Zenzl Mühsam

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Zenzl Mühsam (geboren als Kreszentia Elfinger am 27. Juli 1884 in Haslach in der Hallertau10. März 1962 in Berlin; am 15. September 1915 heiratete sie Erich Mühsam; verwitwet 1934)

Als 5. Kind der Hopfenbauern und Gastwirte Creszentia und Augustin Elfinger wurde Zenzl mit etwa 16 Jahren nach München als Dienstmädchen in Stellung gegeben. Sie hielt es meist nur wenige Monate an einer Arbeitsstelle aus, waren diese doch von Pflichterfüllung und Gehorsam geprägt. Doch Zenzl wollte sich nicht ducken.

Mit 18 Jahren brachte sie ihren Sohn Siegfried zur Welt. Minderjährig und kaum den eigenen Unterhalt verdienend, musste sie ihn in Pflege geben. Den Namen des Vaters behielt sie zeitlebens für sich.

Im Alter von 24 Jahren zog sie, offiziell als seine Hausangestellte, mit dem Maler und Bildhauer Ludwig Engler zusammen, denn eine wilde Ehe war nicht nur sittenwidrig, sondern ein verfolgtes und strafbares Delikt.

Im November 1913 freundete sie sich mit Erich Mühsam an, mit dem sie ein Ziel teilte: die Befreiung der Menschheit von Gewalt und Unterdrückung. Sie heirateten am 15. September 1915 und sie brachte ihren Sohn Siegfried mit in die Ehe. 1918 stand sie an Erichs Seite auf den Barrikaden und rief mit ihm die Münchener Bevölkerung zur Beendigung des Krieges und zur Revolution auf. Nach kurzer Haft kämpfte sie von 1919 bis 1924 für die Freilassung von Erich und anderen Revolutionären. In dieser Zeit war sie bereits in der Roten Hilfe aktiv und organisierte außerdem eine Nähstube in München für die Opfer der Hungerkatastrophe 1920/21 in Russland.

Die Zeit in der Hufeisensiedlung

1927 zogen die Mühsams in die Dörchläuchtingstraße 48. Zenzl kümmerte sich um den Lebensunterhalt. Die Künstler und Schriftsteller (Verleger Leon Hirsch, Walter Kiaulehn, Heinrich Vogeler, Eheleute Kubicki) der Hufeisensiedlung trafen sich gerne bei ihnen zu angeregten Gesprächen - aber auch weil Zenzl legendär gut kochte.

Ebenso verkehrten Wilhelm Pieck und Herbert Wehner im Hause. Die Nachbarkinder mochten besonders die Katze und Zenzls Kuchen. Sohn Siegfried Elfinger lebte und arbeitete von 1930 bis 1932 ebenfalls in seinem nachgerade Eltern-Haus.


Kampf um die Veröffentlichung

Es gelang ihr, in Moskau Mikrofilmkopien von Mühsams Schriften anzufertigten, die das ZK der SED aber unter Verschluss behielt. Zenzl kämpfte bis zu ihrem Tod um die Veröffentlichung von E. Mühsams Schriften. 1958 durfte in der DDR eine kleine Auswahl von Gedichten erscheinen.

Erst nach fast 40 Jahren erschienen 1994 bei dtv erste Mühsam-Tagebücher, bis jetzt nur ca. fünf Prozent des Gesamttextes. Eine Online-Edition, begonnen 2011, wird voraussichtlich bis 2018 mit der kompletten Wiedergabe der erhaltenen Tagebücher abgeschlossen sein. 1992 wurde ihre Urne in das Ehrengrab ihres Mannes auf dem Berliner - Dahlemer Waldfriedhof überführt.

Schriften (Auswahl)

  • Zenzl Mühsam: Eine Auswahl aus ihren Briefen. Herausgegeben von Uschi Otten und Chris Hirte. Erich-Mühsam-Gesellschaft, Lübeck, 1995, ISBN 3-931079-11-2
  • Der Leidensweg Erich Mühsams. Mit einem Vorwort von Werner Hirsch; Mopr-Verlag, Zürich 1935

Literatur

  • Michaela Karl: Zenzl Mühsam: Die unbeugsame Witwe. In: Bayerische Amazonen – 12 Porträts. Pustet, Regensburg, 2004, ISBN 3-7917-1868-1, S. 96–115
  • Uschi Otten: „Den Tagen, die kommen, gewachsen zu sein“. Zur Lebensgeschichte der Kreszentia Mühsam. In: Der Bär von Berlin. Jahrbuch 2001 des Vereins für die Geschichte Berlins. Westkreuz-Verlag, Berlin, 2001
  • Uschi Otten: Überleben für das Werk Erich Mühsams: Zenzl Mühsam in der Falle des Exils. In: Simone Barck, Anneke de Rudder; Beate Schmeichel-Falkenberg (Hrsg.): Jahrhundertschicksale - Frauen im sowjetischen Exil. Lukas Verlag, Berlin, 2003, ISBN 3-931836-93-2, S. 128–141.
  • Reinhard Müller: Menschenfalle Moskau. Exil und stalinistische Verfolgung. Hamburger Edition, Hamburg, 2001, ISBN 3-930908-71-9, S. 241–286, 377–428.
  • Jürgen-Wolfgang Goette: Frauen um Erich Mühsam – Zenzl Mühsam und Franziska zu Reventlow. Sechste Erich-Mühsam-Tagung in Malente, 12.–14. Mai 1995. Bearbeitet von Jürgen-Wolfgang Goette. Erich-Mühsam-Gesellschaft, Lübeck, 1995, ISBN 3-931079-13-9
  • Christoph Hamann: Die Mühsams - Geschichte einer Familie Bd. 11 - Jüdische Memoiren, Berlin, 2005, Hentrich&Hentrich Verlag, ISBN 978-3-938485-00-2

Siehe auch

Weblinks

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