Jüdisches Zentrum: Unterschied zwischen den Versionen
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==Die Geschichte der Gemeinde in Stadt und Umland== | ==Die Geschichte der Gemeinde in Stadt und Umland== | ||
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Historiker gehen davon aus, dass sich in München bereits kurz nach der Stadtgründung [[1158]] auch Juden ansiedelten. | |||
[[1210]] - Urkunden: Herzog Max genehmigte den Bau einer Synagoge im “Judengäßlein”. Die erste persönliche Erwähnung ist die des “Abraham der Municher” | [[1210]] - Urkunden: [[Herzog Max]] genehmigte den Bau einer Synagoge im “Judengäßlein”. Die erste persönliche Erwähnung ist die des “Abraham der Municher”. Sie ist auf [[1229]] datiert. | ||
Im 14. und 15. Jahrhundert wechselten sich wie im übrigen Deutschland Wachstum der jüdischen Gemeinschaft und Pogrome ab. Pogrome und Vertreibungen sind in den Jahren [[1285]], [[1345]], [[1349]], [[1413]], [[1442]] und [[1715]] dokumentiert. | Im 14. und 15. Jahrhundert wechselten sich wie im übrigen Deutschland Wachstum der jüdischen Gemeinschaft und Pogrome gegen sie ab. Pogrome und Vertreibungen sind in den Jahren [[1285]], [[1345]], [[1349]], [[1413]], [[1442]] und [[1715]] dokumentiert. | ||
[[1442]] Vertreibung jüdischen Lebens aus | [[1442]] Vertreibung jüdischen Lebens aus München und ganz [[Oberbayern]]. | ||
[[1789]]: rechtliche Gleichstellung, | [[1789]]: rechtliche Gleichstellung, die so genannte ''Judenemanzipation'' im Zeitalter der Aufklärung | ||
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erneute | In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gab es erneute Ansiedelungen von Juden in der Stadt. | ||
Von 1806 an, unter der Regentschaft des Wittelsbachers [[Max I. Joseph]], änderte sich die Situation für die jüdische Gemeinschaft. Die Vorschriften, unter denen Juden im Königreich Bayern lebten, waren zwar restriktiv und rigide, sie schufen jedoch | Von 1806 an, unter der Regentschaft des Wittelsbachers [[Max I. Joseph]], änderte sich die Situation für die jüdische Gemeinschaft. Die Vorschriften, unter denen Juden im Königreich Bayern lebten, waren zwar restriktiv und rigide, sie schufen jedoch eine gewisse Rechtssicherheit, die ein geregeltes Leben möglich machte. | ||
[[1815]]: Gründung der “Israelitischen Kultusgemeinde München”. Ein Jahr später erhielt die Gemeinde die Erlaubnis zur Anlage eines | [[1815]]: Gründung der “Israelitischen Kultusgemeinde München”. Ein Jahr später erhielt die Gemeinde die Erlaubnis zur Anlage eines [[Friedhof]]s | ||
[[1824]]: Bau einer [[Synagoge]] an der [[Westenriederstraße]] 7. Die Synagoge sollte aus Behördensicht die über das Stadtgebiet verstreuten privaten Beträume ablösen. Der Platz am Stadtrand verhinderte zugleich einen repräsentativen Kultbau in der Stadtmitte. | |||
=== 1872 – 1920, Jahre der Entwicklung === | === 1872 – 1920, Jahre der Entwicklung === | ||
1861 lockerte der bayerische Landtag einige Restriktionen gegenüber Juden: | 1861 lockerte der bayerische Landtag einige Restriktionen gegenüber Juden: sie konnten sich nun unbeschränkt niederlassen. | ||
1871 / 1872 – mit der Gründung des Deutschen Reiches – erfolgte eine rechtliche Gleichstellung. | 1871 / 1872 – mit der Gründung des Deutschen Reiches – erfolgte eine rechtliche Gleichstellung. | ||
Auf Betreiben König [[Ludwig II.|Ludwigs II.]] wurde 1882 ein Grundstück gegenüber der [[Maxburg]] für den Neubau einer Hauptsynagoge in der Stadtmitte zur Verfügung gestellt. Es folgte der Bau der neuen | Auf Betreiben König [[Ludwig II.|Ludwigs II.]] wurde 1882 ein Grundstück gegenüber der [[Maxburg]] für den Neubau einer Hauptsynagoge in der Stadtmitte zur Verfügung gestellt. Es folgte der Bau der neuen Synagoge in der [[Herzog-Max-Straße]] am heutigen [[Lenbachplatz]]. | ||
Dieser beeindruckende, nach Plänen von [[Albert Schmidt]] | Dieser beeindruckende, nach Plänen von [[Albert Schmidt]] im Stil der [[Neoromanik]] konzipierte Langbau wurde am 16. September 1887 feierlich mit zahlreichen offiziellen Gästen eingeweiht. In unmittelbarer Nähe zur [[Frauenkirche]] im Zentrum Münchens gelegen, galt die neue Hauptsynagoge bis zu ihrer Zerstörung als einer der schönsten Synagogenbauten Europas und war gleichzeitig drittgrößte Synagoge Deutschlands. Eine Zeit voller Integration schien angebrochen zu sein. | ||
Nach 1900: Aufgrund zahlreicher Pogrome setzte etwa zeitgleich eine starke Zuwanderungsbewegung aus dem östlichen Europa ein. Die Zahl der jüdischen Bevölkerung Münchens stieg nach der Jahrhundertwende deutlich an. Im Jahr 1910 gehörten von etwa 590.000 Einwohnern der Stadt 11.083 dem jüdischen Glauben an – also knapp zwei Prozent der Gesamtbevölkerung. | Nach 1900: Aufgrund dortiger zahlreicher Pogrome setzte etwa zeitgleich eine starke Zuwanderungsbewegung aus dem östlichen Europa ein. Die Zahl der jüdischen Bevölkerung Münchens stieg nach der Jahrhundertwende deutlich an. Im Jahr 1910 gehörten von etwa 590.000 Einwohnern der Stadt 11.083 dem jüdischen Glauben an – also knapp zwei Prozent der Gesamtbevölkerung. | ||
=== 1930 – 1945, Repression, Vertreibung, Morde === | === 1930 – 1945, Repression, Vertreibung, Morde === | ||
Doch bereits in den 1920er Jahren begann das Leben für Juden schwieriger zu werden. Die Spannungen nahmen zu, es kam zu rücksichtslosen Ausweisungen polnischstämmiger Juden. Die Trupps der so genannten Sturmabteilung (SA) der NSDAP organisierten Übergriffe gegen jüdische Geschäfte und Personen. | Doch bereits in den 1920er Jahren begann das Leben für Juden schwieriger zu werden. Die Spannungen nahmen zu, es kam zu rücksichtslosen Ausweisungen polnischstämmiger Juden. Die Trupps der so genannten Sturmabteilung (SA) der NSDAP organisierten Übergriffe gegen jüdische Geschäfte und Personen. | ||
31. | 31. Januar 1933: Mit Hitlers Kanzlerschaft begannen massive, staatlich angeordnete Repressionen und Beraubungen der beruflichen Existenz, die später in den Nürnberger Rassegesetzen mündeten und der Vernichtung der Juden Europas in den Köpfen vieler Bürger den Weg bereiteten. | ||
Um 1936: Zahlreiche jüdische Menschen verließen unter diesem Druck Bayern. 1936 hatte die jüdische Gemeinde noch 9.000 Mitglieder, zwei Jahre später war die Zahl bereits auf die Hälfte gesunken. | Um 1936: Zahlreiche jüdische Menschen verließen unter diesem Druck Bayern. 1936 hatte die jüdische Gemeinde noch 9.000 Mitglieder, zwei Jahre später war die Zahl bereits auf die Hälfte gesunken. | ||
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Bis Ende der [[1980er]] Jahre stieg die Mitgliederzahl der Jüdischen Gemeinde auf rund 4.000 Personen. Im Lauf weiteren zehn Jahre verdoppelte sich die Zahl ihrer Mitglieder auf knapp 8.000. | Bis Ende der [[1980er]] Jahre stieg die Mitgliederzahl der Jüdischen Gemeinde auf rund 4.000 Personen. Im Lauf weiteren zehn Jahre verdoppelte sich die Zahl ihrer Mitglieder auf knapp 8.000. | ||
9. November 2006: Einweihung der neuen Hauptsynagoge '''[[Ohel Jakob]]''' am [[St.-Jakobs-Platz]] 18. Kurz darauf gefolgt von dem angrenzende Gemeindehaus, einem Kulturzentrum und dem Jüdischen Museum der Stadt München. | 9. November 2006: Einweihung der neuen Hauptsynagoge '''[[Ohel Jakob]]''' am [[St.-Jakobs-Platz]] 18. Kurz darauf gefolgt von dem angrenzende Gemeindehaus, einem Kulturzentrum und dem Jüdischen Museum der Stadt München. | ||
==Literatur == | ==Literatur == |