Rudolf Degkwitz (senior): Unterschied zwischen den Versionen

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Rudolf Degkwitz (* 19. Januar 1889 in Ronneburg; † 21. Mai 1973 in Emmendingen) war ein deutscher Ordinarius für Kinderheilkunde. Er war einer der führenden und international anerkannten Kinder- und Tuberkuloseärzte mit besonderen Verdiensten im Bereich der Immunologie, besonders der TBC-Forschung.  
Der Arzt '''Rudolf Degkwitz''' (* 19. Januar 1889 in Ronneburg; † 21. Mai [[1973]] in Emmendingen) war ab 1925 Professor  für Kinderheilkunde. Er war einer der führenden und international anerkannten Kinder- und Tuberkuloseärzte mit besonderen Verdiensten im Bereich der Immunologie, besonders der TBC-Forschung.  


Zu Beginn des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] meldete sich Degkwitz als Freiwilliger und kam an der Westfront zum Einsatz. Er wurde in der Schlacht um Verdun schwer verwundet. Nach seiner Genesung setzte er sein Studium an der [[Ludwig-Maximilians-Universität München|Universität München]] fort und schloss es 1916 mit dem medizinischen Staatsexamen ab. Er erhielt mehrere Kriegsauszeichnungen und wurde 1919 als Oberarzt der Reserve aus dem Heeresdienst entlassen. Ab 1919 war Degkwitz an der Universitätsklinik München dann als Kinderarzt tätig.  
Zu Beginn des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] meldete sich der 25jährige Degkwitz als Freiwilliger und kam an der Westfront zum Einsatz. Er wurde in der Schlacht um Verdun schwer verwundet. Nach seiner Genesung setzte er sein Studium an der [[Ludwig-Maximilians-Universität München|Universität München]] fort und schloss es 1916 mit dem medizinischen Staatsexamen ab. Er erhielt mehrere Kriegsauszeichnungen und wurde 1919 als Oberarzt der Reserve aus dem Heeresdienst entlassen. Ab [[1919]] war Degkwitz an der [[Universitätsklinik München]] in der [[Haunersche]]n dann als Kinderarzt tätig.  


Während der [[Novemberrevolution]] nahm er eine gegenrevolutionäre Haltung (also konservative bis nationalistische) ein, verteilte in der München Garnison Flugblätter und wurde vom [[Arbeiter- und Soldatenrat]] einige Tage in Haft genommen. 1919 schloss er sich dem [[Freikorps Oberland]] unter dem Hauptmann [[Josef Römer]] an und nahm an dessen Bekämpfung der [[Münchner Räterepublik]] teil.


Über Rudolf Heß kam er Anfang der 1920er Jahre in Kontakt mit der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]], nahm an Diskussionsabenden in Münchener Bierstuben teil und lernte Hitler kennen. Degkwitz, seit 1923 Mitglied der NSDAP, beteiligte sich am 9. November 1923 am [[Hitlerputsch]].<ref name="Klee103f">Ernst Klee: ''Das Personenlexikon zum Dritten Reich'', Frankfurt am Main 2007, S. 103f.</ref>
Während der [[Novemberrevolution]] nahm er eine gegenrevolutionäre Haltung (also konservative bis nationalistische) ein, verteilte in der München Garnison Flugblätter und wurde vom [[Arbeiter- und Soldatenrat]] einige Tage in Haft genommen. 1919 schloss er sich dem nationalistischen [[Freikorps Oberland]] unter dem Hauptmann [[Josef Römer]] an und nahm mit ihnen an der Bekämpfung der [[Münchner Räterepublik]] teil.


1944 wurde er wegen seiner Kritik am NS-Regime denunziert und vom Volksgerichtshof zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach dem Krieg setzte er sich wegen des Euthanasieprogramms vergeblich für die Entfernung von Ärzten aus dem Dienst und ihre Bestrafung ein, weshalb er 1948 in die USA auswanderte. https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Degkwitz_(senior)
Über Rudolf Heß kam er Anfang der 1920er Jahre in Kontakt mit der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]], nahm an deren Diskussionsabenden in Münchener Bierstuben teil und lernte Hitler kennen. Degkwitz, bereits seit 1923 Mitglied der NSDAP, beteiligte sich am [[9. November 1923]] am [[Hitlerputsch]].<ref name="Klee103f">Ernst Klee: ''Das Personenlexikon zum Dritten Reich'', Frankfurt am Main 2007, S. 103f.</ref>


[[1944]] wurde er wegen seiner Kritik am NS-Regime denunziert und vom [[Volksgerichtshof]] zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach dem Krieg setzte er sich wegen des Euthanasieprogramms vergeblich für die Entfernung von Ärzten aus dem Dienst und ihre Bestrafung in Westdeutschland ein, weshalb er [[1948]] in die USA auswanderte.


Nach einer Darstellung nahm Rudolf Degkwitz Abstand von seiner ursprünglichen Position, setzte sich für die [[Weimarer Republik]] und die parlamentarische Demokratie ein und vertrat schließlich „einen konsequent liberalen Standpunkt“.<ref>Ursel Hochmuth, Gertrud Meyer: ''Streiflichter aus dem Hamburger Widerstand. 1933–1945'', S. 293.</ref> Eine dazu gegensätzliche Darstellung verweist auf die Anfang der 1930er Jahre erneuerten Kontakte zu Heß und Hitler sowie auf einen (erfolglosen) Antrag auf Wiederaufnahme in die NSDAP von 1933 und bescheinigt Degkwitz für diesen Zeitpunkt keine „demokratische Grundhaltung“; seine Kritik beruhe auf seiner „persönlichen Neigung, immerfort zu opponieren“.<ref>Hendrick van den Bussche (Hrsg.): ''Medizinische Wissenschaft im 'Dritten Reich' – Kontinuität, Anpassung und Opposition an der Hamburger Medizinischen Fakultät'' Berlin und Hamburg 1989, ISBN 3-496-00477-0, S. 400f.</ref>
Nach einer Darstellung nahm Rudolf Degkwitz Abstand von seiner ursprünglichen Position, setzte sich für die [[Weimarer Republik]] und die parlamentarische Demokratie ein und vertrat schließlich „einen konsequent liberalen Standpunkt“.<ref>Ursel Hochmuth, Gertrud Meyer: ''Streiflichter aus dem Hamburger Widerstand. 1933–1945'', S. 293.</ref> Eine dazu gegensätzliche Darstellung verweist auf die Anfang der 1930er Jahre erneuerten Kontakte zu Heß und Hitler sowie auf einen (erfolglosen) Antrag auf Wiederaufnahme in die NSDAP von 1933 und bescheinigt Degkwitz für diesen Zeitpunkt keine „demokratische Grundhaltung“; seine spätere Kritik beruhe auf seiner „persönlichen Neigung, immerfort zu opponieren“.<ref>Hendrick van den Bussche (Hrsg.): ''Medizinische Wissenschaft im 'Dritten Reich' – Kontinuität, Anpassung und Opposition an der Hamburger Medizinischen Fakultät.'' Berlin und Hamburg, 1989, ISBN 3-496-00477-0, S. 400f.</ref>


Degkwitz wurde 1925 Professor der Kinderheilkunde an der Universität Greifswald und ab 1932 in Hamburg.
Degkwitz wurde 1925 Professor der Kinderheilkunde an der Universität Greifswald und ab 1932 in Hamburg.


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