Narzissbrunnen

Der Narzissbrunnen:

Narziss ist von der Schönheit seines Antlitzes fasziniert
Standort
Prinzregentenstr. 3, hinter der grottierten westlichen Umfassungsmauer des Bayerischen Nationalmuseums, im seit 2010 direkt von der Prinzregentenstraße wieder zugänglichen Vorgarten mit Jausenstation, neben und hinter dem Studiengebäude des Nationalmuseums.
Künstler
Hubert Netzer, im Jahr 1896

Die von Netzer frei geschaffene und für keinen bestimmten Ort vorgesehene Brunnenfigur wurde auf der VII. Internationalen Kunstausstellung im Glaspalast des Jahres 1897 vom 1. Juni bis Oktober ausgestellt, als Ausstellungsstück Narziss - Bronzefigur Nr. 2394.

Die Brunnenanlage im Innenhof des Bayerischen Nationalmuseums im Jahr 2012

Die Stadt erwarb das Kunstwerk direkt vom Platz weg und entschied sich im Jahre 1898 zur Aufstellung vor dem von Gabriel von Seidl entworfenen kleinen Arkaden- und Laubengang des Bayerischen Nationalmuseums.

Material
Bronzeplastik. Beide Brunnenbecken ebenfalls aus Bronze.
Zeit der Errichtung
1897 / 1898 (am heutigen Standort)

Beschreibung

Die Narziss-Figur sitzt vornüber gebeugt und stützt sich mit der Rechten auf den Rand eines sitzhohen, mit Wasser gefüllten Brunnen-Trogs. Dieser wiederum steht in einem darunter befindlichen weiten Brunnenbecken; beide sind ebenfalls aus Bronze. Sie stehen im Zentrum eines Überlaufteichs mit den verschiedensten Wasserpflanzen.

Der Bildausschnitt hält den entscheidenden Moment im Mythos fest: Narziss wird bei der Betrachtung seines Antlitzes im 'Wasser-Spiegel' von seiner Schönheit überwältigt. Auf dem Foto ist freilich nur der Schatten seines Kopfes zu sehen, weil das Bild naturgemäß nur außerhalb des Focus der Augen von Narziss entstehen konnte. Außerdem musste für die Fotografie der dafür notwendige Sonnenstand erst noch geduldig abgewartet werden.

 
Narziss, wie ihn sich Caravaggio vorstellte.

Narzismus, ein Exkurs zum Begriff

Beim Narzismus handelt es sich nicht etwa um eine ganz außergewöhnliche Verhaltensstörung, sondern lediglich um eine Übertreibung der lebensnotwendigen Selbstliebe, die ja — nicht nur nach Oskar WildeW — immerhin doch die zuverlässigste Form der menschlichen Zuneigung ist.

Ohne Benevolenz (Wohlwollen) mit sich selbst, ohne ein wenn auch nicht immer voll berechtigtes Wohlwollen mit uns selbst, würden wir ja verzagen müssen.

Dennoch: "dosis venenum facit", sagt der Lateiner (nur die Menge entscheidet über die Giftigkeit). D.h., allein die nicht richtig bemessene Menge an Narzismus macht das Gift — hier die unstillbare, alsbald tödliche - weil unerfüllbare - Selbstliebe.

Und die Schönheit verlangt zumeist nicht ganz unbeträchtliche eigene Vorleistungen. So erklärte Hermann Unterstöger in der SZ die überraschende Verwandlung einer unansehnlichen Puppe zum prachtvollen Schmetterling angeblich aus der allmorgendlichen Erfahrung mit seiner Ehefrau. Morgens ginge sie wie ein Puppe ins Bad und komme nach einer guten Stunde heraus, immer wieder neu und wunderschön. (So ist bei Liebe des Nächsten das gelegentliche Schließen der Augen hilfreich).

Quellen/Weblinks

  • Sezession: Illustrierter Katalog der VII. Internationalen Kunstaustellung im Königlichen Glaspalast München 1897, Rudolf Mosse, München, 1897. (S. 161, Abteilung 3 Bildhauerei, Inventar Nr. 2394)
  • Otto Josef Bistritzki: Brunnen in München. Callwey, 1974, Brunnen Nr. 408, S. 174
  • Artikel bei Wikipedia zum Narziss-Mythos

Siehe auch