Freiheitsaktion Bayern

Die Gruppe Freiheitsaktion (oder Freiheitsaktion Bayern, FAB) wollte zwei Radiosender in Erding und München-Freimann besetzen und darüber die Bevölkerung zu freiwilligen Aufgabe und zum Widerstand gegen die NS-Einheiten aufrufen.

Hauptmann Gerngroß und seinen Leuten gelang es am 28. April 1945 die Wachmannschaften der Sender zu überrumpeln und mehrere Stunden lang zu senden. Um fünf Uhr morgens setzte sich Gerngroß in Erding selbst ans Mikrofon:

"Achtung, Achtung! Sie hören den Sender der Freiheitsaktion Bayern!
(…) Das Stichwort 'Fasanenjagd' ist durchgegeben. Arbeiter schützt Eure Betriebe gegen Sabotage durch die Nazis! Sichert Arbeit und Brot für die Zukunft!
(…) Verwehrt den Funktionären den Zugang zu Eueren Anlagen!"

Am Abend des 26. April 1945 marschierte die Panzerkompanie von Major Braun in Kirchdorf an der Amper ein und erkundete das Gelände des Senders. Zwischen 23 und 24 Uhr erteilte Rupprecht Gerngroß den Befehl, den Sender zu besetzen.

In München wurden die Gebäude des Völkischen Beobachters, der Münchner Neuesten Nachrichten und das Rathaus besetzt.

Der Freiheitsaktion Bayern gelang es in AugsburgW Kontakt zur heranrückenden US-Armee herzustellen – die letzten verteidigungsbereiten NS-Truppen werden dort entwaffnet.

Durch das Vorrücken der US-Armee und die Aufrufe der FAB ermutigt, die nach eigener, unzutreffender Darstellung schon "die Regierungsgewalt erstritten" hatte, hissten beherzte Bürger weiße Fahnen auf Kirchtürmen. Wehrmacht- und SS-Kampftrupps und Volkssturm wurden zur Aufgabe gedrängt, vereinzelt sogar entwaffnet und festgesetzt.

Mit Hilfe von SS-Einheiten schlug der NS-Gauleiter Giesler am 28. und 29. April 1945 die „Freiheitsaktion Bayern“ unter dem Hauptmann Rupprecht Gerngross blutig nieder. Wenige Stunden vor dem Einmarsch von US-Truppen wurden auf Gieslers Befehl mehr als 100 Menschen ermordet. Ein Bericht der Süddeutschen Zeitung vom 19. Dezember 1945 nennt insgesamt 150 Personen, die in München und Oberbayern im Zusammenhang mit der „Freiheitsaktion Bayern“ von den Nationalsozialisten ermordet werden. Giesler tötete sich eine Woche später selbst.

Während der Aufruf gesendet wurde, sind mehrere tausend KZ-Häftlinge unterwegs von Dachau nach Südtirol. Verwirrt und im Glauben, die NS-Herrschaft sei tatsächlich zu Ende, ergriffen die SS-Wachmänner die Flucht und überließen die Häftlinge sich selbst. Diese konnten sich in den 48 Stunden verstreuen und verstecken und überlebten das Ende der Naziherrschaft.

Literatur

  • Rupprecht Gerngross: Aufstand der Freiheits-Aktion Bayern 1945 : „Fasanenjagd“ und wie die Münchner Freiheit ihren Namen bekam ; Erinnerungen des Rupprecht Gerngross., Heidrich-Verlag, Augsburg, 1995. ISBN 3-930455-92-7
  • Ulrich Sander: Mörderisches Finale. NS-Verbrechen bei Kriegsende, 2008, ISBN 978-3-89438-388-6

Siehe auch

Weblinks

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