Judenverfolgung

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Stichworte und Daten zur Judenverfolgung / Shoah in München


Die auch in München 1933 angefangene rassistische Verfolgung ging ab 1940 in einen systematischen Massenmord an deutschen JüdInnen im "Osten" über. Nicht nur deutsche sondern JüdInnen aus allen besetzten Ländern wurden durch die Nazis zu Opfern, zu einem viele Tausende betreffenden Teil der von den Mördern angestrebten Judenvernichtung, der Shoah (hebräisch), des Holokausts oder Holocaust (amerikan.), dem Verbrechen an den Juden, fast überall im besetzten Europa.


Noch heute fragen sich die Nachkommen, besonders an den Gedenktagen, ob der Terror der Nazis gegen das ganze Volk als Erklärung für die enormen Opferzahlen und Formen der NS-Verbrechen als Erklärung ausreicht. Die Verbrechen gegen die jüdischen Nachbarinnen und Nachbarn waren sicher das bedeutendste aber eben nicht das einzige Verbrechen der Nazis und ihrer Helfer.

1933 – 1938

1933

  • 9. März 1933: die SA "besetzt" das Münchner Rathaus.
  • Im nahegelegenen Dachau richtet die NSDAP-SS noch im März das erste permanente Konzentrationslager für von ihr (überwiegend aus politischen, aber auch von Anfang an aus rassistischen Gründen) verfolgte Personen ein.
  • 12. April 1933: Im KZ Dachau übernimmt am 11. April nun auch SS (zusammen mit der Polizei) unter Hilmar Wäckerle die Bewachung der KZ-Häftlinge. Am 12. April kommt es dort zu den ersten Morden an drei Gefangenen, Rudolf Benario‎, Ernst Goldmann‎ und Kahn (alle drei zugleich als Linke und Juden verfolgt). Verfahren gegen die bekannten Täter der SS-Wachmannschaft werden von der Staatsanwaltschaft München nach einigen Wochen eingestellt. Für die Gefangenen und die Öffentlichkeit wird damit klargestellt, dass es im KZ kein Rechtswesen gibt.
  • 1. Mai, 2. Mai - Vereinnahmung der Gewerkschaftsorganisation und -häuser
  • 10. Mai 1933: Bücherverbrennung auf dem Königsplatz, der zum Aufmarschfeld der neuen Machthaber wird.

1934

  • Juni: Hitlers Morde mit der SS an innerparteilicher Opposition (zur Tarnung Röhm-Putsch genannt) u.a. in Stadelheim und im KZ Dachau. In der Öffentlichkeit verteidigt Hitler sein Handeln und lässt den Rumpf-Reichstag seine eigene Amnestie beschließen.
  • Reichswehrverbände auf die Person Hitler vereidigt
  • 16. Oktober: Steueranpassungsgesetz (Spätestens damit setzte die rassisch begründete Schlechterstellung der deutschen Juden im Steuerrecht ein. Insbesondere enthält es Regelungen gegen sog. "Devisen- und Kapitalflucht" bei Emigration 1933-1941.)
  • Rassegesetze beim Parteitag in Nürnberg

1935

  • Schrittweise Enteignung über Berufsverbote; "Arisierung" und "Liquidierung" jüdischer Unternehmen und Geschäftem Beamter, Freiberufler

1936

  • 6. – 16. Februar: Die IV. Olympischen Winterspiele werden in Garmisch-Partenkirchen ausgetragen, die Sommerspiele vom 1. – 16. August in Berlin.
  • NS-Aktionen gegen Sinti und Roma

1937

  • NS-Titel für München "Stadt der Deutschen Kunst". Zeitgleich die Ausstellung "Entartete Kunst" im Hofgarten.
  • 8. November 1937 bis 31. Januar 1938 erstmals wird in der Bibliothek des Deutschen Museums die Propagandaausstellung Der ewige JudeW, gezeigt. Sie bereitet die nächsten Verfolgungsschritte vor. Am 8. November wurde sie von J. Goebbels und anderen Nazifunktionären eröffnet.

1938

  • 9./10.November 1938 ("Reichskristallnacht"): Zerstörung der Synagoge in der Herzog-Rudolf-Straße und Verwüstung sowie Plünderung der Synagoge in der Reichenbachstraße
  • 3.12.1938 Juden dürfen nicht mehr Auto fahren.

1939 – 1945

1939

  • 30.4. 1939: Für Juden gilt kein gesetzlicher Mieterschutz mehr.
  • 1. September 1939: Der Zweite Weltkrieg beginnt in Europa mit dem Überfall auf das Nachbarland Polen.
  • 21.9.1939: Einzug der Rundfunkapparate aus Haushalten mit Juden (statt. angeordnete Enteignung)

1940

  • 16.4. 1940: Das Betreten des Münchner Hofgartens ist für Juden verboten
  • Die Euthanasiemorde in der NS-Zeit an Münchnern' (Krankenmorde) oder Aktion T4 sind nach dem Zweiten Weltkrieg verwendete Bezeichnungen für die systematische Ermordung von Psychiatriepatienten und behinderten Menschen durch SS-Ärzte. Damals hieß das hinter vorgehaltener Hand „Aktion Gnadentod“. Das Schloss Hartheim bei Alkoven in der Nähe von Linz in Oberösterreich war Ort der Massenmorde der Patienten aus der Region München.
  • 11.5.1940: Ausgehverbot für Juden während der Abend und Nachtstunden
  • 2.11.1940: Arbeitseinsatz von Juden im Alter von der 18-55 Jahren
  • 1.9.1941: Kennzeichnung der Juden mit dem Judenstern
  • Von den ca 12.000 jüdischgläubigen Deutschen in München waren bis zum Beginn der Massenvernichtung durch die Nazis rund 7.500 aus Deutschland geflüchtet.
  • Vertreibung von Münchner Juden aus ihren Wohnungen; zwangsweise Einquartierung in "Judenwohnungen" und "Judenhäusern"
  • Stigmatisierung in der Öffentlichkeit als "Untermenschen"

1941

  • 1.10.1941: Endgültiges Verbot der Auswanderung
  • 3.11.1941: Erfassung von Schreibmaschinen, Fahrrädern, Fotoapparaten, Ferngläsern aus Haushalten mit Juden
  • Am 20. November 1941: findet der erste Judentransport aus dem Stadtgebiet zum Massenmord im "Osten" statt; Ziel war das, möglicherweise zu diesem Zweck extra vorher leer geräumte, KZ/Ghetto in Kaunas/Kowno bzw. das dort am Stadtrand liegende Fort IX, der wahrscheinliche Todesort von 999 Münchnerinnen und Münchnern. "Wahrscheinlich" nur deshalb, weil kein Standesbeamter eine ordentliche Bescheinigung darüber ausgefüllt hat. Der Fakt selbst ist weitgehend geklärt. Ungeklärte Frage: Wie beteiligt sich die Stadt an einer Gedenkstätte dort?
  • In den nächsten Monaten folgen 41 weitere Deportationen, bzw. Zugtransporte, mit weiteren rund 2.000 Personen aus München. Die meisten Transporte gehen zunächst ins Konzentrationslager in Terezin. Das euphemistisch Ghetto genannte KZ bekommt sozusagen ein Münchner Stadtviertel. Viele werden dann weiter nach "Auschwitz" deportiert. Nur 60 Münchner Jüdinnen und Juden überleben die Shoah (Judenverfolgung/Völkermord an den europ. Juden).
  • 25. Nov. 1941: Durch die 11. Verordnung zum Reichsbürgergesetz fällt das Eigentum der Deportationsopfer automatisch dem Reich zu, sobald sie eine Grenze überschreiten, ebenso wie das der Emigranten. Allerdings liegen nicht alle Deportationsziele außerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches, bei Transporten nach Theresienstadt müssen beispielsweise andere, kompliziertere Verfahren nach den Gesetzen von 1933 zur Enteignung angewendet werden.

1942

Juni

Juli 1942

  • 1. Juli 1942: ___50 ___ am ___2. Juli 1942 im KZ Theresienstadt
  • 2. Juli 1942: ___50 ___ am ___3. Juli 1942 im KZ Theresienstadt
  • 3. Juli 1942: ___50 ___ am ___4. Juli 1942 in Theresienstadt
  • 10. Juli 1942: ___50 ___ am ___11. Juli 1942 im KZ Theresienstadt
  • 13. Juli 1942 aus Stuttgart und München ___ 99 ___ vermutl. nach Auschwitz (Bemerkung: Der Zielort läßt sich noch nicht konkret festlegen; als Bestimmungsort ist auch Warschau möglich.)
  • 15. Juli 1942: ___50 ___ am ___16. Juli 1942 im KZ Theresienstadt
  • 16. Juli 1942: ___50 ___ am ___17. Juli 1942 im KZ Theresienstadt
  • 22. Juli 1942: ___50 ___ am ___23. Juli 1942 im KZ Theresienstadt
  • 29. Juli 1942: ___50 ___ am ___30. Juli 1942 im KZ Theresienstadt
  • 31. Juli 1942: ___50 ___ am ___1. August 1942 im KZ Theresienstadt

August 1942

Also wurden nach dieser Aufstellung im ganzen Jahr 1942 2.079 Gefangene aus München durch die NS-ler in den Tod geschickt.

1943

1944

1944 erfolgten Transporte (zum Teil von Einzelpersonen) ins Konzentrationslager Theresienstadt (Terezin)
am:

  • 12. Januar: ___ , ___ im KZ Theresienstadt
  • 17. Januar: ___ , ___ im KZ Theresienstadt
  • 12. Februar: ___ , ___ im KZ Theresienstadt
  • 20. Februar: ___ , ___ im KZ Theresienstadt
  • 22. Februar: ___ , ___ im KZ Theresienstadt
  • 23. März: ___ , ___ im KZ Theresienstadt
  • 19. Mai: ___ , ___ im KZ Theresienstadt
  • 2. Juni: ___ , ___ im KZ Theresienstadt
  • 8. Dezember: ___ , ___ im KZ Theresienstadt

mit nochmals insgesamt 44 Gefangenen

1945

1945 folgten 3 Deportations-Transporte am

  • 2. Februar,
  • 20. Februar,

bis schließlich der letzte Transport aus München am

  • 22. Februar 1945 mit 31 Häftlingen von der Gestapo München ins KZ Theresienstadt geschickt wurde.

Das heißt, dass in diesem Jahr insgesamt weitere 97 Menschen aus München deportiert worden sind.

  • In ganz Bayern schätzten die Finanzbehörden nach Kriegsende den Wert des den Juden geraubten Eigentums auf insgesamt 474,4 Millionen Reichsmark. Davon befanden sich 1946 noch rund 115,8 Millionen Reichsmark im Besitz des Reiches, das übrige Vermögen befand sich in der Hand von Privatpersonen, von Kommunen, des Bayerischen Staates oder der ehemaligen NSDAP und ihrer Gliederungen. Knapp die Hälfte der staatlich geraubten Güter bestand aus Wertpapieren, deren Wert die Finanzbehörden 1946 mit rund 51,2 Millionen Reichsmark bezifferten.
  • 30. April 1945: Einheiten der 7. US-Armee besetzen nach der Befreiung des KZ Dachau die Stadt München.


Juristische Aufarbeitung in der Nachkriegszeit

Gedenkorte

Denkmal am Platz der Opfer des Nationalsozialismus

In die KZ-Gedenkstätte Dachau integriert:

  • Evangelische Versöhnungskirche (1965)
  • Israelische Gedenkstätte (1965),
  • Italienische Kapelle "Regina Pacis (1960)
  • Russisch-Orthodoxe Kapelle (1995)

Medien

Literatur

Siehe auch: auf dem Bücherbrettl
  • Avraham Barkai: Wehr Dich! Der Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens 1893–1938. Beck, München, 2002.
  • Peter Hayes: Warum? Eine Geschichte des Holocaust. Übersetzt von Ursel Schäfer. Campus-Verlag, Frankfurt, 2017, 445  Seiten. ISBN 9783593507453 (Inhalt/Rezension bei Perlentaucher)
  • Andreas Heusler: Zwangsarbeit in der Münchner Kriegswirtschaft 1939–1945, 140 S., 2. Aufl., München, 2000, ISBN 3-92798-407-8
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich : Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt a.M.: S. Fischer, 2005 - 3. Aufl., 736 S. Fischer-Taschenbücher ; Nr 16048. ISBN 3-596-16048-0
  • Ilse Macek: ausgegrenzt - entrechtet - deportiert. Schwabing und Schwabinger Schicksale 1933-1945. Volk Verlag, 2008. 640 Seiten. ISBN 3937200436 (http://stadt-muenchen.net/literatur/d_inhaltsverzeichnis.php?id=772 Inhalt)]
  • Harold Marcuse: Legacies of Dachau. The Uses and Abuses of a Concentration Camp 1933-2001. Cambridge Unversity Press, 2001. ISBN 0-521-55204-4 (23 Rezensionen on-line bei history.ucsb.edu)
  • Gavriel D. Rosenfeld: Architektur und Gedächtnis : München und Nationalsozialismus; Strategien des Vergessens'.' Aus dem Amerikanischen von Uli Nickel und Bernadette Ott. Ebenhausen bei München, Dölling und Galitz, 2004. 612 S. (Engl. Originaltitel: Munich and memory). ISBN 3-935549-81-4
  • Doris Seidel: Die jüdische Gemeinde Münchens 1933-1945. In: Angelika Baumann, Andreas Heusler (Hrsg.): München arisiert. Entrechtung und Enteignung der Juden in der NS-Zeit. C. H. Beck Verlag, München, 2004. ISBN 9783406517563 (Seite 31-53)
  • Stadtarchiv München (Hrsg), bearbeitet von Andreas Heusler, Brigitte Schmidt u. a.: Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945 – Band 1 (A-L). EOS Verlag, 2003, 871 Seiten. ISBN 978-3-8306-7290-6
    • dto, Bd.2 (M - Z). Eos Verlag, 2007. 903 Seiten. ISBN 9783830672807 (Lebensschicksale von bisher namentlich nachgewiesenen 4579 als Juden während der Nazizeit verfolgten Münchnerinnen und -ern.)

Memory Loops

  • Mit Memory Loops hat Michaela Melián den Kunstwettbewerb der Landeshauptstadt München „Opfer des Nationalsozialismus – Neue Formen des Erinnerns und Gedenkens“ 2010 gewonnen. Das Audiokunstwerk von Michaela Melián umfasst 300 deutsche und 175 englische Tonspuren, die seit September 2010 auf www.memoryloops.net zum Anhören oder auch zum kostenlosen Download bereit liegen.

Weblinks

Buchhinweise
Chronologien, Zeitleisten, Zeit-Übersichten
Archive, Archivierung

Siehe zum Thema auch