Georg Pöltl (* 1.12.1928 München, † 4.4.1945 im KZ Dachau)

Leben

Georg Pöltl wurde am 1.12.1928 in München-Bogenhausen geboren, seine Mutter war Maria Pöltl, geb. Erlacher (*22.2.1904 München †16.10.1984), sein Vater Georg Pöltl (* 1903 München, gefallen 15.2.1943 in den Kämpfen am Donez als Wachtmeister der Schp. der Res.) war von Beruf Friseurmeister und hatte einen Friseurladen in Trudering. Ab seinem 10. Lebensjahr und dem Ausbruch des 2. Weltkrieges am 1.9.1939 wuchs der junge Georg allein auf sich gestellt auf, sein Vater wurde mit Kriegsbeginn eingezogen, seine Mutter wurde verpflichtet, tagsüber und teilweise bis in die Nacht hinein Schreibarbeiten bei der Polizei oder ä. auszuführen. So ging er oft zu seinen Großeltern Maria und Ludwig Erlacher, die in der Ismaninger Straße 77 ein Schreibwarengeschäft betrieben und auch dort wohnten. In unmittelbarer Nähe zur Ismaninger Straße befand sich auch das KZ-Außenlager der SS in der Möhlstraße sowie viele Villen von Führungsleuten der Nationalsozialisten.

In einem erhaltenen Schreiben seiner Cousine Gertraud Hein geb. Conrad (* 1931 München + 2016), berichtete sie, dass er unter seinem Hemd einen gelben Judenstern trug, den er sich auf sein Unterhemd genäht hatte. Auf diese Weise versuchte er wohl seine Verbundenheit mit den Juden zu zeigen.

Am 13.2.1945 wurde Georg Pöltl ins KZ Dachau eingeliefert, seine Häftlingsnummer war 140997. Nach dem Kulturreferat der LHM Institut für Stadtgeschichte und Erinnerungskultur wurde Georg Pöltl mit Rudolf Bierle ins KZ Dachau eingeliefert, nach dem die beiden in einer ausgebombten Villa in der Möhlstraße im Weinkeller sich angetrunken hatten.

Ein Auszug aus einer Nachkriegsabschrift der Originalhäftlingskartei aus dem Konzentrationslager Dachau zeigt, dass Georg Pöltl in Schutzhaft und unter NAL eingestuft wurde. NAL bedeutet, nicht aus dem Lager. Häftlinge, die für eine Vernehmung zweiten oder dritten Grades durch die Politische Abteilung oder zur Exekution bestimmt waren. Sein letzter Wohnsitz war München-Bogenhausen, Scheinerstraße 33.

Wohl durch katastrophale hygienischen Bedingungen im KZ Dachau, die dort 1945 herrschten, erkrankte er an einer ansteckenden Krankheit. Anfang April 1945 fuhren seine Mutter Maria Pöltl mit ihrer Schwester Karoline Wittmann, geborene Erlacher (* 1913 München, + 1978) nach Dachau zum KZ und wollten ein Esspaket abgeben. Darauf hin wurde den Beiden von der Lagerverwaltung mitgeteilt, sie können das Paket wieder mitnehmen und eine Handvoll Asche dazu. An diesem Schicksal ihres einzigen Kindes ist seine Mutter Maria Pölt geb. Erlacher ( * 1904 München + 1984) letztendlich zerbrochen - bis zu ihrem Tod wollte sie den Tod ihres einzigen Kindes nicht wahrhaben und bekam Weinkrämpfe, wenn die Sprache auf ihren Sohn kam.

In dem Schreiben von Gertraud Hein besuchten nach dem Krieg seine Tante Gertraud Conrad, geb. Erlacher mit ihrer Tochter Gertraud den Mithäftling Rudolf Bierle, um Näheres zu erfahren. Nach seiner Auskunft wurde Georg Pöltl noch lebend aus dem Lager abtransportiert, wohin unbekannt. Neuere Erkenntnisse sprechen davon, dass 1945 das Krematorium geschlossen war, Georg Pöltl an seiner Krankheit und Unterernährung im KZ Dachau im Alter von 16 Jahren am 4.4.1945 starb und seine Leiche in einem Massengrab in Dachau liegt.

Karoline Wittmann hat um 1940 ihre Schwester mit ihrem Schorschi im Arm auf der Akademie der Bildenden Künste in München in Öl gemalt. Vorlage war eine Zeichnung aus 1930. Dieses Bild befindet sich heute im Besitz der Bürgerstiftung für verfemte Kunst in Solingen und war im Januar 2013 in der Ausstellung im Deutschen Bundestag "Kunst in der Katastrophe" ausgestellt (Katalog Seite 30 und Abb. Seite 31) sowie im Ephrahimpalais Berlin in der Ausstellung "verfemt, verfolgt - vergessen? Kunst im Nationalsozialismus" vom 15.3.-28.7.2013. Georg Pöltl hat kein Grab, nur dieses Ölbild zeigt ihn als Baby in den Armen der Mutter. Die Unterlagen zu Georg Pöltl hat die Nachlassverwaltung von Karoline Wittmann pm.wittmann@web.de

Siehe auch

Literatur

  • Expressive Gegenständlichkeit.Schicksale Figurativer Malerei und Graphik im 20. Jahrhundert: Werke aus der Sammlung Gerhard Schneider, S.459,609-610,Abb. 580,Kettler-Kunst, ISBN 3-935019-20-3.
  • Entdeckte Moderne. Werke aus der Sammlung Gerhard Schneider. Abb. 204, S.264, Kettler-Kunst, ISBN 978-3-941100-16-9
  • Kunst in der Katastrophe. Katalog des Deutschen Bundestages,S.30, Abb. S.31, Jan. 2013