Vater-Rhein-Brunnen

Der Vater-Rhein-Brunnen wurde 1897 bis 1902 von Adolf von Hildebrand geschaffen und in der damals zum Deutschen Reich gehörenden Stadt Straßburg aufgestellt. Darauf weist auch die lateinische Namensinschrift "Argentorato" für Strasbourg/Straßburg auf dem Hauptsockel hin, die somit auch den Sprachenzwist umging.

Der Vater-Rhein-Brunnen
Situation auf d. Platz in Straßburg, Ansichtskarte 1918

Der Stifter Sigismund Reinhard wird von Reben umkränzt auf der Rückseite genannt. Der Sockel auf einem von den Seiten zugänglichen Postament steht über vier halbkreisförmigen Muscheln in die das Quellwasser aus mehreren Röhren aus dem Sockel zunächst hineinfließt. Und von dort geht es über viele Stufen in das langgezogene Becken (für das Flussbett) hinunter. Die Rheinbegradigung, etwa hundert Jahre vorher begonnen, war zu diesem Zeitpunkt noch keine 30 Jahre abgeschlossen und als Sieg der Technik über die Natur in der Rheinebene im allgemeinen Bewusstsein präsent.

Die Anlage wurde am 30. Juli 1902 in Straßburg auf dem Broglieplatz vor dem Theater enthüllt, und der Öffentlichkeit präsentiert. Nach dem Kriegsende wurde er ab 1918 bis 1919 im nunmehrigen Strasbourg im Rahmen des Versailler-Vertrags als "deutsches Werk" Stück für Stück abgetragen. In den Jahren ab 1928 wurde von deutscher Rheinseite aus versucht, den Brunnen im Tausch mit der Figur "Meiselocker Brunnen" (also einem Vogelhändler) zurückzukaufen. Zwischen den beiden Städten kam es soweit zur Einigung, dass die beiden Skulpturen, links und rechts der Brunnenanlage, nicht zurück nach München geschickt wurden. Sie fanden ihre Aufstellung in einem Gebäude in der Brandgasse 4, der Musikhochschule in Straßburg. Für den Erwerb der Brunnen, dem Sockel mit den Fischkopfwasserläufen, die Becken und einigen anderen Bauteilen musste die Stadt München selber aufkommen. Auf den Kauf des grossen Hauptbeckens so wie alle Ballustraden hatte man bei einem Kaufpreis von über 54.000 Reichsmark verzichtet. Die beiden grossen Figurengruppen, zur linken und rechten Seite, wurden deshalb von Ernst Weber in Kunststein reproduziert. Sie zeigen vier Putten, die je zu zweit einen großen Fisch bändigen.

Auf der Seite
Entstehung,
u. Tausch dokumentiert

Die Hauptfigur

Die erzene Hauptfigur ist ein fast nackter stehender bärtiger Mann im besten Alter. Die Figur, gegossen in der Erzgießerei F. v. Miller, von nahezu drei Meter Grösse und einem Gewicht von über 1.250 Kilo,, hält rechts einen Fisch - wohl für die Früchte des Wassers- und stützt sich mit der Linken, anstelle eines Szepters und als Zeichen für den mit dem Fluss verbundenen Broterwerb, auf einen Schifferhaken. Man könnte Vater Rhein für einen Flösser halten. Darauf könnte auch der Hüftschwung nach rechts hindeuten, gegen den sich Oberkörper, die muskulösen Beine und die Fußstellung wegbewegen.

Der Neubeginn in München

Am 13. Juli 1932 feierte die Stadt den wiedererstandenen Brunnen auf der nördlichen Museumsinsel oder auch als "Auf Der Insel" bekannt (also auf der dem Museum abgewandten Seite, etwa gegenüber dem Volksbad). Die umlaufende Ballustrade wurde nicht wieder aufgebaut. Im Rahmen der Bauarbeiten zur Verbreiterung der Ludwigsbrücken im Jahre 1934 und 1935 hat man dann auch die Anlage rund um den Brunnen neu angelegt.

Die wohl vor der Neueinweihung angebrachten Inschriften auf Seitenwänden des Brunnens fassen diese Geschichte zusammen:

"Dieser Vater Rhein Brunnen gestiftet von Notar Reinhard in Strassburg und geschaffen von dem Münchner Meister Adolf v. Hildebrand stand auf dem Broglieplatz in Strassburg seit 1903 und wurde nach Einzug der Franzosen 1918 abgebrochen
Das Werk wurde 1929 auf Anregung des Baudirektors Beblo und Antrag des Bürgermeisters Dr. Küfner gegen ein von der Stadt München an die Stadt Strassburg gegebenes Bildwerk eingetauscht und hier 1932 aufgestellt"

Auch dieses Bauwerk war durch die bald folgenden Wirren des Zweiten Weltkriegs nicht unbeschadet gegangen. Aber bereits 1952 konnte das Wasser wieder über den Beckenrand schwappen.

 
Ansicht 2010

Besonderheiten und Ereignisse

  • Dies ist sein zweiter Standort.
  • In der Winterpause 2011/2012 wurde erstmalig an diesem Brunnen versucht, ihn mit einer Membranhaut anstelle der bewährten Brettereinhausung vor dem Winterwetter zu schützen.

Lage

Quellen und Literatur

  • Tamara Felicitas Hufschmidt, Karl Bosl, Richard Bauer: Adolf von Hildebrand Architektur und Plastik seiner Brunnen, Miscellanea Bavarica Monacensia, Uni-Druck, München, Band 164, 1995. ISBN 3-87821-294-1(Zusammenfassung aller Quellen).
  • Dietrich Sattler: Adolf von Hildebrand und die Architektur, Josef Buchner, München, 1932. (Alle Datumsangaben bis ins Jahr 1930.)
  • Alexander Heilmeyer: Adolf von Hildebrand, Albert Langen, München, 1922. (Keine ISBN). (Foto-Tafelband vieler seiner Werke)
  • Wilhelm Hausenstein: Adolf von Hildebrand - zum Todestag Hildebrands, Süddeutsche Zeitung, Nr.6, Freitag, 18. Januar 1946.
  • Theodor Georgii: Der Steinwerfer auf dem Wasserpferd, Süddeutsche Zeitung, Sa/So, 13/14 September 1952. (Wiedererstehung des Wittelsbacher Brunnens. Wir kommen bald darauf zurück.)
  • Richard Bauer, Eva Graf: "Stadt im Überblick - München im Luftbild", Hugendubel, München, 1986. ISBN 3-88034-306-3 (Abb. S.49 - Baustelle Ludwigsbrücken).
  • D.A.Chevalley,Timm Weski: Denkmäler in Bayern - Landeshauptstadt München - Südwest, Lipp Verlag, München, 2004. ISBN 3-87490-584-5 (Band 1,S.73 - Auf der Insel, Brunnen)

Weblinks

  • Zur Tradition des Rhenus als Personifikation des gleichnamigen Flusses gibt es diesen Wikipedia-Artikel (Rhenus)W, der ja in München mit Isar und Donau durchaus göttliche Konkurrenten hat.
Das Thema "Vater-Rhein-Brunnen" ist aufgrund seiner überregionalen Bedeutung auch bei der deutschsprachigen Wikipedia vertreten.
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