Weiße Rose

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Die Weiße Rose war der Name einer Widerstandsgruppe während der Zeit des Nationalsozialismus. Im Juni 1942 wurde die Gruppe gegründet und bestand bis zum Februar 1943. Die Mitglieder der Weißen Rose verfassten, druckten und verteilten unter Lebensgefahr insgesamt sechs Flugblätter, in denen zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus aufgerufen wurde.

Mitglieder

Mitglieder der Weißen Rose waren die Geschwister Hans und Sophie Scholl sowie deren Kommilitonen Christoph Probst, Willi Graf, Alexander Schmorell und der Universitätsprofessor Dr. Kurt Huber

Im weiteren Sinne können zur Gruppe auch die mitarbeitenden Sympathisanten Hans Conrad LeipeltW, Marie-Luise JahnW, Hans HirzelW, Susanne HirzelW, Heinz BrennerW, Franz J. MüllerW und Eugen GrimmingerW gezählt werden. Außerdem Harald DohrnW, der Schwiegervater von Christoph Probst, der Architekt Manfred EickemeyerW, in dessen Atelier sich die Weiße Rose getroffen hatte, der Kunstmaler Wilhelm GeyerW, der Eickemeyers Atelier mietete und Hans Scholl den Schlüssel zu den Räumen überlassen hatte, sowie der Buchhändler Joseph SöhngenW, dessen Keller als Versteck für die Flugblätter diente. Mehrere Mitglieder kamen aus der Bündischen JugendW. Der Widerstand bestimmter Mitglieder war ausdrücklich christlich bzw. römisch-katholisch inspiriert und wurde durch die Empörung über die Deportation und Behandlung von sowohl Juden als auch Regimegegnern gestärkt.

Der Name

Der Ursprung des Namens Weiße Rose - abgeleitet aus der Überschrift Weiße Rose über den Flugblättern - ist unklar. Viele sehen einen Bezug zum Buch Die Weiße Rose von B. Traven. Nach seiner Verhaftung am 20. Februar 1943 gab Hans Scholl an, den Namen "willkürlich gewählt" zu haben:

Zurückkommend auf meine Schrift 'Die Weiße Rose' möchte ich … folgendes erklären: Der Name 'Die Weiße Rose' ist willkürlich gewählt … Es kann sein, dass ich gefühlsmäßig diesen Namen gewählt habe, weil ich damals unmittelbar unter dem Eindruck der spanischen Romanzen von BrentanoW 'Rosa Blanca' gestanden habe. Zu der 'Weißen Rose' der englischen Geschichte bestehen keine Beziehungen.

Es ist jedoch nicht sicher, ob diese Aussage korrekt ist: Möglicherweise wollte Hans Scholl seine Motive verschleiern, um die anderen Mitglieder zu schützen. Als sicher kann gelten, dass Hans Scholl das Buch von Traven kannte und schätzte.

In einem Brief vom 27. Juni 1938 an seine Schwester Inge hatte Hans Scholl geschrieben: In meiner Brusttasche trage ich die Knospe einer Rose. Ich brauche diese kleine Pflanze, weil das die andere Seite ist, weit entfernt von allem Soldatentum und doch kein Widerspruch zu dieser Haltung.

Das Symbol der weißen Rose könnte auch von der Kirschblüte beeinflusst worden sein, dem Symbol der d.j.1.11, der Hans und Sophie Scholl angehörten.

Aktionen

Nach den Erfahrungen an der Front des 2. Weltkrieges und den Berichten von Freunden über Massenmorde in Polen und Russland genügten ihnen Lesen und Diskutieren allein nicht mehr. Im Juni 1942 handelten Alexander Schmorell und Hans Scholl. Die ersten vier Flugblätter wurden von Ende Juni bis Mitte Juli 1942 verfasst und anonym mit der Post an Intellektuelle im Raum München verschickt. Im Winter dieses Jahres wurde die Gruppe durch Sophie Scholl und Willi Graf erweitert.

Ende Juli 1942 musste die Gruppe während der Semesterferien zum Kriegseinsatz an die Ostfront. Im Spätherbst kehrten die Studenten von der russischen Front zurück und nahmen ihre Widerstandstätigkeit wieder auf. Das fünfte Flugblatt "Aufruf an alle Deutsche!" (mit einer geschätzten Auflage zwischen 6000 und 9000) wurde in Kurierfahrten in mehreren süddeutschen und auch in einigen österreichischen Städten verteilt.

Ende Januar 1943 ist die Schlacht um Stalingrad verloren. Etwa 230.000 Soldaten waren allein auf deutscher Seite gefallen; über 1.000.000 Menschen starben auf russischer Seite. Stalingrad wurde der Auftakt zum verstärkten Widerstand in den besetzten europäischen Ländern. Die deutsche Bevölkerung war durch diese erste große Niederlage verunsichert. Für die Teilnehmer der Weißen Rose wurde dies der Anstoß zu ihrem sechsten Flugblatt "Kommilitoninnen! Kommilitonen!"

In anderen Städten arbeiteten Freunde in kleinen Gruppen, verteilten Flugblätter und hielten Kontakt. "Nieder mit Hitler" und "Freiheit" stand am 3., 8. und 15. Februar an den Mauern der Universität und anderer Gebäude in München. Alexander Schmorell, Hans Scholl und Willi Graf hatten die Parolen nachts mit Teerfarbe angeschrieben.

Verhaftung und Verurteilung

Das sechste Flugblatt wurde der Gruppe zum Verhängnis. Es war von Kurt Huber verfasst worden und wandte sich gegen die Kriegspolitik des "Dritten Reiches"W. Nachdem nicht alle Exemplare verschickt werden konnten, wurde beschlossen, die übrig gebliebenen Flugblätter an der Universität München zu verteilen. Am 18. Februar 1943 versuchten die Geschwister Scholl, die Blätter an der Universität auszulegen, wurden dabei von einem der Hausmeister, Jakob Schmied, entdeckt und von diesem an die Gestapo ausgeliefert.

Ermordung 1943

Sie wurden von Roland FreislerW am Volksgerichtshof zum Tode durch das Fallbeil im Justizpalast München verurteilt. Das Verfahren dieses Sondergerichts der NSDAP war ein übler Schauprozess. Das Urteil wurde am 22. Februar an den Geschwistern Scholl und Christoph Probst vollstreckt. Kurt Huber, Willi Graf und Alexander Schmorell wurden in einem zweiten Prozess vor dem Volksgerichthof ebenfalls zum Tode verurteilt. Kurt Huber und Alexander Schmorell wurden am 13. Juli 1943 im Gefängnis München-Stadelheim enthauptet, die Hinrichtung Willi Grafs erfolgte am 12. Oktober 1943 ebenfalls durch das so genannte Fallbeil. Vorher hatte die Gestapo über Monate hinweg versucht, aus Willi Graf Namen aus dem Umfeld der Weißen Rose herauszupressen. Als einziger der 14 Angeklagten wurde der Student Falk Harnack freigesprochen.

Heute

Erinnerung an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU)

Heute sind die beiden Plätze vor dem Universitätshauptgebäude in München nach den Geschwistern Scholl und Prof. Huber benannt, vor dem Eingang erinnern in den Boden eingelassene, steinerne Flugblätter an die Weiße Rose. Diese wurden in der Nacht auf den 4. April 2006 von Unbekannten zerstört, eine Erneuerung der Flugblätter war jedoch sowieso vorgesehen.

Innerhalb des Hauptgebäudes der Universität erinnern eine steinerne weiße Rose, ein Relief mit dem Bild der Mitglieder der Weißen Rose in der südwestlichen Ecke des Lichthofs mit darüber eingemeißelten Namen der Mitglieder und in der Nähe eine 1997 errichtete Denkstätte mit wertvollen persönlichen Erinnerungsstücken an diese Widerstandsgruppe. Am 22. Februar 2005 wurde dazu noch in der nordwestlichen Ecke eine von Nikolai Tregor Jr. angefertigte Bronze-Büste von Sophie Scholl enthüllt. Neben den beiden Herrschern König Ludwig I. und Prinzregent Luitpold sind sie die einzigen Menschen, denen in diesem Bereich der LMU ein Denkmal gesetzt wurde.

Das Institut für Politische Wissenschaften der Universität trägt seit 1968 den Namen Geschwister-Scholl-Institut.

In der in den 1960er Jahren errichteten Studentenstadt Freimann wurden mehrere Straßen nach Mitgliedern der Weißen Rose benannt.

Zusätzlich dazu streben die Fachschaften und der AStA der Ludwigs-Maximilians-Universität bisher vergeblich eine Umbenennung in "Geschwister-Scholl-Universität" an.

Weiße Rose Stiftung

Seit 1980 wird der mit 10.000 Euro dotierte Geschwister-Scholl-PreisW in Erinnerung an die Geschwister Scholl verliehen. 1987 gründeten Mitglieder der Weißen Rose und Verwandte der hingerichteten Mitglieder der Weißen Rose in München die Weiße-Rose-Stiftung. Im Mai 2003 gründeten Angehörige der Widerstandsgruppe das Weiße-Rose-InstitutW, das die Leistung der Gruppe wissenschaftlich untersuchen und würdigen soll.

Filme

  • Die Weiße RoseW, 1982, Regie: Michael Verhoeven, Lena Stolze in der Rolle der Sophie Scholl und Wulf Kessler als Hans Scholl. Der Film erzählt die Geschehnisse von der Gründung der Widerstandsgruppe bis zur Verhaftung der Mitglieder.
  • Fünf letzte TageW, 1982, Regie: Percy Adlon. Wiederum mit Lena Stolze als Sophie Scholl knüpft Fünf letzte Tage an Verhoevens Film an und zeigt die letzten Tage im Leben Sophie Scholls aus der Perspektive ihrer Mitgefangenen Else Gebel.
  • Sophie Scholl - Die letzten TageW, 2005, Regie: Marc Rothemund, Drehbuch: Fred Breinersdorfer und Ulrich Chaussy, Julia Jentsch als Sophie Scholl. Der Film zeigt die letzten Tage im Leben der Sophie Scholl ab der Verhaftung durch die Gestapo. Bei der Berlinale 2005 wurde Marc Rothemund für diesen Film mit dem silbernen Bären für die beste Regie und Julia Jentsch als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet und ist für den Oscar nominiert.

Lied

Das Fallbeil

Weblinks

Zu den einzelnen Personen HansW und Sophie SchollW, Christoph ProbstW, Willi GrafW und Alexander SchmorellW, Professor Dr. Kurt HuberW.


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