Neues Rathaus

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Das neue Rathaus und die Mariensäule auf dem Marienplatz
Neues Rathaus (um 1900)
Münchner Kindl in luftiger Höhe. Die Skulptur wurde von dem Bildhauer Anton Schmid modeliert, und von Hygin Kiene aus Kupfer getrieben, wobei Anton Schmids Sohn, Wiggerl (Ludwig Schmid-Wildy), Modell stand.
Der Lindwurm im Jahr 1956

Das Neue Rathaus in München wurde von 1867 bis 1909 von Georg von Hauberrisser im neugotischen Stil erbaut. Die neugotische, ca. 100 m lange Schaufassade am Marienplatz über den Spitzbogenarkaden mit den Terrassen ist unsymmetrisch angelegt, weil sie aus zwei Teile gebildet wurde: dem Altbau mit dem reichverzierten Mittelgiebel und dem Neubau mit dem 80 Meter hohen Turm. Der Komplex aus Back- und Muschelkalkhaustein hat sechs Innenhöfe. Das Rathaus ist in weiten Teilen dem mittelalterlichen Rathaus in Brüssel nachempfunden. Der Architekt Georg von Hauberrisser entwarf nicht nur die Hülle des Bauwerks, sondern auch sämtliche Details der Räume sowie die komplette Innenausstattung (inkl. Büromöbel). Es ist noch heute in über 400 Zimmern der Arbeitsplatz von ca. 700 Personen.

Der 85 m hohe Mittelturm mit dem Münchner Kindl an der Turmspitze, enthält eines der der größten Glockenspiele Europas. Der Rathausturm besitzt auch eine Aussichtsgalerie an der Spitze, die mit einem Lift erreicht werden kann. Im neunten Stockwerk des Rathausturmes ist eine 4 m hohe Uhr in Mettlacher Mosaik-Technik angebracht.

Rathaus

Auch heute sind noch der Oberbürgermeister, Ratsfraktionen, Sitzungssaal und kleine Teile der Stadtverwaltung im Rathaus untergebracht. Im Neuen Rathaus und auf dem Marienplatz finden in der Regel auch die Empfänge und Ehrungen für erfolgreiche Münchner Sportler und Mannschaften statt.

Das Glockenspiel

Es befindet sich im Figurenerker am Münchner Rathausturm. Das beliebte Glocken- und Figurenspiel dauert etwa zwölf Minuten. Erst treten die Ritter vor das Volk auf dem Platz, dann tanzen die Schäffler, bis schließlich der Hahn das Spektakel mit dreimaligem Krächzen beendet.

1909 wurde das Glockenspiel mit Puppen auf einem Betonfundament von 305 m² angelegt. Damals waren Glockenspiele so etwas technisch modernes und für die Zuschauer attraktives wie es vielleicht heute ein kostenloser Auftritt von Madonna in der Arena wäre. Stifter eines finanziellen Grundstocks dafür war Karl Rosipal, der auch Konsul von Spanien in München und zugleich hoch geachteter Kommerzienrat war. Der Turm mit seinen 43 Glocken ist das größte Glockenspiel in Deutschland und das fünftgrößte in Europa (Nieuwpoot 67, Antwerpen 47 Lüttich und Genf je 44). Die kleinste Glocke hat einen Durchmesser von 18 cm und 10 kg Gewicht, während die größte 125 cm misst und ein Gewicht 1300 kg hat. Die Glocken wiegen zusammen ungefähr 7000 kg. Dazu bewegen sich 32 lebensgroßen Kupferfiguren, die täglich die ganze bayrische Geschichte in Kurzform aufführen.

  • um 11, 12 bzw. 17 Uhr.

Das Glockenspiel ist täglich um 11 Uhr und um 17 Uhr und in den Sommermonaten von Mai bis Oktober zusätzlich um 12 und 21 Uhr zu sehen.

Das Glockenspiel wurde 2007 restauriert und wird seitdem mit Solarstrom betrieben. Alle Glocken wurden saniert, gereinigt und nach knapp 100 Jahren erstmals wieder neu gestimmt. Der Glockenstuhl erhielt eine Aufhängung aus Edelstahl, zudem wurden die Federn, Züge und andere wichtige Teile erneuert.[1] Es gibt sechs verschiedene Spielwalzen, die jeden Monat gewechselt werden. Damit umfasst das Repertoire über 20 Melodien: von "Aber heit is kalt", dem Traditionslied der Münchner Schäffler, im Januar über Loreley und Bierwalzer bis "Oh Tannenbaum" im Dezember. Täglich um 21 Uhr ertönt der Nachtwächterruf aus Richard Wagners "Meistersinger von Nürnberg", und das "Wiegenlied" von Johannes Brahms entlässt uns in den Schlaf.

Hochzeit von Herzog Wilhelm

Die 16-köpfige Hauptfigurengruppe erinnert an die dreiwöchige Hochzeit von Herzog Wilhelm V. im Jahr 1568.

Der bayerische, also Wittelsbacher, Ritter hat eine golden Rüstung auf dem weißblau bekleideten Pferd an und der Gegner ist ein habsburgerischer Ritter in den Farben rot und weiß. Die beiden stoßen gegeneinander und der Wittelsbacher gewinnt.

Diese Hochzeitfeier war damals das glänzendeste und teuerste Fest des Jahrhunderts.

Die 43 Glocken der mechanischen Uhr spielen vier verschiedene Melodien

Schäfflertanz

Unter dieser Figurengruppe sieht man die tanzenden Schäffler (Fassbinder). Vgl. Pest.

Weiterer Fassadenschmuck

Die Fassade 1874 ( Foto Finsterlin)
  • Die so genannte "Königslaube" im zweiten Stock gehört zu den vielen verzierten Erkerlauben, die sich über dem Prunkeingang des Rathausturmes befinden. Sie ist mit den Standbildern von vier Königen besonders geschmückt (links): Maximilian I. Joseph (1799-1825), Ludwig I. (1825-1848) und (rechts): Maximilian II. (1848-1864) und Ludwig II. (1864-1886, ganz rechts). Hinter der Königslaube befand sich ehemals der Repräsentationsraum des Ersten Bürgermeisters.
  • Am 21. Juni 1907 wird am Wurmeck, die Ecke an der Weinstraße zum Marienplatz, der sogenannte "Lindwurm" enthüllt, ein in Kupfer getriebener Drache. Erdacht hatte den züngelenden Lindwurm der gebürtige Münchner Bildhauer Anton Kaindl. In Kupfer verwandelt hatte ihn der Kupferplastiker Hygin Kiene, der bereits im Jahr 1900 die Figurengruppe des Schmied von Kochel gezaubert hatte. Heute ist der unter der Balustrade des Eckfensters gehängte Lindwurm mit einem Taubenabwehrnetz fast versteckt, die Leistung des Handwerkers Kiene wird hierdurch optisch leider stark geschmälert.

Haupteingang

Der Haupteingang des Rathauses wird von einem schmiedeeisernen Gitter geschützt. Das große Münchner Stadtwappen zeigt im Stein darüber ein offenes Stadttor, das von zwei Türmen flankiert ist. Die Turmdächer wie das gesamte Eingangstor sind in den Münchner Stadtfarben schwarz und gelb gemustert. Daneben steht der barhäuptige Mönch(aus der Gründungslegende) in schwarzem Talar mit roten Schuhen, über dem sich ein gekrönter pfälzer Löwe mit aufgerichtetem Schweif erhebt. Im Durchgang dahinter befinden sich in den Seitenwänden die Wappen der sieben Partnerstädte Münchens.

Säle

Sitzung im Großen Saal (1996, ohne das Piloty Bild)
dto. im Jahr 2015, in dem seit 2004 die Allegorie der Monachia wieder hängt
  • Großer Sitzungssaal mit Kassettendecke und vier Bronzelüstern von Christian Hörner und einer Standuhr.

Zentral hängt das Bild Allegorie der Monachia K. v. Pilotys (1826 — 1886) aus dem Jahr 1879. Größe ca. 6 x 17 m, es interpretiert: "Monachia" als Personifikation der Stadt. Sie wird von 128 damals für bedeutend gehaltenen Personen der Stadtgeschichte umringt, während die Ex-Regenten des Hauses Wittelsbach als leblose Standbilder im Hintergrund bleiben. Es ist seit 2004 nach seiner Restaurierung wieder zu sehen. Es kam 1952 zunächst ins Depot.

  • Kleiner Sitzungssaal mit Fresko "Aufblühen Münchens unter König Ludwig I. in Kunst und Wissenschaft" (Wilhelm Lindenschmit dem ÄlterenW).
  • diverse Besprechungsräume und Konferenzräume

Fast alle originalen Farbglasfenster des Hauses wurden bis 1945 zerstört.

Höfe

  • Prunkhof - umgeben nach Norden vom Kassen- und Bibliothekstrakt,nach Süden vom Turm- und Treppenbau und im Westen von der großen Wendeltreppe. Im Sommer befindet sich das Café des Ratskellers im Prunkhof.
Eine der Treppenhallen. Im Hintergrund sieht man eines der im 2. Weltkrieg beschädigten Wandbilder, ein Fresko von Ferdinand Barth. Es wurde durch einsickerndes Löschwasser teilweise von der Wand gelöst.

Die Feierlichkeiten zur Eröffnung des Ratskellers fanden am 31. Juli 1874 statt.

Weitere Räume

Treppenhalle

Im Aufgang zum neugotischen Treppenhaus steht auf einer Säule die vergoldete Figur der "Justitia". In der erhobenen Rechten hält sie ein Schwert, in der Linken die Waage der Gerechtigkeit.

Die vier Menschenleben, die das Menschenalter oder auch seine schnelle Vergänglichkeit symbolisieren, sind durch Figuren an den Strebepfeilern der Wendeltreppe angebracht: Mutter mit Knäblein, Jüngling, Mann und Greis. Die Konsolen dieser Skulpturen zeigen in Halbfiguren die gleichen Phasen für das weibliche Geschlecht.

Mannigfache Gestalten, angeblich teilweise als Abbild bekannter Münchner Typen, figurieren bis heute an der Treppe als Wasserspeier.

Zugang zum Ratskeller im Innenhof

Ratstrinkstube

Im Advent ist sie Ort der Himmelswerkstatt.

Grütznerstube

Der mannshoch getäfelte Gewölberaum war ehemals eine Weinstube, das seinen Namen den dort hängenden Ölgemälden von Eduard Grützner verdankte. Zur Innenausstattung der Grütznerstube gehören noch heute neben dem rustikalen Holzmobiliar u. a. ein Brunnen, ein alter Kachelofen und die Bleiglasfenster.

Das Hauberrisser-Zimmer

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Botenzimmer

Das Botenzimmer hat eine holzgetäfelte Tonnendecke und zwei kunstvolle Lüster. Es verbindet die beiden Sitzungssäle.

Bibliothek

Die zweigeschossige Bibliothek diente der, vor allem juristischen, "Büchersammlung der städtischen Kollegien". Heute ist sie zugleich eine öffentliche Präsenzbibliothek mit Schwerpunkt auf Ausbildung und Beruf.

Baugeschichte

  • Baubeschluss
  • Pläne
  • Der Grundstein wurde am 25. August 1867 gelegt.
  • Erste Geschäftsstellen konnten ab 1874 umziehen
  • 1881 Fertigstellung des ersten Bauabschnitts.
  • Planung von Erweiterungsbauten
  • Die Figur des Münchner Kindl ist 1,65 Meter hoch, und wurde am 4. Dezember 1905, zur Fertigstellung des Rohbaus erstmals auf seinen Sockel auf der Spitze des Rathausturms gestellt. Der Entwurf dafür kam von Anton Schmid — die Ausführung erfolgte durch den Kupferplastiker Hygin Kien. Siehe auf dem Foto rechts ganz oben.

Gäste im Rathaus

Siehe auch

Lage auf Webkarten

Im Westen die Weinstraße, im Süden der Marienplatz, im Osten die Dienerstraße und auf der Rückseite die Landschaftstraße mit dem Platz.

Weblinks

• allgemeine Bürgerinformationsstelle (Behördenwegweiser, Übersicht wer-wofür?) •

Literatur

  • Statistisches Amt München: Das Rathaus in München - Vollendet im Jahr 1909. Städtische Regieverwaltung, München 1909. 64 Seiten (Autoren: Fiack, Divora, Hauberrisser, Ernst v. Destouches, Höchtl, Loèn) (Alle Namen der Künstler jeglicher Figuren an der Fassade rund um das Gebäude, und dessen Geschichte und Namen aufgelistet.)
  • Brigitte Huber: Das Neue Rathaus in München. Georg von Hauberrisser (1841-1922) und sein Hauptwerk. Herausgegeben vom Stadtarchiv München im Dölling und Galitz Verlag, München. 2009. ISBN 3-937904-24-7
  • Jürgen Wurst, Alexander Langheiter (Hrsg.): Monachia von Carl Theodor von Piloty im Münchner Rathaus. Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, 2005. ISBN 3-88645-156-9

Bilder

Einzelnachweise

  1. Christina Seipel in der SZ vom 29. April 2020: Juwel der Stadtgeschichte. Der Historische Verein des Viertels besitzt das Original-Modell des Glockenspiels vom Rathausturm. Es stammt aus der Glockengießerei der Gebrüder Oberascher und wurde 2015 auf dem Dachboden der Fabrikantenvilla entdeckt. (Die ehemalige "Kunst- und Glockengießerei Gebrüder Oberascher", die der gebürtige Salzburger Rudolf Oberascher 1899 mit seinem Bruder Rupert in München gegründet hatte, wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts damit beauftragt, das Glockenspiel für den Münchner Rathausturm herzustellen. Die Kosten beliefen sich auf stolze 154 000 Goldmark. Mit seinen 43 Glocken war es damals das fünftgrößte Glockenspiel Europas. Auch die mächtigen Glocken in der Frauenkirche und im Alten Peter stammen aus der Laimer Traditionswerkstatt.)


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