Chronik des Konzentrationslagers Dachau: Unterschied zwischen den Versionen

K
 
(Eine dazwischenliegende Version desselben Benutzers wird nicht angezeigt)
Zeile 163: Zeile 163:
* An den Folgen der Unterernährung und der Typhusepidemie sterben noch in den nächsten Wochen mehr als 2.000 ehemalige Häftlinge.
* An den Folgen der Unterernährung und der Typhusepidemie sterben noch in den nächsten Wochen mehr als 2.000 ehemalige Häftlinge.


[[Datei:Billy Duke.jpg|thumb|420px|Symbolisch dieser eine Soldat für alle. ''[[Billy Duke]]'' war auch ein Befreier der Gefangenen im Münchner Konzentrationslager in Dachau und auch von [[1945|München]]. Ein Foto von ihm, erstellt in Hallein 1946. <small>(Foto: [[Karl Schillinger|K. S.]], 1946)</small>]]
==Nachkriegszeit ==
==Nachkriegszeit ==
* Juli 1945: Die [[Militärregierung|amerikanische Militärregierung]] errichtet auf dem KZ-Gelände ein [[Dachauer Prozesse |Kriegsverbrecher-Gefängnis]] mit einer Aufnahmekapazität von 30.000 Personen.
* Juli 1945: Die [[Militärregierung|amerikanische Militärregierung]] errichtet auf dem KZ-Gelände ein [[Dachauer Prozesse |Kriegsverbrecher-Gefängnis]] mit einer Aufnahmekapazität von 30.000 Personen.
Zeile 169: Zeile 170:
* 15. November bis 13. Dezember 1945: Der später so genannte Dachau-Hauptprozess war der erste Kriegsverbrecherprozess der United States Army in der amerikanischen Besatzungszone am Militärgericht im nunmehrigen US-Internierungslager Dachau für die der Kriegsverbrechen Verdächtigten. In diesem Prozess waren 40 Personen angeklagt, denen Kriegsverbrechen im Zusammenhang mit dem KZ Dachau und dessen Nebenlagern zur Last gelegt wurden. Das Verfahren endete mit 40 Schuldsprüchen, darunter 36 Todesurteile, von denen 28 vollstreckt wurden. Offiziell wurde der Fall als ''United States of America vs. Martin Gottfried Weiss et al'' – Case 000-50-2 bezeichnet.  
* 15. November bis 13. Dezember 1945: Der später so genannte Dachau-Hauptprozess war der erste Kriegsverbrecherprozess der United States Army in der amerikanischen Besatzungszone am Militärgericht im nunmehrigen US-Internierungslager Dachau für die der Kriegsverbrechen Verdächtigten. In diesem Prozess waren 40 Personen angeklagt, denen Kriegsverbrechen im Zusammenhang mit dem KZ Dachau und dessen Nebenlagern zur Last gelegt wurden. Das Verfahren endete mit 40 Schuldsprüchen, darunter 36 Todesurteile, von denen 28 vollstreckt wurden. Offiziell wurde der Fall als ''United States of America vs. Martin Gottfried Weiss et al'' – Case 000-50-2 bezeichnet.  
** Dem Prozess schlossen sich 121 Nebenverfahren mit etwa 500 Angeklagten an, die sich auf den Hauptprozess als Musterprozess (Parent Case) stützten. Der Dachau-Hauptprozess war ein juristisch wegweisender Konzentrationslagerprozess im Rahmen der anderen Dachauer Prozesse.  
** Dem Prozess schlossen sich 121 Nebenverfahren mit etwa 500 Angeklagten an, die sich auf den Hauptprozess als Musterprozess (Parent Case) stützten. Der Dachau-Hauptprozess war ein juristisch wegweisender Konzentrationslagerprozess im Rahmen der anderen Dachauer Prozesse.  
** Bis 1948 folgten noch weitere Haupt- und Nebenprozesse gegen das Lagerpersonal anderer Konzentrationslager [https://de.wikipedia.org/wiki/Dachau-Hauptprozess WP-Artikel dazu]
** Bis 1948 folgten noch weitere Haupt- und Nebenprozesse der Militärregierung gegen die Tätergruppen auch anderer Konzentrationslager statt. [https://de.wikipedia.org/wiki/Dachau-Hauptprozess (WP-Artikel dazu)]


* '''1955''', anlässlich des 10. Jahrestages der Lagerbefreiung fand im Mai ein internationales Treffen ehemaliger Gefangener in Dachau statt. Der Dachauer Landrat hatte den Abbruch des Krematoriums gefordert. Das [[Comité International de Dachau]] forderte dagegen die Errichtung einer würdigen Mahn- und Gedenkstätte auf dem ehemaligen KZ-Gelände.
* '''[[1955]]''', anlässlich des 10. Jahrestages der Lagerbefreiung fand im Mai ein internationales Treffen ehemaliger Gefangener in Dachau statt. Der Dachauer Landrat hatte den Abbruch des Krematoriums gefordert. Das [[Comité International de Dachau]] forderte dagegen die Errichtung einer würdigen Mahn- und Gedenkstätte auf dem ehemaligen KZ-Gelände.


* 1960 wurde im Gebäude des ehemaligen Krematoriums ein provisorisches Museum errichtet. Ursprünglich war auch überlegt worden, nur das Krematorium und die Massengräber auf dem Waldfriedhof und dem KZ-Friedhof Dachau Leitenberg als Gedenkstätte auszuweisen.  
* [[1960]] wurde im Gebäude des ehemaligen Krematoriums ein provisorisches Museum errichtet. Ursprünglich war auch überlegt worden, nur das Krematorium und die Massengräber auf dem Waldfriedhof und dem KZ-Friedhof Dachau Leitenberg als Gedenkstätte auszuweisen.  


* Im selben Jahr erbaute die Erzdiözese München und Freising die „Todesangst-Christi-Kapelle“. Sie wurde beim 37. Eucharistischen Weltkongress in München von Weihbischof Neuhäusler am 5. August [[1960]] geweiht und ist „seither eine Wallfahrtstätte für Zehntausende aus aller Welt“.
* Im selben Jahr erbaute die Erzdiözese München und Freising die „[[Todesangst-Christi-Kapelle]]“. Sie wurde beim 37. Eucharistischen Weltkongress in München von Weihbischof Neuhäusler am 5. August [[1960]] geweiht und ist „seither eine Wallfahrtstätte für Zehntausende aus aller Welt“.
* Es wurde der Karmel Heilig Blut der Unbeschuhten Karmelitinnen errichtet, dessen Innenhof man durch einen früheren Wachturm des KZ betritt.
* Es wurde der [[Karmel Heilig Blut]] der Unbeschuhten Karmelitinnen errichtet, dessen Innenhof man durch einen früheren Wachturm des KZ betritt.


* '''[[1965]]''' erreichte die Initiative die Errichtung der Gedenkstätte in der heutigen Form
* '''[[1965]]''' erreichte die Initiative die Errichtung der [[Gedenkstätte]] in der heutigen Form


=== 1980 ===
=== 1980 ===
Am 4. April 1980 trat eine Gruppe [[Sinti in München|Sinti]] hier auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte in den Hungerstreik, nachdem ihr vom [[Bayerisches Staatsministerium des Innern|bayerischen Innenministerium]] die Akteneinsicht in die Unterlagen der 1970 aufgelösten so genannten „Landfahrerzentrale“, einer Dienststelle der Polizei, verweigert wurde. Der Mord und die Verfolgung der Sinti- und Roma-Minderheit während der NS-Diktatur wurde damals immer noch nicht als Völkermord anerkannt.  
Am 4. April [[1980]] trat eine Gruppe [[Sinti in München|Sinti]] hier auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte in den Hungerstreik, nachdem ihr vom [[Bayerisches Staatsministerium des Innern|bayerischen Innenministerium]] die Akteneinsicht in die Unterlagen der 1970 aufgelösten so genannten „Landfahrerzentrale“, einer damaligen Dienststelle der Polizei, verweigert wurde. Der Mord und die Verfolgung der Sinti- und Roma-Minderheit während der NS-Diktatur wurde damals immer noch nicht als Völkermord anerkannt.  
=== 2003 ===
=== 2003 ===
Seit 2003 trägt die [[Stiftung Bayerische Gedenkstätten]] die Verantwortung für die KZ-Gedenkstätten Dachau und Flossenbürg und andere kleine Gedenkorte. Zuvor war der Freistaat selbst bzw. die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen für diese Gedenkorte in Bayern zuständig.
Seit [[2003]] trägt die [[Stiftung Bayerische Gedenkstätten]] die Verantwortung für die KZ-Gedenkstätten Dachau und Flossenbürg und andere kleine Gedenkorte. Zuvor war der Freistaat selbst bzw. die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen für diese Gedenkorte in Bayern zuständig.


=== 2014 ===
=== [[2014]] ===
* ''Schändung der Gedenkstätte:'' die Eingangstür zur KZ-Gedenkstätte Dachau wird Samstag auf Sonntagnacht gestohlen. Zwischen 23.45 Uhr und 5.30 Uhr, hoben Unbekannte die schmiedeeiserne, 100 Kilogramm schwere Eingangstür mit dem zynischen Satz "Arbeit macht frei" aus den Angeln, wuchteten sie über ein Sicherungstor und brachten sie vermutlich in einem Lieferwagen oder Pkw-Kombi weg. Dieser Anschlag auf das Gedenken konnte durch die Polizei nicht zeitnah aufgeklärt werden. Er erinnert an einen ähnlich seltsamen Diebstahl in der Gedenkstätte KZ Auschwitz.  
* ''Schändung der Gedenkstätte:'' die Eingangstür zur KZ-Gedenkstätte Dachau wird Samstag auf Sonntagnacht gestohlen. Zwischen 23.45 Uhr und 5.30 Uhr, hoben Unbekannte die schmiedeeiserne, 100 Kilogramm schwere Eingangstür mit dem zynischen Satz "Arbeit macht frei" aus den Angeln, wuchteten sie über ein Sicherungstor und brachten sie vermutlich in einem Lieferwagen oder Pkw-Kombi weg. Dieser Anschlag auf das Gedenken konnte durch die Polizei nicht zeitnah aufgeklärt werden. Er erinnert an einen ähnlich seltsamen Diebstahl in der Gedenkstätte KZ Auschwitz.  


Dies bewegt die Region: Allerdings erbrachten die Hinweise aus der Bevölkerung bisher nichts Konkretes. Statt der erwarteten 30 kommen 300 Menschen eine Woche später dort zu einer Mahnwache zusammen. Die Polizei hat plötzlich Anfragen aus aller Welt - und hofft auf DNA-Spuren zur Klärung der Täterfrage. Das Bayerische Landeskriminalamt hat eine Belohnung von 3000 Euro für Hinweise auf die unbekannten Diebe ausgesetzt.
Dies bewegt die Region: Allerdings erbrachten die Hinweise aus der Bevölkerung bisher nichts Konkretes. Statt der erwarteten 30 kommen 300 Menschen eine Woche später dort zu einer Mahnwache zusammen. Die Polizei hat plötzlich Anfragen aus aller Welt - und hofft auf DNA-Spuren zur Klärung der Täterfrage. Das Bayerische Landeskriminalamt hat eine Belohnung von 3000 Euro für Hinweise auf die unbekannten Diebe ausgesetzt.


* Links [http://www.sueddeutsche.de/muenchen/kz-gedenkstaette-dachau-hunderte-protestieren-gegen-diebstahl-der-eingangstuer-1.2211791 (SZ dazu, 9. November 2014)]  —  [http://www.spiegel.de/panorama/justiz/dachau-gestohlenes-tor-von-kz-gedenkstaette-offenbar-in-norwegen-gefunden-a-1124199.html Wieder gefunden, 2.12.2016] (Die gestohlene und in Norwegen aufgefundene Original-Eingangstür im Tor des Jourhauses ist wieder zurück in der Gedenkstätte (22. Feb. 2017.)
* Links [http://www.sueddeutsche.de/muenchen/kz-gedenkstaette-dachau-hunderte-protestieren-gegen-diebstahl-der-eingangstuer-1.2211791 (SZ dazu, 9. November 2014)]  —  [http://www.spiegel.de/panorama/justiz/dachau-gestohlenes-tor-von-kz-gedenkstaette-offenbar-in-norwegen-gefunden-a-1124199.html Wieder gefunden, 2.12.2016] (Die gestohlene und in Norwegen aufgefundene Original-Eingangstür im Tor des Jourhauses ist wieder zurück in der Gedenkstätte (22. Feb. [[2017]].)


==Medien==
==Medien==
21.126

Bearbeitungen