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Der Begriff '''Münchner Räterepublik''', | Der Begriff '''Münchner Räterepublik''', auch ''Bayrische Räterepublik'', bezeichnet ein Phase von politischen Umwälzungen, die vom Ende des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] bis Mai [[1919]] stattfanden. Man könnte es auch den Übergang von der [[Monarchie]] zur Republik nennen. Danach wurde Bayern in die so genannte ''Weimarer Republik'', eine erste republikanische deutsche Demokratie mit Zentrum in Berlin eingegliedert. | ||
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In Folge der schlechten Kriegsaussichten und der mangelnden Versorgung mit Lebensmitteln, besonders in den Städten, kam es vermehrt zu Unruhen und es bildeten sich, angeregt durch | In Folge der schlechten Kriegsaussichten und der mangelnden Versorgung mit Lebensmitteln, besonders in den Städten, kam es vermehrt zu Unruhen und es bildeten sich, angeregt durch das Vorbild Sowjetunion, Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte. In Bayern versuchte man die Monarchie durch eine Reform zu retten. Regierung und Parlament verabschiedeten am 2. November [[1918]] ein Abkommen zur Einführung des Verhältniswahlrechts, eine Reform der ersten Kammer des Landtags und der Überprüfung von Standesvorrechten; dieses wurde am 6. November gebilligt. Am 7. November wurde die Regierung umgebildet und erstmals wurden Zentrum, Demokraten und Sozialdemokraten daran beteiligt. | ||
Ebenfalls am 7. November rief jedoch [[Kurt Eisner]] auf der ersten Sitzung der Arbeiter- und Soldatenräte im [[Mathäser]] die Republik in Bayern aus. Am Tag danach bildeten die [[wikipedia:Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands|USPD{{WL}}]] (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands) und [[SPD|MSPD]] (Mehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands, wie sich die SPD zur Unterscheidung von der USDP ab 1917 bis 1919 nannte) eine Regierung mit Kurt Eisner (USDP) als [[Ministerpräsident]]en und [[Erhard Auer]] (MSPD) als Innenminister. Am 5. Dezember wurden [[Landtag]]s[[wahl]]en für den 12. Januar 1919 festgelegt. | |||
Ebenfalls am 7. November rief jedoch [[Kurt Eisner]] auf der ersten Sitzung der Arbeiter- und Soldatenräte im [[Mathäser]] die Republik in Bayern aus. Am Tag danach bildeten die [[wikipedia:Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands|USPD{{WL}}]] (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands) und [[SPD|MSPD]] (Mehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands, wie sich die SPD zur Unterscheidung von der USDP ab 1917 bis 1919 nannte) eine Regierung mit Kurt Eisner (USDP) als | |||
=== Januar 1919 === | === Januar 1919 === | ||
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Bei der Landtagswahl am 12. Januar erhielt die MSPD 33 Prozent, die USDP 2,5 Prozent. | Bei der Landtagswahl am 12. Januar erhielt die MSPD 33 Prozent, die USDP 2,5 Prozent. | ||
Der Arbeiterrat beschloss auf Initiative von [[Gustav Landauer]] eine Massendemonstration mit 15.000 Menschen für den 16. Februar, an der sich auch Kurt Eisner beteiligte. Am 21. Februar wurde Kurt Eisner auf dem Weg zum Landtag von Anton von Arco-Valley erschossen. Von einem Mitglied des Revolutionären Arbeiterrates wurde kurz darauf Erhard Auer schwer verletzt, und zwei Personen sterben. Die Beerdigung von Kurt Eisner wurde zu einer Demonstration, dem Trauerzug folgten 100.000 Menschen, die Traueransprache hielt Gustav Landauer. Ein Zentralrat der bayrischen Räte unter Führung von | Der Arbeiterrat beschloss auf Initiative von [[Gustav Landauer]] eine Massendemonstration mit 15.000 Menschen für den 16. Februar, an der sich auch Kurt Eisner beteiligte. Am 21. Februar wurde Kurt Eisner auf dem Weg zum Landtag von Anton von Arco-Valley erschossen. Von einem Mitglied des Revolutionären Arbeiterrates wurde kurz darauf [[Erhard Auer]] schwer verletzt, und zwei Personen sterben. Die Beerdigung von Kurt Eisner wurde zu einer Demonstration, dem Trauerzug folgten 100.000 Menschen, die Traueransprache hielt Gustav Landauer. Ein Zentralrat der bayrischen Räte unter Führung von Ernst Niekisch (damals noch MSPD, später USPD) konstituierte sich. Dieser tagte am 25. Februar erneut und lehnte am 28. Februar den Antrag von [[Erich Mühsam]] der Ausrufung der Räterepublik ab. | ||
=== März === | === März === | ||
In Nürnberg einigten sich derweil MSPD, USPD und | In Nürnberg einigten sich derweil MSPD, USPD und Bayerischer Bauernbund auf die Bildung einer Koalitionsregierung. Am 18. März billigte der Landtag diese Koalition unter der Führung von [[Johannes Hoffmann]] (MSPD). | ||
=== April === | === April === | ||
Am 4. April wurden Erich Mühsam und Gustav Landauer vom revolutionären Zentralrat beauftragt, eine Proklamation der Räterepublik abzufassen. Am 6. April wählten die Mitglieder des Zentralrates und des Revolutionären Arbeiterrates die Volksbeauftragten (Minister). Am 7. April wurde die Räterepublik ausgerufen. Die Regierung unter Hoffmann zog sich nach Bamberg zurück. | Am 4. April wurden Erich Mühsam und Gustav Landauer vom revolutionären Zentralrat beauftragt, eine Proklamation der Räterepublik abzufassen. Am 6. April wählten die Mitglieder des Zentralrates und des Revolutionären Arbeiterrates die Volksbeauftragten (Minister). Am 7. April wurde die Räterepublik ausgerufen. Die Regierung unter Hoffmann zog sich nach Bamberg zurück. | ||
Am 9. April wurden die Professoren der Akademie der | Am 9. April wurden die Professoren der [[Akademie der Bildenden Künste]] entlassen, die Künstler sollen die Kontrolle übernehmen. Die bürgerlichen Zeitungen wurden unter Zensur gestellt, um Artikel gegen die Räterepublik zu unterbinden. Nachdem die Redaktion der ''Neusten Münchner Nachrichten'' aus Protest zurücktrat, wurde die Zeitung zum Organ des Zentralrates ernannt. Artikel über neue Kunst, Proklamationen und Bekanntmachungen wurden neben Berichten über Russland, die Räterepublik in Ungarn und weiter existierenden Anzeigen der Geschäftsleute abgedruckt. | ||
==Der rechte Putsch == | ==Der rechte Putsch == | ||
Am 13. April kam es zu einem Putsch durch republikanische Soldaten mit Billigung der Regierung in Bamberg, bei dem Mühsam und weitere 12 Mitglieder des Zentralrates verhaftet wurden. Der Putsch wurde durch kommunistische Arbeiter- und Soldatenräte niedergeschlagen. In der Folge wurde der Zentralrat für abgesetzt erklärt und durch den kommunistisch dominierten Vollzugsrat mit Max Levien (*1885; †1938) und [[wikipedia:Eugen Leviné|Eugen Leviné{{WL}}]] an der Spitze ersetzt. Die neue Räteregierung rief einen Generalstreik aus. Landauer und [[Ernst Toller|Toller]] erklärten ihre Bereitschaft zur Mitarbeit. | Am 13. April kam es zu einem Putsch durch republikanische Soldaten mit Billigung der Regierung in Bamberg, bei dem Mühsam und weitere 12 Mitglieder des Zentralrates verhaftet wurden. Der Putsch wurde durch kommunistische Arbeiter- und Soldatenräte niedergeschlagen. In der Folge wurde der Zentralrat für abgesetzt erklärt und durch den kommunistisch dominierten Vollzugsrat mit Max Levien (*1885; †1938) und [[wikipedia:Eugen Leviné|Eugen Leviné{{WL}}]] an der Spitze ersetzt. Die neue Räteregierung rief einen Generalstreik aus. Landauer und [[Ernst Toller|Toller]] erklärten ihre Bereitschaft zur Mitarbeit. | ||
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Etwa 1.000 Menschen kamen bei den Kämpfen ums Leben, etwa 5.000 wurden in der Folge wegen Beteiligung vor Standgerichte der Besatzungstruppen gestellt. | Etwa 1.000 Menschen kamen bei den Kämpfen ums Leben, etwa 5.000 wurden in der Folge wegen Beteiligung vor Standgerichte der Besatzungstruppen gestellt. | ||
Gustav Landauer wurde am 1. Mai verhaftet und am folgenden Tage ohne Gerichtsverhandlung ermordet. Eugen Leviné wurde am 3. Juni zum Tode verurteilt und zwei Tage später erschossen. Ernst Toller wurde zu fünf und Erich Mühsam zu 15 Jahren Festungshaft verurteilt. | |||
== Literatur == | == Literatur == | ||
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* Peter Jakob Kock, Franz Menges, Manfred Tremel, Wolf Volker Weigand: ''Geschichte des modernen Bayern''. 2. Auflage. [http://www.stmuk.bayern.de/blz/publikationen/katalog/index.asp Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit], München 2000. | * Peter Jakob Kock, Franz Menges, Manfred Tremel, Wolf Volker Weigand: ''Geschichte des modernen Bayern''. 2. Auflage. [http://www.stmuk.bayern.de/blz/publikationen/katalog/index.asp Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit], München 2000. | ||
* Ulrich Linse (Hrsg.): ''Gustav Landauer und die Revolutionszeit 1918–1919. Die politischen Reden, Schriften, Erlasse und Briefe Landauers aus der November-Revolution 1918/1919''. Kramer, Berlin 1974, ISBN 3-87956-026-9. | * Ulrich Linse (Hrsg.): ''Gustav Landauer und die Revolutionszeit 1918–1919. Die politischen Reden, Schriften, Erlasse und Briefe Landauers aus der November-Revolution 1918/1919''. Kramer, Berlin 1974, ISBN 3-87956-026-9. | ||
* | * Ernst Toller: ''Eine Jugend in Deutschland'', Amsterdam 1933, Querido Verlag, Nachdruck Rowohlt Verlag 1963 (Autobiographie Ernst Tollers)<br />[http://www.br-online.de/bayern2/hoerspiel-und-medienkunst/pool-ernst-toller-eine-jugend-in-deutschland-ID1262706255859.xml (Hörspielbearbeitung im BR-Hörspielpool zum download)]. | ||
* Hansjörg Viesel (Hrsg.): ''Literaten an der Wand. Die Münchner Räterepublik und die Schriftsteller''. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt 1980, ISBN 3-7632-2426-2. | * Hansjörg Viesel (Hrsg.): ''Literaten an der Wand. Die Münchner Räterepublik und die Schriftsteller''. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt 1980, ISBN 3-7632-2426-2. | ||
{{Wikipedia-Artikel|Münchner Räterepublik}} | {{Wikipedia-Artikel|Münchner Räterepublik}} | ||
[[Kategorie:Geschichte]] | [[Kategorie:Geschichte]] | ||
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