Flößerei

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Das Flößerdenkmal in Hinterbrühl

Die Flößerei hat eine lange Tradition. Die Geschichte der Floßfahrt auf der Isar in und durch Bayern geht angeblich auf das 12. Jahrhundert zurück. Jedenfalls existieren seit dieser Zeit Aufzeichnungen über die Flößer. Es ist gut möglich, dass es die Flößerei schon vorher gab. Zunächst waren es reine Bauholztransporte, bei denen das Holz der Flöße am Bestimmungsort verkauft wurde. Bald gab es auch damit verbundene Warentransporte, hauptsächlich als Handel von Kleinbauern in Flussnähe. Z.B. wurden für den Bau der Frauenkirche durch Jörg von Halspach in den Jahren 1468 bis 1488 für den gewaltigen Dachstuhl 147 schwerbeladene Bauholzflöße, davon 49 Zimmer- und 43 Schnittholzflöße mit insgesamt etwa 630 Festmeter Rundholz benötigt.

Im 15. Jahrhundert schlossen sich gewerbsmäßige Flößer zu festen Gemeinschaften zusammen und übernahmen die Frachtzustellungen auf dem Wasser quasi nach Fahrplan. Daraus entstand die Flößerzunft. Die Isar und Donau bildete so eine Hauptverkehrsader bis Wien und Budapest. Nach Wien war im Sommer für Passagiere die Abfahrtszeit z.B. jeden Montag um 12.30 Uhr. Mitte des 19. Jahrhunderts erlebte die Flößerei dann mit der Industrialisierung noch einen Höhepunkt, als über 8000 Flöße jährlich nach München schwammen.

Doch mit den neu entwickelten Verkehrsmitteln, den Dampfschiffen und der Eisenbahn kam die Wende für diese Zunft. Für die Flößer war (fast) das Ende ihres Berufsstandes gekommen. Mit dem Ausbau der Straßen ging die Nutzung der Floße immer mehr zurück. Die Isartalbahn, die 1891 zwischen München und Wolfratshausen in Betrieb ging, ersetzte letztendlich das Floß als Transportmittel. 1922 fuhr das letzte Floß von Wallgau nach München. Daran erinnert auch das Flößerdenkmal „Der Isarflößer“ in München/Thalkirchen. Heute leben einige Flößer noch als Ausflugsunternehmer und Touristenattraktion.

Einige Fachbegriffe

Floßlände, Trift oder Schwemmen statt Flößerei und das Ordinari, das regelmäßige Reisefloß. Sankt Nikolaus ist natürlich auch der Floßpatron. Und schon damals war es bei Strafe verboten, am Ruder "berauschte Personen, Weiber oder Knaben zu verwenden".

Die traditionelle "Eisfahrt" Mitte September beendet die Floßsaison.

Geschichte der Isar-Floßfahrten

In den Aufzeichnungen über das Bayern der 12. Jahrhunderts wurden Isar Floßfahrten zum ersten Mal erwähnt und spielten in der Zeit des ersten wirtschaftlichen Wachstums eine entscheidende Rolle. Durch die Gründung von München (anno 1158) und Landshut (anno 1204) wurde die Isar in der Wichtigkeit ihrer Rolle als Hauptverkehrsweg nur noch bestärkt.

Im 15. Jahrhundert wurde eine Flößerzunft mit einem Floßmeister als Vorstand gegründet. Die Isar entwickelte sich zum wichtigsten Wasserverkehrsweg, auf welchem die Flöße sogar bis nach Budapest oder Wien gelangten.

Bis 1880 erlebte die Isar Floßfahrt, dank der Industrialisierung, eine wahre Blütezeit. In einigen Jahren wurden in München über 8000 Flöße registriert, doch dies hielt nicht lange an. Durch die Wende des Passagier- und Warentransports, welche mit der Eisenbahn und Dampfschiffen kam, wurden zahlreiche Flößer arbeitslos.

Mit dem Ausbruch des 2. Weltkriegs fanden die Isar Floßfahrten ein abruptes Ende, woraufhin ein Flößerdenkmal in Hinterbühl errichtet wurde. Nur drei Flößerfamilien haben heute noch die Rechte zum Befahren der Isar und des Kanals.

Um München mit Strom zu versorgen, wurde zu Beginn des Dritten Reiches der Isarkanal gebaut, doch Floßfahrten wurden fast nur noch zum Vergnügen gemacht. Diese Isar Floßfahrten passten jedoch gut in das national-sozialistische Konzept und wurden somit als traditionell bayerische Freizeitaktivität wiederentdeckt.

Floß bei Schäftlarn auf dem Isarkanal (2008)

Ursprünglich waren die Isar Floßfahrten ab Lenggries möglich, allerdings änderte sich dies mit dem Bau der Wasserkraftwerke am Walchensee und am Sylvensteinspeicher. Heute beginnen die beliebten Fahrten in Wolfratshausen und enden in Thalkirchen. Die Flößerzunft besteht bis heute und auch einen Floßmeister gibt es noch immer. Dieser bildet sogar noch selbst die Floßführer aus.

Floßrutschen

An den Floßrutschen oder Floßgassen können Höhendifferenzen mit Flößen ohne Schleuse überwunden werden. Es gibt drei große Floßrutschen.

  • Die erste Floßgasse beim Isarkraftwerk Mühltal ist die größte Europas mit einer Länge von 365 m und einem Höhenunterschied von 18 m.
  • Bei der 2. Rutsche in Baierbrunn beträgt der Höhenunterschied 9 m.
  • Die 3. Rutsche in Pullach hat einen Höhenunterschied von 11 m.

Eine weitere gab es unterhalb der Widenmayerstraße. Davor überspannte die innere Maximiliansbrücke in drei Segmentbögen den linken Isararm, von denen der eine eine Spannweite von rund 8,0 m und eine Pfeilhöhe von 2,0 m hatte. Durch diese kleinere Öffnung führte die so genannte Wienerfloßgassn, genannt nach dem Ziel der nach Plan schwimmenden "Fernflöße". Sie wurde aber bereits im vergangenen Jahrhundert abgebaut.

Länden in München

Die "Untere Lände" war nördlich der Ludwigsbrücke sozusagen der Haupthafen für die Flöße, insbesondere für den Richtung Donau abgehenden Verkehr (eingezeichnet auch bei Tobias Volckmers Stadtplan).

Die "Obere Lände" am Westermühlbach wurde ebenfalls im 13. Jahrhundert angelegt. Die Holz- und die Baumstraße erinnern an sie. Sie war nicht für den Floß-Transit verwendbar. Die Müller, Bäcker und Brauer hatten dort ihre Brennholzlagerplätze.

Heute noch genutzt wird die 1899 gebaute Zentrallände in Thalkirchen am Ende des Ländkanals.

Weblinks

Historisches

  • Franz Freisleder: Reißende, reizende, reiche Isar. SZ vom 31. Aug. 2008 ("Auf dem Höhepunkt der Isarflößerei, zwischen 1860 und 1877, kommen jährlich acht- bis zehntausend Flöße nach oder durch München. … Die Isarregulierung von 1886 mit ihren Kaimauern zwischen Maximilians- und Ludwigsbrücke bedeutet das Ende für die traditionsreiche "Untere Lände". Auch die anderen Anlegeplätze verschwinden. …")

Siehe auch