Leonhard Frank: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Leonhard Frank''' (* 4. September 1882 in Würzburg; gest. 18. August [[1961]] in [[München]]) war ein [[Schriftsteller]].
'''Leonhard Frank''' (* 4. September 1882 in Würzburg; gest. 18. August [[1961]] in [[München]]) war ein [[Schriftsteller]].


Frank ist ein bedeutender sozialkritische und pazifistische Erzähler der ersten Hälfte des [[20. Jahrhundert]]s. Er schrieb in einem sparsamen und sachlichen Stil, dem es gleichwohl gelingt, eindringlich die gesellschaftlichen und psychischen Abhängigkeiten seiner Figuren darzustellen. Seine Werke sind geprägt von seiner politischen Vorstellung eines solidarischen und humanen Zusammenlebens der Menschen. Sie können stilistisch zwischen [[Expressionismus]] und [[Sachlichkeit]] eingeordnet werden. Besonderheiten seines Gesamtwerks sind die psychologische Vertiefung seiner Charaktere und die Wahl der behandelten Themen.
Frank ist ein bedeutender sozialkritischer und pazifistischer Erzähler der ersten Hälfte des [[20. Jahrhundert]]s. Er schrieb in einem sparsamen und sachlichen Stil, dem es gleichwohl gelingt, eindringlich die gesellschaftlichen und psychischen Abhängigkeiten seiner Figuren darzustellen. Seine Werke sind geprägt von seiner politischen Vorstellung eines solidarischen und humanen Zusammenlebens der Menschen. Sie können stilistisch zwischen [[Expressionismus]] und [[Sachlichkeit]] eingeordnet werden. Besonderheiten seines Gesamtwerks sind die psychologische Vertiefung seiner Charaktere und die Wahl der behandelten Themen.


Nach Besuch der evangelischen Konfessionsschule in Würzburg und einer Schlosserlehre und einer kurzen Tätigkeit als Labordiener am Würzburger Juliusspital ging er 1904 nach München, um Kunstmaler zu werden.<ref>Michael Eberlein: ''Heimat und Exil. Leonhard Frank.'' In: Kurt Illing (Hrsg.): ''Auf den Spuren der Dichter in Würzburg.'' Eigenverlag (Druck: Max Schimmel Verlag), Würzburg 1992, S. 103–110; hier: S. 104–107.</ref> Er studierte ab 1905 in [[München]] an der [[Akademie der Bildenden Künste München|Kunstakademie]] mit Hilfe zweier Stipendien [[Malerei]] und hielt sich dabei mit verschiedenen Hilfsjobs am Leben. 1909 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der [[Neue Künstlervereinigung München|Neuen Künstlervereinigung München (N.K.V.M.)]], aus der er jedoch im Laufe des Jahres wieder austrat<ref>Helmut Friedel, Annegret Hoberg (Hrsg.): ''Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München''. Prestel, München 2013, S.&nbsp;30</ref>. Frank hielt sich in der Schwabinger [[Bohème]]-Szene im Umfeld des Psychiaters [[Otto Gross]] auf ([[Café Stefanie]]) und gehörte zu den Besuchern des [[Monte Verità]] von Ascona. Zeitweilig wohnte er bei dem Lyriker und späteren Kulturminister Johannes R. Becher in der Bad Uracher Künstlerkolonie.
Nach Besuch der evangelischen Konfessionsschule in Würzburg und einer Schlosserlehre und einer kurzen Tätigkeit als Labordiener am Würzburger Juliusspital ging er 1904 nach München, um Kunstmaler zu werden.<ref>Michael Eberlein: ''Heimat und Exil. Leonhard Frank.'' In: Kurt Illing (Hrsg.): ''Auf den Spuren der Dichter in Würzburg.'' Eigenverlag (Druck: Max Schimmel Verlag), Würzburg 1992, S. 103–110; hier: S. 104–107.</ref> Er studierte ab 1905 in [[München]] an der [[Akademie der Bildenden Künste München|Kunstakademie]] mit Hilfe zweier Stipendien [[Malerei]] und hielt sich dabei mit verschiedenen Hilfsjobs am Leben. 1909 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der [[Neue Künstlervereinigung München|Neuen Künstlervereinigung München (N.K.V.M.)]], aus der er jedoch im Laufe des Jahres wieder austrat<ref>Helmut Friedel, Annegret Hoberg (Hrsg.): ''Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München''. Prestel, München 2013, S.&nbsp;30</ref>. Frank hielt sich in der Schwabinger [[Bohème]]-Szene im Umfeld des Psychiaters [[Otto Gross]] auf ([[Café Stefanie]]) und gehörte zu den Besuchern des Monte Verità von Ascona. Zeitweilig wohnte er bei dem Lyriker und späteren Kulturminister Johannes R. Becher in der Bad Uracher Künstlerkolonie.


1910 zog er nach Berlin. 1914 hatte er mit seinem ersten Roman ''Die Räuberbande'' einen großen Erfolg in Deutschland. Als Sozialist und entschiedener Pazifist ohrfeigte er 1915 in einem Berliner Café den sozialdemokratischen Journalisten Felix Stössinger, weil dieser öffentlich die Versenkung des britischen Passagierschiffs RMS Lusitania durch ein deutsches U-Boot (Resultat: 1198 Tote) als „größte Heldentat der Menschheitsgeschichte“ bezeichnet hatte. Aufgrund dieser Tat musste Frank anschließend in die Schweiz emigrieren. Hier beendete er die [[Novelle]] ''Die Ursache'', eine eindeutige Stellungnahme gegen die Todesstrafe, und schrieb mehrere kurze Novellen gegen den Krieg, die 1917 in der Schweiz unter dem Sammeltitel ''Der Mensch ist gut'' erschienen.  
1910 zog er nach Berlin. 1914 hatte er mit seinem ersten Roman ''Die Räuberbande'' einen großen Erfolg in Deutschland. Als Sozialist und entschiedener Pazifist ohrfeigte er 1915 in einem Berliner Café den sozialdemokratischen Journalisten Felix Stössinger, weil dieser öffentlich die Versenkung des britischen Passagierschiffs RMS Lusitania durch ein deutsches U-Boot (Resultat: 1198 Tote) als „größte Heldentat der Menschheitsgeschichte“ bezeichnet hatte. Aufgrund dieser Tat musste Frank anschließend in die Schweiz emigrieren. Hier beendete er die Novelle ''Die Ursache'', eine eindeutige Stellungnahme gegen die Todesstrafe, und schrieb mehrere kurze Novellen gegen den Krieg, die 1917 in der Schweiz unter dem Sammeltitel ''Der Mensch ist gut'' erschienen.  


In Deutschland verboten, musste dieses Buch illegal eingeführt werden und wurde dann von Kriegsgegnern weiterverbreitet. Die bekannte Schauspielerin [[Tilla Durieux]] veranstaltete kurz nach Erscheinen eine Lesung aus dem Buch, die die etwa 300 Zuhörer dermaßen aufrüttelte, dass sie nur mit Mühe davon abgehalten werden konnten, mit Protestrufen gegen den Krieg über den Potsdamer Platz in Berlin zu ziehen. Eine der stark beeindruckten Zuhörerinnen war Käthe Kollwitz. Im November 1918 wurde ihm von [[Heinrich Mann]] der Kleist-Preis zugesprochen.
In Deutschland verboten, musste dieses Buch illegal eingeführt werden und wurde dann von Kriegsgegnern weiterverbreitet. Die bekannte Schauspielerin [[Tilla Durieux]] veranstaltete kurz nach Erscheinen eine Lesung aus dem Buch, die die etwa 300 Zuhörer dermaßen aufrüttelte, dass sie nur mit Mühe davon abgehalten werden konnten, mit Protestrufen gegen den Krieg über den Potsdamer Platz in Berlin zu ziehen. Eine der stark beeindruckten Zuhörerinnen war Käthe Kollwitz. Im November 1918 wurde ihm von [[Heinrich Mann]] der Kleist-Preis zugesprochen.
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