Ernst Woltereck: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 4. März 2025, 17:48 Uhr
Ernst Woltereck (* 1874; † 1951) war ein deutscher politischer Funktionär (NSDAP). Er war eine führende Figur in der Münchener NSDAP in den Jahren 1925 und 1926.
Leben und Tätigkeit
Woltereck war lange Jahre als Abteilungsvorstand bei der Münchener Rückversicherungsgesellschaft tätig.
Einem Bericht der Nachrichten für die Truppe aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs zufolge war Woltereck während des Ersten Weltkriegs Ausbildungsoffizier für die Freiwilligen des Reserve-Infanterie-Regiments 16 und soll er in dieser Eigenschaft Hitler 1914 den "ersten Schliff beigebracht" haben.
1924 beteiligte Woltereck sich an der Gründung der Großdeutschen Volksgemeinschaft (GVG). Von Juli 1924 bis Februar 1925 amtierte Woltereck als Vorsitzender der GVG-Sektion Schwabing. Zusätzlich hierzu lstand er gesamten GVG-Ortsgruppe München vor, bis Hermann Esser im August 1924 auf dem Plan erschien und diesen Posten übernahm. In den völkischen Kreisen der Stadt erfreute er sich seit dieser Zeit eines besonderen Ansehens.
Bei der Münchener Kommunalwahl des Jahres 1924 stand Woltereck zunächst auf dem vierten Listenplatz der GVG, wurde dann aber durch Christian Weber auf den fünften Platz verdrängt. Es wurden nur die ersten drei Kandidaten gewählt. Nachdem einer der Gewählten 1926 als Stadtrat zurücktrat, plädierten Teile der Reichsleitung der NSDAP dafür, Woltereck auf den freiwerdenden Stadtratplatz aufrücken zu lassen, es gelang Weber aber erneut, sich durchzusetzen, so dass er anstelle von Woltereck in den Stadtrat einzog.
Nach der Neugründung der NSDAP Anfang 1925 amtierte Woltereck von Februar 1925 bis Mai 1926 als Führer (Sektionsvorsitzender) der NSDAP-Sektion Schwabing. Er war in dieser Stellung für die administrative Leitung der Sektion, die Leitung ihrer Vereinsabende und für die von ihr geleistete Propagandaarbeit zuständig. Zudem leitete er zahlreiche größere politische Versammlungen der NSDAP in Schwabing während der Jahre 1925 und 1926 in Versammlungsstätten wie dem Restaurant 2Zur Blüte" und im "Alten Hackerbräu", bei denen öfters Hitler selbst und führende Parteifunktionäre wie Wolterecks persönlicher Freund Hermann Esser auftraten. Woltereck galt während dieser Jahre zudem selbst als einer der bedeutendsten Parteiredner der NSDAP in München, infolgedessen er auch selbst während dieser Phase häufig Auftritte als Redner absolvierte.
Während der Phase nach der Wiederaufstellung der NSDAP spielten die Münchener Sektionen kurzzeitig eine größere Rolle im Innenleben der NSDAP. Grund hierfür war, dass die Partei 1925/1926, während sie sich nach ihrer Neugründung konsolidierte, einen starken Schwerpunkt in der Stadt hatte, bis es ihr allmählich gelang, sich regional und dann landesweit auszudehnen. Die von Woltereck geleitete Sektion Schwabing war dabei die mitgliederstärkste der gesamte Ortsgruppe München der Partei. Da die Münchener Ortsgruppe keinen Vorsitzenden hatte, sondern direkt Hitler als Parteivorsitzenden unterstellt war, waren auch die Führer der Sektionen ihm direkt unterstellt.
Woltereck nahm nicht nur aufgrund seiner Stellung als Sektionsvorsitzender der Münchener Parteisektion mit den meisten Mitgliedern, die zugleich die aktivste Parteiorganisation in München war, eine exponierte und einflussreiche Stellung in der NSDAP der Jahre 1925/1926 ein (die Sektion Schwabing galt mithin als "die tragende Säule der Ortsgruppe [München]"), sondern auch weil seine Sektion mit Abstand die meisten Spenden für die Partei in der Hauptstadt einwarb und die Tätigkeit der Geschäftsstelle der Reichsleitung der NSDAP durch die ihr von ihm zugeleiteten Spenden während dieser Zeit in einem erheblichen Maße finanziert wurde. Laut Röschs Forschungen war die Sektion Schwabingen 1925/1926 eine "bedeutende finanzielle Stütze der Reichsleitung [der NSDAP]".
Auch die von der Stadt München herausgegebene Dokumentation München, 'Hauptstadt der Bewegung'. Bayerns Metropole und der Nationalsozialismus von 1993 hält fest, dass Woltereck die Sektion Schwabing während der Jahre nach ihrer Gründung "entscheidend prägte".[1]
Mathias Rösch zufolge führten der Erfolg und die Bedeutung seiner Sektion, wie auch die "sektionsinterne Verehrung als charismatischer Führer", die die Sektionsmitglieder ihm entgegenbrachten, in Verbindung miteinander sowie mit den Ereignissen um den kurzzeitigen Rücktritt des Schwabinger Sektionsvorstandes im September 1925 dazu, dass Wolterecks Selbstbewusstseins sich im Herbst 1925 gewaltig steigerte und dass zumal zu glauben begann, dass er einen besonderen Einfluss auf Hitler besitze. Dies schlug sich, nach Rösch, darin nieder, dass er Anerkennung durch die Parteiöffentlichkeit verlangte ("für diese Leute existiert nur Hitler, die Bewegung kennen sie nicht."). Nach Röschs Forschung bemühte Hitler sich in der Folgezeit auch intensiv um Woltereck, "lobte und ermunterte ihn und vermied jeden harten oder autoritätren Ton", wie er in späteren Jahren bei Auseinandersetzungen mit Münchener Parteiführern zu tun pflegen sollte. Als Grund hierfür machte Rösch aus, dass Hitlers Position als Parteiführer zu diesem Zeitpunkt sehr fragil, seine Autorität innerhalb der Partei noch nicht überall unhinterfragt anerkannt und seine Hausmacht aufgrund anderer Ereignisse damals stark erschüttert war.
1925 und 1926 beteiligte Woltereck sich zusätzlich zu seiner Arbeit in München, auch an der Gründung zahlreicher NSDAP-Ortsgruppen im Umland der Stadt (was er auch bereits 1923 getan hatte).
Anfang 1926 übernahm Woltereck, zusätzlich zur Leitung der Sektion Schwabing, auch die Leitung der zweitgrößten NSDAP-Sektion in der München, der Sektion Innere Stadt. Hitler erwog zu dieser Zeit, Woltereck zum Vorsitzenden der NSDAP-Orsgruppe München zu ernennen, entschied sich aber schließlich aus taktischen Erwägungen, diesen Posten weiterhin inexistent sein zu lassen
Im Mai 1926 trat Woltereck vom Posten des Vorsitzenden der NSDAP-Sektion Schwabing zurück. Grund hierfür war, dass er sich von Hitler nicht für hinreichend anerkannt hielt, speziell dass dieser ihm nicht während der Generalmitgliederversammlung der NSDAP am 22. Mai 1926 namentlich für die von ihm geleistete Arbeit seinen Dank ausgesprochen hatte.
Rösch hat die Vermutung formuliert, dass Woltereck seinen Rücktritt erneut als ein Druckmittel benutzen wollte: Dieses Mal, um sich die ausdrücklich ausgesprochene Anerkennung zu ertrotzen, die ihm in der Generalmitgliederversammlung versagt geblieben war.
Hitler, dessen Stellung in der Partei im Vergleich zum Herbst 1925 (zumal nach der sogenannten Bamberger Tagung) inzwischen erheblich stärker geworden war, so dass er jetzt erheblich selbstbewusster war, als im Vorjahr, versuchte Woltereck in den Wochen nach dessen Rücktritt zwar zur Rückkehr auf seinen Posten zu bewegen. Der bekundete auch öffentlich, dass Woltereck sein "unbegrenztes Vertrauen" habe. Er lehnte es aber ab, auf dessen Forderungen einzugehen.
In einer eigens anberaumten Sektionsversammlung im Juni 1926 stellte Hitler klar, dass "die Partei [...] auf Autorität und Unterordnung aufgebaut" sei und dass "er als Führer" es daher "nicht dulden" könne, "dass ein kleiner Sektionsführer sich gegen die höchsten Instanzen auflehne". Denn, "würde dies geduldet, dann wäre die Partei erledigt."
Mit leichtem Tadel erklärte Hitler außerdem bei einer anderen Gelegenheit öffentlich, dass er Woltereck als Sektionsleiter bereits in der Vergangenheit Konzessionen gemacht hätte, die "andere nicht erhalten" würden, so dass er keinen Grund zu zusätzlichen Zugeständnissen sehe.[2]
In
Zweit Monate lang, von Ende Mai bis Ende Juli 1926, versuchten Hitler und andere leitende Parteifunktionäre, wie Rudolf Buttmann, Woltereck bei persönlichen Aussprachen zur Rückkehr auf seinen Posten zu bewegen. Während dieser Monate war die Arbeit der Sektion Schwabing durch Wolterecks Rücktritt bzw. durch die Vakanz des Vorsitzendenpostens weitgehend gelähmt.
Nachdem Woltereck sich endgültig entschied, nicht als Vorsitzender in die Leitung der Sektion zurückzukehren, wurde Karl Fiehler (der 1933 zum Oberbürgermeister von München ernannt werden sollte) Ende Juli 1926 bei einer Neuwahl innerhalb der Sektion auf den Posten des Sektionsvorsitzenden gewählt (Er setzte sich bei dieser Wahl gegen Dressler durch). Mathias Rösch zufolge tat Fiehler sich als Leiter der Sektion zunächst schwer, da er weniger charismatisch als sein Vorgänger war.
Nach 1933 erhielt Woltereck das Goldene Parteiabzeichen der NSDAP.
Literatur
- Clemens Vollnhals (Bearbeiter): Hitler. Reden, Schriften, Anordnungen, Bd. I (Die Wiedergründung der NSDAP, Februar 1925 - Juni 1926), München/London/New York/Paris, 1992, S. 396. (Biogramm)