Ernst Jonach Ehrentreu: Unterschied zwischen den Versionen

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Am 2. Mai 1926 hatte Dr. Ehrentreu in Kissingen Jenny Fanny Ehrentreu, geb. Heckscher, geheiratet.
Am 2. Mai 1926 hatte Dr. Ehrentreu in Kissingen Jenny Fanny Ehrentreu, geb. Heckscher, geheiratet.


Mitten in der Nacht vom [[9. November 1938|9. auf den 10. November 1938]] drangen SA-Leute in die Synagoge der Religionsgemeinschaft Ohel-Jakob in der [[Herzog-Rudolf-Straße]] ein und verwüsteten die Einrichtung sowie die darin verwahrten Kultgegenstände. Der nichtjüdische Synagogendiener Joseph Eitelhuber, der von den SA-Männern als „Judenknecht“ verspottet wurde, konnte davonlaufen und den Rabbiner zur Hilfe holen. Bei dem Versuch die 70 Thorarollen vor dem Feuer zu retten, wäre dieser beinahe selbst ins Feuer geworfen worden, als die Synagoge schließlich um 1.02 Uhr mit Petroleum und Benzin in Brand gesetzt wurde. Als Ehrentreu in seiner Verzweiflung aber darauf hinwies, dass er Familienvater sei, trat ein besonnener SA-Mann dazwischen und rettete ihm das Leben. Bei Eintreffen des Löschzuges stand die Synagoge bereits völlig in Flammen und als die Löscharbeiten, die bis zum Mittag des 10. November 1938 andauerten, beendet waren, gab es nur noch eine Ruine.
Mitten in der Nacht vom [[9. November 1938|9. auf den 10. November 1938]] drangen SA-Leute in die Synagoge der Religionsgemeinschaft Ohel-Jakob in der [[Herzog-Rudolf-Straße]] ein und verwüsteten die Einrichtung sowie die darin verwahrten Kultgegenstände. Der nichtjüdische Synagogendiener Joseph Eitelhuber, der von den SA-Männern als „Judenknecht“ verspottet wurde, konnte davonlaufen und den Rabbiner zur Hilfe holen. Bei dem Versuch, die 70 Thorarollen vor dem Feuer zu retten, wäre dieser beinahe selbst ins Feuer geworfen worden, als die Synagoge schließlich um 1.02 Uhr mit Petroleum und Benzin in Brand gesetzt wurde. Als Ehrentreu in seiner Verzweiflung aber darauf hinwies, dass er Familienvater sei, trat ein besonnener SA-Mann dazwischen und rettete ihm das Leben. Bei Eintreffen des Löschzuges stand die Synagoge bereits völlig in Flammen und als die Löscharbeiten, die bis zum Mittag des 10. November 1938 andauerten, beendet waren, gab es nur noch eine Ruine.


Dr. Ernst Ehrentreu wurde daraufhin wie etwa 1.000 andere männliche Juden aus München von der Gestapo festgenommen und als ''Aktionshäftling'' von der SS im Dachauer Konzentrationslager für die nächsten Wochen inhaftiert.  
Dr. Ernst Ehrentreu wurde daraufhin wie etwa 1.000 andere männliche Juden aus München von der Gestapo festgenommen und als ''Aktionshäftling'' von der SS im Dachauer Konzentrationslager für die nächsten Wochen inhaftiert.  
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Im Januar [[1939]] musste er seine Stellung aufgeben, weil er, wie er selbst schreibt, vor „[s]einer Entlassung vom [[Konzentrationslager Dachau]] sich verpflichten musste, sofort Deutschland zu verlassen. Er emigrierte am 28. Februar 1939 mit seiner Frau und den sechs Kindern über Frankfurt nach London, wo er am 2. März 1939 ankam.  
Im Januar [[1939]] musste er seine Stellung aufgeben, weil er, wie er selbst schreibt, vor „[s]einer Entlassung vom [[Konzentrationslager Dachau]] sich verpflichten musste, sofort Deutschland zu verlassen. Er emigrierte am 28. Februar 1939 mit seiner Frau und den sechs Kindern über Frankfurt nach London, wo er am 2. März 1939 ankam.  


Im Mai 1940 wurde er als ,,enemy alien“ von der engl. Regierung wie viele Flüchtlinge aus Deutschland auf der Isle of Man und kurze Zeit später in Australien interniert. Dort übte er zwei Jahre lang das Rabbineramt der Gemeinde Beth David in Melbourne aus.
Im Mai 1940 wurde er als „enemy alien“ von der engl. Regierung wie viele Flüchtlinge aus Deutschland auf der Isle of Man und kurze Zeit später in Australien interniert. Dort übte er zwei Jahre lang das Rabbineramt der Gemeinde Beth David in Melbourne aus.


Von 1942 bis 1946 arbeitete Dr. Ehrentreu dann als Rabbiner in der Machzikai Hadath Gemeinde und war Mitglied des Rabbinergerichtes in St. Kailda, Australien. Nach sechs Jahren Internierung durfte er 1946 wieder nach England zu seiner Familie, die sich während dieser Zeit in Cambridge aufgehalten hatte, zurückkehren. Ein Jahr darauf nahm er dann die Stelle des Rabbiners der Gemeinde Kehal Adath Yeshurun in London an.
Von 1942 bis 1946 arbeitete Dr. Ehrentreu dann als Rabbiner in der Machzikai Hadath Gemeinde und war Mitglied des Rabbinergerichtes in St. Kilda, Australien. Nach sechs Jahren Internierung durfte er 1946 wieder nach England zu seiner Familie, die sich während dieser Zeit in Cambridge aufgehalten hatte, zurückkehren. Ein Jahr darauf nahm er dann die Stelle des Rabbiners der Gemeinde Kehal Adath Yeshurun in London an.


Am 20. Oktober 1953 wurde der von Dr. Ehrentreu gestellte Wiedergutmachungsantrag für „nationalsozialistisches Unrecht“ nach langem Streit mit monatlichen Versorgungsbezügen in Höhe von 644.- DM festgesetzt. Ehrentreu hatte nach eigenen Angaben eine staatlich anerkannte Stellung inne und war deshalb Mitglied des Bayerischen Versorgungsverbandes für Beamte, wohin er auch die „üblichen (nicht geringen) Beiträge bezahlt“ hat.  
Am 20. Oktober 1953 wurde der von Dr. Ehrentreu gestellte Wiedergutmachungsantrag für „nationalsozialistisches Unrecht“ nach langem Streit mit monatlichen Versorgungsbezügen in Höhe von 644.- DM festgesetzt. Ehrentreu hatte nach eigenen Angaben eine staatlich anerkannte Stellung inne und war deshalb Mitglied des Bayerischen Versorgungsverbandes für Beamte, wohin er auch die „üblichen (nicht geringen) Beiträge bezahlt“ hat.  
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