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'''St. Salvator''', auch '''Salvatorkirche''' (auf deutsch: der Erlöser) genannt, ist die ehemalige [[Friedhof]]skirche der [[Frauenkirche]]. Seit [[1829]] wurde St. Salvator der | '''St. Salvator''', auch '''Salvatorkirche''' (auf deutsch: der Erlöser) genannt, ist die ehemalige [[Friedhof]]skirche der [[Frauenkirche]]. Seit [[1829]] wurde St. Salvator der griechisch-orthodoxen Gemeinde überlassen und ist auch heute noch Sitz eines [[wikipedia:de:Metropolit|Metropoliten{{WL}}]] für Deutschland und [[wikipedia:de:Exarch|Exarchen{{WL}}]] für das übrige Zentraleuropa. Sie wird von der griechisch-orthodoxen Gemeinde "''Verklärung des Erlösers"'' genannt. | ||
==Lage== | ==Lage== | ||
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Im Sommer [[1869]] wurde der Turm restauriert und regotisiert. Seitdem ist die barocke Turmspitze abgetragen und der Helm dem ursprünglichen gotischen Zustand angeglichen. Gleichzeitig wurden die zwölf in die Wandvorlagen eingefügten Apostelfiguren durch Ikonen ersetzt. [[1903]] wurden die Glasfenster ausgebessert und gesichert. Diese wurden [[1916]] ausgelagert und [[1928]] wieder eingesetzt. [[1934]] wurde die Kirche nochmals renoviert. Die spätgotischen Glasmalereien wurden [[1941]] erneut ausgelagert. | Im Sommer [[1869]] wurde der Turm restauriert und regotisiert. Seitdem ist die barocke Turmspitze abgetragen und der Helm dem ursprünglichen gotischen Zustand angeglichen. Gleichzeitig wurden die zwölf in die Wandvorlagen eingefügten Apostelfiguren durch Ikonen ersetzt. [[1903]] wurden die Glasfenster ausgebessert und gesichert. Diese wurden [[1916]] ausgelagert und [[1928]] wieder eingesetzt. [[1934]] wurde die Kirche nochmals renoviert. Die spätgotischen Glasmalereien wurden [[1941]] erneut ausgelagert. | ||
Die [[Luftangriffe auf München|Bombardierung]] Münchens im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] hat der Kirchenbau größtenteils unbeschadet überstanden. Die zum Schutz vor den Luftangriffen ausgelagerten Glasmalereien gingen jedoch durch Fliegerbomben zunächst fast vollständig verloren. Nach dem Krieg wurden noch erhaltene Reste in den Chorfenstern der Frauenkirche eingebaut. [[1970]] wurde die Ikonostase zurückversetzt und dadurch der Altarraum verkleinert. Sakristei und Turm wurden [[1982]] neu eingedeckt, der Außenbau [[1992]]/[[1993|93]] in Stand gesetzt. In den neunziger Jahren wurde eine Kiste mit einer großen Menge von Scherben der spätgotischen Glasfenster auf der Empore entdeckt und von den Werkstätten der "Mayer'schen Hofkunstanstalt" neu zusammengesetzt. Vier restaurierte Glasfenster konnten so [[2000]] wieder in der Salvatorkirche eingebaut werden. | Die [[Luftangriffe auf München|Bombardierung]] Münchens im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] hat der Kirchenbau größtenteils unbeschadet überstanden. Die zum Schutz vor den Luftangriffen ausgelagerten Glasmalereien gingen jedoch durch Fliegerbomben zunächst fast vollständig verloren. Nach dem Krieg wurden noch erhaltene Reste in den Chorfenstern der Frauenkirche eingebaut. | ||
[[1970]] wurde die Ikonostase zurückversetzt und dadurch der Altarraum verkleinert. Die Ikonostase ist eine mit Ikonen-Bildern geschmückte Wand mit drei Türen, die in orthodoxen Kirchenbauten das Kirchenschiff (Gemeinde) vom Altarraum (Priester) trennt. Sakristei und Turm wurden [[1982]] neu eingedeckt, der Außenbau [[1992]]/[[1993|93]] in Stand gesetzt. In den neunziger Jahren wurde eine Kiste mit einer großen Menge von Scherben der spätgotischen Glasfenster auf der Empore entdeckt und von den Werkstätten der "Mayer'schen Hofkunstanstalt" neu zusammengesetzt. Vier restaurierte Glasfenster konnten so [[2000]] wieder in der Salvatorkirche eingebaut werden. | |||
==Der Rechtstreit um die Nutzungsrechte== | ==Der Rechtstreit um die Nutzungsrechte== | ||
Mitte der 1970er Jahre behauptete die ''Griechische Kirchengemeinde München und Bayern e.V.'', König Ludwig I. habe St. Salvator allein diesem Verein zur Nutzung überlassen. Daraus leitete der Verein eine besondere Autonomie ab, die sie von der orthodox-kirchlichen Jurisdiktion befreie. Das bedeutet vor allem, dass der Verein allein das Recht habe, Bischöfe und Pfarrer frei zu wählen. Damit verließ die | Mitte der [[1970er]]-Jahre behauptete die ''Griechische Kirchengemeinde München und Bayern e.V.'', König Ludwig I. habe St. Salvator allein diesem Verein zur Nutzung überlassen. Daraus leitete der Verein eine besondere Autonomie ab, die sie von der orthodox-kirchlichen Jurisdiktion befreie. Das bedeutet vor allem, dass der Verein allein das Recht habe, Bischöfe und Pfarrer frei zu wählen. Damit verließ die griechische Kirchengemeinde München faktisch die griechisch-orthodoxe Metropolie. | ||
Der Freistaat Bayern, der die Rechtsnachfolge des Stifters angetreten hatte, teilte diese Auffassung nicht und verlangte die Herausgabe der Kirche, was von der Griechischen Kirchengemeinde München verweigert wurde. Damit begann ein Ringen um die Salvatorkirche, in das sich zusätzlich Griechenland, vor allem das griechische Parlament und die | Der Freistaat Bayern, der die Rechtsnachfolge des Stifters angetreten hatte, teilte diese Auffassung nicht und verlangte die Herausgabe der Kirche, was von der Griechischen Kirchengemeinde München verweigert wurde. Damit begann ein Ringen um die Salvatorkirche, in das sich zusätzlich Griechenland, vor allem das griechische Parlament und die griechisch-orthodoxe Kirche, aktiv einbrachte. Durch den folgenden Rechtsstreit war die Kirche für keine Seite zugänglich. Am 13. Oktober [[1998]] wies der Zweite Senat des Bundesverfassungsgerichts die Verfassungsbeschwerde der griechischen Kirchengemeinde München zurück (2 BvR 1275/96). Am 27. Juni [[1999]] wurde St. Salvator der [[Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland|griechisch-orthodoxen Metropolie von Deutschland]] übergeben. | ||
==Bedeutende Werke== | == Bedeutende Werke == | ||
* gotische '''Bleiglasfenster''' ([[1497]] und [[1499]]) | * gotische '''Bleiglasfenster''' ([[15. Jahrhundert|1497]] und [[15. Jahrhundert|1499]]) | ||
* Reste spätgotischer '''Sakralfresken''' (Nordfassade) | * Reste spätgotischer '''Sakralfresken''' (Nordfassade) | ||
* '''Ikonostase''' ([[Leo von Klenze]], [[1829]]) | * '''Ikonostase''' ([[Leo von Klenze]], [[1829]]) | ||
==Gräber bekannter Persönlichkeiten im Salvatorfriedhof== | == Gräber bekannter Persönlichkeiten im Salvatorfriedhof == | ||
Durch kurfürstliche Gnädigste Spezialskripte vom 29. Juli und 23. August 1788 (Staatsarchiv für Oberbayer, RA 368/3148) wurde die Bestattung innerhab der Stadtmauern streng untersagt. | Durch kurfürstliche Gnädigste Spezialskripte vom 29. Juli und 23. August 1788 (Staatsarchiv für Oberbayer, RA 368/3148) wurde die Bestattung innerhab der Stadtmauern streng untersagt. | ||
Auf dem [[1789]] aufgelassenen Salvatorfriedhof wurden u.a. bestattet (vgl. Gedächtnistafel an der Ostwand): | Auf dem [[1789]] aufgelassenen Salvatorfriedhof wurden u.a. bestattet (vgl. Gedächtnistafel an der Ostwand): | ||
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== Weblinks == | == Weblinks == | ||
*[http://www.salvator-kirche.de/ Internetpräsenz der | *[http://www.salvator-kirche.de/ Internetpräsenz der griechisch-orthodoxen Metropolie in St. Salvator] | ||
*[http://www.muenchen.de/Tourismus/Sehenswuerdigkeiten/Kirchen_und_Kloester/132835/Salvatorkirche.html muenchen.de: St. Salvator] | *[http://www.muenchen.de/Tourismus/Sehenswuerdigkeiten/Kirchen_und_Kloester/132835/Salvatorkirche.html muenchen.de: St. Salvator] | ||
*[http://www.deutschland-panorama.de/staedte/muenchen/ps/1_198_17.php Interaktives 360°-Panorama der Salvatorkirche und des Salvatorplatzes] | *[http://www.deutschland-panorama.de/staedte/muenchen/ps/1_198_17.php Interaktives 360°-Panorama der Salvatorkirche und des Salvatorplatzes] |
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