Widerstand, Verweigerung und Protest gegen das NS-Regime in München

Die Ausstellung Widerstand, Verweigerung und Protest gegen das NS-Regime in München fand vom 9. Okt. bis 26. Nov. 1998 im Münchner Rathaus statt.

Die dazu erstellte Webseite der Stadt Widerstand, Verweigerung und Protest gegen das NS-Regime in München berichtete von den verschiedenen Formen des Widerstands und Protests. Weit über 500 Männer und Frauen wurden wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" von den Nazis, in aller Regel angezeigt bei der Gestapo, vor Gericht gestellt.

Unter anderem in folgenden Lebensläufen nachzulesen:

  • Anna Bauer – eine arbeitslose Frau aus dem kommunistischen Arbeitermilieu
  • Georg Elser – verübte am 8. November 1939 im Bürgerbräukeller ein Attentat auf Hitler
  • Franz Fellner – ein junger Mann aus einfachen Verhältnissen, der den Kriegsdienst nicht ertrug
  • Hermann Frieb – ein sozialistischer Akademiker
  • Franz Geiger – ein respektloser und risikobereiter Jugendlicher
  • Fritz Gerlich – ein streitbarer Journalist
  • Hans Hartwimmer – ein ehemaliger Teilnehmer am Hitlerputsch
  • Ernst Lörcher – ein ehrgeiziger junger Handwerker
  • Emil Muhler – ein sozial engagierter katholischer Priester
  • Magdalena Römer – eine Anhängerin der Zeugen Jehovas
  • Hugo Scheurer – ein katholischer Jugendlicher, der junge Kommunisten traf
  • Michael Siegel – ein jüdischer Rechtsanwalt
  • Carl-Oskar von Soden – ein Adeliger von strenger Moral und demokratischer Gesinnung
  • Therese Thoma – eine katholische Lehrerin

Polizeispitzel „Theo”

Der in der Nachkriegszeit deshalb verurteilte Max Troll warb unter seinem Decknamen „Theo” unermüdlich neue Mitkämpfer für den kommunistischen Widerstand. Dies gelang ihm vor allem ab dem Sommer 1934, während einer Tätigkeit als Bauarbeiter auf der Baustelle des Deutschen Museums.

Troll informierte jeweils die Polizei über Name und Wohnort der KPD-Anhänger sowie über ihre widerständischen Aktivitäten, beispielsweise das Verteilen illegaler Schriften und das Sammeln von Spenden für die „Rote Hilfe“, die Verfolgte und Verhaftete sowie deren Angehörige unterstützte.

Nachdem „Theo“ im April 1935 die Leitung der „Roten Hilfe” für Südbayern übernommen hatte, fuhr er wiederholt zu deren Auslandsleitung in der Schweiz. Dort erhielt er dafür Hilfsgelder und neue Instruktionen. Anfang des Jahres 1936 wurde er Bezirksleiter der illegalen KPD Südbayerns. Damit „Theo” möglichst den gesamten kommunistischen Untergrund ausspionieren konnte, ließ sich die Gestapo mit Verhaftungen Zeit. Als innerhalb der illegalen KPD erste Verdachtsmomente gegen „Theo“ aufkamen, hatte Troll etwa 250 Kommunisten und Unterstützer der „Roten Hilfe“ aus seinem Bezirk namentlich erfasst. Die erste Verhaftungswelle richtete sich im Sommer 1935 gegen die Gruppen im Westend und in Neuhausen (jeweils mehrere Dutzend Verhaftungen). Danach traf es das Schlachthofviertel – mit allein 75 Personen – und die Gruppe in Sendling. Bis zum Sommer 1936 wurden ebenfalls große Teile des kommunistischen Untergrunds in Giesing, Haidhausen und Ramersdorf ausgehoben sowie kleinere Gruppen am Tegernsee, im Allgäu und in Nürnberg und Fürth. Aufgrund der Spitzeltätigkeit „Theo“s kam der kommunistische Widerstand in München fast vollständig zum Erliegen. Nach seiner Enttarnung im Juni 1936 wurde Troll von der Gestapo aus München nach Regensburg abgezogen.

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Der Nationalsozialismus in München. Informationsseiten. (widerstand.musin.de)
  • Helga Pförtner: Mahnmale, Gedenkstätten, Erinnerungsorte für die Opfer des Nationalsozialismus in München 1933. Mit der Geschichte leben. Bd, 1, A-H, München 2001; Bd. 2., I-P, München 2003: Bd. 3, Q-Z, München 2005. (online bei Mü.de)
  • Stefanie Reichelt: "Für mich ist der Krieg aus!" Deserteure und Kriegsverweigerer des Zweiten Weltkriegs in München. München, 1995