Seisser (Familie): Unterschied zwischen den Versionen

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Seisser (eigentlich Seißer) ist der Name einer bayerischen Kaufmannsfamilie, die seit dem 16. Jahrhundert in Würzburg und seit dem 19. Jahrhundert in München ansässig ist und dort wirtschaftlich tätig ist.
'''Seisser''' (eigene Schreibweise, zeitgenössisch übliche: '''Seißer''') ist der Name einer bayerischen '''Kaufmannsfamilie''', die seit dem 16. Jahrhundert in Würzburg und seit dem [[19. Jahrhundert]] in [[München]] ansässig ist und wirtschaftlich tätig ist.


Die (überwiegend) katholische Familie stellte im Königreich Bayern und im späteren Freistaat mehrere Persönlichkeiten in öffentlichen Ämtern und Funktionen in München wie z.B. den Präsidenten der bayerischen Staatsbank Andreas Ritter von Seisser in München, oder den Major im bayerischen Generalstab und späteren Chef der bay. Landespolizei sowie Münchner Stadtrat Hans Ritter von Seisser, die Münchner Rot-Kreuz-Krankenschwester Valentine (Valerie) Seisser, leitende Pflegerin des kgl. Bay. Militärischen Max-Josephs-Orden in München (Mitgründern und erste Oberin der Rot Kreuz Schwestern in Würzburg) etc.
Die (überwiegend) katholische Familie stellte im [[Königreich Bayern]] und im späteren Freistaat mehrere Persönlichkeiten in öffentlichen Ämtern und Funktionen in München wie z.B. den Präsidenten der bayerischen Staatsbank [[Andreas Ritter von Seisser]] in München, oder den Major im bayerischen Generalstab und späteren Chef der bay. Landespolizei sowie Münchner [[Stadtrat]] H[[ans Ritter von Seisser]], die Münchner Rot-Kreuz-Krankenschwester [[Valentine]] (Valerie) Seisser, leitende Pflegerin des kgl. Bay. Militärischen Max-Josephs-Orden in München (Mitgründerin und erste Oberin der Rot-Kreuz-Schwesternschaft in Würzburg) etc.
   
   
Herkunft:
==Geschichte, Herkunft==


Die Familie war im 16. Jahrhundert aus Württemberg oder Österreich bzw. Südtirol nach Bayern eingewandert. Im Jahr 1585 oder 1558 taucht der Name „Seusser“ zum ersten Mal in Würzburg auf. (Seit dem 18. Jahrhundert war die Familie im Tuch- und Seidenhandel tätig Das Textilhandelshaus M. Ph. Seisser in Würzburg gegr. 1773 gehörte zu den ältesten seiner Branche in Deutschland).
Die Familie war im 16. Jahrhundert aus Württemberg oder Österreich bzw. Südtirol nach Bayern eingewandert. Im Jahr 1585 oder 1558 taucht der Name „Seusser“ zum ersten Mal in Würzburg auf. (Seit dem 18. Jahrhundert war die Familie im Tuch- und Seidenhandel tätig Das Textilhandelshaus M. Ph. Seisser in Würzburg gegr. 1773 gehörte zu den ältesten seiner Branche in Deutschland).
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Zwei in München lebende Mitglieder der Familie wurden in den bayerischen Adelstand mit dem Zusatz „Ritter von“ erhoben. Diese Linien sind im Mannesstamm ausgestorben. Die Familie war mit vielen bayerischen und Münchner Kaufmanns- und Beamtenfamilien verwandt und verschwägert, wie den Familien Brougier und Aust (Kathreiners Malzkaffee) den Münchner Kaufhausbesitzern Oberhummer („Roman Mayr“ am Marienplatz), oder der Beamten- und Architektenfamilie von Kramer etc.
Zwei in München lebende Mitglieder der Familie wurden in den bayerischen Adelstand mit dem Zusatz „Ritter von“ erhoben. Diese Linien sind im Mannesstamm ausgestorben. Die Familie war mit vielen bayerischen und Münchner Kaufmanns- und Beamtenfamilien verwandt und verschwägert, wie den Familien Brougier und Aust (Kathreiners Malzkaffee) den Münchner Kaufhausbesitzern Oberhummer („Roman Mayr“ am Marienplatz), oder der Beamten- und Architektenfamilie von Kramer etc.


===Beschreibung des Wappenschilds ===
Wappen:


Eine kolorierte Skizze (Original im bayerischen Hauptstaatsarchiv München) des wahrscheinlich im Barock entstandenen Seißer’schen Wappens wurde 1885 vom Ministerialrat im kgl. Bay. Staatsministerium der Finanzen Andreas (v.) Seißer an den bay. Reichsherold als Seißer‘ sches Familienwappen eingereicht und übernommen als persönliches Wappen von demselben, anlässlich seiner Aufnahme in die bayerische Adelsmatrikel nach Verleihung des Verdienstordens der bay. Krone. Der Reichsherold akzeptiere das Wappen und übernahm das Familienwappen für Andreas von Seißer ohne jegliche Veränderung oder Mehrung in das Adelsdiplom in der unteren Rangklasse des bay. Adels. Lediglich die Schildform wurde im finalen Diplom historisierend verändert. Im Diplom ist der Schild abgeschrägt und stark nach links (heraldisch rechts) gekippt. In dieser Form wird das Wappen seither von der Gesamtfamilie geführt. Eine in Metall gegossene Abbildung des Wappens befand sich bis zu Sanierung des Stammhauses der Familie, dem Würzburger Kürschnerhof, im Jahre 2007 am Rückgebäude der Firma (M.Ph.) Seißer der Martinstraße.
Eine kolorierte Skizze (Original im bayerischen [[Hauptstaatsarchiv]] München) des wahrscheinlich im Barock entstandenen Seißer’schen Wappens wurde 1885 vom Ministerialrat im kgl. Bay. Staatsministerium der Finanzen Andreas (v.) Seißer an den bay. Reichsherold als Seißer‘ sches Familienwappen eingereicht und übernommen als persönliches Wappen von demselben, anlässlich seiner Aufnahme in die bayerische Adelsmatrikel nach Verleihung des Verdienstordens der bayer. Krone. Der Reichsherold akzeptiere das Wappen ohne jegliche Veränderung in das Adelsdiplom in der unteren Rangklasse des bay. Adels. Lediglich die Schildform wurde im finalen Diplom historisierend verändert. Im Diplom ist der Schild abgeschrägt und stark nach links (heraldisch betrachtet: nach rechts) gekippt. In dieser Form wird das Wappen seither von der Gesamtfamilie geführt. Eine in Metall gegossene Abbildung des Wappens befand sich bis zu Sanierung des Stammhauses der Familie, dem Würzburger Kürschnerhof, im Jahre 2007 am Rückgebäude der Firma (M.Ph.) Seißer in der Martinstraße.


Blasonierung
Wappen des Andreas v. Seißer und Stammwappen Seißer (Hauptstaatsarchiv München)
Schild geteilt: oben auf blauem Grund ein goldener Sparren. Unten auf rotem Grunde 3 (2,1) goldene Sterne. Auf dem Helm ein blauer Flug mit goldenem Sparren. Helmdecken rot golden und blau golden.  
Schild geteilt: oben auf blauem Grund ein goldener Sparren. Unten auf rotem Grunde 3 (2,1) goldene Sterne. Auf dem Helm ein blauer Flug mit goldenem Sparren. Helmdecken rot golden und blau golden.  


Das gleiche Wappen existiert innerhalb der Familie in diversen heraldischen Farben.
Das gleiche Wappen existiert innerhalb der Familie in diversen heraldischen Farben. (Wann und warum das Stammwappen farblich verändert wurde ist unbekannt.)


(Wann und warum das Stammwappen farblich verändert wurde ist unbekannt.)
== Personen ==
Bekannte in [[München]] lebende oder wirkende Mitglieder der Familie waren:


 
  * (Exzellenz) Andreas Ritter von Seisser (* 1. Dezember 1837 in Würzburg; † 15. September 1911 in München oder Fürstenfeldbruck), Ministerialrat im kgl. Finanzministerium, Präsident der bayerischen Staatsbank in München, Träger des Verdienstordens der bay. Krone, etc.
Bekannte in München lebende oder wirkende Mitglieder der Familie waren:
 
   
(Exzellenz) Andreas Ritter von Seisser (* 1. Dezember 1837 in Würzburg; † 15. September 1911 in München oder Fürstenfeldbruck), Ministerialrat im kgl. Finanzministerium, Präsident der bayerischen Staatsbank in München, Träger des Verdienstordens der bay. Krone, etc.
   
   
Ludwig Seisser (* 4. Juli 1866 in Würzburg; † 27. Januar 1936 in München), kgl. bay. Kommerzienrat, Direktor der Münchner Kathreiner Werke, lebte in München und Lindau auf Schloss Holdereggen, welches er zusammen mit seinem Schwiegervater, dem Münchner Kaufmann und geheimen Kommerzienrat Adolph Brougier im Ersten Weltkrieg als Lazarett zur Verfügung stellte. An seinen Sohn, den Münchner Unternehmer Erich Seisser der 1945 von den Nationalsozialisten wegen „Wehrkraftzersetzung“ hingerichtet wurde, und zuvor in Dachau und Brandenburg inhaftiert war, erinnert seit 2010 ein „Stolperstein“ vor dem Lindauer Schloss Holdereggen. Er war Mitglied des Münchner Herrenclubs
* [[Ludwig Seisser]] (* 4. Juli 1866 in Würzburg; † 27. Januar 1936 in München), kgl. bay. Kommerzienrat, Direktor der Münchner Kathreiner Werke, lebte in München und Lindau auf Schloss Holdereggen, welches er zusammen mit seinem Schwiegervater, dem Münchner Kaufmann und geheimen Kommerzienrat Adolph Brougier im Ersten Weltkrieg als Lazarett zur Verfügung stellte. An seinen Sohn, den Münchner Unternehmer Erich Seisser der 1945 von den Nationalsozialisten wegen „Wehrkraftzersetzung“ hingerichtet wurde, und zuvor in Dachau und Brandenburg inhaftiert war, erinnert seit 2010 ein „Stolperstein“ vor dem Lindauer Schloss Holdereggen. Er war Mitglied des Münchner Herrenclubs


Valentine (Valerie) Seisser, Schwester beim Roten Kreuz in München. (später Mitgründern und Oberin der Rot Kreuz Schwestern in Würzburg), Ehrenamtliche Krankenschwester und leitende Oberpflegerin des kgl. Bay. Militärischen Max-Josephs-Orden in München
* Valentine (Valerie) Seisser, Krankenschwester beim Roten Kreuz in München. (später Mitgründern und Oberin der Rot Kreuz Schwestern in Würzburg), Ehrenamtliche Krankenschwester und leitende Oberpflegerin des kgl. bayer. militärischen [[Max-Josephs-Orden]] in München


Hans (eigentlich Johann-Paul) Ritter von Seisser (* 9. Dezember 1874 in Würzburg; † 14. April 1973 in München), Major im bayerischen Generalstab, Präsident der bayerischen Landespolizei (Max-Josephs-Ritter), Stadtrat von München Polizeipräsident von München. An der Niederschlagung des Hilterputsches beteiligt, 1934 und 1939 in Dachau inhaftiert. Er war Mitglied des Münchner Herrenclubs. Sein Sohn war der Münchner Arzt Dr. Hans-Ulrich Seisser.
* [[Hans Ritter von Seisser]] (* 9. Dezember 1874 in Würzburg; † 14. April 1973 in München, eigentliche Taufnamen Johann-Paul), Major im bayerischen Generalstab, Präsident der [[Polizei|bayerischen Landespolizei]] (Max-Josephs-Ritter), Stadtrat von München Polizeipräsident von München. An der Niederschlagung des Hilterputsches beteiligt, 1934 und 1939 in Dachau inhaftiert. Er war Mitglied des Münchner Herrenclubs. Sein Sohn war der Münchner Arzt Dr. Hans-Ulrich Seisser.


Adolf (auch Adolph) Seisser (* 1898 in München; † 1979 in Würzburg), Mitglied des Aufsichtsrates der Münchner Kathreiner AG, später Franck Kathreiner AG, München (Namensgeber der in München ansässigen Brougier-Seisser-Cleve-Werhan-Stiftung zur Kulturförderung) Er war Mitglied des Münchner Herrenclubs.
* Adolf Seisser (* 1898 in München; † 1979 in Würzburg; auch Adolph), Mitglied des Aufsichtsrates der Münchner Kathreiner AG, später Franck Kathreiner AG, München (Namensgeber der in München ansässigen Brougier-Seisser-Cleve-Werhan-Stiftung zur Kulturförderung) Er war Mitglied des [[Münchner Herrenclub]]s.


Anton Franz Seisser (* 15. Juli 1883 in Würzburg; † 1968); Textilkaufmann, Aufsichtsrat der Kathreiner AG München, Sprecher der Inhaberfamilien, Sohn des kgl. bay. Kommerzienrates Michael-Philipp Seisser, Schwiegersohn des Präsidenten des Bayerischen Industriellenverbandes (heute: "vbw") Geheimrat Hermann Aust in München. Er war Mitglied des Münchner Herrenclubs.
* [[Anton Franz Seisser]] (* 15. Juli 1883 in Würzburg; † 1968); Textilkaufmann, Aufsichtsrat der Kathreiner AG München, Sprecher der Inhaberfamilien, Sohn des kgl. bay. Kommerzienrates Michael-Philipp Seisser, Schwiegersohn des Präsidenten des Bayerischen Industriellenverbandes (heute: "vbw") Geheimrat Hermann Aust in München. Er war Mitglied des Münchner Herrenclubs.


Dr. Eva Seisser, (*1946), ehemalige Unternehmenssprecherin der Messe München, Pressereferentin der Münchner Otto Eckart (Pfanni) Stiftung.
* Dr. [[Eva Seisser]], (*1946), ehemalige Unternehmenssprecherin der [[Messe München]], Pressereferentin der Münchner Otto Eckart (Pfanni) Stiftung.
   
   
Literatur, Quellen:
==Medien, Literatur, Quellen==
·      Staatsministerium der Finanzen (Hrsg.): Finanz-Ministerialblatt für den Freistaat Bayern. 1906.
·      Staatsministerium der Finanzen (Hrsg.): Finanz-Ministerialblatt für den Freistaat Bayern. 1906.
·      Bayerischer Hofkalender. München 1911.
·      Bayerischer Hofkalender. München 1911.
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·      Werner Dettelbacher: Erinnerung an Alt-Würzburg: Bilddokumente aus der Zeit von 1866-1914. Stürtz, Würzburg, ISBN 3-8003-0045-1.
·      Werner Dettelbacher: Erinnerung an Alt-Würzburg: Bilddokumente aus der Zeit von 1866-1914. Stürtz, Würzburg, ISBN 3-8003-0045-1.
·      Otto Handwerker: Die Dreihundertfünfzigjahrfeier der Julius-Maximilians-Universität Würzburg 1932. Stütz, 1932.
·      Otto Handwerker: Die Dreihundertfünfzigjahrfeier der Julius-Maximilians-Universität Würzburg 1932. Stütz, 1932.
·      DAV, Sektion Würzburg (Hrsg.): Mitglieder Listen. (um 1919).
·      [[DAV]], Sektion Würzburg (Hrsg.): Mitglieder Listen. (um 1919).
·      Berliner klinische Wochenschrift. Band 54.
·      Berliner klinische Wochenschrift. Band 54.
·      Herrmann A. L. Degener: Wer ist’s? Band 10. Verlag Herrmann Degener, 1935.
·      Herrmann A. L. Degener: Wer ist’s? Band 10. Verlag Herrmann Degener, 1935.
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·      Messe München GmbH, Geschäftsbericht
·      Messe München GmbH, Geschäftsbericht
·      Otto Eckart Stiftung, München
·      Otto Eckart Stiftung, München
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