Konzentrationslager Dachau

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Das Konzentrationslager Dachau wurde 1933 von den in diesem Jahr an die Macht gekommenen Nationalsozialisten rund 20 Kilometer nordwestlich von München, der von ihnen so genannten Hauptstadt der Bewegung – gemeint war ihre nationalsozialistische Ideologie und Herrschaft – errichtet.


Das KZ Dachau war kein Vernichtungslager im engeren Sinn, etwa wie Auschwitz, sondern diente ganz allgemein dem Terror der Bevölkerung und der politischen Gegner. Dazu gehörten auch immer Morde. In keinem anderen NS-Konzentrationslager innerhalb des Reichs geschahen so viele politisch motivierte Morde an Häftlingen wie hier.

Von den bis 1945 mindestens 200.000 in so genannter Schutzhaft hier gefangenen starben etwa 41.500 Personen.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden auf dem SS-Schießplatz des Ortsteils Hebertshausen zwischen Oktober 1941 und April 1942 von SS-Mannschaften aufgrund des völkerrechtswidrigen „Kommissarbefehls“ Massenerschießungen Tausender sowjetischer Kriegsgefangener durchgeführt (Massenmorde, Kriegsverbrechen). Sie wurden erst gar nicht als Häftlinge registriert. Daher ist die zahlenmäßige und namentliche Bestimmung der Opfer dieses Kriegsverbrechens sehr erschwert.

Als erstes Konzentrationslager (KZ) der Polizei, der SA und der Schutzstaffel (SS)W ließ es 1933 der NSDAP-Funktionär und Münchens neuer Polizeipräsident HimmlerW auf dem Gelände einer ehemaligen Munitionsfabrik außerhalb der Stadt Dachau westlich von München errichten. Dachau war bis 1933 Markt / Bezirksort und ab dann Stadt mit dem zugehörigem Landkreis. Das Konzentrationslager war für die Einwohner von Dachau ebenso wie für die Münchner ein Gebiet, mit dem man am besten nichts zu tun hatte.

Das Konzentrationslager bestand vom 22. März 1933 bis zur Befreiung der überlebenden Häftlinge durch US-amerikanische Truppen am 29. April 1945. Als einziges von allen KZ bestand das Konzentrationslager Dachau durchgehend in den zwölf Jahren der NS-Herrschaft. Es entwickelte sich zum "Vorbild" der SS für neue große KZ und nahm Sonderstellungen bei der Unterdrückung der Bevölkerung in verschiedener Hinsicht ein.

Das Lager war der erste Ort im Deutschen Reich unter dem NS-RegimeW, in dem einem Konzentrationslagerkommandanten die alleinige Gerichtsbarkeit (von der NSDAP) zugeteilt und geltendes Recht außer Kraft gesetzt war.

Die SA/SS schufen damit für die NSDAP einen „Staat im Staat“, in dem sie politische Gegner willkürlich festhielten, unterdrückten und ermordeten. Nach der 1934 erfolgten Entmachtung der SA ließ Himmler die SS das KZ und die angeschlossenen Kasernen vergrößern und einen neuen Häftlingsbereich errichten, der an die ehemalige Munitionsfabrik anschloss. Die innere Organisation und der räumliche Aufbau dienten später als Vorlage für neue KZ im gesamten Reichsgebiet. Die SS-interne WVHA/Inspektion der KZ-SSW versuchte aus dem Lager und den anderen KZ durch die Ausbeutung der Sklavenarbeit auch wirtschaftlichen Gewinn zu schlagen. Zu ihm gehörten deshalb auch zahlreiche Nebenlager in der Region, insbesondere auch in München (auch Außenkommandos, Arbeitslager und Außenlager genannt).

Das nationalsozialistische Regime präsentierte "Dachau" propagandistisch als Vorzeigelager sogar mit gestellten Aufnahmen in Illustrierten. Es diente zur Abschreckung politisch Andersdenkender. Dachau war von Anfang an auch Ort rassistischer Verfolgung von deutschen Personen, die als Juden oder als Zigeuner ausgegrenzt wurden.

Es war Ausbildungsort für SS-Wachmannschaften und die SS-Führungsoffiziere, die später in anderen KZ und in VernichtungslagernW eingesetzt wurden.

Das Konzentrationslager Dachau war ein Ort, an dem die Opfer des reichsweiten Judenpogroms 1938 zunächst gefangen gehalten und bewusst gequält wurden. Es wurden hier zusätzlich zu den bereits Gefangenen 10.911 als "Juden" inhaftiert.

Heute befindet sich auf dem Gelände die KZ-Gedenkstätte Dachau, die jährlich von etwa 800.000 Menschen aus aller Welt besucht wird. Durch die leeren Flächen anstelle der KZ-Baracken wirkt das Gebiet künstlich und unwirklich. Besuchende haben es schwer, sich hier den Betrieb eines riesigen Gefängnisses vorzustellen.

Weblinks

• (Details KZ-Gelände)

Besuchsinformationen

Insgesamt benötigt man ungefähr eine Stunde, um von München (Hauptbahnhof) mit der S-Bahnlinie 2 und lokalem Bus 726 oder dem Pkw zur Gedenkstätte in Dachau zu gelangen, sodass man für den Besuch insgesamt mindestens einen halben Tag einplanen sollte. Umstieg an der Haltestelle Dachau Bahnhof.

Für die Fahrt von München aus empfiehlt sich der Kauf einer Single- oder Partner-Tageskarte München XXL, mit der neben der S-Bahn auch der Bus zur KZ-Gedenkstätte genutzt werden kann.
Der Detailplan Stadt Dachau des MVV ist für die Lage der Haltestellen nicht besonders übersichtlich. Vorsicht!)



Siehe auch

siehe auch: KZ-Ehrenhain I mit der Asche von 4.092 Opfern nationalsozialistischer Willkür auf dem Friedhof am Perlacher Forst in München

Überregional:

Literatur

  • Sabine Asgodom (Hrsg.): Halt's Maul, sonst kommst nach Dachau. Bund-Verlag, Frankfurt (Main), 1990. ISBN 978-3-7663-0593-0
  • Wolfgang Benz, Angelika Königseder (Hrsg.): Das Konzentrationslager Dachau. Geschichte und Wirkung nationalsozialistischer Repression, Metropol Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-940938-10-7 (In dreißig Beiträgen .... Auch sieben Überlebende )
  • Wolfgang Benz, Barbara Distel, Angelika Königseder (Redaktion): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. 9 Bände, 2005 – 2009, ISBN 978-3-406-52960-3 (online Rezension der Reihe bei hsozkult.geschichte.hu-berlin.de); Inhaltsregister)
  • Hans Beimler: Im Mörderlager Dachau. Broschüre, August 1933. (Erster authentischer zeitnah im Ausland publizierter Bericht über die Zustände in dem KZ)
  • Barbara Distel, Wolfgang Benz: Das Konzentrationslager Dachau 1933–1945. Geschichte und Bedeutung, Hrsg. Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, München, 1994. (Text online).
  • Barbara Distel, Wolfgang Benz: Dachauer Hefte. Studien und Dokumente zur Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Internetseite der Dachauer Hefte
  • Martin Gruner: Verurteilt in Dachau. Der Prozess gegen den KZ-Kommandanten Alex Piorkowski vor einem US-Militärgericht. Wißner, Augsburg, 2008. ISBN 978-3-89639-650-1
  • Harold Marcuse: Legacies of Dachau. The Uses and Abuses of a Concentration Camp, 1933-2001. Cambridge University Press, Cambridge, 2001, 590 S. (Rezension bei FES von Ludwig Eiber, Augsburg, 2002)
  • Dirk Riedel: Der "Wildpark" im KZ Dachau und das Außenlager St. Gilgen. Zwangsarbeit auf den Baustellen des KZ-Kommandanten Loritz. In: Distel, Benz (Hrsg.): Dachauer Hefte. 16, 2000.
  • Dirk Riedel: Ordnungshüter und Massenmörder im Dienst der "Volksgemeinschaft": Der KZ-Kommandant Hans Loritz. Metropol-Verlag, Berlin 2010, ISBN 3-940-93863-7, (SZ-Interview 14.3.2011).
  • Sabine Schalm: Überleben durch Arbeit? Außenkommandos und Außenlager des KZ Dachau 1933 1945. Metropol-Verlag, Berlin, 2009. ISBN 978-3-940938-45-9
  • Sybille Steinbacher: Dachau – die Stadt und das Konzentrationslager in der NS-Zeit: die Untersuchung einer Nachbarschaft. Frankfurt am Main, 1993.
  • Jürgen Zarusky: Die KZ-Gedenkstätte Dachau. Anmerkungen zur Geschichte eines umstrittenen historischen Ortes. In: Jürgen Danyel (Hrsg.): Die geteilte Vergangenheit. Zum Umgang mit Nationalsozialismus und Widerstand in beiden deutschen Staaten. Berlin, 1995.



Weblinks