Kaufhaus Uhlfelder: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Haus wurde 1878 von dem jüdischen Kaufmann Heinrich Uhlfelder (*1853 - †1928) zunächst als Haushalts- und Galanteriewarengeschäft im [[Rosental]] gegründet. Mit seinem stark an der Zielgruppe unterer Einkommen ausgerichteten Sortiment war Uhlfelder so erfolgreich, dass er die Verkaufsfläche seines Geschäfts stetig vergrößern konnte. Um 1930 hatte es sich auf den gesamten zwischen [[Oberanger]], Rosental und [[Nieserstraße]] gelegenen Häuserblock ausgedehnt. Auf 7000 qm Verkaufsfläche erfüllten 1000 Angestellte und Arbeiter die Wünsche der Kunden. Das Haus war damit nach dem [[Kaufhaus Hertie|Kaufhaus Tietz]] am [[Bahnhofplatz]] das zweitgrößte Warenhaus der Stadt. Als besondere Attraktion galten die 1931 über drei Stockwerke sich erstreckenden Rolltreppen (es waren die ersten Rolltreppen in einem Münchner Kaufhaus).
Das Haus wurde 1878 von dem jüdischen Kaufmann Heinrich Uhlfelder (*1853 - †1928) zunächst als Haushalts- und Galanteriewarengeschäft im [[Rosental]] gegründet. Mit seinem stark an der Zielgruppe unterer Einkommen ausgerichteten Sortiment war Uhlfelder so erfolgreich, dass er die Verkaufsfläche seines Geschäfts stetig vergrößern konnte. Um 1930 hatte es sich auf den gesamten zwischen [[Oberanger]], Rosental und [[Nieserstraße]] gelegenen Häuserblock ausgedehnt. Auf 7000 qm Verkaufsfläche erfüllten 1000 Angestellte und Arbeiter die Wünsche der Kunden. Das Haus war damit nach dem [[Kaufhaus Hertie|Kaufhaus Tietz]] am [[Bahnhofplatz]] das zweitgrößte Warenhaus der Stadt. Als besondere Attraktion galten die 1931 über drei Stockwerke sich erstreckenden Rolltreppen (es waren die ersten Rolltreppen in einem Münchner Kaufhaus).


Nach dem Tod des Firmengründers im Jahr [[1928]] ging die Leitung des Geschäfts auf dessen Sohn Max über, der bereits zu Lebzeiten seines Vaters in die Führung eingebunden war. Mit der Machtergreifung der [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] im Januar 1933 begann der langsame Untergang des Kaufhauses. Max Uhlfelder wurde im März [[1933]] zusammen mit 280 anderen Juden in Schutzhaft genommen. Als die SA für den 1. April 1933 zu einem Boykott jüdischer Geschäfte aufgerufen hatte, marschierten vor dem Gebäude Demonstranten auf. In der [[1938 - Judenpogrom der NSDAP|Pogromnacht]] vom 9./10. November 1938 wurde das Kaufhaus geplündert und in Brand gesetzt. Eigentümer Max Uhlfelder und sein Sohn saßen zu diesem Zeitpunkt im [[KZ Dachau]] in Haft. Im Januar 1939 wurde deren Freilassung erwirkt und die Familie floh mit einem Visum nach Indien. Das gesamte Vermögen wurde eingezogen.
Nach dem Tod des Firmengründers im Jahr [[1928]] ging die Leitung des Geschäfts auf dessen Sohn Max über, der bereits zu Lebzeiten seines Vaters in die Führung eingebunden war. Mit der Machtergreifung der [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] im Januar 1933 begann der langsame Untergang des Kaufhauses. Max Uhlfelder wurde im März [[1933]] zusammen mit 280 anderen Juden in Schutzhaft genommen. Als die SA für den 1. April 1933 zu einem Boykott jüdischer Geschäfte aufgerufen hatte, marschierten vor dem Gebäude Demonstranten auf. In der [[1938 - Judenpogrom der NSDAP|Pogromnacht]] vom 9./10. November 1938 wurde das Kaufhaus geplündert und in Brand gesetzt. Eigentümer Max Uhlfelder und sein Sohn saßen zu diesem Zeitpunkt im [[KZ Dachau]] in Haft. Im Januar 1939 wurde deren Freilassung erwirkt und die Familie floh mit einem Visum nach Indien. Später weiter nach Südamerika. Das gesamte Vermögen wurde eingezogen.


Die [[Vermögensverwertung München]], die unter Gauleiter [[Adolf Wagner]] die [[Arisierung]] jüdischen Besitzes vorantrieb, betrieb über die [[Industrie- und Handelskammer]] und unterstützt von interessierten Einzelhändlern die Liquidation des Kaufhauses Uhlfelder. Mit der Unterstützung des Münchner Oberbürgermeisters [[Karl Fiehler]] wurde sie schließlich von Reichswirtschaftsminister Hermann Göring, das war dieser Nazi-Funktionär auch, genehmigt. Das Warenlager des Hauses ging an verschiedene Einzelhändler, die Grundstücke wurden der [[Löwenbräu|Löwenbräu AG]] als Ersatz für den zwangsenteigneten [[Bürgerbräukeller]] übertragen. 1944 wurde das Gebäude bei den Luftangriffen auf die Stadt stark beschädigt.
Die [[Vermögensverwertung München]], die unter Gauleiter [[Adolf Wagner]] die [[Arisierung]] jüdischen Besitzes vorantrieb, betrieb über die [[Industrie- und Handelskammer]] und unterstützt von interessierten Einzelhändlern die Liquidation des Kaufhauses Uhlfelder. Mit der Unterstützung des Münchner Oberbürgermeisters [[Karl Fiehler]] wurde sie schließlich von Reichswirtschaftsminister Hermann Göring, das war dieser Nazi-Funktionär auch, genehmigt. Das Warenlager des Hauses ging an verschiedene Einzelhändler, die Grundstücke wurden der [[Löwenbräu|Löwenbräu AG]] als Ersatz für den zwangsenteigneten [[Bürgerbräukeller]] übertragen. 1944 wurde das Gebäude bei den Luftangriffen auf die Stadt stark beschädigt.
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