Domagkpark: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Zufahrt Bundespolizei ehemalige Funkkaserne.jpg|miniatur|Zufahrt zur ehemaligen Funkkaserne (heute Bundespolizei)]]
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Zwischen 1936 und 1938 wurde von den Nationalsozialisten dann die [[Funkkaserne]] als Luftwaffen-Nachrichten Kaserne erbaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg betrieb die US-Armee hier eine Übergangsunterkunft für überwiegend aus Osteuropa verschleppte Zwangsarbeiter. Die „UN relief and rehabilitation administration“ (UNRRA) kümmerte sich von hier aus um deren Rückführung.
Zwischen 1936 und 1938 wurde von den Nationalsozialisten dann die [[Funkkaserne]] als Luftwaffen-Nachrichten Kaserne erbaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg betrieb die US-Armee hier eine Übergangsunterkunft für überwiegend aus Osteuropa verschleppte Zwangsarbeiter. Die „UN relief and rehabilitation administration“ (UNRRA) kümmerte sich von hier aus um deren Rückführung.
Im Jahr 1956 ging die Kaserne in die Verantwortung der Bundeswehr über. Bis 1992 war die Funkkaserne Standort für mehrere Pionierbataillons und einer Panzerkompanie.
Im Jahr 1956 ging die Kaserne in die Verantwortung der Bundeswehr über. Bis 1992 war die Funkkaserne Standort für mehrere Pionierbataillons und einer Panzerkompanie.
Nach dem Ende der militärischen Nutzung leitete die Landeshauptstadt München 1992 eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme für das Kasernengelände ein.<ref>[https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Projekte/Funk-Kaserne.html Stadt München]</ref>
Ab 1993 wurden einzelne Gebäude für die zivile Nutzung freigegeben und der Einzug der ersten Künstlerateliers begann. Zeitweise verteilten sich bis zu 300 Ateliers über das Gelände, was die „Domagkateliers“ zu einer der größten Künstlerkolonien Deutschlands machte.<ref>[https://www.domagkpark.de/entstehungsgeschichte.html Domagkpark Genossenschaft eG]</ref>
Ab 1993 wurden einzelne Gebäude für die zivile Nutzung freigegeben und der Einzug der ersten Künstlerateliers begann. Zeitweise verteilten sich bis zu 300 Ateliers über das Gelände, was die „Domagkateliers“ zu einer der größten Künstlerkolonien Deutschlands machte.<ref>[https://www.domagkpark.de/entstehungsgeschichte.html Domagkpark Genossenschaft eG]</ref>
Von 1984 bis 2008 befand sich in den ehemaligen Instandsetzungshallen der Kaserne die [[Alabamahalle (1984–2008)]], die bekannt war für die an Wochenenden stattfindenden Schlager- und Charts-Parties.
Von 1984 bis 2008 befand sich in den ehemaligen Instandsetzungshallen der Kaserne die [[Alabamahalle (1984–2008)]], die bekannt war für die an Wochenenden stattfindenden Schlager- und Charts-Parties.


Nach dem Ende der militärischen Nutzung leitete die Landeshauptstadt München 1992 eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme für das Kasernengelände ein. Im Jahr 2005 wurde ein Teilbereich von etwa 24,3 Hektar durch die Landeshauptstadt München erworben. Die restliche Fläche von ca. 8,7 Hektar verbleibt im Eigentum der Bundesrepublik. Hier etablierte sich nun das Stammgelände der Bundespolizei in München. Sie nutzt die bestehenden, zum Teil denkmalgeschützten Gebäude rund um den „Ehrenhain“ und die dazu gehörigen Sportflächen und plant eine weitere bauliche Verdichtung.<ref>[https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Projekte/Funk-Kaserne.html Stadt München]</ref>  
Die Stadt erstellte ein Strukturkonzept und auf dessen Grundlage wurde ein städtebaulicher und landschaftsplanerischer Ideenwettbewerb ausgelobt, den 2002 die Berliner Büros Ortner & Ortner Baukunst sowie Topotek 1 Landschaftsarchitekten für sich entschieden.<ref>[https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Projekte/Funk-Kaserne.html Stadt München]</ref>


Die Stadt erstellte ein Strukturkonzept und auf dessen Grundlage wurde ein städtebaulicher und landschaftsplanerischer Ideenwettbewerb ausgelobt, den 2002 die Berliner Büros Ortner & Ortner Baukunst sowie Topotek 1 Landschaftsarchitekten für sich entschieden.<ref>[https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Projekte/Funk-Kaserne.html Stadt München]</ref>
Im Jahr 2005 wurde ein Teilbereich von etwa 24,3 Hektar durch die Landeshauptstadt München erworben. Die restliche Fläche von ca. 8,7 Hektar verbleibt im Eigentum der Bundesrepublik. Hier etablierte sich nun das Stammgelände der Bundespolizei in München. Sie nutzt die bestehenden, zum Teil denkmalgeschützten Gebäude rund um den „Ehrenhain“ und die dazu gehörigen Sportflächen und plant eine weitere bauliche Verdichtung.<ref>[https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Projekte/Funk-Kaserne.html Stadt München]</ref>  


Am 8.12.2010 wurde der Bebauungsplan mit Grünordnung Nr. 1943 b Frankfurter Ring (südlich), A9 Berlin-München (westlich) und Domagkstraße (nördlich) – ehemalige Funkkaserne – als Satzung vom Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung des Stadtrats beschlossen. <ref>[https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Projekte/Funk-Kaserne.html Gestaltungsleitfaden zum Domagkpark]</ref>
Am 8.12.2010 wurde der Bebauungsplan mit Grünordnung Nr. 1943 b Frankfurter Ring (südlich), A9 Berlin-München (westlich) und Domagkstraße (nördlich) – ehemalige Funkkaserne – als Satzung vom Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung des Stadtrats beschlossen. <ref>[https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Projekte/Funk-Kaserne.html Gestaltungsleitfaden zum Domagkpark]</ref>
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Im Jahr 2013 begannen die Bauarbeiten für die ersten 420 Wohnungen am Frankfurter Ring, dem nördlichen Eingang zu dem neuen Stadtquartier. Dieser erste Wohnbauabschnitt wurde durch die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewofag realisiert, eine Wohnbebauung, die auch als Schutzwall gegen den Lärm des regen Verkehrs auf dem [[Frankfurter Ring]] fungiert.<ref>[https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Projekte/Funk-Kaserne.html Stadt München]</ref>
Im Jahr 2013 begannen die Bauarbeiten für die ersten 420 Wohnungen am Frankfurter Ring, dem nördlichen Eingang zu dem neuen Stadtquartier. Dieser erste Wohnbauabschnitt wurde durch die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewofag realisiert, eine Wohnbebauung, die auch als Schutzwall gegen den Lärm des regen Verkehrs auf dem [[Frankfurter Ring]] fungiert.<ref>[https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Projekte/Funk-Kaserne.html Stadt München]</ref>
Das letzte Gebäude (Gertrud-Grunow-Str.2) wurde 2019 fertiggestellt. Dort entstanden 1.200m² Gewerbefläche (Büros und eine Bäckerei mit Cafe im Erdgeschoss), sowie 143 Apartments, welche nur an Studenten- und Auszubildende vermietet werden.


== Gestaltung ==
== Gestaltung ==
[[Datei:Gewofag entlang Frankfurter Ring.jpg|miniatur|Gebäude der Gewofag entlang des Frankfurter Rings, dazwischen meterhohe, verglaste Lärmschutzwände ]]
Bei der Planung des neues Stadtviertels sollten die Fehler, die bei vorherigen Bauprojekten der Stadt gemacht wurden, wie zum Beispiel bei der [[Messestadt Riem]], von vornherein ausgeschlossen werden. Es wurde deswegen ein Quartiersmanagement eingesetzt, dass die Arbeiten aller Beteiligten koordinierte und moderierte. Grundsätzlich sollte eine gute Durchmischung der Bevölkerung erreicht werden, weswegen es Vorgaben über die Menge an Genossenschaften, Sozialwohnungen, Eigentumswohnungen, Studentenwohnheimen und behindertengerechten Wohnungen gab. Zudem sollte es nicht nur Geschäfte und Gastronomie an einem Platz im Viertel geben, sondern diese sollten sich mehr über das Areal verteilen. Es wurden deswegen nicht nur konzentriert am Bauhausplatz sondern auch in den Erdgeschossen mehrerer Wohnhäuser verteilt im Domagkpark Gewerbeflächen realisiert, so wie es in urbanen Stadtvierteln üblich ist.
Um das Viertel vor dem Lärm der des viel befahrenen Frankfurter Rings möglichst gut zu schützen, wurden fast alle Treppenhäuser der an dieser Straße anliegenden Wohnhäuder zur Straße ausgerichtet. Zwischen den Häuserblöcken wurden 14m hohe, fast vollständig verglaste Lärmschutzwände errichtet.


Die Grundstücke im Süden des Baugebietes wurden im Schwerpunkt an Wohnungsbaugenossenschaften und Baugemeinschaften vergeben, die im Sinne der Quartiersentwicklung ihre Bauvorhaben untereinander abstimmten. Im nördlichen Teil befinden sich entlang des Frankfurter Rings 420 Wohnungen der Genossenschaft Gewofag, östlich befindet sich daran anschließend ein Studentenwohnheim und eine Kindertagesstätte, westlich daran anschließend ein Wohnhaus mit Eigentumswohnungen und mehreren Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss. Nördlich des Parks entstanden mehrere Punkthäuser, die hauptsächlich Wohnungen enthalten. Das Zentrum des Quartiers ist der Bauhausplatz, der sich am nordwestlichen Ende des Domagkparks befindet. In seiner Nähe befinden sich eine Grundschule, zwei Restaurants, Einzelhandelsflächen und ein Hotel, sowie die Tramstation "Schwabing Nord".  
Die Grundstücke im Süden des Baugebietes wurden im Schwerpunkt an Wohnungsbaugenossenschaften und Baugemeinschaften vergeben, die im Sinne der Quartiersentwicklung ihre Bauvorhaben untereinander abstimmten. Im nördlichen Teil befinden sich entlang des Frankfurter Rings 420 Wohnungen der Genossenschaft Gewofag, östlich befindet sich daran anschließend ein Studentenwohnheim und eine Kindertagesstätte, westlich daran anschließend ein Wohnhaus mit Eigentumswohnungen und mehreren Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss. Nördlich des Parks entstanden mehrere Punkthäuser, die hauptsächlich Wohnungen enthalten. Das Zentrum des Quartiers ist der Bauhausplatz, der sich am nordwestlichen Ende des Domagkparks befindet. In seiner Nähe befinden sich eine Grundschule, zwei Restaurants, Einzelhandelsflächen und ein Hotel, sowie die Tramstation "Schwabing Nord".  
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[[Datei:Wagnisart Domagkpark.jpg|miniatur|Projekt wagnisART im Domagkpark der Wohnbaugenossenschaft Wagnis eG ]]
[[Datei:Wagnisart Domagkpark.jpg|miniatur|Projekt wagnisART im Domagkpark der Wohnbaugenossenschaft Wagnis eG ]]
Gegenüber dem Atelierhaus befindet sich das Projekt '''wagnisART''' der [https://www.wagnis.org/| Wohnbaugenossenschaft wagnis eG]. Es umfasst fünf polygonale Häuser, die durch massive Brücken verbunden sind und zwei unterschiedliche Höfe bilden. Neben den Wohnungen gibt es einen großen Veranstaltungsraum, ein Gasthaus und umfangreiche Gemeinschafts- und Gewerbeflächen. Die Dachlandschaft mit Terrassen, Brücken und Gärten bleibt den Bewohnern vorbehalten. Insgesamt gibt es 138 Wohnungen, davon 8 Wohn-Cluster, in denen vier bis zehn Apartments an einem Gemeinschaftsraum liegen. Zudem findet man dort ein Künstler-Cluster ARTrefugio, Ateliers, Praxisräume, Büros, einen Veranstaltungsraum, Werkstätten, ein Waschcafé, eine Nähstube, einen Toberaum, Proberäume, mehrere Gäste-Apartments, Gemeinschafts-Dachgärten, Gemeinschaftsterrassen und -brücken, einen Dorfplatz und einen Oasenhof. <ref>[https://www.wagnis.org/projekte/realisierte-projekte/wagnisart.html wagnisART]</ref> Die Gebäude sind nach Passivhaus-Standard errichtet, es gibt eine Photovoltaikanlage und eine Mobilitätsstation mit Leih-Fahrrädern. Die Besonderheit des Projekts ist, dass 180 Genossen in zahlreichen Workshops den gesamten Komplex planten und nach Fertigstellung auch selbstständig verwalten.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/muenchen/wohnraum-austoben-auf-der-spielwiese-1.3732706 Süddeutsche Zeitung "Austoben auf der Spielwiese" vom 2. November 2017, 21:55 Uhr]</ref>  
Gegenüber dem Atelierhaus befindet sich das Projekt '''wagnisART''' der [https://www.wagnis.org/| Wohnbaugenossenschaft wagnis eG]. Es umfasst fünf polygonale Häuser, die durch massive Brücken verbunden sind und zwei unterschiedliche Höfe bilden. Neben den Wohnungen gibt es einen großen Veranstaltungsraum, ein Gasthaus und umfangreiche Gemeinschafts- und Gewerbeflächen. Die Dachlandschaft mit Terrassen, Brücken und Gärten bleibt den Bewohnern vorbehalten. Insgesamt gibt es 138 Wohnungen, davon 8 Wohn-Cluster, in denen vier bis zehn Apartments an einem Gemeinschaftsraum liegen. Zudem findet man dort ein Künstler-Cluster ARTrefugio, Ateliers, Praxisräume, Büros, einen Veranstaltungsraum, Werkstätten, ein Waschcafé, eine Nähstube, einen Toberaum, Proberäume, mehrere Gäste-Apartments, Gemeinschafts-Dachgärten, Gemeinschaftsterrassen und -brücken, einen Dorfplatz und einen Oasenhof. <ref>[https://www.wagnis.org/projekte/realisierte-projekte/wagnisart.html wagnisART]</ref> Die Gebäude sind nach Passivhaus-Standard errichtet, es gibt eine Photovoltaikanlage und eine Mobilitätsstation mit Leih-Fahrrädern. Die Besonderheit des Projekts ist, dass 180 Genossen in zahlreichen Workshops den gesamten Komplex planten und nach Fertigstellung auch selbstständig verwalten.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/muenchen/wohnraum-austoben-auf-der-spielwiese-1.3732706 Süddeutsche Zeitung "Austoben auf der Spielwiese" vom 2. November 2017, 21:55 Uhr]</ref>  




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* [http://www.munchen-party.de/alabamahalle.html Beschreibung der Alabamahalle von www.munchen-party.de]
* [http://www.munchen-party.de/alabamahalle.html Beschreibung der Alabamahalle von www.munchen-party.de]
* [https://mehr-gruen.org/ Bürgerinitiative Mehr Grün im Domagkviertel]
* [https://mehr-gruen.org/ Bürgerinitiative Mehr Grün im Domagkviertel]
*[https://qimby.net/image/1397/integration-einer-glasernen-larmschutzwand-in-die-gebaudestruktur Fotos verschiedener Lärmschutzwände im Domagkpark]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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