihnen stünden große Schichten der Gebildeten unf „verständigen“ Politiker in Deutschland und Österreich. AIPr. muß daher weitere Versuche, die gemeinschädliche Haltung der Zeitschrift zu beeinflussen, aufgeben und dem bereits … in Aussicht genommenen Antrag nahe treten, das Erscheinen des Forum während des Krieges auf Grund Art 4 Ziffer 2 des Kriegszustands gesetztes einzustellen.
  Trotz sorgfältiger Prüfung zeigte sich, dass Herzog die Tendenz und raffinierte Art der Zusammenstellung der Artikel, endlich auch durch die auffallende Hervorhebung der Streichungen, Ausgaben seiner Zeitschrift zustande bringt, die in ihrer Wirkung an den Tatbestand des Landesverrates nahe kommen. Es hat sich erwiesen, dass die Präventivzensur nicht ausreicht, um diese raffiniert literarische Mache einer kleinen Gruppe vaterlandsloser Ästheten und politischer Utopisten zu unterdrücken, die umso gefährlicher wirken, als sie sich den Anschein zu geben wissen, hinter ihnen stünden große Schichten der Gebildeten unf „verständigen“ Politiker in Deutschland und Österreich. AIPr. muss daher weitere Versuche, die gemeinschädliche Haltung der Zeitschrift zu beeinflussen, aufgeben und dem bereits … in Aussicht genommenen Antrag nahe treten, das Erscheinen des Forum während des Krieges auf Grund Art 4 Ziffer 2 des Kriegszustands gesetztes einzustellen.
Am 11. September 1915 verbot das Pressereferat des Kriegsministeriums das „Forum“ für die Dauer des Krieges. Die Begründung lautete auf Schädigung der militärischen und allgemeinen vaterländischen Interessen.
Am 11. September 1915 verbot das Pressereferat des Kriegsministeriums das „Forum“ für die Dauer des Krieges. Die Begründung lautete auf Schädigung der militärischen und allgemeinen vaterländischen Interessen.


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Obwohl Herzog sich schon sehr bald darüber im klaren war, dass er kaum eine Revision der Einstellung des Forums erreichen würde , führte er zunächst über seinen Rechtsanwalt die Auseinandersetzung mit der bayerischen Zensurstelle fort <ref>Wilhelm Herzog, Menschen denen ich begegnete, Bern.-München 1959 S. 56</ref> Herzog ließ dem Pressereferat mitteilen, dass er eine Eingabe an den Reichskanzler gegen die Einstellung des Forums gerichtet habe und darüberhinaus im Landtag Beschwerde führen werde. <ref>Fischer, Doris, Die Münchner Zensurstelle während des Ersten Weltkrieges. Alfons Falkner von Sonnenburg als Pressereferent im Bayerischen Kriegsministerium in den Jahren 1914 bis 1918/19, Phil. Diss., München 1973,</ref>
Obwohl Herzog sich schon sehr bald darüber im klaren war, dass er kaum eine Revision der Einstellung des Forums erreichen würde , führte er zunächst über seinen Rechtsanwalt die Auseinandersetzung mit der bayerischen Zensurstelle fort <ref>Wilhelm Herzog, Menschen denen ich begegnete, Bern.-München 1959 S. 56</ref> Herzog ließ dem Pressereferat mitteilen, dass er eine Eingabe an den Reichskanzler gegen die Einstellung des Forums gerichtet habe und darüberhinaus im Landtag Beschwerde führen werde. <ref>Fischer, Doris, Die Münchner Zensurstelle während des Ersten Weltkrieges. Alfons Falkner von Sonnenburg als Pressereferent im Bayerischen Kriegsministerium in den Jahren 1914 bis 1918/19, Phil. Diss., München 1973,</ref>
==Nach dem Ersten Weltkrieg==
==Nach dem Ersten Weltkrieg==
Am 8. November 1918 gründete sich im Landtag ein »Rat geistiger Arbeiter«, dem {{WL2|Bruno Frank}} und der Journalist Wilhelm Herzog angehörten. Herzog war mit [[Heinrich Mann]] befreundet und erscheint im Tagebuch von [[Thomas Mann]]<ref>Düsseldorfer Beiträge zur Thomas Mann-Forschung: Schriftenreihe der, [https://books.google.de/books?id=aE67m7v5AUgC&pg=PA61&dq=%22R%C3%A4te+geistiger+Arbeiter%22+%22gegr%C3%BCndet+wurden,+nahm+er+zur+Kenntnis,+dass+dem+M%C3%BCnchner+Rat+auch+Bruno+Frank+und+der+Journalist+Wilhelm+Herzog+angeh%C3%B6rten%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjP-vba1MXjAhUFKewKHTC0AxkQ6AEIKjAA#v=onepage&q=%22R%C3%A4te%20geistiger%20Arbeiter%22%20%22gegr%C3%BCndet%20wurden%2C%20nahm%20er%20zur%20Kenntnis%2C%20dass%20dem%20M%C3%BCnchner%20Rat%20auch%20Bruno%20Frank%20und%20der%20Journalist%20Wilhelm%20Herzog%20angeh%C3%B6rten%22&f=false S. 61][https://books.google.de/books?id=sjvdDAAAQBAJ&pg=PT22&dq=%22notiert+er+am+8.+November.+Sowohl+Bruno+Frank+wie+Wilhelm+Herzog+geh%C3%B6ren+dem%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjCyNCB1sXjAhV0ysQBHVtFCNEQ6AEIKDAA#v=onepage&q=%22notiert%20er%20am%208.%20November.%20Sowohl%20Bruno%20Frank%20wie%20Wilhelm%20Herzog%20geh%C3%B6ren%20dem%22&f=false]</ref>
Am 8. November 1918 gründete sich im Landtag ([[Prannerstraße]] 20 (heute neu nummeriert Nr. 8) ein »Rat geistiger Arbeiter«, dem {{WL2|Bruno Frank}} und der Journalist Wilhelm Herzog angehörten. Herzog war mit [[Heinrich Mann]] befreundet und erscheint im Tagebuch von [[Thomas Mann]]<ref>Düsseldorfer Beiträge zur Thomas Mann-Forschung: Schriftenreihe der, [https://books.google.de/books?id=aE67m7v5AUgC&pg=PA61&dq=%22R%C3%A4te+geistiger+Arbeiter%22+%22gegr%C3%BCndet+wurden,+nahm+er+zur+Kenntnis,+dass+dem+M%C3%BCnchner+Rat+auch+Bruno+Frank+und+der+Journalist+Wilhelm+Herzog+angeh%C3%B6rten%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjP-vba1MXjAhUFKewKHTC0AxkQ6AEIKjAA#v=onepage&q=%22R%C3%A4te%20geistiger%20Arbeiter%22%20%22gegr%C3%BCndet%20wurden%2C%20nahm%20er%20zur%20Kenntnis%2C%20dass%20dem%20M%C3%BCnchner%20Rat%20auch%20Bruno%20Frank%20und%20der%20Journalist%20Wilhelm%20Herzog%20angeh%C3%B6rten%22&f=false S. 61][https://books.google.de/books?id=sjvdDAAAQBAJ&pg=PT22&dq=%22notiert+er+am+8.+November.+Sowohl+Bruno+Frank+wie+Wilhelm+Herzog+geh%C3%B6ren+dem%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjCyNCB1sXjAhV0ysQBHVtFCNEQ6AEIKDAA#v=onepage&q=%22notiert%20er%20am%208.%20November.%20Sowohl%20Bruno%20Frank%20wie%20Wilhelm%20Herzog%20geh%C3%B6ren%20dem%22&f=false]</ref>
1918/1919 war Herzog Herausgeber der Tageszeitung ''Die Republik'' und trat der {{WL2|Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands}} bei, mit deren linkem Flügel er sich Ende 1920 der {{WL2|Kommunistische Partei Deutschlands}} anschloss, welcher er bis zu seinem Parteiausschluss 1928 (er hatte {{WL2|Willi Münzenberg}} als „roten {{WL2|Alfred Hugenberg|Hugenberg}}“ bezeichnet) angehörte.
1918/1919 war Herzog Herausgeber der Tageszeitung ''Die Republik'' und trat der {{WL2|Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands}} bei, mit deren linkem Flügel er sich Ende 1920 der {{WL2|Kommunistische Partei Deutschlands}} anschloss, welcher er bis zu seinem Parteiausschluss 1928 (er hatte {{WL2|Willi Münzenberg}} als „roten {{WL2|Alfred Hugenberg|Hugenberg}}“ bezeichnet) angehörte.