Die Stahlanlagenbaufirma Maurer SE ist ein international tätiges Unternehmen im Bereich von Stahl-, Maschinen- und Anlagenbau. Es wurde 1876 in München gegründet, wo sich auch heute noch die Zentrale im Stadtteil Schwabing-Freimann am Frankfurter Ring befindet. Das SE im Firmennamen steht für Societas Europaea, eine Rechtsform als Europäische Gesellschaft. Der frühere Name lautete auf Maurer Söhne (s.u.).

Geschäftsbereiche

Die Maurer SE ist in zwei Geschäftsbereichen tätig.[1] Der Bereich Bauwerkschutzsysteme umfasst Produkte für folgende Segmente:

  • Erdbebenschutz (Isolatoren und Dämpfer)
  • Brücken- und Hochbauausrüstungen (Bauwerkslager und Dehnfugen)
  • Schwingungsdämpfer und Erschütterungsschutz

Der zweite Geschäftsbereich Anlagenbau umfasst:

  • Fertigung von Anlagen für die professionelle Freizeitindustrie (Achterbahnen und Riesenräder)
  • Spezial-Stahlbau (Sonderkonstruktionen aus Stahl, dynamisch beanspruchte Strukturen)

Geschichte

Der Metallhandwerker Friedrich Maurer aus Benediktbeuren eröffnete am 19.September 1876 eine kleine Werkstätte als Metalldrucker im Münchner Glockenbachviertel im Rückgebäude der Fraunhoferstraße 18. Dort werden in den ersten Jahren vor allem Beleuchtungskörper, Schalen und Tischgeschirr aus edlen und unedlen Metallen hergestellt.[2]

1899 verstirbt der Firmengründer und die Söhne übernehmen die Leitung des Betriebs, der fortan Friedrich Maurer´s Söhne genannt wird. 1911 erfolgte die offizielle Eintragung ins Handelsregister. Die Werkstatt produzierte in den 1920er Jahren nun auch Gittermasten sowie Press- und Stanzteile für die Waggonausrüstung der Reichsbahn.[2]

Nach mehreren Umzügen innerhalb der Stadt München wechselte die Firma 1925 an den heutigen Standort am Frankfurter Ring 193. Es werden von da an auch Eisenkonstruktionen angeboten, wie zum Beispiel Hallen- und Dachkonstruktionen, Kranbahnen und Brücken. Der Neubau des Geschäftshauses Oberottl in der Sendlinger Straße in München im Jahre 1928 ist das erste derartige neue Großprojekt. Die beginnende Elektrifizierung der Reichsbahn führt dazu, dass alle Arten von Gittermasten sowie Zubehörteile für die Waggonausrüstung von der Werkstatt produziert werden. Dabei werden auch Bohrstände für die Reichsbahn produziert.[2]

Johannes Beutler erwirbt 1931 das Eisenwerk und führt es unter dem bisherigen Namen weiter. Er begegnete Georg Maurer erstmals geschäftlich im Rahmen eines Großauftrags über Lokomotivverschrottung. Georg Maurer ist danach noch 20 Jahre als technischer Leiter im Unternehmen beschäftigt.[2]

 
Luftaufnahme des Betriebsgeländes der Maurer SE München, damals noch gegenüber der ehemaligen Funkkaserne gelegen (Aufnahme ca. 1950er)

1934 vergrößert sich das Betriebsgelände, indem das Nachbargrundstück der ehemaligen Bergmannwerke aufgekauft wird. In den folgenden Jahren werden nun auch die ersten Gasabscheider für Ölbohrungen sowie Gasometer und sonstigen Behälter aller Größen hergestellt. Ab 1937 führt die gesteigerte Rüstungsproduktion besonders von Flugzeughallen zu weiteren Aufträgen. Der Betriebsleiter Herr Dittmann entwickelte dazu eigens patentierte Tore. Ab 1939, zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, werden verstärkt große Hallen, Gerüste und Bühnen für die Aluminiumindustrie, sowie Rüstungsgüter nachgefragt und von der Firma produziert.[2]

Gegen Ende des Krieges 1944 werden durch Luftangriffe die meisten Gebäude zerstört. Sie werden in den Folgejahren wieder instand gesetzt, um dann 1947 mit der Produktion landwirtschaftlicher Fahrzeuganhänger zu beginnen. 1948 wurde zum Bau des Berglifts am Spitzingsee mit Gitterträgern und sonstigen Bauteilen beigetragen.[2]

Nach dem Tod von Johannes Beutler 1951 führt dessen Witwe Margarete Beutler das Unternehmen als Kommanditgesellschaft fort. Sein Bruder Ernst Beutler führt die Geschäfte bis 1958. In dieser Zeit wurden unter anderem Baukräne für das Donaukraftwerk Jochenstein sowie Masten, Stützen und Abspannportale für den Ausbau der Elektrizitätsversorgung geliefert.[2]

1958 übernehmen der Notar Paul Bauer und Rudolf Gumberger die Leitung der Werke. Bis 1963 ist die Firma an einigen bedeutenden Stahlbauten im Münchner Raum beteiligt, z. B. am Wiederaufbau des Hauptbahnhofs, des Justizpalastes sowie des Nationaltheaters. Daneben werden Stahlbrücken, Stahlkamine sowie weitere Erzeugnisse des Behälter- und Blechbaus gefertigt.[2]

 
Riesenrad Hi-Sky im Werksviertel, Nähe Ostbahnhof in München

Nachdem 1964 der Sohn von Johannes Beutler, Dipl.-Ing. Hans Beutler, in die Firma eingestiegen ist, übernimmt dieser 1971 die Geschäftsleitung. Es werden nun auch Mälzereianlagen, Stahlkamine und spezielle Behälter wie Trockentürme und Mulden hergestellt. Weiterhin wird die Firma bis 1974 durch Patentübernahmen und eigene Weiterentwicklungen von Fahrbahnübergangskonstruktionen („MAURER-Fuge“) bekannter.[2]

1966 bis 1973 werden drei neue Werkshallen und ein Verwaltungsgebäude gebaut. 1970 wird eine eigene Niederlassung in Dortmund-Hörde gegründet, danach eine Reihe von Vertretungen im europäischen Ausland.[2]

Durch den Erwerb der Firma Fritz Kreutz KG aus Erkrath b. Düsseldorf im Jahre 1973, die langjährige Erfahrungen im Brückenlagerbau besitzt, ist die Firma nun auch verstärkt im Brückenbau tätig.[2]

1991 wird ein weiteres Werk in Bernsdorf eröffnet. Ab 1993 werden auch Erbebenschutzsysteme produziert. 1999 entstehen zudem Niederlassungen in der Türkei und China, sowie 2004 Niederlassungen in Russland und Frankreich.[2]

Seit 2002 hat die Firma mindestens 30 Riesenräder gebaut, unter anderem das größte transportabele Riesenrad der Welt des Typs R80XL mit 78 m Höhe.[3] Eines davon ist das so genannte Hi-Sky-Riesenrad, das seit April 2019 im Münchner Werksviertel in der Nähe des Ostbahnhofs in Betrieb ist.[4]

2004 bis 2006 war die Firma für den Stahlbau und die Dacheindeckung bei dem Bau der BMW Welt München zuständig.[2]

Die Firma gründet 2008 eine Stiftung auf Initative des früheren Geschäftsführers und Seniors der Inhaberfamilie, Hans Beutler. Sie möchte die Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Dynamik unterstützen, um so Verbesserungsmöglichkeiten im Verkehrswegebau, Erdbebenschutz, Unfallschutz und in Bewegungsabläufen in den verschiedensten Transportmitteln aufzuzeigen.[5]

Weitere internationale Niederlassungen, 2010 in Indien und 2012 in Brasilien, folgten.[2]

2014 wurde aus der Maurer Söhne GmbH & Co. KG die Maurer AG, die wiederum 2016 zur Maurer SE umbenannt wurde.[2]

Weblinks

Das Thema "Maurer SE" ist aufgrund seiner überregionalen Bedeutung auch bei der deutschsprachigen Wikipedia vertreten.
Die Seite ist über diesen Link aufrufbar: Maurer SE.

Einzelnachweise